Pusher

Pusher

Pusher

Pusher – Originaltitel: Pusher – Regie: Nicolas Winding Refn – Drehbuch: Jens Dahl, Nicolas Winding Refn – Kamera: Morten Søborg – Schnitt: Anne Østerud – Musik: Povl Kristian, Peter Peter – Darsteller: Kim Bodnia, Mads Mikkelsen, Zlatko Burić, Slavko Labovic, Laura Drasbæk u.a. – 1996; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Frank und Tonny dealen in Kopenhagen mit Drogen, die sie von dem serbischen Gangster Milo beziehen, wobei sie die Ware erst nach dem Weiterverkauf bezahlen müssen. Bei einem Deal Franks taucht Polizei auf. Er flüchtet. Zwei Polizisten verfolgen ihn, aber bevor sie ihn festnehmen können, schüttet er die 200 Gramm Heroin, die er bei sich hat, ins Meer. Weil ihm deshalb nichts nachgewiesen werden kann, kommt er bald wieder frei. Milo verlangt jedoch ultimativ Geld ...
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Kritik

Um die harte Realität möglichst glaubhaft darzustellen, ließ Nicolas Winding Refn den grausamen Drogenthriller "Pusher" mit einer Handkamera und ohne Scheinwerfer drehen. Auch die Charaktere sind sehr überzeugend.
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Montag

Frank (Kim Bodnia) und Tonny (Mads Mikkelsen) dealen in Kopenhagen mit Drogen, die sie von dem serbischen Gangster Milo (Zlatko Burić) erhalten und erst nach dem Verkauf bezahlen müssen.

Hin und wieder schläft Frank mit Vic (Laura Drasbæk), die in einem Nachtklub tanzt. Als Tonny ihn fragt, ob er sie liebe, verneint er: „Ich liebe doch kein Flittchen.“

Dienstag

Ein Schwede, der Frank im Gefängnis kennengelernt hat, spricht ihn an. Er fragt nach 200 Gramm Heroin. Frank redet kurz mit Milo und einigt sich mit ihm auf einen Abgabepreis, der Frank eine ordentliche Handelsspanne lässt. Der Plan sieht vor, dass er die Ware am Mittwochmittag holt und das Geld dafür am frühen Nachmittag bringt. Milo weist Frank darauf hin, dass dieser bei ihm bereits mit 50 000 Kronen in der Kreide steht und verlangt eine baldige Tilgung.

Mittwoch

Frank trifft sich mit dem Schweden auf einem Parkplatz und steigt zu ihm und dem Begleiter ins Auto. Als ein Streifenwagen die Straße blockiert, entreißt Frank dem Schweden die Tüte Heroin und rennt los. Er schafft es bis zur Mole. Dort springt er ins Wasser und leert die Tüte aus, bevor ihn die beiden Polizisten, die ihn verfolgt haben, festnehmen.

Donnerstag

Die Polizisten haben zwar gesehen, dass Frank eine Tüte mit weißem Staub ins Wasser schüttete und wegwarf, können ihm jedoch nichts nachweisen und dürfen ihn deshalb nicht länger als 24 Stunden festhalten. Nach mehreren Vernehmungen, in denen er schweigt, lassen sie ihn mittags frei.

Weil Frank bei der Polizei erfahren hat, dass Tonny gegen ihn ausgesagt hat, sucht er als erstes nach ihm, findet ihn in einer Kneipe und schlägt ihn brutal und blindwütig zusammen.

Erst dann meldet er sich bei Milo und berichtet, was geschehen ist. Das Heroin ist weg, und Geld hat Frank auch keines. Milo legt die Höhe seiner Schulden willkürlich auf 230 000 Kronen fest und gibt ihm 24 Stunden Zeit, sie zu begleichen.

Frank fährt daraufhin mit Milos Bodyguard Radovan (Slavko Labovic) zu einem Drogensüchtigen (Thomas Bo Larsen), der ihm Geld schuldet. Allerdings hat der Junkie auch nichts. Radovan drückt ihm eine Pistole in die Hand und fordert ihn auf, eine Bank zu überfallen. Der Junkie sieht daraufhin keinen anderen Ausweg, als sich den Lauf der Waffe in den Mund zu schieben und abzudrücken.

