Sofja Tolstaja : Eine Frage der Schuld

Eine Frage der Schuld
Originalausgabe: 1913 / 1921 Eine Frage der Schuld Übersetzung: Alfred Frank, Ursula Keller Manesse Verlag, Zürich 2008 ISBN: 978-3-7175-2150-1, 317 Seiten btb Verlag, München 2010 ISBN: 978-3-442-74109-0, 317 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Die Ehe Annas ist bestimmt durch die Eifersucht ihres viel älteren Mannes, der hauptsächlich daran interessiert ist, seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Darum will er nicht wahrhaben, dass seine Frau bei einem vermeintlichen Rivalen Anerkennung um ihrer selbst Willen findet. Das wird er nicht zulassen. – Mit "Eine Frage der Schuld" wagte sich Sofja Tolstaja an ein Tabuthema der damaligen Zeit.
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Kritik

Sofja Tolstaja legt mit diesem Roman einen Gegenentwurf zur "Kreutzersonate" ihres Mannes Leo Tolstoi vor. Sie erzählt im Grunde genommen die gleiche Geschichte, aber aus der Perspektive einer Frau.
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Die Witwe Olga Pawlowna lebt mit ihren beiden Töchtern Anna Alexandrowna und Natascha auf einem Landgut. Ein alter Bekannter und Nachbar der Mutter, der fünfunddreißigjährige Fürst Prosorski, schaut hin und wieder bei ihnen vorbei. Er war schon länger nicht mehr da und ist bei einem erneuten Besuch erstaunt, wie sich die Mädchen entwickelt haben, die er von klein auf kennt. Vor allem bei der achtzehnjährigen Anna stellt er fest, dass sie „unversehens ins Frauenalter eingetreten“ ist. Er ist von ihrer Anmut entzückt und bemüht, sich bei ihr ins rechte Licht zu setzen, auch wenn er von ihren Ansichten, gewonnen aus der Lektüre über naturwissenschaftlichen Naturalismus, nicht so begeistert ist. Natascha sagt über ihre Schwester, dass sie sentimental sei und von einer Liebe träume, „die rein und ideal sein muss, fast so wie ein Gebet“ (Seite 12).

Der Fürst Prosorski „war weniger schön als auf eine verfeinerte Art elegant“. Da er viel gereist ist und eine stürmische Jugend hinter sich hat, hält er sich für einen Weltmann und gebildeten Geist. Kenntnisreichere Leute sehen in ihm eher einen Blender. Die Anstrengungen, sich bei Anna anzubiedern, verfangen bei ihr zunächst nicht. Seine fortwährenden Freundlichkeiten schmeicheln ihr jedoch zunehmend, und als ihr der Fürst zu verstehen gibt, dass er sie sich als Gattin wünscht, stimmt sie zu.

In ihr waren weder Furcht noch Bedenken, dass sie aus irgendeinem Grund unglücklich sein könnte mit diesem ihr vertrauten, guten, teilnahmsvollen Freund, der sie so liebte, der so klug, gebildet, schön und von gepflegtem Äußeren war. Sie freute sich, in sein Leben zu treten, und stellte sich mit so heißem Verlangen darauf ein, sich voll und ganz all seinem Tun hinzugeben, das sicherlich edel, nützlich und in jeder Hinsicht großartig war, dass sie mit einem ruhigen Lächeln des Glücks einschlief. (Seite 44)

Der Fürst drängt auf eine baldige Hochzeit. Nach den Feierlichkeiten umarmt er Anna in der Kutsche und küsst sie leidenschaftlich.

