Elisabeth Florin : Commissario Pavarotti kam nie nach Rom

Commissario Pavarotti kam nie nach Rom
Commissario Pavarotti kam nie nach Rom Emons Verlag, Köln 2018 ISBN 978-3-7408-0316-2, 317 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

In Meran wird ein Ehepaar aus Deutschland erschossen. Commissario Pavarotti leitet die Ermittlungen. Die Autorin Lissie von Spiegel fährt nach Meran, um eigene Nachforschungen anzustellen. Sie schreibt für denselben Frankfurter Verlag wie die ermordete Anna Santer, die an einem Enthüllungsbuch gearbeitet haben soll. Der Mörder versucht nun, auch Lissie von Spiegel umzubringen. Die Verbrechensserie scheint mit Personen zu tun zu haben, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Meran aufhielten …
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Kritik

Zu den Stärken des Kriminalromans "Commissario Pavarotti kam nie nach Rom" zählt die Widersprüchlichkeit der Figuren, v. a. des an sich selbst zweifelnden Ermittlers, der alles andere als ein strahlender Held ist.

Wie immer entwickelt Elisabeth Florin die Handlung vor dem Hintergrund der Südtiroler Zeitgeschichte. Diesmal geht es um das in der Nachkriegszeit mit Flüchtlingen überfüllte Meran und die sog. Klosterrouten oder Rattenlinien.
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Mord in Meran

Nachts wird am Pool eines Hotels in Meran ein Ehepaar aus Deutschland erschossen. Es handelt sich um die 43-jährige Anna Santer und ihren fünf Jahre älteren Ehemann Lex. Die beiden Mathematiker hatten sich vor 18 Jahren – im Jahr 2000 – kennengelernt. Sie wohnten in Glashütten im Taunus. Lex Santer hatte FONDSpot gegründet, eine kleine Agentur für Fondsanalysen in Königstein, die er zuletzt mit seinem Geschäftspartner Julius Schaller leitete. Während Lex Santer die Analysen durchführte, kümmerte sich Julius Schaller ums Marketing.

Commissario Pavarotti fährt nach Deutschland

Commissario Luciano Pavarotti von der Quästur Meran der Polizia di Stato fährt mit dem Zug nach Frankfurt, um sich mit seinem zuständigen deutschen Kollegen Kommissar Klaus Foliari in Bad Homburg auszutauschen und Julius Schaller zu befragen, der am Zauberberg in Ruppertshain wohnt. Auf keinen Fall möchte er Liselotte („Lissie“) von Spiegel begegnen, denn er ist in sie verliebt, weiß jedoch inzwischen, dass sie lesbisch ist und er sie deshalb nie gewinnen wird. In Gedanken bezeichnet er sie als seinen Sehnsuchtsort Rom. Aber die im Taunus lebende Frau wurde von Pavarottis Schwester Editha informiert und holt den Commissario vom Bahnhof ab.

Lissie von Spiegel

Lissie von Spiegel veröffentlichte in Walter Timms Verlag in Frankfurt das Buch „Die Wahrheit über den Fall Johannes Zomba“. Anna Santer schrieb für denselben Vertrag Kriminalromane. Die beiden Frauen kannten sich gut.

Walter Timm möchte, dass Lissie für Anna einspringt und unter dem Namen der Erfolgsautorin ein Buch schreibt, das anstelle des vorbereiteten rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse erscheint, denn das unfertige Manuskript ist nicht auffindbar. Das hat auch Lissie bereits festgestellt. Sie weiß, dass Anna einer heißen Sache auf der Spur war, die mit der Nachkriegszeit in Meran zu tun hat. Damit der Verleger nicht einen anderen Autor oder eine andere Autorin beauftragt, lässt Lissie von Spiegel ihn in dem Glauben, sie werde seine Erwartungen erfüllen. Tatsächlich nimmt sie sich vor, mehr über Annas Thema herauszufinden und ein Enthüllungsbuch unter ihrem eigenen Namen zu schreiben. Deshalb begleitet sie Commissario Pavarotti nach Meran, allerdings ohne etwas von ihrem Vorhaben zu verraten.

