Auf Liebe und Tod

Auf Liebe und Tod

Auf Liebe und Tod

Auf Liebe und Tod – Originaltitel: Vivement dimanche! – Regie: François Truffaut – Drehbuch: François Truffaut, Suzanne Schiffman, Jean Aurel, nach dem Roman "Auf Liebe und Tod" von Charles Williams – Kamera: Néstor Almendros – Schnitt: Martine Barraqué – Musik: Georges Delerue – Darsteller: Fanny Ardant, Jean-Louis Trintignant, Jean-Pierre Kalfon, Philippe Laudenbach, Philippe Morier-Genoud, Xavier Saint-Macary, Jean-Louis Richard, Caroline Sihol, Anik Belaubre u.a. – 1983; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Als ein Mann erschossen wird und sich herausstellt, dass es sich um einen der Liebhaber von Marie-Christine Vercel handelt, gerät deren Ehemann Julien unter Mordverdacht. Und der erhärtet sich, als die Polizei kurz darauf Marie-Christines Leiche findet. Jemand hat sie erschlagen. Während Julien sich vor der Polizei versteckt, stellt seine heimlich in ihn verliebte Sekretärin Barbara private Ermittlungen an, um seine Unschuld zu beweisen ...
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Kritik

"Auf Liebe und Tod", die Verfilmung eines Romans Charles Williams durch François Truffaut, ist eine unterhaltsame Mischung aus film noir und Komödie, ein Schwarz-Weiß-Film, dessen Handlung man nicht ernst nehmen darf.
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Als der Immobilienmakler Julien Vercel (Jean-Louis Trintignant) von der Entenjagd zurückkommt, gerät er mit seiner Sekretärin Barbara Becker (Fanny Ardant) in Streit. Er kündigt der Brünetten, für deren Schönheit er keinen Blick hat, zum nächsten Monatsersten und gibt eine Stellenanzeige auf.

Wenig später kommen der Kriminalkommissar Santelli (Philippe Morier-Genoud) und dessen Assistent Jambreau (Roland Thénot) ins Maklerbüro. An diesem Morgen wurde nämlich der Geschäftsmann Jacques Massoulier bei der Entenjagd erschossen, und nun möchten die Ermittler von Julien wissen, ob ihm etwas auffiel. Er habe zwei Schüsse gehört, sagt er, und sich darüber gewundert, dass Massouliers Porsche mit aufgerissener Beifahrertüre abgestellt war.

Eine anonyme Anruferin beschuldigt Julien, Jacques Massoulier ermordet zu haben, weil er einer der zahlreichen Liebhaber seiner Ehefrau gewesen sei.

Julien ist seit zwei Jahren mit Marie-Christine (Caroline Sihol) verheiratet. Als sie von einem kurzen Aufenthalt in ihrer Heimatstadt Nizza zurückkommt, stellt er sie zur Rede und fragt sie, ob sie tatsächlich Jacques Massouliers Geliebte gewesen sei. Marie-Christine gibt es zu. Da klingelt es: Julien wird zu einer weiteren Vernehmung abgeholt und ins Polizeipräsidium gebracht.

Inzwischen weiß die Polizei, dass Jacques Massoulier mit einem Kaliber erschossen wurde, das wohl außer Julien niemand verwendet. Er gilt deshalb als tatverdächtig. Dennoch erreicht sein Anwalt Maitre Clement (Philippe Laudenbach), dass er noch am selben Abend freigelassen wird.

Zu Hause findet Julien seine Frau tot vor. Sie wurde erschlagen.

Julien kann nicht die Polizei alarmieren, denn man würde daraufhin in zwei Mordfällen gegen ihn ermitteln. Stattdessen will er nach Nizza fahren, um mehr über Marie-Christines Vergangenheit herauszufinden. Er vertraut sich Barbara an, schläft jedoch während des Gesprächs mit ihr vor Erschöpfung ein.

Daraufhin nimmt Barbara seinen Wagen und fährt nach Nizza. Das Auto stellt sie dort am Flughafen ab. Dann nimmt sie ein Taxi. Wo Marie-Christine angeblich einen Schönheitssalon geführt hatte, befindet sich seit langer Zeit der Nachtklub „L’ange rouge“, und Barbara findet heraus, dass Marie-Christine vor ihrer Hochzeit mit Julien nicht als Kosmetikerin, sondern als Prostituierte gearbeitet hatte.