Die Nacht verbringt Frank bei Vic, ohne sie anzurühren. Sie spritzt sich Heroin.

Freitag

Frank telefoniert mit Milo und erklärt ihm, dass er an diesem Tag nicht mehr zu ihm kommen werde. Der Gangster stellt ihm ein Ultimatum: Mindestens 50 000 Kronen bis Samstag, oder er werde nicht mehr laufen können. Frank weiß, was das bedeutet, denn Radovan hat ihm erzählt, wie er einem Mann, der Milo 30 000 Kronen schuldig blieb, mit einem Messer die Kniescheibe herausnahm.

Abends sitzt Frank vor Vics Fernsehgerät, und als sie sich im zärtlich nähert, schleudert er sie von sich, weil sie ihm die Sicht auf den Bildschirm genommen hat.

Samstag

Am Morgen füllt Frank etwas Laktose in eine Tüte ab. Auf der Straße begegnen er und Vic einer Blondine namens Rita (Lisbeth Rasmussen), die mit Drogen dealt, die sie von Frank bekommt. Von ihr lässt Frank sich ein Heroin-Päckchen geben. Als Radovan mit einem Komplizen auftaucht, versucht Frank zunächst, ihnen die Laktose als Heroin unterzuschieben, aber darauf fällt Radovan nicht herein. Frank tut so, als habe er Spaß gemacht und gibt ihm die Tüte, die er von Rita bekam. Radovan merkt jedoch, dass es sich dabei um Backpulver handelt. Während sein Komplize Frank ein Messer an die Kehle hält, setzt Radovan dem Schuldner noch eine letzte Frist von zwei Stunden.

Nachdem Frank auch bei einem weiteren Schuldner nichts holen konnte, besucht er seine Mutter (Gyda Hansen). Sie gibt ihm alles, was sie hat: 6000 Kronen.

Mit vorgehaltener Pistole zwingt er den Leiter eines Fitness-Centers, ihm das ganze Bargeld auszuhändigen.

Dann geht er zu Milo. Der lässt sich von Frank die Autoschlüssel geben und schreibt ihm für den Wagen 60 000 Kronen gut. Für die Uhr und die Halskette, die er ihm abnimmt, rechnet er je 500 Kronen an. Das reicht bei weitem nicht. Frank hat sich allerdings mit einem anderen Dealer in einem Hotel verabredet. Seine Absicht ist es, den Verkäufer mit der Bezahlung hinzuhalten und Milo mit der Ware zu bezahlen. Durch einen Anruf im Hotel erfährt er jedoch, dass der andere Pusher nicht da ist. Daraufhin lässt Milo ihn von Radovan zusammenschlagen. Anschließend drückt Radovan dem Wehrlosen die beiden blanken Drähte eines Kabels auf die nackte Brust und verabreicht ihm einen Stromschlag. Als Radovan und Milos zweiter Leibwächter versuchen, Frank einen Finger mit einer Zange abzukneifen, kriegt dieser eine Pistole zu fassen, schießt einen der beiden Männer nieder und flieht.

Zuflucht sucht er bei Vic.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Sonntag

Frank erklärt Vic, er müsse untertauchen und schlägt ihr vor, mitzukommen. Sie möchte gern nach Spanien, und er stimmt zu. Da keimt in Vic die Hoffnung auf, dass Frank zu einem gemeinsamen Leben mit ihr in Spanien bereit sei.

Sie nehmen sich erst einmal ein Taxi. Vor dem Eingang eines Bordells lässt Frank den Fahrer halten. Er geht hinein, betritt unbemerkt eines der Zimmer und raubt Geld. Eine Prostituierte und einen Mann, die ihn dabei ertappen, hält er mit einer Pistole auf Distanz.

Kurz darauf gelingt es ihm noch, 12 Gramm Heroin für 9000 Kronen zu verkaufen.

Milo ruft an. Es sei bereits zu viel Staub aufgewirbelt worden, meint er und fragt dann, welchen Betrag Frank inzwischen aufgebracht habe. Es sind 70 000 Kronen. Die soll Frank ihm bringen. Dann seien sie quitt, versichert Milo.