„Ja, das muss wohl alles so sein“, dachte sie, „Mama hat mir gesagt, dass man fügsam zu sein hat und sich über nichts wundern darf … Mag es geschehen … Aber … Mein Gott, wie schrecklich und … wie beschämend, wie beschämend …“ (Seite 54)

Auf dem luxuriösen Gut des Fürsten richtet sie sich nach ihrem Geschmack ein. Alles könnte zu ihrer Zufriedenheit sein, aber sie ist „nicht mehr die alte Anna“. Sie fühlt sich traurig und zerschlagen, mag nicht lesen, und ihre frühere Lieblingsbeschäftigung, die Malerei, reizt sie auch nicht mehr. Prosorski ist über ihr Verhalten verärgert. Was er sich von den Flitterwochen mit einer „hübschen Achtzehnjährigen“ in seiner „verderbten Fantasie“ erhoffte, stellt sich nun als Enttäuschung heraus. Er denkt aber auch kein einziges Mal daran, seiner jungen Ehefrau „jene Seite des Liebeslebens näherzubringen, der er bei den Hunderten von Frauen, mit denen er es bisher zu tun gehabt hatte, auf so vielfältige Weise zu begegnen gewohnt war“ (Seite 57).

Nach und nach findet sich Anna mit den Gegebenheiten ab. Ihr Mann widmet sich wieder den vorübergehend vernachlässigten Pflichten auf seinem Gut und bezieht seine Frau in seine Aufgaben mit ein. Beim Pflanzen von Bäumen unterhält sie sich mit den Arbeiterinnen. Es wird ihr zugeflüstert, dass eine der Frauen „die Mätresse des Fürsten“ sei. Anna ist wie gelähmt und befürchtet, dass er sein Verhältnis mit dieser Arischa fortsetzen könnte. Sie läuft davon und kehrt erst am Abend zurück. Dem Fürsten gelingt es, die Schluchzende zu trösten. Ohne dass sie ihm den Grund für ihren Kummer nennt, kann er sich vorstellen, worüber sie sich sorgt. Als er sie ins Speisezimmer führt, wo bereits die alte Fürstin beunruhigt wartet, streichelt ihr diese liebevoll über den Kopf und sagt „pauvre petite!“. (Seite 66)

Ab diesem Zeitpunkt verlässt Anna das Haus nicht mehr, nicht einmal zu Spaziergängen. Von den Inspektionen auf den Ländereien kommt der Fürst oft erst spät zurück. Während sie auf ihn wartet, malt sie sich aus, wie er sich mit Arischa trifft, und einmal schleicht sie sogar hinter die Tenne, wo sie die beiden vermutet. Über ihren Argwohn ist sie selbst entsetzt, versucht sich aber zu rechtfertigen.

„Mein Traum war es, dass mein Mann und ich – dass wir beide uns in der ersten reinen Liebe vereinen würden! Und jetzt! Ich bin völlig vergiftet von dieser schrecklichen Eifersucht, und es gibt keine Rettung für mich!“ (Seite 68)

Wiederholt streiten sie sich heftig, und immer öfter entzieht sich Anna den Annäherungen ihres Mannes.

„Eine seltsame und unverständliche Frau!“, dachte er. „Und wie sich ihre Schönheit verliert, ein Eckzahn wird schon gelb.“ (Seite 75)

Anna wird zunehmend apathisch. Dazu kommt, dass die erste Schwangerschaft ihr sehr zu schaffen macht. Der Fürst wird immer ungehaltener und fährt ständig in die Stadt, um der verdrießlichen Situation zu Hause zu entkommen.

Als sich die Niederkunft abzeichnet, wird Prosorski gerufen. Die Geburt zieht sich quälend lange hin; vierundzwanzig Stunden müht sie Anna nun schon ab. Erst in der nächsten Nacht kommt der Säugling zur Welt.

