Tennessee Williams : Die Katze auf dem heißen Blechdach

Die Katze auf dem heißen Blechdach
Die Katze auf dem heißen Blechdach Originaltitel: Cat on a Hot Tin Roof Uraufführung: New York 1955
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Anlässlich des 65. Geburtstags eines todkranken patriarchalischen Plantagenbesitzers versammelt sich seine Familie: seine Frau, der ältere, erbschleicherische Sohn mit seiner kinderreichen Familie und der jüngere, alkoholabhängige Sohn mit seiner willensstarken Frau. In heftigen Auseinandersetzungen endet die jahrelange Heuchelei ...
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Kritik

Mit dem vitalen Schauspiel "Die Katze auf dem heißen Blechdach" kritisiert Tennessee Williams die Gesellschaft nicht nur der amerikanischen Südstaaten, in der sich alles um materiellen Besitz dreht.
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Anlässlich des 65. Geburtstages des patriarchalischen Plantagenbesitzers Harvey Pollitt, den hier alle einschließlich seiner Ehefrau „Big Daddy“ nennen, kommen auch der ältere Sohn Gooper mit seiner Frau Mae und den fünf Kindern und der jüngere Sohn mit seiner Frau Maggie auf den Familiensitz in Mississippi. Außer dem alten Ehepaar wissen alle, dass „Big Daddy“ unheilbar krebskrank ist und nicht mehr lang zu leben hat.

Bricks Ehe ist zerrüttet, weil er vermutet, dass Maggie mit seinem besten Freund Skipper schlief, und zwar unmittelbar bevor dieser sich umbrachte. Des Lebens überdrüssig, gab Brick seinen Job als Sportreporter auf und versucht, seinen Kopf durch Alkohol frei zu bekommen. Maggie kämpft um ihre Liebe, aber ihr Ehemann stößt sie immer wieder rücksichtslos zurück.

Gooper betreibt in Memphis eine auf Vermögensangelegenheiten spezialisierte Anwaltskanzlei. Er will das Erbe auf keinen Fall seinem alkoholabhängigen Bruder überlassen, den der Vater immer vorgezogen hat. Und seine ebenso habgierige wie heuchlerische Frau Mae bestärkt ihn darin. Sie drängt die Kinder, dem Großvater Ständchen zu bringen, aber der durchschaut und verabscheut das verlogene Getue.

Von seinem Vater zur Rede gestellt, behauptet Brick, er benötige den Alkohol wegen seines Ekels vor der allgemeinen Heuchelei und Verlogenheit. Big Daddy droht ihm mit Enterbung, merkt aber sofort, dass Brick sich nicht im Geringsten für materiellen Besitz interessiert. Da bringt er das Gespräch auf Skipper und verlangt zu wissen, was zwischen Maggie und Skipper war. Brick lässt seine Frau zum ersten Mal darüber erzählen. Sie gibt zu, auf Skipper wegen seiner engen – vielleicht auch homoerotischen – Beziehung zu Brick eifersüchtig gewesen zu sein und mit dem Gedanken gespielt zu haben, mit ihm ins Bett zu gehen, weil sie hoffte, die Freundschaft damit zu zerstören, aber bevor noch etwas passierte, lief sie davon. Sie weiß, dass Skipper unmittelbar vor seinem Tod Brick anrief und es nicht verkraftete, dass sein Freund das Gespräch abbrach und auflegte. Da gesteht Brick sich und den anderen endlich ein, dass er sein schlechtes Gewissen im Alkohol zu ertränken versucht.

In einer heftigen Auseinandersetzung konfrontiert Brick seinen Vater auch mit einer anderen Wahrheit: „Dies ist dein letzter Geburtstag!“ Während die anderen im Wohnzimmer sind, begreift Big Daddy in einer offenen Aussprache mit Brick, dass er sein ganzes Leben lang nur an seinen Besitz dachte und niemanden liebte.

Als er mit Brick zu den anderen kommt, erklärt Maggie unvermittelt, ihr Geburtstagsgeschenk für Big Daddy sei die Ankündigung der Geburt eines Kindes.

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Mit dem Schauspiel „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ („Cat on a Hot Tin Roof“) in drei Akten kritisiert Tennessee Williams (1911 – 1983) die Gesellschaft nicht nur der amerikanischen Südstaaten, in der sich alles um materiellen Besitz dreht. Gooper und Mae Pollitt sind mit ihren Kindern das abschreckende Beispiel einer bürgerlichen Familie, die aus Habgier Gefühle heuchelt. Bei dem (noch?) kinderlosen Ehepaar Brick und Maggie liegen Hass und Liebe dicht beieinander. Und „Big Daddy“, der sich aus dem Nichts zu einem Multimillionär hochgearbeitet hat, muss kurz vor seinem Tod erkennen, dass er ein Leben lang auf Besitz aus war und Liebe mit materiellen Geschenken verwechselte. Jede der Figuren hat ein Handicap: bei Brick ist es die Alkoholabhängigkeit, bei Maggie unbefriedigte Sexualität, bei „Big Daddy“ der Besitz, bei Gooper und Mae sind es die gesellschaftlichen Konventionen. – „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ ist ein vitales, explosives Bühnenstück mit sarkastischen Dialogen über den Verlust zwischenmenschlicher Beziehungen, über Verlogenheit, Heuchelei und Selbsttäuschung.

Der Vogel, den ich im Netz dieses Stückes fangen möchte, ist nicht die Lösung eines psychologischen Problems eines Einzelnen. Ich möchte den Wahrheitsgehalt von Erlebnissen innerhalb einer Gruppe von Menschen darstellen, jenes flackernde, umwölkte, schwer zu fassende, aber fieberhaft mit Spannung geladene Zusammenspiel lebendiger Wesen in der Gewitterwolke einer gemeinsamen Krise. (Tennessee Williams)

In der ursprünglichen Fassung des 3. Aktes ließ Tennessee Williams offen, ob Maggie ihre Ehe retten kann. Das Happyend schrieb er auf Anregung von Elia Kazan für die Broadway-Premiere am 24. März 1955 (deutsche Erstaufführung: Düsseldorf 1955). Für „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ erhielt Tennessee Williams seinen zweiten Pulitzerpreis.

Den Titel „Cat on a Hot Tin Roof“ („Die Katze auf dem heißen Blechdach“) leitete Tennessee Williams von einer amerikanischen Redensart ab, die auf jemanden gemünzt ist, der leidet, sich aber nicht zu retten versucht.

Richard Brooks verfilmte das Theaterstück 1958: „„Die Katze auf dem heißen Blechdach“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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