Erntedank

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Erntedank

Originaltitel: Erntedank. Ein Allgäukrimi – Regie: Rainer Kaufmann – Drehbuch: Stefan Holtz und Florian Iwersen nach dem Roman "Erntedank" von Volker Klüpfel und Michael Kobr – Kamera: Klaus Eichhammer – Schnitt: Christel Suckow – Musik: Rainer Bartesch – Darsteller: Herbert Knaup, Michaela Caspar, Sibylle Canonica, Ulrich Noethen, August Zirner, Johannes Allmayer, Hubert Mulzer, Katharina Spiering, Volker Klüpfel, Michael Kobr u.a. – 2009; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Hauptkommissar Kluftinger hat zwei Morde zu klären: Gernot Sutter organisierte betrügerische Kaffeefahrten, und die Ärztin Michaela Heiligenfeld führte illegale Abtreibungen durch. Ihnen wurde die Kehle durchgeschnitten. Beide waren von Richter Günter Hartmann verurteilt worden, hatten jedoch nach dessen Versetzung erfolgreich Berufung eingelegt. Durch Zufall erkennt Kluftinger einen Zusammenhang zwischen dem ersten Mord und der Sage von einem Raubritter ...
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Kritik

"Erntedank. Ein Allgäukrimi" – die Verfilmung eines Romans von Volker Klüpfel und Michael Kobr – ist zwar als Provinzposse unterhaltsam, aber als Krimi hanebüchen.
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Als Hauptkommissar Kluftinger (Herbert Knaup) seine Apfelernte zum Keltern fährt, wird er von der jungen Polizistin Sabine Gruber (Sarah-Lavina Schmidbauer) angehalten, weil sein Wagen erkennbar überladen ist. Ein Teil der Obstkisten muss in den Streifenwagen umgeladen werden. Da erhält Kluftinger einen Anruf. In einem Waldstück bei Kempten liegt eine Leiche. Man hat dem Mann die Kehle durchgeschnitten und eine tote Krähe auf seiner Brust drapiert.

Die Identität des Vierzigjährigen kann schnell geklärt werden. Es handelt sich um den von seiner Ehefrau (Crescentia Dünßer) vermisst gemeldeten Gernot Sutter, einen Organisator von Kaffeefahrten. Offenbar übervorteilte er viele Rentner mit Ramschartikeln, denn es gibt einen ganzen Karton voll Beschwerden, Anzeigen und Drohbriefen. Einmal wurde Gernot Sutter wegen Betrugs verurteilt. Die alte Frau, die er geschädigt hatte, stürzte sich aus einem Fenster in den Tod [Suizid]. Ihr cholerischer Sohn Heinz Brentano (Thure Riefenstein), der im Schlachthaus arbeitet, gerät deshalb unter Mordverdacht und wird festgenommen. Aber Kommissar Kluftinger bezweifelt, dass der Rabauke der Mörder ist.

An einem Bach wird eine zweite Leiche mit durchschnittener Kehle gefunden. Auf der Stirn der Toten fallen Kommissar Kluftinger zwei parallele Kratzer auf. Michaela Heiligenfeld (Ulrike Rothärmel) war eine Ärztin, die illegale Abtreibungen durchführte und deshalb von Richter Günter Hartmann (Ulrich Noethen) verurteilt wurde. Hartmann führte auch in der Gerichtsverhandlung gegen Gernot Sutter den Vorsitz. Unter vier Augen erzählt der Staatsanwalt Dr. Möbius (Patrick von Blume) dem Kommissar, dass Hartmann wegen seiner strengen Urteile den Spitznamen Scharfrichter trage. Vor einem Jahr geriet er selbst in den Verdacht, einen Zeugen zu hart angepackt und das Recht gebeugt zu haben. Weil ihm jedoch kein schuldhaftes Verhalten nachgewiesen werden konnte, wurde er freigesprochen und kam mit einer Versetzung vor vier Monaten davon. Danach gingen Gernot Sutter, Michaela Heiligenfeld und andere erfolgreich gegen die von ihm verhängten Urteile in Berufung.