Statt der erwarteten Freude empfand sie etwas Bedeutsameres. Dies war das Glück, das Ziel des Lebens, sein Sinn; dies war die Bestätigung ihrer Liebe zu ihrem Mann, dies war ihre künftige Pflicht, und dies bedeutete für sie keine Spielerei, wie sie gemeint hatte, sondern wieder Leiden und Tätigsein. (Seite 82)

Der Fürst ist unmittelbar nach der Geburt zwar gerührt, aber als er seinen neugeborenen Sohn ansieht, sagt er:

„Na, das ist nichts für unsereins. Soll er mal groß werden, dann ist es etwas anderes.“ (Seite 82)

Zehn Jahre sind vergangen. Die alte Fürstin starb vor drei Jahren, und Anna hat drei weitere Kinder geboren.

Aus dem schmächtigen jungen Mädchen ist eine stattliche, energische Frau von berückender Schönheit geworden. (Seite 83)

Der Fürst, inzwischen leicht ergraut, findet das Familienleben langweilig – es ist ihm eine Last. Um seine Gutswirtschaft kümmert er sich nur widerwillig. Anna fühlt seine Gleichgültigkeit ihr gegenüber und ärgert sich, weil er sie mit der Erziehung der Kinder und allen diesbezüglichen Entscheidung allein lässt.

Um sich dieser Situation zu entziehen, überlegt er, sich wieder seiner bisher nur sporadisch betriebenen Schriftstellerei zu widmen. Die bereits vorliegenden Essays beabsichtigt er in einem Buch zusammenzufassen. Für eine Drucklegung wäre dann allerdings seine Anwesenheit in der Stadt erforderlich, erklärt er seiner Frau. Um ihn nicht zu vergrämen, stimmt sie einem Umzug nach Moskau zu, wobei ihr bewusst ist, dass er sich dort die Gelegenheiten nicht entgehen lassen würde, sich mit jungen Frauen zu amüsieren.

Zwei Tage nach dem Aufbruch ihres Mannes zu einer Jagd in den nahe gelegenen Wäldern fährt auf dem Hof eine Kutsche vor. Der Besucher, Dmitri Alexejewitsch Bechmetew, ist ein langjähriger Freund Prosorskis; sie haben sich jedoch seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen. Anna heißt den unerwarteten Gast willkommen, hat der Fürst doch schon oft von ihm gesprochen. Sie weiß, dass ihn nach seiner Hochzeit seine schwache Gesundheit zu einem Aufenthalt in einem wärmeren Land veranlasste. Er hielt sich deshalb in Algier auf. Seine Frau langweilte sich dort allerdings und setzte sich nach Paris ab, wohl auch, weil sie nicht miteinander zurechtkamen. Kinder haben sie keine. Er kehrte nach zehn Jahren in seine Heimat zurück und quartierte sich bei seiner verwitweten Schwester Warwara Alexejewna ein, die in einem Dorf wohnt, zehn Werst von dem des Fürsten entfernt. Anna kennt die gebildete, feinsinnige Warwara.

Da der Fürst erst am nächsten Tag zurückerwartet wird, bleibt Bechmetew zum Abendessen, wo er sich gleich mit den Kindern anfreundet und mit ihnen spielt. Als sich dabei herausstellt, dass er gut malen kann, ist Anna von seinem Talent begeistert. Sie bietet ihrem Gast an, zu übernachten, um auf seinen Freund zu warten.

Als Prosorski am Abend des folgenden Tages noch nicht zurück ist, macht sie sich einerseits Sorgen und ist darüber hinaus nervös, weil sie weiß, dass sich bei der Jagdgesellschaft eine Dame befindet, von der es heißt, sie sei vor der Hochzeit des Fürsten in ihn verliebt gewesen. Und es wird getuschelt, dass die beiden immer noch miteinander kokettieren würden. Sie beschließt, ihrem Mann entgegenzureiten; Bechmetew begleitet sie. Inzwischen ist es dunkel und sie wollen schon umkehren, als unvermittelt die Reiter auftauchen, vorneweg der Fürst und eine Dame. Von deren Gespräch schnappt Anna folgende Sätze auf:

„Nein, nie werde ich mich entschließen, zu dieser Stunde und in dieser Kleidung bei Ihnen zu erscheinen.“
„Sie wollen mich zur Verzweiflung bringen!“
„Und was sollte Ihre tugendhafte Frau davon halten?“

