John Grisham : Der Klient
Inhaltsangabe
Kritik
Der Selbstmörder
Die 27-jährige Arbeiterin Dianne Sway lebt seit der Scheidung von ihrem gewalttätigen Ehemann mit ihren elf bzw. acht Jahre alten Söhnen Mark und Ricky in einem Wohnwagen auf den Tucker Wheel Estates in Memphis/Tennessee.
Während sie bei Ark-Lon Fixtures arbeitet, rauchen Mark und Ricky heimlich in einem Waldstück. Sie haben erst zwei oder drei Züge genommen, als auf einer nahen Lichtung ein Auto hält. Die Kinder beobachten einen Mann, der einen Gartenschlauch in den Auspuff steckt, das andere Ende ins Wageninnere legt und sich dann wieder hinters Lenkrad setzt.
Beim Versuch, den Schlauch aus dem Auspuff zu ziehen und den Selbstmord des Fremden zu verhindern, wird Mark plötzlich gepackt. Der Lebensmüde zerrt ihn ins Auto und verriegelt die Türen.
Der schwitzende dicke Mann trinkt Whisky aus der Flasche. Er heiße Jerome („Romey“) Clifford, sagt er, sei ein 44-jähriger Rechtsanwalt aus New Orleans und wolle sich nun hier an seinem Geburtsort das Leben nehmen. Andernfalls würde ihn sein Klient Barry („das Messer“) Muldano töten, weil er weiß, wo der Mafioso die Leiche des von ihm ermordeten Senators Boyd Boyette aus New Orleans versteckt hat. Romey verrät Mark auch, wo Boyettes sterbliche Überreste liegen.
„In fünf Minuten sind wir tot“, verkündete der Anwalt und hob wieder die Flasche an die Lippen. „Nur du und ich, Junge. Ab zum großen Zauberer,“
Der Mafia-Anwalt ist bereits zu benommen, um den Elfjährigen an der Flucht aus dem Wagen hindern zu können. Schließlich steigt er aus, schiebt sich den Lauf eines Revolvers in den Mund und drückt ab.
Der Zeuge
Nachdem Mark seinen durch das Erlebnis verstörten Bruder zum Wohnwagen gebracht und die Polizei anonym alarmiert hat, kehrt er in den Wald zurück.
Dort ist die Polizei mit der Spurensuche beschäftigt. Sergeant Milo Hardy vom Memphis Police Department ertappt den Jungen. Mark gibt zu, die Polizei angerufen zu haben. Er und Ricky hätten den Toten gefunden, behauptet er und leugnet, den Selbstmörder lebend gesehen zu haben.
Ricky liegt nur noch mit dem Daumen im Mund apathisch da. Obwohl Dianne Sway nicht krankenversichert ist, muss sie den Achtjährigen ins St. Peter’s Charity Hospital bringen, wo Dr. Greenway eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Weil Dianne wegen ihres kranken kleinen Sohnes nicht zur Arbeit kann, wird sie von ihrem Chef Chester Tanfill rücksichtslos entlassen.
Sergeant Hardy vermutet, dass die Kinder schon früher am Tatort waren. Der Selbstmörder könnte mit ihnen geredet haben. Vielleicht verriet der Mafia-Anwalt sogar, wo sein Klient Barry Muldano die Leiche des ermordeten Senators verscharrt hat. Deshalb fliegt der in New Orleans amtierende Bundesstaatsanwalt J. Roy Foltrigg ein, der Barry Muldano als Mörder des Senators überführen will, dazu aber erst einmal die Leiche finden muss.
Keine Leiche, kein Obduktionsbefund, keine ballistische Untersuchung, keine bluttriefenden Fotos, die man im Gerichtssaal schwenken und der Jury unter die Nase halten konnte.
Während sich die Polizei von dem elfjährigen Zeugen Hinweise erhofft, die helfen könnten, den spektakulären Mordfall in New Orleans aufzuklären, befürchtet Barry Muldano, dass Romey vor seinem Suizid mit dem Jungen geredet haben könnte. Er ersetzt seinen toten Anwalt durch Willis Upchurch und schickt Paul Gronke nach Memphis. Der befreundete Gangster soll sicherstellen, dass Mark nichts ausplaudert. Im Krankenhaus macht sich Gronke an ihn heran und schüchtert ihn ein. Außerdem wird Dianne Sways Wohnwagen abgefackelt.
Die Anwältin
Mark, der von der Mafia bedroht und von der Polizei unter Druck gesetzt wird, sucht nach juristischem Beistand und gerät dabei zufällig in die Kanzlei der erst seit vier Jahren praktizierenden Rechtsanwältin Regina („Reggie“) Love und ihres Mitarbeiters Clint Van Hooser. Die 52-Jährige übernimmt das Mandat pro bono.
Der FBI-Agent Larry Trumann und Jason McThune, der FBI-Chef in Memphis, vernehmen den Elfjährigen im Krankenhaus ohne dessen bei Ricky am Bett sitzende Mutter und täuschen ihm dabei vor, es handele sich lediglich um ein inoffizielles Gespräch. Weil die Polizei Marks Fingerabdrücke am und im Wagen des Mafia-Anwalts sichergestellt hat, muss er zugeben, Romey Clifford lebend gesehen zu haben, aber aus Furcht vor der Mafia leugnet er weiterhin, etwas von dem Selbstmörder erfahren zu haben.
