Carlos Gamerros : Die 92 Büsten der Eva Perón

Die 92 Büsten der Eva Perón
La aventura de los bustos de Eva Originalausgabe: Barcelona 2004 Die 92 Büsten der Eva Perón Übersetzung: Birgit Weilguny Septime-Verlag, Wien 2018 ISBN: 978-3-902711-73-1, 400 Seiten ISBN: 978-3-903061-59-0 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Mitte der 70er-Jahre entführen Guerillakämpfer in Buenos Aires den Generaldirektor eines Baukonzerns, um Lösegeld zur Finanzierung ihres Krieges zu erpressen. Zugleich verlangen sie, dass in jedem Büro eine Büste von Eva Perón aufgestellt wird. Der Einkaufsleiter Ernesto Marroné rechnet sich Pluspunkte für seine Karriere aus, wenn ihm die rasche Beschaffung von 92 Büsten gelingt. Dabei gerät er jedoch zwischen die Fronten und in Lebensgefahr …
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Kritik

Bei "Die 92 Büsten der Eva Perón" handelt es sich um eine unterhaltsame, mit viel Fabulierlaune verfasste Mischung aus Schelmenroman und Gesellschaftssatire. Aber der Hintergrund ist ernst: Es geht um eine Zeit, in der bürgerkriegsähnliche Zustände in Argentinien herrschten. Carlos Gamerros nimmt zugleich den Kult um die Ikone Eva Perón aufs Korn.
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Tamerláns Zeigefinger

Fausto Tamerlán, der 40-jährige Generaldirektor des Bauunternehmens Tamerlán & Söhne in Buenos Aires, wird Mitte der Siebzigerjahre von der linksperonistischen Stadtguerilla Movimiento Peronista Montonero entführt. Die Revolutionäre fordern nicht nur Lösegeld, sondern verlangen außerdem, dass in jedem Büro eine Büste von Eva Perón aufgestellt wird. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, schicken sie Tamerláns abgetrennten Zeigefinger.

Dieser Zeigefinger weckt beim Einkaufsleiter Ernesto Marroné unangenehme Erinnerungen. Als er sich nach dem postgradualen Marketingstudium an der Stanford-Universität bei Tamerlán & Söhne bewarb, steckte ihm der Firmenchef diesen Zeigefinger wie ein Proktologe in den Anus und erklärte ihm, dort befinde sich das Auge der Seele. Das habe er über Idiome herausgefunden. Wenn sich jemand mit Leib und Seele für eine Sache einsetze, heiße es doch, er reiße sich den Arsch auf. Und wenn ihm die Sache gleichgültig sei, gehe sie ihm am Arsch vorbei.

Ernesto Marroné

Der Einkaufsleiter rechnet aus, dass 92 Büsten benötigt werden, um die Forderung der Erpresser zu erfüllen. Er traut sich zu, sie zu beschaffen. Wenn es ihm gelingt, Fausto Tamerlán dadurch frei zu bekommen, wird das seine Karrierechancen deutlich erhöhen. So rasch wie möglich möchte er Aldo Cáceres-Grey ablösen, den Chef der Marketing- und Vertriebsabteilung von Tamerlán & Söhne, der die Frechheit besaß, eine Affäre mit Ernestos 22-jähriger Sekretärin Mariana anzufangen, ohne ihn zu fragen, ob er den Vortritt haben wolle. Ernesto Marroné träumt bereits davon, zum CEO der „Holding Marroné & Tamerlán AG“ aufzusteigen.

Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. 29 Jahre war er alt, als er beim Sex erstmals nicht schon vor der Penetration zum Orgasmus kam. Danach traf er sich zwei Monate lang regelmäßig mit Mabel – bis deren Eltern mit ihr eine Europareise unternahmen, um die Beziehung zu beenden. Aber sie kamen vorzeitig zurück, denn Mabel war schwanger, und die beiden Elternpaare vereinbarten die Eheschließung von Mabel und Ernesto. Seit ein paar Monaten hat nun der kleine Sohn Tomás eine Schwester namens Cynthia. Wenn dem Vater die Belastung in der Familie zu groß wird, zieht er sich mit einem Buch auf die Toilette zurück und schiebt seine notorische Verstopfung vor, um sich stundenlang abriegeln zu können.