Weitere Mordanschläge

In der Hoffnung, die Polizei habe das fehlende Manuskript sichergestellt, fährt der Verleger Walter Timm nach Meran und spricht mit Commissario Pavarotti. Aber der könnte ihm nicht einmal helfen, wenn er wollte, denn ein neues Manuskript von Anna Santer wurde weder digital noch auf Papier gefunden.

Jemand versucht, Lissie von Spiegel auf offener Straße in Meran zu überfahren. Als sie den aufheulenden Motor hört, wirft sie sich im letzten Augenblick zur Seite und kommt mit leichten Verletzungen davon. Wer hinter dem Lenkrad des schweren dunklen Autos saß, konnte sie nicht erkennen.

Commissario Pavarotti sorgt sich um Lissie von Spiegel und lässt sie in einem sicheren Haus der Polizei in Meran unterbringen. Aber der als Wache abgestellte Polizist Andrea Cavalle wird erschossen. Lissie kann zwar vor dem Mörder fliehen, aber der entkommt Commissario Pavarotti, ohne erkannt zu werden.

Zuflucht sucht Lissie bei der befreuneten Tierärztin Dr. Dulsao im Schnalstal. Commissario Pavarotti spürt sie dort auf. Wie von ihm befürchtet, taucht auch der Mörder auf, und zwar mit einem Komplizen. Commissario Pavarotti beginnt einen Schusswechsel mit ihnen, damit sich die beiden Frauen in Sicherheit bringen können. Die kurz darauf eintreffenden Polizeikräfte verfolgen die Männer und stoßen auf eine Leiche. Commissario Pavarotti kennt den Toten. Es handelt sich um Alexander de Vlies von der Agentur FONDSpot in Königstein. Der Haupttäter brachte ihn offenbar um, weil er durch einen Schuss verletzt war und ihn bei der weiteren Flucht behindert hätte.

Einige Zeit später erschießt er auch noch den einsamen Bergwanderer Richard Lassner, der das Pech hat, ihm zu begegnen, und verschafft sich dessen im Tal abgestelltes Auto, um damit nach Meran zurückzukehren.

Rattenlinien

Das Ehepaar Santer scheint sich für Vorgänge nach dem Zweiten Weltkrieg in Meran interessiert zu haben. Damals war die Stadt mit Flüchtlingen überfüllt, die über den Brenner oder den Reschenpass nach Südtirol gekommen waren und nach Südamerika wollten („Rattenlinien“). Darunter waren auch zahlreiche hochrangige Nationalsozialisten, die sich dort einen Neuanfang unter einem anderen Namen erhofften.

Bei seinen Nachforschungen stößt Commissario Pavarotti auf eine Liste von Personen, die zwischen 1. Januar und 4. Oktober 1947 beim Croce Rossa in Meran einen Pass beantragten. Zusammengestellt wurde das Verzeichnis von einer damals 19-jährigen Bürokraft namens Rosa Gutwanger. Ein Blatt fehlt. Augenscheinlich wurde es aus dem Archiv gestohlen. Hat die aktuelle Verbrechensserie damit zu tun? Wen suchten die Santers? Was treibt den Mörder an?

Pension Erika

Eine Spur führt zur Pension Erika, die inzwischen kaum noch Gäste hat, aber nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit mit deutschen Flüchtlingen überbelegt war, zumal Erika Kelly, die Tochter der damaligen Besitzerin mit Rosa Gutwanger befreundet war und deshalb viele, die beim Roten Kreuz in Meran einen Pass beantragten auf die Pension aufmerksam gemacht wurden. Inzwischen ist Erika Kelly weit über 80 Jahre alt.

Kürzlich sei ein Mann bei ihr gewesen, der behauptete, er schreibe ein Buch über Meran und die Rattenlinien,  berichtet sie Commissario Pavarotti, aber sie habe ihm nicht geglaubt und seine Fragen über Gäste im Jahr 1947 nur zurückhaltend beantwortet.

