Der Zauber von Malèna

Der Zauber von Malèna

Der Zauber von Malèna

Der Zauber von Malena - Originaltitel: Malèna - Regie: Giuseppe Tornatore - Drehbuch: Giuseppe Tornatore, nach einer Kurzgeschichte von Luciano Vincenzoni - Kamera: Lajos Koltai - Schnitt: Massimo Quaglia - Musik: Ennio Morricone - Darsteller: Monica Bellucci, Giuseppe Sulfaro, Luciano Federico, Matilde Piana, Pietro Notarianni, Gaetano Aronica, Gilberto Idone, Angelo Pellegrino, Pippo Provvidenti, Maria Terranova, Marcello Catalano, Gabriella Di Luzio u.a. - 2000; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Renato Amoroso, ein pubertierender Junge, verliebt sich in eine für ihn unerreichbare 27-Jährige: die mit ihrem Vater in die sizilianische Kleinstadt Castelcutò gezogene Malèna Scordia, deren Ehemann im Krieg ist. Hilflos sieht Renato mit an, wie die geilen Honoratioren seine Traumfrau begaffen und bedrängen, bis ihre missgünstigen Frauen Malèna aus der Stadt prügeln.
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Kritik

"Der Zauber von Malèna" ist ein nostalgisches Melodram über die Pubertät eines Jungen, eine Tragödie über eine junge Frau, der ihre Schönheit zum Verhängnis wird und zugleich ein gesellschaftskritischer Heimatfilm.

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Im Juni 1940 – als Mussolini gerade Frankreich und Großbritannien den Krieg erklärt und die Bewohner in der sizilianischen Kleinstadt Castelcutò seine im Rundfunk übertragene Rede bejubeln – sieht der zwölfeinhalbjährige Renato Amoroso (Giuseppe Sulfaro) Malèna Scordia (Monica Bellucci) zum ersten Mal und verliebt sich in die für ihn unerreichbare Frau. Sie kam mit ihrem Vater, dem schwerhörigen Lateinlehrer (Pietro Notarianni), nach Castelcutò. Wenn sie durch die Straßen und über die Piazza geht, begaffen die Honoratioren die schöne, stolze und unnahbare Siebenundzwanzigjährige, deren Ehemann im Krieg ist, und die Frauen tuscheln giftig über sie. Mit einem gebrauchten Fahrrad, das Renato von seinem Vater Pietro (Luciano Federico) bekommt, eilt er seiner Traumfrau immer wieder ein Stück voraus, um sie noch einmal an sich vorbeigehen zu sehen.

Am nächsten Tag schwänzt er die Schule, um sich vom Schneider eine Hose seines Vaters anpassen zu lassen, denn er schämt sich plötzlich mit seiner kurzen Hose. Als der Vater davon erfährt, verprügelt er ihn und verspricht ihm schließlich, er dürfe eine lange Hose tragen, sobald der Schädel des Duce gespalten werde.

Nachts schleicht Renato sich davon, schaut durch ein kleines Loch in einem Fensterladen von Malènas Haus – und sieht sie im Unterrock tanzen.

Er beginnt von ihr zu träumen, schreibt auf den Klippen schwärmerische Briefe an sie, die er dann zerreißt und ins Meer wirft, und er stiftet einem Heiligen in der Kirche jeden Tag eine Kerze, damit dieser Malèna vor der üblen Nachrede beschützt, bis er selbst in ein paar Jahren dazu in der Lage sein wird. Den Lästerern spuckt er heimlich ins Getränk, wirft ihre Fensterscheiben ein oder, wenn es sich um eine Frau handelt, uriniert er in ihre Handtasche.

Eines Tages trifft die Nachricht ein, Malènas Ehemann Nino Scordia (Gaetano Aronica) sei in Afrika den Heldentod gestorben.

Pietro Amoroso ertappt seinen Sohn mit einem der Witwe von der Wäscheleine gestohlenen schwarzen Slip. Entsetzt zerfetzt und verbrennt die Mutter (Matilde Piana) die unschickliche Unterwäsche, und der Missetäter darf sein Zimmer nicht mehr verlassen – bis er krank wird und der Arzt ihm frische Luft verordnet.