Dietmar Lodenbacher (Hubert Mulzer), der aus Hauzenbergersöll bei Passau stammende Leiter der Polizeidirektion Kempten-Oberallgäu, drängt Hauptkommissar Kluftinger, die beiden offenbar von ein und demselben Täter verübten Morde so rasch wie möglich aufzuklären. Kritische Medienberichte über die Arbeit der Polizei wären nämlich gar nicht gut für den Kreisvorsitzenden der CSU, der in den Landtag gewählt werden möchte.

Während Kluftinger sich wie immer auf sein Bauchgefühl verlässt, versucht sein junger Mitarbeiter Richard Maier (Johannes Allmayer) die Ermittlungen mit Analysen und Brainstormings voranzubringen.

Vierzehn Tage vor einer von Kluftingers Mitarbeiter Roland Hefele (Jockel Tschiersch) vorbereiteten „Hamlet“-Aufführung im Laientheater fällt die Darstellerin der Ophelia durch einen Unfall aus. Kluftingers Sekretärin Sandra Henske (Katharina Spiering) würde gern einspringen, denn sie hat die Rolle schon einmal gespielt, aber ihr Kollege zögert. Der Grund ist nicht ihr sächsischer Akzent, sondern Hefele ist heimlich in sie verliebt und leidet in ihrer Nähe, weil er weiß, dass sie einen festen Freund hat.

Nach einem Rohrbruch muss in Kluftingers Haus das Wasser abgedreht werden. Zum Entsetzen des eigenbrötlerischen Kommissars überredet seine Frau Erika (Michaela Caspar) ihre beste Freundin Annegret (Eva Blum), sie beide für die Zeit der Reparaturarbeiten bei sich aufzunehmen. In dem modernen Haus fühlt sich das Allgäuer Urgestein Kluftinger nicht wohl, und er kann Annegrets Ehemann, den weltgewandten Arzt Dr. Martin Langhammer (August Zirner), nicht ausstehen.

Durch einen Zufall begreift Kommissar Kluftinger, was es mit dem Fundort der Leiche von Gernot Sutter auf sich hat. Dort stand früher die Burg des Raubritters Kuno von Rappenscheuchen. Der Mörder wollte offenbar eine Verbindung zwischen dem Raubritter und dem Organisator von Kaffeefahrten herstellen.

Kluftinger sucht Rubina Urban (Sibylle Canonica) auf, die ein Buch mit einer Sammlung von Sagen veröffentlicht hat und mit ihrem erwachsenen Sohn Jakob (Marc Zwinz) zusammen ein Marionettentheater betreibt. Wie erhofft, kann sie dem Kommissar weiterhelfen. Die Sage „Die zwölf Knaben“ handelt von der Frau eines Edelmanns. Während er jahrelang im Krieg ist, bekommt sie zwölf Kinder, und bevor ihr Mann heimkehrt, befiehlt sie einer Magd, elf der Kinder zu ertränken. Michaela Heiligenfeld führte Abtreibungen durch, und die zwei parallelen Kratzer auf der Stirn der Toten stellen die Zahl Elf dar.

Erika Kluftinger besichtigt eine Kartause, während ihr Mann bei Rubina Urban ist. Auf einer Bildpostkarte, die ihm seine Frau anschließend im Gasthaus zeigt, fällt ihm eine geschnitzte Figur auf. Vom Hausmeister der Kartause (Stephan Bissmeier) erfährt er, dass es sich um ein Bildnis von Mathias Kreuzer handelt, der im Mittelalter für einen Fürsten Schulden eintrieb. Die Abbildung der Figur ziert auch die Prospekte des Heimatvereins. Zu dessen Gründungsmitgliedern gehören sowohl der Richter Günter Hartmann als auch die Geschichtenerzählerin Rubina Urban. Gibt es da eine Verbindung?

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Bei seinen weiteren Ermittlungen stößt Kommissar Kluftinger auf einen unaufgeklärten Mordfall im Jahr 1985. Damals wurde einem Mann namens Frank Meindl die Kehle durchgeschnitten. Es hieß, er habe Frauen vergewaltigt.