Der Fürst reagiert missmutig, als seine Frau ihm seine Verspätung vorhält. Verwundert, seinen Freund Dmitri anzutreffen, begrüßt er ihn freundlich. Nachdem Prosorski sich von den Jägern einschließlich der Dame verabschiedete, reitet er den beiden hinterher und zischelt seiner Frau zornig zu, dass er es sehr unschicklich finde, sie nachts mit einem ihr unbekannten Mann vorzufinden. Sie halte es aber ebenso unschicklich, keift sie zurück, ohne ihre Zustimmung einer Dame das Übernachten anzubieten, der man eigentlich schon den Zutritt ins Haus verweigern sollte.

Bechmetew reist ab, nachdem ihn der Fürst auf dem Gut herumgeführt hat. Prosorski kehrt zu seiner Jagdgesellschaft zurück. Nach zwei Tagen – der Hausherr ist noch bei der Jagd – kommt Dmitri nochmals zu Anna, die sich über seinen Besuch freut. Seine Anwesenheit ist ihr sehr willkommen, und sie verbringen zusammen mit den Kindern einen angenehmen Abend. Sie erzählt ihm am nächsten Tag, dass sie auf Wunsch ihres Mannes nach Moskau ziehen werde, wozu sie eigentlich keine Lust habe. Unvermutet kommt Prosorski zurück und ist verstimmt, als er seine Frau mit Bechmetew beim Abendessen antrifft. Da sie erschrak, als er eintrat, unterstellt er ihr, sie beim tête-à-tête erwischt zu haben. Sie erklärt ihm die Harmlosigkeit ihrer Unterhaltung, kann aber sein Misstrauen nicht zerstreuen. Seinen Versöhnungsversuch beim Zubettgehen weist sie heftig zurück.

„Nein, ich kann nicht, um keinen Preis!“
Alles an dem Fürsten erschien ihr jetzt unangenehm: Sein schönes Gesicht kam ihr grob und dumm vor; seine vergilbten Zähne, seine ergrauten Haare, seine leidenschaftlichen Augen – alles stieß sie ab. (Seite 112)

Die Eifersucht des Fürsten legt sich wieder, und er lädt Bechmetew sogar zum Essen ein. Nach mehreren Besuchen seines Freundes ist er von der Aufrichtigkeit und Ehrerbietung Anna gegenüber überzeugt. Mehr und mehr nimmt Bechmetew an Annas Familienleben teil, und sie genießt seine unaufdringliche Anteilnahme. Es sind keine zärtlichen Worte oder Liebkosungen nötig, um die gegenseitige Zuneigung zu spüren. Deshalb ist der Abschied von ihrem stillen, glücklichen Dorfleben umso schmerzlicher für sie, als sie nach Moskau abreisen.

In der Stadt lebt sich Anna schnell ein. Sie hat es gerne, wenn viele Leute in ihrem Haus versammelt sind und genießt die Abendgesellschaften. Diese unerwartete neue Seite ihres Charakters verwundert und beunruhigt den Fürst gleichermaßen. Bei Soireen tritt sie mit einer bisher nicht gekannten Selbstsicherheit auf und besticht durch Schönheit und Eleganz.

Anna erhält einen Brief von einer alten Bekannten, die sie eindringlich bittet, ihre Tochter zu einem Ball zu begleiten, weil sie selbst wegen Krankheit verhindert sei. Um die Tochter nicht um das Vergnügen zu bringen, sagt Anna zu, an der Veranstaltung teilzunehmen, obwohl sie das mit ihrem Mann nicht abgesprochen hat. Als der Fürst sie im Abendkleid herausgeputzt antrifft, erfährt er von ihrer Absicht. Verärgert über ihre eigenmächtige Entscheidung wirft er ihr zudem vor, dass es sich für eine „Familienmutter“ nicht schicke, „sich auf Bällen herumzutreiben“ (Seite 123).