Gipswerk Sansimón

Um 92 Büsten von Eva Perón aus Pariser Gips zu bestellen, fährt Ernesto Marroné persönlich zur Fabrik Sansimón. Der Seniorchef zögert, den eiligen Auftrag anzunehmen, aber sein Sohn meint:

„Vater, hör mir auf mit dem kommunistischen Geschwätz, ich bin kein Schüler mehr, du brauchst mich nicht zu belehren. Du lässt die Leute jetzt Doppelschichten machen, sie sollen sechzehn Stunden arbeiten und acht schlafen, aber flott! Niemand verlässt das Gelände, bis die vierundneunzig Evas gegossen, getrocknet und fertig verpackt sind.“
„Zweiundneunzig“, korrigierte ihn Marroné freundlich.

Bevor die Produktion der Büsten angelaufen ist, teilt eine Abordnung der Arbeiter mit, dass die Fabrik besetzt wurde und sowohl die Mitglieder der Firmenleitung als auch die Angestellten in der Verwaltung als Geiseln festgehalten werden. Ernesto Marroné versucht, seine Bestellung zu retten:

„[…] ich habe doch gerade ein wichtiges Geschäft mit dem Werk abgeschlossen und eine Anzahlung geleistet, weshalb es, wie ich meine, das Beste wäre, Sie würden die vor dem Streik getätigten Bestellungen noch abarbeiten und erst dann die Produktion stilllegen, es geht um zweiundneunzig Büsten …“
„Was, du bist der mit den Büsten? Dann ist es also deine Schuld, dass man den Genossen in der Werkstatt Doppelschichten aufgebrummt hat und wir die Fabrik früher besetzen mussten als geplant!“, schimpfte der Anführer und wies sofort seine Stellvertreter an: „Der bleibt auch hier.“

Alle Gipswerke in Argentinien schließen sich dem von den Montonero initiierten Streik an.

Samurai-Prinzipien für Manager

Ernesto Marroné nutzt, was er aus Ratgebern wie „Samurai-Prinzipien für Manager“ und Büchern von Peter Drucker, Dale Carnegie, Edward de Bono und anderen gelernt hat, um Einfluss auf die Gruppe der Angestellten zu bekommen, mit denen zusammen er eingesperrt ist. In der Einkaufsabteilung von Tamerlán & Söhne machte er damit keine so guten Erfahrungen, etwa als er für jeden seiner Mitarbeiter eine Topfpflanze kaufte, die dann alle nach einem Monat vertrocknet waren. Aber hier lassen sich die Geiseln darauf ein.

Nach ein paar Visualisierungsübungen schlägt einer von ihnen vor, sich den streikenden Arbeitern anzuschließen. Ernesto Marroné baut darauf auf:

„Ich gehe zuerst allein hinunter und handle etwas mit ihnen aus. Wenn sie wirklich bereit sind, dem Zusammenhalt von Arbeitern und Bürokräften zuliebe die Produktion wieder aufzunehmen und diese Ausnahme für unsere Genossin Eva zu machen, dann können wir nach dem Mittagessen loslegen.“

Proletarisierung

Einen der Arbeiterführer glaubt Ernesto Marroné zu kennen: Paddy Donovan. Der ging mit ihm auf die teure Privatschule St. Andrew’s. Der Angesprochene tut so, als ob Ernesto Marroné sich irre, aber dann nimmt er ihn beiseite:

„Spinnst du, mich so bloßzustellen? Willst du mich fertigmachen? Ich habe ihnen jetzt gesagt, dass ich erst mal darauf einsteige, um mehr über dich herauszufinden.“

