Largo Winch

Largo Winch

Largo Winch

Largo Winch. Tödliches Erbe – Originaltitel: Largo Winch – Regie: Jérôme Salle – Drehbuch: Julien Rappeneau und Jérôme Salle, nach Comics von Jean Van Hamme und Philippe Francq – Kamera: Denis Rouden – Schnitt: Richard Marizy – Musik: Alexandre Desplat – Darsteller: Tomer Sisley, Kristin Scott Thomas, Miki Manojlovic, Mélanie Thierry, Gilbert Melki, Karel Roden, Steven Waddington, Anne Consigny, Radivoje Bukvic, Nicolas Vaude, Benedict Wong u.a. – 2008; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Der Industrielle Nerio Winch wird in Hongkong ermordet. Daraufhin kündigt der frühere Waffenhändler Mikhail Korsky die Übernahme des verwaisten Konzerns an. Ann Ferguson, die kommissarisch den Vorstandsvorsitz übernommen hat, gibt jedoch bekannt, Winch habe einen Adoptivsohn, von dem bisher niemand wusste, als Alleinerben eingesetzt. Der Abenteurer Largo Winch macht sich zwar nichts aus den 20 Milliarden, aber er will das Firmenimperium retten – und gerät dabei in tödliche Gefahr ...
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Kritik

Wenn man nicht so sehr auf die Plausibilität der Handlung achtet, ist "Largo Winch. Ein tödliches Erbe" ein recht kurzweiliges und spannendes Action-Spektakel mit einem rasanten Wechsel der Schauplätze über Kontinente hinweg.
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Nerio Winch (Aidan Aquilina / Andre Agius / Miki Manojlovic), einer der reichsten Männer der Welt, treibt am 19. September 2008 tot im Victoria Harbour von Hongkong. Die Polizei geht davon aus, dass der 75-Jährige ins Wasser fiel und ertrank, weil ihm an Bord seiner Yacht schwindelig geworden war. (Als Zuschauer wissen wir, dass ihn ein Taucher von Bord riss und ertränkte.)

Die Meldung erschüttert die Märkte. Der Russe Mikhail Korsky (Karel Roden), der sein Vermögen mit Waffengeschäften machte, sich aber inzwischen als seriöser Geschäftsmann gibt, kündigt seine Absicht an, die verwaiste Firmengruppe zu übernehmen. Ann Ferguson (Kristin Scott Thomas), die kommissarisch die Firmenleitung übernommen hat, gibt jedoch bekannt, was sich bei der Testamentseröffnung durch den Notar Jacques Wallenberg (André Oumansky) herausstellte: Nerio Winch hatte heimlich einen Adoptivsohn, und der ist nun Alleinerbe des auf 20 Milliarden Dollar geschätzten Vermögens.

Tatsächlich hatte Nerio Winch am 21. April 1981 einen Jungen aus einem Waisenhaus in Jugoslawien adoptiert und zu dem befreundeten Ehepaar Hannah und Josip (Anne Consigny, Ivan Marevich) auf einen Bauernhof in Kroatien gebracht, und die beiden zogen Largo Winch (Jake Vella / Kerian Mayan/ Benjamin Siksou / Tomer Sisley) zusammen mit einem gleichaltrigen Jungen namens Goran (Julian De Gorgio / Léo-Paul Salmain / Warren Jacquin / Radivoje Bukvic) auf.

Nerio Winch stammte selbst aus prekären Verhältnissen. Sein Vater (Lubomir Misak) war alkoholkrank und gewalttätig. Als Nerio 13 Jahre alt wurde, half er ohne Wissen seiner Eltern in einem Laden, bis er sich von dem verdienten Geld ein Schnappmesser kaufen konnte. Damit bedrohte er den Vater, sobald dieser wieder auf die Mutter (Angele Galea) einprügelte – und verschaffte sich auf diese Weise Respekt.

Der inzwischen 27-jährige Largo Winch wurde allerdings an dem Tag, an dem sein Adoptivvater ermordet wurde, in Brasilien verhaftet und eingesperrt. Eine junge Frau namens Lea (Mélanie Thierry), die er vor einer Vergewaltigung zu retten glaubte, ging mit ihm ins Bett und injizierte ihm dann ein Schlafmittel. Als er wieder zu sich kam, drangen Polizisten ins Zimmer ein und fanden Drogen in einem Schrank. Offenbar war Largo Winch von der Unbekannten hereingelegt worden.

Freddy Kaplan (Gilbert Melki), ein langjähriger Vertrauter von Nerio Winch, fliegt nach Brasilien, um Largo Winch aus dem Gefängnis zu holen. Aber der bricht am selben Tag aus und flieht dann mit Freddy, der ihm die Nachricht vom Tod seines Adoptivvaters überbringt, aus dem Land.

Nerios Butler Gauthier (Nicolas Vaude) weckt Largo am nächsten Morgen an Bord der noch immer im Victoria Harbour ankernden Yacht.