Die gesellschaftlichen Verpflichtungen, die Erziehung der Kinder und die Sorge, ihren Mann bei Laune zu halten – sie sind nun elf Jahre verheiratet – haben Anna erschöpft, und um sich ein wenig zu erholen, fährt sie auf ihr Gut. Würde sie dort vielleicht auch Bechmetew wieder sehen?

Ihre erste Ausfahrt unternimmt sie zum Bauernhaus von Warwara Alexejewna. Von ihr erfährt sie, dass es ihrem Bruder schlecht geht. Ein fürchterlicher Husten plage Dmitri, sagt sie, aber er verweigere sich jeder weiteren Behandlung.

Bechmetew kommt von einem Spaziergang zurück. Fassungslos vor Freude begrüßt er die Freundin. Nach Gesprächen allgemeiner Natur, die immer wieder von seinen Hustenanfällen unterbrochen werden, flicht er ein, dass er von ihren glanzvollen Auftritten bei der Moskauer Gesellschaft gehört habe, wo sie allseits verehrt werde. Er wisse sehr wohl, dass es gefährlich sei, eine Frau wie sie lieb zu gewinnen, denn „in der Liebe gibt es kein Einhalten auf halbem Weg, die Liebe wird Sie ganz haben wollen“ (Seite 139).

Anna blickte ihn gequält an. „Wie, auch Sie denken so? Aber solche Ansprüche müssen die Liebe doch umbringen, und sie wird tagtäglich umgebracht von allen, ja, allen.“
„Was vermag denn die Liebe am Leben zu erhalten, Fürstin, und zwar für lange?“
„Oh, natürlich allein eine geistige Beziehung. Eine solche Liebe ist ewig, für sie gibt es keinen Tod.“
Ausschließlich eine geistige Beziehung, meinen Sie?“
„Ich weiß nicht, ob ausschließlich oder nicht, aber auf jeden Fall in erster Linie, darin liegt es, das unzweifelhafte Glück.“ (Seite 140)

Bechmetew begleitet sie zur Bahnstation, und sie verabschieden sich mit einem einfachen Händedruck.

In Moskau wird sie vom Kutscher abgeholt und erfährt, dass ihr kleiner Sohn Juscha Fieber hat. Nach einem Arzt wurde noch nicht geschickt. Der Fürst wollte auf Annas Rückkunft warten. Sie lässt sofort den Arzt rufen und wundert sich, dass ihr Mann nicht einmal sein Arbeitszimmer verlässt, als der Doktor eintrifft. Dieser diagnostiziert Masern. Er wird am nächsten Tag nochmals nachsehen.

Zwei Stunden nach dem Eintreffen seiner Frau, und als der Arzt schon geht, lässt sich Prosorski sehen. Wo sie denn auf dem Gut geschlafen habe, erkundigt er sich, und als sie ihm sagt, dass sie wegen ihres nicht geheizten Hauses im Anwesen des Verwalters übernachtet habe, wirft er ihr vor, es ständig an Takt mangeln zu lassen. Er fragt sie weiter aus, wo sie noch gewesen sei. Ihren Besuch bei Warwara erwähnt sie, und dass Dmitri sie zur Bahnstation brachte. Und das womöglich auch noch nachts, poltert er. Sie sei unmöglich, jedem, der sich an sie heranmache, werfe sie sich an den Hals.

Alle vier Kinder erkranken an Masern; bei Juscha kommt noch eine Lungenentzündung hinzu. Nächtelang sitzt Anna bei ihnen am Bett, wohingegen ihr Mann ihr vorwirft, sie übertreibe ihre Fürsorge und mache allen im Haus das Leben zur Hölle.