Endlich kann Renato wieder zu seinem Guckloch schleichen. Er sieht, wie sich Oberleutnant Cadel (Marcello Catalano) gerade fertig anzieht und sich von Malèna mit Küssen und Umarmungen verabschiedet. Vor der Haustür trifft der ledige Offizier auf den verheirateten Zahnarzt Dr. Cusimano (Pippo Provvidenti), der im Schutz der Dunkelheit zu Malèna will. Die beiden Männer, die sich als Rivalen erkennen, geraten sofort in Streit und schlagen sich auf der Straße. Dann kommt auch noch die Frau des Zahnarztes (Maria Terranova) dazu und beschimpft ihren Mann aufgebracht als Ehebrecher. Es kommt zum Skandal, und die Frau des Zahnarztes bringt Malèna vor Gericht, weil diese ihren Mann verführt habe, aber Rechtsanwalt Centorbi (Gilberto Idone) gelingt es, einen Freispruch für seine Mandantin zu erwirken. Weil Malèna sein Honorar nicht bezahlen kann, drängt er sie, ihre Schuld im Bett zu begleichen.

Tag und Nacht träumt Renato von Malèna, und als er einmal während des Schulunterrichts glaubt, nicht die Lehrerin, sondern sein Idol stünde vor ihm, wird er aus dem Klassenzimmer geworfen. Im Treppenhaus des Schulgebäudes stößt er die Büste des Duce vom Sockel; sie kugelt über die Stufen hinunter und zerbricht in zwei Hälften. Wie versprochen, erlaubt ihm Pietro Amoroso von da an, lange Hosen zu tragen.

Malènas Vater kommt bei einem Luftangriff ums Leben.

Für den Lebensmittelhändler Salvadore, der Malèna kostenlos beliefert, muss sie sich die Locken abschneiden. Von da an färbt sie ihre schwarzen Haare abwechselnd rot und blond. Aus Trotz und Verzweiflung lässt sie sich jetzt sogar mit deutschen Soldaten ein. Da haben die boshaften Frauen viel zu tratschen! „Hure!“, zischeln sie.

Für Renato ist das alles zu viel: Er bricht zusammen. Der Pfarrer befürchtet, dass der Junge vom Teufel besessen ist, aber Pietro begreift, dass sein Sohn einfach ein Problem mit seiner aufgestauten Sexualität hat und führt ihn ins Bordell.

Unter dem Jubel der Bevölkerung marschieren die Alliierten in Castelcutò ein.

Jetzt halten die Frauen die Zeit für eine Hexenjagd gekommen. Ein Dutzend von ihnen fällt auf der Piazza über Malèna her, wirft sie zu Boden, prügelt auf sie ein, zerreißt ihr das Kleid und schneidet ihr das Haar ab. Die geschundene und gedemütigte Frau muss den Ort verlassen und mit dem Zug nach Messina flüchten.

Renato, der das alles hilflos mit ansehen musste, schlägt der Figur des Heiligen, der nicht auf Malèna aufgepasst hat, weinend einen Arm ab.

Überraschend taucht Nino Scordia auf. Er hat zwar im Krieg einen Arm verloren, und war in Indien in englischer Kriegsgefangenschaft, aber er lebt. In seinem Haus sind Flüchtlinge untergebracht, und als er nach seiner Frau fragt, verspottet man den Heimkehrer, er solle in den Bordellen nach ihr suchen.

Nino Scordia macht sich auf den Weg. Ein Jahr später kehrt er nach Castelcutò zurück, und an seiner Seite geht Malèna! Von jetzt an begegnen die Frauen Malèna mit Respekt und grüßen sie höflich, wenn sie auf dem Markt einkauft.

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„Der Zauber von Malèna“ ist ein nostalgisches Melodram über die Pubertät eines Jungen, eine Tragödie über eine junge Frau, der ihre Schönheit zum Verhängnis wird und zugleich ein Heimatfilm, in dem die Missgunst der Frauen und die heimliche Geilheit der Honoratioren in einer sizilianischen Kleinstadt angeprangert werden. Renato, der die für ihn unerreichbare Malèna anhimmelt aber noch zu jung ist, um ihr beistehen zu können, sieht mit an, wie die nach dem Ableben ihres Vaters und dem vermeintlichen Tod ihres Ehemanns schutzlose Frau von den Männern bedrängt und dann von den Furien aus der Kleinstadt hinausgeprügelt wird.

Giuseppe Tornatore zeigt die Geschichte aus der mitfühlenden, aber auch voyeuristischen Perspektive des pubertierenden Jungen. Die Figur der Malèna kann auf diese Weise natürlich nur von außen betrachtet werden; wir sehen eine schöne Frau, aber was in ihr vorgeht, erfahren wir nicht.

Für die Kameraführung in „Der Zauber von Malena“ erhielt Lajos Koltai eine „Oscar“-Nominierung.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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