Barbara nimmt sich das Zimmer im Hotel Garibaldi, in dem auch Marie-Christine zuletzt übernachtete. Nachts wacht sie auf und entdeckt einen Eindringling. Er flüchtet zwar über den Balkon, aber sie kann ihm noch das Jackett herunterreißen. Darin findet sie Papiere, die ihn als Privatdetektiv ausweisen.

Am nächsten Morgen sucht sie das Büro der entsprechenden Detektei auf und stellt den Chef, Monsieur Lablache (Georges Koulouris), zur Rede. Der entschuldigt sich bei ihr und beteuert, es habe sich um einen Irrtum gehandelt. Der Mitarbeiter, den Barbara in ihrem Zimmer überraschte, sollte Marie-Christine Vercel observieren, bekam jedoch nicht mit, dass sie das Hotel bereits verlassen hatte. Der Auftrag sei von einem anonymen Kunden telefonisch erteilt worden, sagt Lablache.

Barbara kehrt zurück. Inzwischen hat die Polizei Marie-Christines Leiche und Juliens Wagen gefunden. Obwohl es so aussieht, als sei der Tatverdächtige von Nizza abgeflogen und habe das Land verlassen, wird nach ihm gefahndet. Julien versteckt sich im Keller des Maklerbüros. Er schickt Barbara mit der Information, Marie-Christine habe über ihre Vergangenheit die Unwahrheit erzählt, zu seinem Rechtsanwalt. Aber im letzten Augenblick überlegt Barbara es sich anders, und sie verschweigt Clement, was sie herausgefunden hat. Im Treppenhaus stößt sie auf Santelli, der sie mit ins Polizeipräsidium nimmt, um sie dort zu vernehmen. Er will wissen, wo ihr Chef ist und was sie in Nizza zu tun hatte, aber Barbara speist ihn mit Lügen ab.

Im Maklerbüro taucht ein Fremder (Jean-Pierre Kalfon) auf. Er erkundigt sich bei Barbara nach dem Chef und behauptet, ein Schloss mieten zu wollen.

Julien und Barbara finden heraus, dass es sich bei der anonymen Anruferin um die Frau an der Kasse des Kinos Eden handelt. Barbara hat sie schon einmal gesehen: Als sie auf Maitre Clement wartete, kam Paule Delbecq (Anik Belaubre) weinend aus dessen Büro. Barbara folgt ihr unbemerkt zu einem Etablissement, das „L’ange rouge“ heißt, wie der Nachtklub in Nizza. Weitere Nachforschungen ergeben, dass die Kassiererin als Besitzerin einer Kette von Nachtklubs mit dem Namen „L’ange rouge“ eingetragen ist und die Geliebte des Geschäftsmanns Jacques Massouliers war.

Während Paule Delbecq wieder an der Kinokasse sitzt, dringt Julien in ihre Wohnung ein. Barbara, die im Wagen wartet, sieht den Mann, der ein Schloss mieten wollte, ins Haus gehen. Sie schleicht ihm nach. Er überrascht Julien, der gerade ein verstecktes Gewehr gefunden hat. Die beiden Männer ringen miteinander, bis Barbara den Fremden niederschlägt. Weil sie ihn für den Mörder halten, ruft Barbara anonym die Polizei, sobald sie ihn gefesselt und das Gewehr neben ihn gelegt haben. Als der Streifenwagen eintrifft, zieht Barbara ihren Chef in einen Hauseingang und küsst ihn, damit sie wie ein unverdächtiges Liebespaar wirken.

Bei Massouliers Beerdigung mischt Barbara sich unter die Trauergäste – und staunt über den Geistlichen, denn bei ihm handelt es sich um den Mann, den sie in Paule Delbecqs Wohnung niederschlug. Es handelt sich um den Bruder des Ermordeten. Offenbar stellte er eigene Nachforschungen an.

Um mehr über das „L’ange rouge“ herauszufinden, tritt Barbara als Straßenmädchen auf. Wie erwartet, zerrt eine andere Prostituierte die vermeintliche Konkurrentin ins Nachtlokal, um sich bei Louison (Jean-Louis Richard), dem Geschäftsführer, zu beschweren. Barbara versteckt sich in einer Toilette und sieht kurz darauf durch ein Oberlicht, wie Louison von einem Mann, den sie nicht erkennen kann, erstochen wird.