Als die Kinder wieder gesund sind, entspannt sich die gereizte Atmosphäre. Allerdings verzeiht Anna ihrem Mann nicht seine Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit in den zurückliegenden Wochen. Die Krankenpflege und die nervliche Belastung gingen über ihre Kräfte. Sie erleidet eine Fehlgeburt und muss sechs Wochen im Bett bleiben. Der Fürst befürchtet „die Bequemlichkeit zu verlieren, eine junge, schöne und gesunde Frau zu haben“ (Seite 151). Zärtlichkeit gegenüber seiner Frau wechseln sich ab mit gereizter Unleidlichkeit. Als sie wieder aufstehen kann und sich wochenlang nur mit Büchern beschäftigt, ist ihm das zu langweilig, und er verlässt immer häufiger das Haus.

Anna gewöhnt sich an die feindselige Haltung ihres Mannes und an ihre Einsamkeit. Durch die Beschäftigung mit philosophischen Büchern gerät sie wieder in einigermaßen seelisches Gleichgewicht.

Im April fährt die ganze Familie aufs Gut. Der Fürst kann sich nicht erklären, woher Annas Gelassenheit plötzlich kommt. So richtig verstanden hatte er sie ja nie, aber jetzt verunsichert ihn ihr rätselhaftes Wesen mehr denn je. Anna erholt sich auf dem Land zusehends. Vor einem Rückfall sei man aber nie sicher, sagt der Arzt und rät zu „Baden im Fluss, wenn es heiß ist, möglichst viel Ruhe und Schluss mit der Vergrößerung der Familie“ (Seite 154).

Anna geht es so gut, wie schon lange nicht mehr, sie ist voller Energie und Lebenslust. Auch der Fürst geht sanfter mit seiner Frau um, und sie erhofft sich nunmehr ein harmonisches Eheleben. Die Gedanken an Bechmetew versucht sie zu verbannen.

Aber die friedfertige Stimmung Prosorskis hält nicht lange vor. Anna geht früh am Morgen in den Wald, um zu malen. Auf dem Weg dorthin kommt sie am Flussbad vorbei und entschließt sich kurzerhand zu baden. Die Kleider abzulegen und in das kalte Wasser zu springen, kostet sie Überwindung. Als sie Schritte hört, zieht sie sich rasch an. Auf dem Rückweg nach Hause begegnet sie dem Verwalter. Sein Pferd habe gelahmt und deshalb sei er zu Fuß auf dem Heimweg, sagt er. Gleich darauf kommt ihr wutentbrannt der Fürst entgegen, der wissen will, warum sie so früh unterwegs sei. Sie habe einen Spaziergang gemacht und gebadet, erklärt sie ihm. „Und was hat diese Intimität mit dem Verwalter zu bedeuten?“, bohrt er weiter. Er sei von den Feldern gekommen, und sie seien sich auf dem Weg begegnet, antwortet Anna, es gebe ja nur den einen. Von einer „Intimität“ könne keine Rede sei, verteidigt sie sich. Sie sei schon immer „erniedrigend taktlos“ gewesen und würde es wohl immer bleiben, entrüstet sich der Fürst, so ein tête-à-tête sei ungehörig, noch dazu mit einem, der „fast ein Sklave“ sei.

Es ist also mal wieder vorbei mit dem guten Verhältnis zu ihrem Mann. Um sich abzulenken, packt Anna ihre Malutensilien und geht zum Teich. Unterwegs begegnet sie zufällig Bechmetew, der sie schon länger nicht mehr besuchte, wahrscheinlich, um ihr Familienleben nicht zu zerstören, vermutet Anna. Sie malen eine Weile, und im Laufe des Gesprächs bietet Anna ihm an, mit ihr zusammen das Tagebuch eines Schweizer Schriftstellers zu übersetzen, da er bessere Französischkenntnisse habe als sie. Abendelang arbeiten sie zusammen an der Übersetzung. Auch der Fürst wird mit einbezogen.