Erleichtert erklärt Frank seiner Begleiterin, er müsse doch nicht untertauchen. „Und was soll ich im Scheiß-Spanien?!“ Da begreift Vic, dass ihre Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft eine Illusion war. Während er telefoniert und abgelenkt ist, zieht sie ihm das Geldbündel aus der Tasche, läuft damit auf die Straße und springt in ein Auto. Frank bleibt ohne Geld zurück.

Vermutlich hätte ihm aber auch das Abliefern der 70 000 Kronen bei Milo nichts geholfen, denn der lässt den Fußboden bereits von Radovan mit einer Plastikplane abdecken.

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Die Grundzüge des Plots von „Pusher“ soll Nicolas Winding Refn bereits für einen Kurzfilm verwendet haben, mit dem er sich bei der dänischen Filmhochschule in Kopenhagen (Den Danske FIlmskole) bewarb. Jens Dahl schrieb mit ihm zusammen dann das Drehbuch des abendfüllenden Films.

Unter einem Pusher versteht man einen Drogendealer. Und bei dem Film handelt es sich denn auch um einen grausamen Drogenthriller über einen Dealer, der gewaltig unter Druck steht. Was Nicolas Winding Refn in „Pusher“ zeigt, ist eine von Geld und Gewalt beherrschte Welt der Machos.

Um die harte Wirklichkeit möglichst glaubhaft darzustellen, wurde mit Handkameras gedreht und auf Scheinwerfer verzichtet. Die Bilder sind teilweise so dunkel, dass sich kaum Gesichter erkennen lassen.

Zwei Wochen vor Drehbeginn kam Nicolas Winding Refn zu dem Schluss, dass der für die Hauptrolle vorgesehene Schauspieler keine gute Besetzung sei. Im letzten Augenblick sprang Kim Bodnia ein. Es heißt, mit seiner gespielten Aggressivität habe er vor allem die in „Pusher“ eingesetzten Laiendarsteller überrascht.

Mads Mikkelsen ist in „Pusher“ in seiner ersten größeren Rolle zu sehen. (In „Pusher II“ spielt er die Hauptrolle.)

Sehr überzeugend ist auch der aus Kroatien stammende Schauspieler Zlatko Burić, der einen schmierigen serbischen Gangster verkörpert.

Die Produktion kostete gerade einmal 6 Millionen dänische Kronen (etwa eine dreiviertel Million Euro).

In Deutschland kennt man den Film auch mit dem zynischen Untertitel „Du hast keine Chance – nutze sie!“

2004/05 erweiterte Nicolas Winding Refn „Pusher“ zur Trilogie. „Pusher II“ handelt von Tonny, „Pusher 3“ von Milo.

Originaltitel: Pusher II – Regie: Nicolas Winding Refn – Drehbuch: Jens Dahl, Nicolas Winding Refn – Kamera: Morten Søborg – Schnitt: Anne Østerud – Musik: Lol Hammond, Peter Peter – Darsteller: Mads Mikkelsen, Leif Sylvester, Anne Sørensen, Øyvind Hagen-Traberg, Kurt Nielsen, Karsten Schrøder, Maria Erwolter, Zlatko Burić, Ilyas Agac, Lenina Christiansen, Sven Erik Eskeland Larsen u.a. – 2004; 100 Minuten

Originaltitel: Pusher 3 – Regie: Nicolas Winding Refn – Drehbuch: Nicolas Winding Refn – Kamera: Morten Søborg – Schnitt: Anne Østerud – Musik:Peter Peter – Darsteller: Zlatko Buric, Marinela Dekic, Slavko Labovic, Ramadan Huseini, Jlyas Agac, Kujtim Loki, Vanja Bajicic u.a. – 2005; 100 Minuten

Der spanische Regisseur Luis Prieto drehte 2012 ein Remake von „Pusher“.

Originaltitel: Pusher – Regie: Luis Prieto – Drehbuch: Matthew Read, nach dem Drehbuch „Pusher“ von Nicolas Winding Refn und Jens Dahl – Kamera: Simon Dennis – Schnitt: Kim Gaster – Musik: Orbital – Darsteller: Richard Coyle, Agyness Deyn, Bronson Webb, Mem Ferda, Zlatko Buric u.a. – 2012; 90 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

Drogenmissbrauch

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.