Paddy Donovan hat sich aus Überzeugung proletarisiert und nennt sich jetzt Colorado (der Rote). Sein früherer Schulfreund versucht, ihn für die Idee zu gewinnen, als Unterpfand der Verbrüderung von Blue and White Collar 92 Büsten von Eva Perón zu fertigen. Aber Paddy Donovan bleibt skeptisch:

„Die Bürokräfte sind typische Kleinbürger. Ihr Ziel ist es, dem Großbürgertum möglichst ähnlich zu werden und irgendwann dazuzugehören, während sie sich vom Proletariat – in ständiger Sorge, gesellschaftlich abzurutschen – eher abgrenzen wollen.“

Ungehalten erwidert Ernesto Marroné:

„Nicht jeder von uns kann sich leisten, alles liegen und stehen zu lassen, um die Welt zu verbessern. Wir andern haben Verpflichtungen zu erfüllen, unseren Job zu machen, Familien zu ernähren.“

Während Ernesto Marroné mit Paddy Donovan debattiert, verwüsten die Angestellten ihre Büros, um ihre Solidarität mit den Streikenden zu demonstrieren. „Diese Idioten wollen sich dem Streik anschließen und bringen hier alles durcheinander“, kommentiert Paddy Donovan. Bei dem Versuch, das Chaos zu beenden, wird Ernesto Marronés Anzug ruiniert, und er zieht als Ersatz einen Arbeitsdrillich an.

Gipswerk Eva Perón

Der alte Sansimón kommt den Streikenden mit Zugeständnissen entgegen, sichert eine Lohnerhöhung, faire Überstundentarife und bessere Arbeitsbedingungen zu. Allerdings verschlechtert sich das Verhandlungsklima wieder, als die Unterhändler der Streikenden fordern, alle seit 1955 wegen ihres gewerkschaftlichen Engagements entlassenen Arbeiter wieder einzustellen, und der Firmenboss erwidert: „Und den Schwanz soll ich ihnen auch noch lutschen, oder was?“ Dann reißt Sansimón die Situation erneut herum, indem er seinen Sohn als Ausbeuter beschimpft, der ihn wegen geistiger Verwirrung entmündigen lassen wolle, weil er beabsichtige, die Fabrik den Arbeitern zu übereignen.

„Wir haben das Privileg, im Gipswerk Sansimón eine neue Gesellschaft und ein neues Argentinien erstehen zu lassen. Ein Land, in dem das Kapital und die Arbeit sich die Hand reichen und ihren Konflikt begraben.“

Ernesto Marroné ergreift die Gelegenheit und schlägt vor, die befreite Fabrik in Gipswerk Eva Perón umzubenennen und das mit der Produktion von 92 Eva Perón-Büsten zu feiern.

Bald schon stehen 92 Büsten auf den Trockenregalen.

Rückschlag

María Eva, die Geliebte eines Montonero-Anführers namens Miguel, liest heimlich Proust, allerdings in einem Einband der Kampfschrift „Die Verdammten dieser Erde“ von Frantz Fanon. Ernesto Marroné kennt ihr Gesicht aus  einem Fotoroman über Eva Perón. Bevor sie sich der Guerilla anschloss, war sie Theaterschauspielerin.

Gerade als die letzten Holzkisten mit Büsten von Eva Perón in einen Kleintransporter verladen werden sollen, stürmen Polizei und Militär das Fabrikgelände. Das Fahrzeug mit der wichtigen Fracht geht in Flammen auf. Scheiben splittern. Schüsse fallen. Ernesto Marroné rettet sich in eine Wanne mit noch flüssigem Gips und stellt sich dann wie eine Statue hin. Hilf- und regungslos muss er zusehen, wie die Vertreter der Staatsmacht Paddy Donovan totschlagen.

Nur ihm und einem Arbeiter namens Tuerto gelingt die Flucht. Tuerto, der in einem Elendsviertel wohnt, nimmt ihn mit zu seiner Familie.

Als seine Schnitzel bratende Frau Pipota nicht mit spöttischen Bemerkungen über ihn aufhört, obwohl drei hochrangige Montoneros zu Besuch sind, packt er ihre Hand, wendet sie in der Paniermasse und drückt sie kurz ins spritzende Fett.