Einmal schlägt Anna ihrem Mann einen Ausritt vor, und er lädt Dmitri zum Mitkommen ein. Unterwegs trifft Prosorski einen Nachbarn, der geschäftlich etwas mit ihm zu besprechen hat und kehrt um. Anna und Dmitri reiten alleine weiter. Dmitri lässt sie wissen, dass er sich aufgrund seiner schlechten Gesundheit einen Ort mit wärmerem Klima suchen müsse. Ob für immer oder nur zeitweise, das werde sich zeigen.

„Es ist besser, wenn ich wegfahre, das wissen Sie selbst … Ich wage nicht, nach dem Glück zu suchen, und verliere meine Ruhe.“ (Seite 165)

Anna ist verärgert, als Dmitri eine etwas im Verruf stehende Dame erwähnt, bei der er sich kürzlich sehr amüsiert habe. Obwohl Anna merkt, dass er damit von seiner Verlegenheit abzulenken versucht und sie nur neckt, treibt sie ihr Pferd vorwärts in den Wald. Als sie an einem Bach ankommt, bleibt das Tier abrupt stehen, sodass sie auf den Boden stürzt. Der herbeigeeilte Dmitri hilft ihr aufzustehen. Weil Anna von einem Baumstumpf aus, allein auf ihr Pferd steigen will, führt er ihr den Rappen zu. In dem Augenblick kommt Prosorski zurück und sieht Anna und den Freund dicht nebeneinander stehen. Am liebsten hätte er mit der Peitsche zugeschlagen. Zuhause erkundigt er sich, ob sie Schmerzen habe und streichelt ihr über den Rücken. Anna gibt seinen zärtlichen Annäherungen nach. Als Bechmetew ihn am nächsten Tag nach Annas Befinden fragt, behandelt er seinen Freund betont liebevoll, obwohl er sich noch am Vortag geschworen hatte, seinem Freund das Haus zu verbieten.

Anna wird von einer Unruhe befallen, die sie sich damit erklärt, dass der schwerkranke Bechmetew bald wegfahren wird und sie den Egoismus ihres Mannes und sein grobes Begehren ohne Liebe nicht länger ertragen würde. Als Prosorski von einer Geschäftsreise mit einem gebrochenen Bein zurückkommt, versorgt sie ihn dennoch liebevoll. Die Genesung verläuft nur langsam, sodass sich Anna um alle häuslichen Angelegenheiten kümmern muss. Dass der Fürst ihre Verrichtungen tyrannisch überwacht, belastet sie zusätzlich.

Prosorski ist gesundheitlich soweit hergestellt, dass er an Krücken gehen kann. Er wartet auf den Arzt, der einen Verband wechseln muss. Der Fürst hält alle Ärzte für Scharlatane und ist entsprechend gereizt, als Anna ihm die Einladung Warwaras zu einem Fest anlässlich des Abschieds von Dmitri vorliest. Sie werde nicht hingehen, um ihn nicht allein zu lassen, beruhigt sie ihren Mann.

Beim Eintreffen das Arztes wendet sich die Kinderfrau an die Fürstin mit der Bitte, der Doktor möge sich anschließend ihren vierjährigen Jungen ansehen, der von einem Pferd im Gesicht verletzt wurde. Nach der Visite beim Fürsten kümmert sich der Arzt um den Kleinen. Die Wunden müssen genäht werden. Anna setzt sich das Kind auf den Schoß, um es zu beruhigen, und der Arzt nimmt seine Arbeit auf. Da poltert der Fürst herein und befiehlt seiner Frau, mit ihm zu kommen. Anna ignoriert ihn und hält den Kopf des Jungen weiterhin fest. Der Arzt ist so mit seiner Aufgabe beschäftigt, dass er es nicht bemerkt, wenn er Annas Körper hin und wieder versehentlich berührt. Prosorski fällt das jedoch sehr wohl auf; er packt den Kleinen, wirft ihn der Kinderfrau zu und zerrt seine Frau aus dem Zimmer. Er schleudert sie auf den Diwan und beschuldigt sie, ihn mit ihrem unbedachten Verhalten dem jungen Arzt gegenüber zu erniedrigen. Ihre Rechtfertigung akzeptiert er nicht.

