Grimm

Grimm

Grimm

Originaltitel: Grimm - Regie: Alex van Warmerdam - Drehbuch: Alex van Warmerdam und Otakar Votocek - Kamera: Tom Erisman - Schnitt: Stefan Kamp - Musik: Alex van Warmerdam - Darsteller: Halina Reijn, Jacob Derwig, Carmelo Gómez, Maria Teresa Berganza, Johan Leysen, Frank Lammers, Annet Malherbe, Jaap Spijkers, Laura Cepeda, Lola Peno, Fernando Moraleda, Ulises Dumont, Peggy Sandaal, Elvira Mínguez, Henri Garcin, Ingeborg Elzevier, Kees Prins u.a. - 2003; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Die niederländischen Geschwister Marie und Jacob werden von ihrem mittellosen Vater ausgesetzt. Nachdem sie durch den Wald geirrt und einer geilen Bäuerin entkommen sind, schlagen sie sich nach Spanien durch, wo ihr Onkel Ramón leben soll – doch der ist bereits tot. Marie wird schließlich die Frau eines spanischen Chirurgen und zieht mit ihrem eifersüchtigen Bruder in dessen Villa, ohne zu ahnen, was dort auf sie zukommt ...
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Kritik

"Grimm" ist ein von dem Märchen "Hänsel und Gretel" der Gebrüder Grimm ausgegehender Albtraum, ein groteskes Roadmovie und eine rabenschwarze Komödie voller absurder und zum Teil sehr komischer Situationen.

Maria (Halina Reijn) und Jacob (Jacob Derwig) leiden ebenso wie ihre Eltern (Johan Leysen, Maria Teresa Berganza) unter Kälte und Hunger, denn die niederländische Familie ist arm und kann sich weder Brennmaterial noch Nahrungsmittel kaufen. Eines Tages geht der Vater mit seinen eigentlich schon erwachsenen Kindern tief in den Wald, angeblich um Brennholz zu sammeln, aber als die beiden nicht aufpassen, lässt er sie allein. Jacob findet in seiner Jacke einen Zettel von der Mutter, auf dem sie ihren Kindern rät, zu Onkel Ramón nach Spanien zu gehen. Dort sei es wenigstens warm.

Die Geschwister irren im Wald herum, bis sie nach Einbruch der Dunkelheit ein Lagerfeuer machen. Sie braten einen Hund, den Jacob in einer Falle gefunden und totgeschlagen hat. Das Tier gehörte einem Bauern (Frank Lammers), der sie in der Nacht aufstöbert und ins Haus holt. Zu Jacob sagt der Bauer: „Meine Frau kommt zu kurz bei mir.“ Dann zwingt er ihn mit vorgehaltenem Gewehr, die dicke, geile Bäuerin (Annet Malherbe) zu beschlafen.

Am Morgen bringt die Bäuerin den eingesperrten Geschwistern ein Frühstück, und ihr Mann begleitet sie, um nach den Gefangenen zu schauen. Jacob und Maria haben einen schweren Tisch wie ein Pendel an der Zimmerdecke befestigt; den lassen sie jetzt gegen die Tür schwingen und setzen damit das Bauernpaar außer Gefecht.

Sie laufen weiter, stoßen auf eine Straße und halten einen Lieferwagen an, der sie ein Stück mitnimmt. Unter einer Brücke richten sie sich in einem verlassenen Obdachlosenzelt ein, in dem sie auch eine Pistole finden.

Ein Freier (Jaap Spijkers) taucht auf, der hier augenscheinlich des Öfteren bei einer Prostituierten war. Als Maria begreift, was der Fremde will, geht sie mit ihm in das Zelt aus Plastikbahnen, kniet sich vor ihn hin und zieht seinen Reißverschluss auf. Während der Freier stöhnt, hält Jacob ihm plötzlich von hinten die Pistole an den Kopf und verlangt die Brieftasche. Es kommt zu einer Schlägerei. Am Ende erschlägt Jacob den Mann mit einem Brett. In seinen Taschen finden sie jedoch nicht mehr als zehn Gulden.

Mit einem gestohlenen Moped fahren Jacob und Maria nach Spanien.

Um ihrem Onkel nicht in ihrem billigen, schmutzigen Kleid gegenübertreten zu müssen, überfällt Maria in der Toilette einer Raststätte eine elegante Spanierin (Laura Cepeda) und zwingt sie mit vorgehaltener Pistole, sich auszuziehen und ihr sowohl das Kleid als auch die Handtasche mit dem Geld zu überlassen.

Bei der Adresse, die ihre Mutter ihnen aufschrieb, erfahren Maria und Jacob von einem älteren Ehepaar, das von einem Balkon herunterschaut (Lola Peno, Fernando Moraleda), dass ihr Onkel Ramón und dessen Ehefrau vor einem Jahr bei einem Unfall ums Leben kamen.

