Christa Wolf : Nachdenken über Christa T.
Inhaltsangabe
Kritik
„Was ist das: Dieses Zu-sich-selber-Kommen des Menschen?“ Dieses Zitat von Johannes R. Becher wählte Christa Wolf als Motto ihres Romans „Nachdenken über Christa T.“
Christa T. stirbt 1963 im Alter von 35 Jahren an Leukämie und wird auf einem Dorffriedhof in Mecklenburg begraben.
Die Autorin befreundete sich mit der Lehrertochter gegen Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem Gymnasium. 1945 setzte sich Christa T. nach Westen ab, arbeitete schließlich drei Jahre lang als Lehrerin und begann dann Germanistik zu studieren. Sieben Jahre lang hörte die Autorin nichts von ihr, dann traf sie Christa T. an der Universität in Leipzig wieder.
Jetzt, nach dem Tod ihrer Freundin, erinnert sich die Autorin an Christa T. und versucht, sie an Hand von hinterlassenen Aufzeichnungen zu verstehen, stellt sich verschiedene Situationen vor und malt sich aus, was andere über sie sagen würden. Christa T. zerbrach an dem Konflikt zwischen ihren persönlichen Ansprüchen und denen der Gesellschaft; sie wunderte sich, dass es Menschen gibt, die nicht alles haben wollen, sondern sich auf das Erreichbare beschränken. Gelang es ihr, sich selbst zu verwirklichen und ihre Potenziale auszuschöpfen? „Sie zuckte davor zurück, sich selbst einen Namen aufzudrücken, das Brandmal, mit welcher Herde in welchen Stall man zu gehen hat.“ Zerbrach sie am Anpassungsdruck der fantasielosen sozialistischen Gesellschaft? War sie am Ende lebensmüde?
„Wie man es erzählen kann, so ist es nicht gewesen. Wenn man es aber erzählen kann, wie es war, dann ist man nicht dabei gewesen, oder die Geschichte ist lange her, sodass einem Unbefangenheit leichtfällt. Allein dass man trennen muss und hintereinander reihen, um es erzählbar zu machen, was in Wirklichkeit miteinander vermischt ist bis zur Unlösbarkeit …“ — Die Reflexionen der Autorin über die verstorbene Freundin sind der Inhalt des Romans. „Dass ich nur schreibend über die Dinge komme! … Der Vorwurf der Schwäche schimmert durch, mit der sie sich gegen die Übermacht der Dinge zu wehren meinte: schreibend.“
„Christa T. ist eine literarische Figur“, beteuert Christa Wolf im Vorspann. Aber es ist unverkennbar, dass viele Züge dieser Protagonistin autobiografisch sind. An anderer Stelle äußert Christa Wolf sich noch einmal dazu: „Später merkte ich, dass das Objekt meiner Erzählung gar nicht so eindeutig sie, Christa T., war oder blieb. Ich stand auf einmal mir selbst gegenüber.“
Weil die Behörden der DDR die „Gefahr ideologischer Desorientierung“ der Leserinnen und Leser sahen, durften von Christa Wolfs Roman im Frühjahr 1969 lediglich achthundert Exemplare gedruckt werden.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002
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