Im nächsten Augenblick müssen die Männer wegen einer Razzia fliehen. Die Montoneros, die Ernesto Marroné für einen ihrer obersten Anführer halten, stoßen ihn schließlich über eine Müllhalde hinunter und opfern sich, damit er den Verfolgern entkommt.

Sexualstiftung

Ernesto Marroné folgt einer jungen Frau, in der er die wieder auferstandene Eva Perón zu erkennen glaubt, zu dem von ihr gegründeten Sozialwerk. Dort reiht er sich in die Schlange der Wartenden ein und gelangt schließlich vor einen Schreibtisch, hinter dem eine splitternackte Eva sitzt und sagt: „Willkommen in der Sexualstiftung Eva Perón. Wir erfüllen hier jeden Wunsch.“ „Büsten“, stößt er hervor. „Ich suche Büsten, die von Eva.“ Lächelnd notiert die Nackte etwas auf einem Zettel und gibt ihn Ernesto Marroné mit, der daraufhin in einen Saal geführt wird, in dem an die zwanzig Evas auf- und abgehen. Ein Mann namens Aníbal Vitelo fragt ihn, ob er das erste Mal da sei und bietet ihm seine Hilfe an. Aníbal Vitelo fordert drei Evas auf, ihre Oberkörper zu entblößen, denn auf dem Zettel steht: „Brühste von Evita“. Ernesto Marroné stammelt: „Aber nein, ich meinte Büste …“

Beim Weitergehen trifft er auf seinen Kollegen Aldo Cáceres-Grey. Der kriecht über den Fußboden und versucht, einer Eva im Reitkostüm die Stiefelsohlen zu lecken.

Evas Stadt

Mit dem Zug fährt Ernesto Marroné in den Vorort Ciudad Evita und fragt sich zu einem Bildhauer namens Rogelio durch.

„Ich bin auf der Flucht, Rogelio. Mich verfolgen die Schlägertruppen der Gewerkschaft, die Triple A und die Polizei. Ich sehe so grauenhaft aus, weil ich mich auf einer Müllkippe versteckt habe. Wenn die mich in die Finger kriegen …“

Der Künstler fertigt nur Einzelstücke, bringt seinen Gast jedoch zu seinem Freund Rodolfo, der 1955 zahlreiche Büsten von Juan und Eva Perón vor der Zerstörungswut der Aufständischen gerettet und heimlich aufbewahrt hat.

Ernesto Marroné belädt Rodolfos Pickup, den dieser ihm leiht, mit Büsten von Eva Perón, und zwar gleich mit hundert Exemplaren für den Fall, dass unterwegs ein paar zerbrechen.

Die übrigen neun Finger

Unbehelligt fährt er mit dem Pickup bis zum Eingang des Firmengebäudes von Tamerlán & Söhne. Dummerweise ist Sonntag, also geschlossen. In einer Telefonzelle wählt er die Privatnummer des Buchhalters Ulrico Govianus, der anstelle des Entführten die Firmenleitung übernommen hat.

Erst jetzt erfährt Ernesto Marroné, dass er mit den 92 Büsten zu spät gekommen ist: Am Vortag kam Fausto Tamerlán in Lomas de Zamora ums Leben, als die Terroristen ihr von Spezialkräften der Polizei und Armee umstelltes Haus in Brand setzten.

Wieder zu Hause

Mabel kann es nicht fassen, dass ihr Mann tagelang nichts von sich hat hören lassen und nun plötzlich wieder nach Hause kommt.

