Rattenlinien

Als Klosterrouten oder Rattenlinien werden durch Südtirol oder über Rom führende Wege bezeichnet, die in der Nachkriegszeit nicht nur von unbescholtenen Personen, sondern auch von führenden Nationalsozialisten sowie Mitgliedern der Ustascha und Kollaborateuren des Vichy-Regimes zur Flucht nach Südamerika benutzt wurden. Der kroatische Franziskaner Krunoslav Draganović hatte dafür zusammen mit dem österreichischen Bischof Alois Hudal ab 1943 Vorbereitungen getroffen. Die römisch-katholische Kirche half mit Empfehlungsschreiben, und das Rote Kreuz stellte Pässe aus.

Der US-Geheimdienst CIC wusste früh von den Rattenlinien, unternahm jedoch nichts dagegen und nutzte sie ab 1947 selbst, um Agenten in Sicherheit zu bringen. Unter den Verbrechern, die es auf Rattenlinien nach Südamerika schafften, waren Adolf Eichmann, Josef Mengele, Erich Priebke, Klaus Barbie und Ante Pavelić.

Papst Pius XII. und Giovanni Montini (der späterer Papst Paul VI.) hatten Bischof Alois Hudal mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet, aber es ist bis heute unklar, ob sie über die Rattenlinien im Detail Bescheid wussten.

Literatur über die Klosterrouten bzw. Rattenlinien

  • Rena und Thomas Giefer: Die Rattenlinie. Fluchtwege der Nazis (Weinheim 1992)
  • Ernst Klee: Persilscheine und falsche Pässe. Wie die Kirchen den Nazis halfen (Frankfurt/M 1991)
  • Heinz Schneppen: Odessa und das Vierte Reich. Mythen der Zeitgeschichte (Berlin 2007)
  • Daniel Stahl: Nazi-Jagd. Südamerikas Diktaturen und die Ahndung von NS-Verbrechen (Göttingen 2013)
  • Gerald Steinacher: Nazis auf der Flucht. Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen (Innsbruck 2008)

 

Frederick Forsyth schrieb den Thriller „The Odessa File“ (1972; „Die Akte Odessa“), Philip Kerr den Roman „The One from the Other“ (2005; „Das Janus-Projekt“) und Elisabeth Florin entwickelte vor dem Hintergrund der Rattenlinien den Kriminalroman „Commissario Pavarotti kam nie nach Rom“.

Elisabeth Florin: Commissario Pavarotti kam nie nach Rom
Frederick Forsyth: Die Akte Odessa
Philip Kerr: Das Janus-Projekt

Barbara Vine - Heuschrecken
In "Heuschrecken" porträtiert Barbara Vine ein halbes Dutzend Figuren, die nicht von Erlebnissen in ihrer Vergangenheit loskommen. Die Stärke des Romans liegt in der Struktur und in den ausgefallenen Charakteren, weniger in der Sprache.
Heuschrecken

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.