Ann Ferguson präsentiert den Alleinerben den übrigen Mitgliedern der Firmenleitung. Weil niemand Largo Winch zuvor gesehen hat, werden Zweifel geäußert. Möglicherweise handele es sich um einen Betrüger, meint Wiliam Kwan (Benedict Wong).

Alexander Meyer (David Gasman), der Leiter der Finanzabteilung, wird während des Meetings von einem Unbekannten erschossen. Largo Winch und der Sicherheitschef Stephan Marcus (Steven Waddington) verfolgen den Täter durch die Korridore des Bürogebäudes. Sie vermuten ihn in einer Toilette, aber als sie die Türe einer Kabine aufreißen, sitzt nur die Sekretärin Miss Pennywinkle (Elizabeth Bennett) vor ihnen. Rasch stellt sich heraus, dass Alexander Meyer für den Konkurrenten Mikhail Korsky spionierte.

Im Kreis der Firmenleitung schlägt Ann Ferguson vor, Korsky mit einem Übernahmeangebot für dessen Firmenimperium zu überraschen und auf diese Weise die Pläne des Russen zu durchkreuzen. Das erforderliche Kapital soll Wiliam Kwan vorstrecken. Der zögert, bis Largo Winch die zehn Aktien als Sicherheit anbietet, die sein Adoptivvater an einem jetzt nur noch ihm bekannten Ort hinterlegt hat. Das Aktienpaket entspricht 65 Prozent der Unternehmensanteile.

Um sie zu holen, fliegt Largo am 22. September nach Kroatien und besucht seine inzwischen verwitwete Pflegemutter. Während er mit einem Boot unterwegs ist, wird Hanna von Stephan Marcus und drei weiteren Männern (Patrick Vo, Audrey Ottaviano, Pascal Guillemin) überwältigt, die offenbar eine Kreditkarte Largos orteten. Ohne etwas von seinen Verfolgern zu wissen, betritt Largo die Ruinen eines seit 1908 verlassenen Klosters auf einem kleinen Atoll. Als er den versteckten Wandsafe öffnet, überfallen ihn Marcus und seine Männer. Largo springt durch ein geschlossenes Fenster und rennt davon. Nachdem Marcus dem Tresor die Aktien entnommen hat, versucht er den Flüchtenden vom Hubschrauber aus zu erschießen. Largo will sich durch einen Sprung von den Klippen retten, wird aber im freien Fall von einem Projektil in die Schulter getroffen.

Eine Jugendfreundin namens Melina (Danica Cesljevic / Bojana Panic) versorgt die Wunde.

Als Largo Winch zum Haus seiner Pflegeeltern zurückkommt, findet er Hanna tot vor, und das Gebäude steht in Flammen.

Largo ruft Freddy Kaplan an. Der Vertraute seines Adoptivvaters soll ihn mit dem Privatjet abholen.

Freddy wendet sich zunächst an Stephan Marcus, von dem er vermutet, dass er zu Largo Winchs Feinden zählt. Er wisse, wo der Firmenerbe zu finden sei, sagt er. Marcus entgegnet, Largo sei tot, aber Freddy versichert ihm, dass er sich irrt. Sein Geheimnis will er allerdings nicht Marcus verraten, sondern nur dessen Auftraggeber. Also führt Marcus ihn zu – Ann Ferguson. Sie gibt zu, dass sie den krebskranken Nerio Winch ermorden ließ und dessen Adoptivsohn in eine Falle lockte, um in den Besitz des Aktienpakets zu kommen. Sie habe dies im Interesse der Firma getan, behauptet Ann Ferguson. Als Gegenleistung für die Information, wo Largo Winch zu finden ist, verlangt Freddy Auskunft über Anns Geschäftspläne, um seine Aktienspekulationen darauf abstimmen zu können.

Largo Winch sieht eine Privatmaschine landen. Aber nicht Freddy steigt aus, sondern Mikhail Korsky. Dessen inzwischen untergetauchte Geliebte Naomi – niemand anderes als die Frau, die Largo in Brasilien hereinlegte – arbeitete heimlich für Ann Ferguson. Inzwischen ist sie verschwunden. Anns Plan sah vor, dass Korsky das Unternehmen nach Nerios Ermordung angreifen würde. Dadurch konnte sie Largo dazu bringen, sie zu dem Versteck des Aktienpakets zu führen. Und nun beabsichtigt sie, sowohl Nerios Firmengruppe als auch Mikhail Korskys Konzern an sich zu reißen. Das soll auf der Hauptversammlung am nächsten Tag beschlossen werden.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Korsky bringt Largo Winch nach Hongkong zurück, damit der Firmenerbe Anns Pläne auf der Hauptversammlung durchkreuzen kann.

Am Flughafen in Hongkong steigt Largo in eine Limousine. Am Steuer sitzt Naomi. Sie verriegelt die Türen und ruft Marcus an, um ihm mitzuteilen, dass sie den Gesuchten in ihrer Gewalt habe. Aber Largo überwältigt sie, wirft sie aus dem Wagen und versucht Marcus abzuhängen, der ihn verfolgt. Largo flieht zu Fuß, springt von einer Brücke auf das Dach eines fahrenden Busses und schleicht sich unbemerkt in das streng bewachte Hotel, in dem die Hauptversammlung stattfindet.