Sie erinnert sich, dass Rosa Gutwanger sie damals vor einem Deutschen warnte. Daraufhin log sie ihrer Mutter vor, er habe sie in die Brust gezwickt, damit sie ihn hinauswarf. Sie weiß noch, dass er mit Vornamen Siegfried hieß.

Ihre Enkelin Marika findet schließlich auf dem Dachboden einen Gästebuch-Eintrag vom 15. September 1947, und Commissario Pavarotti kann es kaum glauben, als er den vollen Namen liest: Siegfried Santer. Lex Santers Großvater? Aber warum forscht der Mörder nach dem längst verstorbenen Mann?

Klara Hochleitner

Lissie von Spiegel spricht mit Klara Hochleitner, einer verbitterten 91-Jährigen. Im Alter von 18 Jahren hatte sie von einem deutschen Offizier das der jüdischen Familie Schulmann weggenommene Haus in Meran bekommen und daraus die Pension „Nikolausstift“ gemacht. Das war 1944 gewesen.

Drei Jahre später quartierte sich dort ein Deutscher ein, mit dem sie noch am selben Abend ins Bett ging: Siegfried Santer. Dass er sie sadistisch würgte und völlige Unterwerfung von ihr verlangte, erregte sie.

Einmal schenkte er ihr einen Goldzahn. Der sei einem Juden aus dem Mund gefallen, behauptete er. Klara Hochleitner vermutete, dass Siegfried Santer noch mehr Gold bei sich habe, aber als sie seine Sachen durchsuchte, fand sie nichts.

Im September 1947 beobachtete sie, wie er sich mit einem anderen Mann traf und diesem ebenfalls einen Goldzahn zusteckte. Am Abend war er fort und hinterließ nur einen Zettel mit der Mitteilung, dass er auf dem Weg nach Argentinien sei.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Die Suche nach einem Goldschatz

Das Nikolausstift gehört inzwischen Luciano Pavarottis Adoptivsohn und Klara Hochleitners verwaistem Urenkel Justus. Der wohnt dort mit seinem Freund Paul, aber der macht zur Zeit ein Regiepraktikum in Bruneck, und Justus besucht die Fachoberschule für Tourismus in Bozen. Hinter Delfter Kacheln findet der Commissario einen Hohlraum. In diesem Augenblick taucht Julius Schaller auf, Lex Santers Geschäftspartner bei FONDSpot in Königstein – mit einer Pistole in der Hand.

Sein Großvater Siegfried Schaller war unter dem NS-Regime Wachmann im Konzentrationslager Adlerwerke in Frankfurt am Main gewesen. 1947 setzte er sich nach Meran ab, wo er den Südtiroler Luis Santer kennenlernte, der ihn beim Roten Kreuz als Bruder ausgab, damit er einen Pass auf den Namen Siegfried Santer bekam.

Im Familienkreis hörte Julius Schaller immer wieder, dass sein seit 1947 verschollener Großvater im KZ Gold unterschlagen habe. Weil Julius Schaller vermutet, dass Luis Santer den Flüchtling 1947 in den Bergen ermordete und ihm das Gold raubte, suchte er nach dessen Enkel Lex Santer und machte sich an ihn heran, in der Hoffnung auf eine lukrative Beute.

Santers Ehefrau Anna wollte ihm helfen, den Goldschatz zu heben und dann ihren Mann verlassen. Um bei ihren Nachforschungen keinen Verdacht zu erregen, kündigte sie einen 1947 in Meran spielenden Kriminalroman an. Als ihr Komplize herausfand, dass sie sich nicht nur als Schriftstellerin tarnte, sondern ernsthaft vorhatte, ein Enthüllungsbuch über seinen Großvater zu schreiben – über das Juden im KZ herausgebrochene Zahngold, die Unterschlagungen, den Fluchtversuch über die Rattenlinien –, erschoss er sie und ihren Mann in Meran.

Weder im Hotelzimmer der Santers in Meran noch in ihrem Haus in Glashütten fand Julius Schaller Gold. Nun hofft er, dass Commissario Pavarotti das Versteck entdeckt hat, stellt jedoch enttäuscht fest, dass in dem Hohlraum hinter der Kachel lediglich zwei alte Pässe auf die Namen Luis und Siegfried Santer liegen.