Der mit Reggie befreundete Jugendrichter Harry Roosevelt holt Mark bei einer Anhörung in den Zeugenstand, aber der verzweifelte Junge verweigert auch hier die Aussage. Der Richter lässt den Jungen formal wegen Missachtung des Gerichts in Haft nehmen. Tatsächlich tut er das, um Mark vor der Mafia zu schützen.
Um den Zeugen unter seine Kontrolle zu kriegen, sorgt Roy Foltrigg dafür, dass Mark, aber auch dessen Mutter und dessen Rechtsanwältin aus Memphis vor ein Gericht in New Orleans geladen werden.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
New Orleans
Reggie verhindert die Zustellung ihrer Vorladung und versteckt sich bei Clint. Mark simuliert in seiner Zelle eine posttraumatische Belastungsstörung wie bei seinem jüngeren Bruder und wird daraufhin zum Krankenhaus St. Peter gebracht. Dort versteckt er sich in der Leichenhalle, verabredet sich telefonisch mit Reggie und steigt dann zu ihr in das Auto, das sie sich von Clint geliehen hat.
Sie fahren nach New Orleans, denn Mark will in Romeys Garage nachsehen, ob sich dort wirklich die Leiche des Senators befindet. Wäre es nämlich nicht der Fall, wüsste Mark nichts Brauchbares für die Polizei und der Mörder müsste nichts mehr von ihm befürchten.
„Wenn sie nicht da ist, bin ich aus dem Schneider und kann wieder ganz normal leben.“
Als sich Mark der Garage im Dunkeln nähert, hört er Geräusche: Drei Mafiosi sind bereits dabei, die flüchtig einbetonierte Leiche zu bergen, um sie in ein anderes Versteck zu bringen. Um die Gangster daran zu hindern, den Toten erneut verschwinden zu lassen, wirft Mark mit einem Stein ein Fenster der benachbarten Villa ein und weckt damit den Bewohner Ballantine, der mit seiner Schrotflinte einen Schuss abgibt und damit in dem von paranoiden Reichen bewohnten Viertel sofort Alarm auslöst, während seine Frau Wanda die Polizei anruft.
Die Mafiosi fliehen.
Reggie Love ruft noch in der Nacht Larry Truman an und teilt ihm mit, dass sie jetzt wisse, wo die Leiche des ermordeten Senators versteckt sei. Sie verabredet sich mit ihm und K. O. Lewis im rund um die Uhr geöffneten Raintree Inn, um ihnen einen Deal vorzuschlagen: Dianne, Mark und Ricky Sway werden in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Auch Lewis‘ Vorgesetzter F. Denton Voyles, der FBI-Direktor in Washington stimmt der Abmachung zu. Mit einem Privatjet des FBI holt man Dianna, Ricky und dessen Arzt Dr. Greenway aus Memphis. Nach der Landung in New Orleans geht auch Mark an Bord. Und sobald die Maschine nach Phoenix gestartet ist, verrät Reggie dem FBI, wo die Leiche des Senators zu finden ist.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Wie auch in seinen anderen Romanen leuchtet John Grisham in „Der Klient“ erstaunliche Aspekte des Justizwesens in den USA aus. Sie betreffen sowohl gesetzliche Regelungen als auch die Praxis der Rechtsprechung.
Bei „Der Klient“ geht es vor allem um den elfjährigen Mark, der nicht nur Zeuge der Selbsttötung eines Anwalts geworden ist, sondern außerdem weiß, wo die Leiche eines von der Mafia ermordeten Senators versteckt ist. FBI und Staatsanwaltschaft kennen zwar den Mörder, aber ohne Leiche können sie ihm das Verbrechen nicht nachweisen. Skrupellose Beamte versuchen deshalb, das Kind nicht nur unter Druck zu setzen, sondern außerdem mit Tricks zum Reden zu zwingen. Mark weigert sich jedoch, sein Wissen preiszugeben, weil er von den Gangstern bedroht wird und um sein Leben fürchtet. Um das Dilemma des von einer beherzten Anwältin und einem wohlmeinenden Jugendrichter unterstützten Jungen dreht sich der Roman. John Grisham prangert in „Der Klient“ vor allem egoistische Karrieristen, rücksichtslose Behörden und missbräuchliche Gesetze an.
Obwohl „Der Klient“ alles andere als ein Reißer voller Action ist, handelt es sich um eine spannenden Lektüre. John Grisham versteht es, die Zusammenhänge logisch und anschaulich darzustellen. Weniger Mühe gibt er sich, die Romanfiguren differenziert zu charakterisieren. Bis auf die beiden Hauptpersonen Mark und Reggie bleiben die Figuren eindimensional.
Noch im Jahr der Buchveröffentlichung von „The Client“ (1993) verfilmte Joel Schumacher den Roman: „Der Klient“. Weniger erfolgreich war die 1995/96 gedrehte Fernsehserie mit JoBeth Williams in der Rolle der Rechtsanwältin Reggie Love und John Heard als ihren Gegenspieler Roy Foltrigg.
Den Roman „Der Klient“ von John Grisham gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Charles Brauer (ISBN 978-3-8371-2135-3).
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2020
Textauszüge: © Hoffmann und Campe Verlag
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