Rasch reimt Kluftinger sich zusammen, dass Rubina Urban eines der Opfer ist. Wurde ihr Sohn Jakob bei der Vergewaltigung gezeugt? Das Alter könnte stimmen. Rächte sie sich an Frank Meindl, indem sie ihm die Kehle durchschnitt? Zog Jakob Urban nun auch Gernot Sutter und Michaela Heiligenfeld zur Rechenschaft? Bekam Rubina Urban Hinweise auf die beiden, die sich erfolgreich gegen ihre gerichtlichen Verurteilungen wehrten, von Günter Hartmann?

Kluftinger, Richard Maier und Roland Hefele fahren zu Rubina Urban. Ihr Sohn ist nicht da. Aber die Polizei findet in dem Haus Gerichtsakten, nicht nur über Gernot Sutter und Michaela Heiligenfeld, sondern auch über einen weiteren Mann. Rubina Urban wird festgenommen. „Mein Bub ist ein Kind der Sünde, kein Mörder, ein Werkzeug Gottes“, sagt sie. Um den vermutlich bevorstehenden Mord zu verhindern, folgt Kluftinger seinem Gefühl und eilt mit seinen Mitarbeitern zum Dengelstein im Kemptener Wald. Der gewaltigte Findling war im Mittelalter eine Gerichtsstätte.

Dort dengelt Jakob Urban eine Sense, während neben ihm ein gefesselter Mann kauert.

Kluftinger und Hefele überwältigen den Doppelmörder und retten sein drittes Opfer.

Danach verhaften sie Günter Hartmann.

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Rainer Kaufmann verfilmte den Roman „Erntedank. Kluftingers zweiter Fall“ von Volker Klüpfel und Michael Kobr (Dietrich Verlag, Memmingen 2004, 379 Seiten, ISBN: 3-87164-148-0; Piper Taschenbuch, München 2006, ISBN: 978-3-492-24511-1; Hörbuch, gelesen von Volker Klüpfel und Michael Kobr, Regie: Matthias Spranger, Berlin 2008, ISBN: 978-3-89813-813-0).

„Erntedank. Ein Allgäukrimi“ ist mehr Provinzposse als Krimi. In den ersten zwei Dritteln des Films stehen die Figurenzeichnung und das Allgäuer Lokalkolorit im Vordergrund. Diese Episoden sind bis in die Details liebevoll inszeniert, und die skurrilen Charaktere sind zwar zugespitzt, verflachen jedoch nicht zu Karikaturen. Dafür sorgt vor allem Herbert Knaup. Diese erste Stunde ist höchst unterhaltsam, nicht zuletzt auch wegen der eindrucksvollen Kameraführung von Klaus Eichhammer. Der letzte Teil des Films dient dann der Aufklärung der Mordfälle – und als Thriller kann „Erntedank. Ein Allgäukrimi“ überhaupt nicht überzeugen. Das liegt weniger an der Inszenierung als an der Vorlage, denn die Zusammenhänge sind hanebüchen.

Hervorzuheben ist die Filmmusik von Rainer Bartesch (* 1964). Der aus Haslach am Auerberg stammende Komponist und Multiinstrumentalist stellte für „Erntedank. Ein Allgäukrimi“ eine Musikuntermalung zusammen, die an Stubenmusik erinnert, humorvoll ist und zugleich moderne Züge aufweist. Um Kluftingers Albträume klanglich darzustellen, wird ein Zitherstück rückwärts abgespielt. Beim Showdown am Dengelfelsen hören wir eine Mischung aus alpenländischer Musik, Westernmusik und Jazz. Aufgenommen wurde die Filmmusik auf achtzig Spuren. Instrumente wie Zither, Hackbrett, Gitarre, elektronische Glasharfe, Akkordeon, Posaune, Euphonium und verschiedene Arten von Hörnern wurden von Rainer Bartesch selbst gespielt. Er dirigierte übrigens auch die Einspielung der von Niki Reiser komponierten Musikuntermalungen für „Nirgendwo in Afrika“ und „Alles auf Zucker!“.

„Erntedank. Ein Allgäukrimi“ wurde erstmals am 26. September 2009 im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt. Allein in Bayern schauten sich über eine Million Menschen den Film an (Marktanteil: 26,7%).

Für die Rolle des eigenbrötlerischen Kommissars Kluftinger erhielt Herbert Knaup 2010 den Bayerischen Fernsehpreis.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.