Ihm bleibt nichts anderes übrig, als Commissario Pavarotti ebenfalls zu erschießen. Aber bevor er dazu kommt, tötet Lissie von Spiegel ihn mit einem Kopfschuss aus der Dienstwaffe des Kommissars, die dieser auf einen Stuhl gelegt hatte.

Geständnis

Einige Wochen später stirbt Klara Hochleitner. Sie hinterlässt ein an Commissario Pavarotti adressiertes Geständnis.

An dem Abend, an dem sich Siegfried Schaller alias Siegfried Santer mit dem ihr unbekannten anderen Mann auf den Weg über die Berge machte, folgte sie ihnen mit einem Gewehr. Sie wollte ihren Liebhaber zwingen, sie mit nach Argentinien zu nehmen. Als sie die beiden einholte, lachte er sie aus. Daraufhin erschoss sie sowohl den Deutschen als auch den Südtiroler und schleifte die Leichen in eine Höhle. In Siegfrieds Rucksack fand sie Zahngold, aber es waren gerade einmal zwei Säckchen, viel weniger als sie sich erhofft hatte.

Die Wahrheit über den Fall S.

Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse veröffentlicht Walter Timm das Buch „Die Wahrheit über den Fall S.“ seiner Autorin Liselotte von Spiegel. Commissario Pavarottis Assistent, Ispettore Emmenegger, der wie sein Chef heimlich in Lissie verliebt ist, glaubt zunächst, dass sie das Buch nicht in der kurzen Zeit geschrieben haben könne. Er unterstellt ihr, dass sie heimlich in den Besitz von Anna Santers Manuskript gekommen sei, es fertiggestellt und unter ihrem Namen abgegeben habe. Aber als er die Sprache einiger Passagen in einem Anna Santer-Krimi mit der des neuen Buches vergleicht, wird ihm klar, dass Lissie von Spiegel in harter Arbeit rund um die Uhr ein eigenständiges Werk verfasst hat.

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In ihrem vierten vor allem in Meran spielenden Kriminalroman mit Commissario Pavarotti setzt Elisabeth Florin zwar einiges aus den vorherigen Bänden voraus – nicht nur über die Beziehung des Kommissars zu Lissie von Spiegel, sondern auch zum Beispiel über Klara Hochleitner und deren Urenkel Justus –, aber auch wer die Lektüre mit „Commissario Pavarotti kam nie nach Rom“ anfängt, wird der Handlung problemlos folgen können. Ohnehin gehört es zu Elisabeth Florins Stil, nicht alles ganz deutlich werden zu lassen. Vieles deutet sie nur an, und manches bleibt absichtlich offen.

Wie in „Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod“ hat Elisabeth Florin kursiv gedruckte Rückblenden eingebaut, in denen wir einiges über Rosa Gutwanger (1940 – 1947), Klara Hochleitner (1947), Lex Santer (1969 – 2000), Anna Winterling (1974 – 2000), Anna und Lex Santer (2000 – 2017) erfahren. Erst gegen Ende zu fügen sich alle Puzzle-Teile zu einem Gesamtbild. So bleibt die Spannung bis zuletzt erhalten.

Zu den Stärken des Kriminalromans „Commissario Pavarotti kam nie nach Rom“ zählt die Widersprüchlichkeit (shadowing) der Figuren, vor allem des an sich selbst zweifelnden Ermittlers, dem es an Menschenkenntnis fehlt und der alles andere als ein strahlender Held ist.

Wie immer entwickelt Elisabeth Florin die Handlung vor dem Hintergrund der Südtiroler Zeitgeschichte. Diesmal geht es um das in der Nachkriegszeit mit Flüchtlingen überfüllte Meran und die sog. Klosterrouten oder Rattenlinien. Über dieses Thema referiert sie dann auch auf acht ebenfalls lesenswerten Seiten im Anhang.