Enttäuscht setzen sie sich auf eine Anlagenbank. Jacob geht, um von dem Geld der überfallenen Spanierin etwas Essbares zu kaufen. Als er zurückkommt, ist Maria nicht mehr da, aber am Moped hat sie einen Zettel mit einer neuen Adresse hinterlassen.

Es handelt sich um die Villa des Chirurgen Diego (Carmelo Gómez), der Maria zufällig sah, sich auf den ersten Blick in sie verliebte und sie einlud, als seine Frau mitzukommen.

Diego wohnt in der Villa mit seiner schwer kranken Schwester Teresa (Elvira Mínguez), seinem Diener Luis (Ulises Dumont) und der schwarzen Haushälterin Sofia (Peggy Sandaal). Jacob wird ebenfalls aufgenommen, aber dass Maria es mit dem reichen Spanier in der Badewanne treibt, gefällt ihrem eifersüchtigen Bruder gar nicht. Maliziös bringt er Diego beim Frühstück den deutschen Satz bei: „Ich bin ein Badewannenrammler.“

Jacob seinerseits folgt Sofia in deren Zimmer.

Eines Abends gibt Diego ein Essen für Don Felipe (Henri Garcin) und Dona Isabel (Ingeborg Elzevier). Der Erfolg des Abends sei für ihn sehr wichtig, schärft er Maria ein. Mitten in das höfliche Gespräch der Herren über die Jagd platzt Jacob herein. Er provoziert die Gesellschaft, in dem er nicht nur für sich, sondern auch für Sofia einen Stuhl an den Tisch stellt und von Luis zwei Weingläser verlangt. „Gegen das spanische Mittelalter!“, lautet sein Trinkspruch. Sofia verdrückt sich, noch bevor Diego den Störenfried aus dem Raum wirft.

Als Teresa in ihrem Zimmer von dem Vorfall erfährt, drängt sie ihren Bruder, die geplante Operation endlich durchzuführen.

Am nächsten Morgen wird Sofia mit ihrem Gepäck fortgebracht.

Beim Frühstück fragt Maria nach ihrem Bruder. Der sei weggefahren, behauptet Diego, aber Maria glaubt ihm nicht und sucht Jacob. Sie rüttelt an einer verschlossenen Tür. Da packt Diego sie, presst ihr einen Wattebausch aufs Gesicht und betäubt sie. Als sie wieder zu sich kommt, merkt sie, dass Diego sie eingesperrt hat.

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Jacob erwacht irgendwo im Freien mit starken Schmerzen, und als er sein Hemd hochzieht, entdeckt er eine lange Operationsnarbe: Offenbar hat Diego ihm eine Niere entnommen. In der Nähe steht das Auto eines Betrunkenen (Kees Prins), der Jacob sogar noch hilft, den Motor anzulassen, als dieser ihn bestiehlt.

Maria weiß zwar nicht, dass Teresa ihrem Bruder nach der Nierentransplantation geraten hat, die Gefangene zu ermorden, aber als Luis das Zimmer aufsperrt und Essen bringt, tötet sie ihn und flieht. Auf der Straße sieht sie zufällig Jacob, der ohnmächtig über dem Steuer des gestohlenen Fahrzeugs zusammengebrochen ist.

Bei einer wilden Verfolgungsjagd rast Diego in den Abgrund.

Unvermittelt gelangen Maria und Jacob in eine ausgestorbene Westernstadt. Maria versucht, die Wunde ihres Bruders mit Eierlikör zu desinfizieren, aber Jacob hält mehr von der Flüssigkeit aus der Scheibenwaschanlage.

Zwei spanisch sprechende Polizisten (Janfri Topera, Benjamín Seva) schauen sich um. Jacob hat sich in ein Bett gelegt, und Maria behauptet, er habe Grippe. Allmählich erholt Jacob sich und lernt mit Pfeil und Bogen umzugehen. Als Diego auftaucht, tötet Jacob ihn durch einen Pfeilschuss. Rasch vergraben die Geschwister die Leiche – gerade noch rechtzeitig, bevor die beiden Polizisten zurückkommen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Gebrüder Grimm (Kurzbiografie)

Alex van Warmerdam: Das Kleid
Alex van Warmerdam: Die letzten Tage der Emma Blank

Sibylle Berg - Ende gut
Sibylle Berg reichert den Text der Ich-Erzählerin in "Ende gut" durch sogenannte "Infohaufen" und zahlreiche "O-Ton"-Einlagen an. Sie versteht es, ihre guten Beobachtungen und sarkastischen Ansichten mit viel Sprachwitz pointiert zu formulieren.
Ende gut