„Ernesto! Hast du völlig den Verstand verloren? Oder soll ich ihn verlieren? Was glaubst du eigentlich? Seit fünf Tagen wissen wir nichts über deinen Verbleib und jetzt stehst du plötzlich vor der Tür? Wir haben geglaubt, dass du in der Fabrik getötet worden bist, ist dir klar, was das heißt? […] Wo hast du dich bloß herumgetrieben? […] Es ist mir unverständlich, dass ein verheirateter Mann, Vater eines nur ein paar Monate alten Säuglings und eines Kleinkinds, seine Familie einfach so im Stich lässt und nicht einmal Bescheid gibt, dass er noch lebt.“

Ernesto Marroné kann den Redeschwall seiner Frau nicht unterbrechen. Sie unterstellt ihm, herumgehurt zu haben oder womöglich ein Doppelleben mit einer anderen Familie zu führen.

16 Jahre später

Als Ernesto Marroné im Zimmer seines Sohnes ein Che-Guevara-Poster erblickt, nimmt er sich vor, unter vier Augen mit Tomás zu reden. Er will den Jungen davor bewahren, auf extremistische Parolen hereinzufallen, indem er ihm von seinen eigenen Erfahrungen mit den Montoneros berichtet.

Würde sein Sohn ihm glauben? Wie sollte sein Kind oder sonst wer, der nur den Ernesto Marroné von heute kannte, den Finanzchef des am schnellsten expandierenden Bau- und Immobilienkonzerns Argentiniens, sich vorstellen können, dass er einst untergetaucht war und, aus dem Schatten heraus, gerade jener Gesellschaft den Krieg erklärt hatte, in der er heute lebte wie die Made im Speck? Dass er nicht nur die Stimme erhoben, sondern mit der Waffe in der Hand gegen vermeintliche Ungerechtigkeiten gekämpft hatte, wobei seine Taten freilich alles nur noch schlimmer gemacht hatten?

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Der argentinische Schriftsteller Carlos Gamerros (*1962) beginnt seinen in Buenos Aires spielenden Roman „Die 92 Büsten der Eva Perón“ mit einer Rahmenhandlung: Ernesto Marroné nimmt sich vor, seinem Sohn von seinen Erlebnissen mit der linksperonistischen Stadtguerilla Movimiento Peronista Montonero in den Siebzigerjahren zu berichten, um ihn gegen extremistische Parolen immun zu machen. Im Hauptteil entwickelt Carlos Gamerros dann die mehrere Tage dauernde, 16 Jahre zurückliegende Geschichte.

Bei „Die 92 Büsten der Eva Perón“ handelt es sich um eine unterhaltsame, mit viel Fabulierlaune verfasste Mischung aus Schelmenroman und Gesellschaftssatire. Aber der Hintergrund ist ernst: Es geht um eine Zeit, in der Juan Peróns Witwe Isabel („Isabelita“) regierte (1974 – 1976), bis sie von einer Militärjunta abgelöst wurde. Damals herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände in Buenos Aires und anderen Städten Argentiniens.

Ein Verbrechen aus dieser Epoche soll Carlos Gamerros zu seinem Roman „Die 92 Büsten der Eva Perón“ inspiriert haben:

Am 19. September 1974 entführten Montoneros in einem Vorort von Buenos Aires die 40 bzw. 39 Jahre alten Brüder Jorge und Juan Born, die Erben des Familienkonzerns Bunge & Born. Der Chauffeur, der sie zur Konzernzentrale in der Hauptstadt fahren sollte, wurde erschossen. So eine Entführung war kein Einzelfall, denn mit den erpressten Geldsummen finanzierten die Terroristen ihren Kampf gegen das System. Einen Rekord stellten die Montoneros allerdings mit der Höhe des Lösegelds auf: 60 Millionen Dollar. Nach einem halben Jahr kam Juan Born frei, sein Bruder erst weitere drei Monate später, am 20. Juni 1975.

„Die 92 Büsten der Eva Perón“ spiegelt nicht nur satirisch diese Zeit der Unruhen und ethischen Wirrnisse, sondern zugleich den Kult um die Ikone Evita Perón.

Carlos Gamerros erzählt die Geschichte in der dritten Person Singular, aber konsequent aus der subjektiven Perspektive der Hauptfigur.

Zu kritisieren ist an „Die 92 Büsten der Eva Perón“ lediglich das Übermaß analfixierter Einfälle des Autors.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2018

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