Vom „L’ange rouge“ eilt Barbara zu Maitre Clement. Der ist nicht in seiner Kanzlei. Seine Sekretärinnen (Isabel Benet, Josiane Couëdel) wundern sich bereits darüber und lassen Barbara in seinem Büro auf ihn warten. Durch Zufall entdeckt Barbara eine Geheimtüre, durch die man von Clemens Kanzlei ins Kino Eden gelangt.

Ungefähr zur selben Zeit taumelt Paule Delbecq aus dem Eingang des Kinos. Ein Messer steckt in ihrem Rücken. Vor der Kasse bricht sie zusammen und stirbt.


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Zurück im Maklerbüro, öffnet Barbara einer anrückenden Polizeieinheit die Tür und ermöglicht so die reibungslos Festnahme Juliens. Maitre Clemens eilt seinem Mandanten zu Hilfe. Aber ein Telefongespräch Santellis irritiert ihn. Unter dem Vorwand, kurz an die frische Luft zu müssen, verlässt Clemens das Gebäude. Daraufhin nimmt Santelli Julien die Handschellen ab und beglückwünscht Barbara zu dem gelungenen Täuschungsmanöver.

Clemens geht in eine Telefonzelle und ruft von dort aus Lablache an. Er war der Auftraggeber, der Marie-Christine beschatten ließ. Als der Anwalt sieht, dass von allen Seiten Polizisten auf ihn zukommen, weiß er, dass er am Ende ist. Er gesteht Lablache, dass Marie-Christine Vercel seine Geliebte war und er sie und Jacques Massoulier aus Eifersucht ermordete. Später erstach er auch Paule Delbecq, mit der Massoulier ebenfalls eine Affäre hatte, und ihren Vertrauten Louison, weil sie ihm gefährlich hätten werden können. Clemens erschießt sich, bevor die Polizei ihn festnehmen kann.

Bald darauf stehen Julien und Barbara vor dem Traualtar. Die Braut ist unübersehbar schwanger.

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Der Film „Auf Liebe und Tod“ basiert auf dem 1962 von Charles Williams (1909 – 1975) veröffentlichten Kriminalroman „The Long Saturday Night“ („Die lange Samstagnacht“, Übersetzung: Werner Gronwald, Heyne, München 1963 / „Auf Liebe und Tod“, Übersetzung: Werner Gronwald, Heyne, München 1984).

Man kann „Auf Liebe und Tod“ als Hommage an den film noir und an Alfred Hitchcock sehen. So wie Hitchcock es in einigen seiner Filme tat, verbindet auch François Truffaut Thriller-Elemente mit komödiantischen Einfällen, etwa wenn der Kommissar während der Vernehmung einer Zeugin den Trinkbrunnen benutzen möchte und versehentlich alles voll Wasser spritzt.

François Truffaut erzählt die Geschichte augenzwinkernd aus der Perspektive der von seiner Lebensgefährtin Fanny Ardant eindrucksvoll verkörperten Hauptfigur Barbara Becker, die Femme fatale, Privatermittlerin und Liebende zugleich ist. Während sie alles unternimmt, um die Unschuld ihres unter Mordverdacht stehenden Chefs zu beweisen, der noch nicht mitbekommen hat, dass sie ihn liebt, versteckt dieser sich vor der Polizei.

„Auf Liebe und Tod“ ist ein unterhaltsamer Schwarz-Weiß-Film, dessen Handlung man nicht ernst nehmen darf.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

François Truffaut (kurze Biografie / Filmografie)

François Truffaut: Jules und Jim
François Truffaut: Fahrenheit 451
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François Truffaut: Das Geheimnis der falschen Braut
François Truffaut: Der Wolfsjunge
François Truffaut: Die letzte Metro
François Truffaut: Die Frau nebenan

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Ausgehend von Ereignissen 1923 in Japan, Deutschland und den USA entwickelt Norbert Zähringer in "Einer von vielen" verschiedene Handlungsstränge. In der ersten Hälfte überwiegt die Komik, dann steht der Wahnwitz des Krieges im Mittelpunkt.
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