Dort trifft er auf Goran, der mit ihm zusammen aufwuchs und den er für den leiblichen Sohn seiner Pflegeeltern hielt. Jetzt klärt Goran ihn darüber auf, dass Nerio am 21. April 1981 nicht nur einen, sondern zwei Waisenknaben adoptiert und beide Hanna und Josip anvertraut habe. Goran fand das heraus, als Largo 2005 nach seinen Akten im Waisenhaus suchte und er ihm bei dem nächtlichen Einbruch half. Ann Ferguson will ihm anstelle seines angeblich wegen Drogenabhängigkeit enterbten Adoptivbruders das von Nerio hinterlassene Vermögen zuspielen, und er soll ihr dafür als Strohmann ermöglichen, die Firma zu leiten. Als er von Largo erfährt, dass Hanna von Ann Fergusons Leuten ermordet wurde, schluchzt Goran.

Plötzlich taucht Marcus auf. Er erschießt Goran, kämpft mit Largo und wird dabei getötet.

Im Nebenraum findet Largo Freddy gefesselt und geknebelt am Boden liegend vor. Der Vertrauensmann spielte den Überläufer nur, um Ann Fergusons Machenschaften aufzudecken.

Bei der Hauptversammlung lässt Largo Winch während Anns Rede den Ton durch eine ältere Aufnahme von ihr ersetzen und deckt auf diese Weise ihre verbrecherischen Pläne auf. Sie verlässt den Saal. Largo Winch lässt sich zum neuen Vorstandsvorsitzenden wählen und kündigt eine Kooperation mit Mikhail Korsky an.

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Die Figur Largo Winch ist eine Erfindung des belgischen Schriftstellers Jean Van Hamme (* 1939). Zunächst verwendete Jean Van Hamme sie als Protagonisten einer aus sechs Bänden bestehenden Romanreihe mit viel Sex and Crime (Verlag Mercure de France, 1977 – 1984). 1990 wurde Largo Winch zum Helden einer von Philippe Francq (* 1961) gezeichneten, sehr erfolgreichen Comic-Serie.

Eine Fernsehserie über Largo Winch mit Paolo Seganti in der Titelrolle lief von 2001 bis 2003 in Frankreich. Außerdem ist Largo Winch Held eines Computerspiels.

Wenn man nicht so sehr auf die Plausibilität der Handlung achtet, ist „Largo Winch. Ein tödliches Erbe“ ein recht kurzweiliges und spannendes Action-Spektakel mit einem rasanten Wechsel der Schauplätze über Kontinente hinweg – ähnlich wie die James-Bond-Filme. Jérôme Salle versucht die Verwandtschaft auch gar nicht zu verbergen. So heißt eine Sekretärin in „Largo Winch. Ein tödliches Erbe“ Miss Pennywinkle, und das erinnert wohl nicht zufällig an den Namen von M.s Sekretärin Miss Moneypenny.

Julien Rappeneau und Jérôme Salle setzen in „Largo Winch. Ein tödliches Erbe“ zwar auf Action, Stunts, Kampfszenen und Verfolgungsjagden, aber im Kern kreist die Handlung um ein in Führungsetagen großer Konzerne angestiftetes Hauen und Stechen, und da können ein Aktienpaket oder ein Gerücht an der Börse beinahe gefährlicher sein als eine Bombe.

„Largo Winch“ kam Ende 2008 in die belgischen Kinos. (In den USA lief der Film unter dem Titel „The Heir Apparent: Largo Winch“.) In Deutschland schaffte es der Action-Thriller nicht ins Kino. Es gibt ihn jedoch auf DVD, und das ZDF strahlte ihn am 9. Juli 2012 erstmals aus.

Der Titel des Sequels lautet: „Largo Winch II. Die Burma Verschwörung“.

Largo Winch II. Die Burma Verschwörung – Originaltitel: Largo Winch II – Regie: Jérôme Salle – Drehbuch: Julien Rappeneau und Jérôme Salle, nach Comics von Jean Van Hamme und Philippe Francq – Kamera: Denis Rouden – Schnitt: Stan Collet – Musik: Alexandre Desplat – Darsteller: Tomer Sisley, Sharon Stone, Ulrich Tukur, Napakpapha Nakprasitte, Olivier Barthelemy, Laurent Terzieff, Nicolas Vaude, Clemens Schick, Nirut Sirichanya u.a. – 2011; 120 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

Jérôme Salle: Fluchtpunkt Nizza

Wilhelm Genazino - Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman
"Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman" spielt um 1960 im Rhein-Main-Gebiet. Das Leben ist bieder und banal. Es passiert nichts Großes, aber gerade deshalb gelingt es Wilhelm Genazino, das Besondere im Alltäglichen einzufangen und es mit leiser Komik und verhaltener Ironie wiederzugeben.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.