Als Klosterrouten oder Rattenlinien werden durch Südtirol oder über Rom führende Wege bezeichnet, die in der Nachkriegszeit nicht nur von unbescholtenen Personen, sondern auch von führenden Nationalsozialisten sowie Mitgliedern der Ustascha und Kollaborateuren des Vichy-Regimes zur Flucht nach Südamerika benutzt wurden. Der kroatische Franziskaner Krunoslav Draganović hatte dafür zusammen mit dem österreichischen Bischof Alois Hudal ab 1943 Vorbereitungen getroffen. Die römisch-katholische Kirche half mit Empfehlungsschreiben, und das Rote Kreuz stellte Pässe aus.

Es mag zunächst kaum vorstellbar scheinen, dass sich eine Fluchtroute für NS-Verbrecher so offensichtlich etablieren konnte. Ein entscheidender Grund dafür war, dass die untertauchenden Nazis hochrangige Persönlichkeiten und international bekannte Organisationen auf ihrer Seite hatten: Geheimdienste, die katholische Kirche und das Rote Kreuz. Heimische Schlepper aus Österreich und Südtirol begleiteten den Übergang über den Brenner nach Italien und das weitere Fortkommen auf der Flucht.
In der katholischen Kirche reichte die aktive Fluchthilfe bis in höchste Kreise. Bis heute streiten Historiker darüber, ob selbst der damalige Papst Pius XII. unmittelbar über die Rattenlinie informiert war. […]
Es etablierte sich ein Netzwerk, das NS-Flüchtlingen mit Verstecken in italienischen Klöstern und kirchlichen Empfehlungsschreiben half. Ziel der Kirche war es, auf diese Weise später in Südamerika die Basis kirchentreuer Anti-Kommunisten durch Nazi-Flüchtlinge zu stärken. […]
Das kirchliche Empfehlungsschreiben war für einen NS-Verbrecher ein Freifahrtschein, um als angeblich staatenloser Südtiroler (staatenloser „Volksdeutscher“) einen Reisepass des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) zu erhalten, mit dem die Ausreise aus Europa und die Einreise in die südamerikanischen Zielländer problemlos möglich war. […]
Den Verantwortlichen beim Roten Kreuz war offenkundig bewusst, dass die Reisepässe des IKRK von flüchtenden Nazis missbraucht wurden. Eine mögliche Erklärung, weshalb dies toleriert wurde, ist, dass man vor allem die Mehrzahl der anderen Flüchtlinge im Blick hatte.

Elisabeth Florin berichtet außerdem, dass die Nationalsozialisten massenhaft Gold von Juden beschlagnahmten und den Toten in den KZs bzw. Vernichtungslagern das Zahngold herausbrachen.

Von einem Teil dieses Goldes verlor sich in den Wirren der letzten Kriegstage und der Nachkriegszeit jede Spur. Ein anderer Teil fiel den alliierten Truppen in die Hände, wie beispielsweise der umfangreiche Goldschatz in einem Bergwerk im thüringischen Merkers im April 1945 mit einem heutigen Wert von mehr als zwei Milliarden Euro.
Als große Lagerstätte von Nazigold wurde auch die Südtiroler Festung Franzensfeste bei Brixen bekannt. 1943 gelangten 127,5 Tonnen Gold über Benito Mussolinis Republik von Salò in die Hände der deutschen Militärverwaltung, die das Gold, bewacht von der Waffen-SS, in die Franzensfeste bringen ließ und dort einlagerte. 1944 verließen drei Goldtransporte die Festung mit Ziel Berlin, die Spur des Goldes verliert sich in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs.

Der konkrete Fall in „Commissario Pavarotti kam nie nach Rom“ ist zwar fiktiv, basiert jedoch auf der historischen Tatsache, dass einiges von dem Gold, das die Nationalsozialisten den Juden abgenommen hatten, veruntreut wurde.

Im Buch erwähnt Elisabeth Florin die Adlerwerke in Frankfurt am Main. Dabei handelte es sich um einen Rüstungsbetrieb, der aus einer Fahrradfabrik hervorgegangen war und ab 1941/42 Zwangsarbeiter ausbeutete. Im August 1944 entstand auf dem Werksgelände im Gallusviertel ein Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler mit dem Decknamen „Katzbach“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2018
Textauszüge: © Emons Verlag

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