Nachdem er auch beim Mittagessen nicht erscheint, entschließt sich die Gedemütigte, zu Warwara und Bechmetew zu fahren. Dmitris Schwester freut sich, dass sie sich trotz ihrer Absage zum Fest sehen lässt. Warum er nicht zu ihnen gekommen sei, fragt Anna ihren kranken Freund. Er habe es schon noch vor, entschuldigt er sich, aber er sei so schwach; er wisse gar nicht, wie er es nach Santorin schaffen soll. Trotz seiner Hustenanfälle möchte er noch einmal mit ihr hinausgehen. Als Anna ihn tröstet, auf der griechischen Insel werde er sich wieder erholen, entgegnet er, dass er sich eigentlich schnell in die Ewigkeit wünsche. Auf dem Rückweg sitzen sie miteinander in einer Kutsche. Anna bedauert insgeheim, dass sie sich gegenseitig nie ihre Empfindungen eingestanden haben. Als ob er ihre Gedanken erraten hätte, sagt er:

„Diese Ausfahrt, Fürstin, ist unser endgültiges Abschiednehmen. […] wir werden uns aller Wahrscheinlichkeit nie mehr wiedersehen […]
„Ich möchte Ihnen sagen“ – wieder stockte er –, „dass in meinem Leben das Freudvollste mein Zusammensein … nein, ich muss die Wahrheit sagen … meine Bekanntschaft mit Ihnen war.
[…] Nie zuvor bin ich einer Frau begegnet mit einer solchen Aureole der Reinheit, Klarheit und Liebe zu allem Erhabenen, wie sie Sie umgibt. Was immer sein mag, Fürstin, Gott gebe Ihnen eines: das zu bleiben, was Sie sind.“ (Seite 193)

Sie wagt nicht zu äußern, was sie umtreibt:

Selbst die Freude über diese Liebe sich einzugestehen ist unmöglich, eine reine, keusche, nie ausgesprochene Liebe, die jetzt […] mit ihm dahingeht, zusammen mit diesem idealen Verhältnis zu einem Mann, der in ihrer Seele all das erweckt hat, was in höchstem Maße erhaben und schön ist. (Seite 194)

Zum Abschied küsst Bechmetew lange Annas Hand. Und Anna küsst ihn unter Tränen auf die Stirn.

Ihre Gewissensbisse hat sie verdrängt. In vollem Bewusstsein ihrer Pflicht betritt sie ihr Haus.

Prosorski schaudert es immer noch bei dem Gedanken, wie er seine Frau weggestoßen hat. Aber was lässt sich sie denn auch von dem unsympathischen Arzt betatschen, der das gewiss mit Absicht machte! Und nun ist sie bei Bechmetew; wer weiß, ob nicht auch sein „sogenannter Freund“ sie gerade umarmt. Dass sie ihn während seiner Krankheit so geduldig pflegte, sei sicherlich wegen ihres schlechten Gewissens gewesen, überlegt er.

Draußen fährt eine Kutsche vor, aber es ist nicht Anna, sondern der Arzt, der von dem Abschiedspicknick bei Warwara zurückkommt. Ob seine Frau auf dem Heimweg sei, fragt Prosorski. Das nehme er an, sagt der Arzt, und sie sei bestimmt nicht zu beneiden gewesen, denn sie habe in dieser feuchten Nacht mit „diesem schwindsüchtigen Bechmetew“ zusammen in einer Kutsche gesessen, der ihr malerische Flecken in der Natur habe zeigen wollen.

„Malerisch – bei seinem Zustand! Der Mann ist völlig am Ende. Drei Monate bleiben ihm vielleicht noch.“ (Seite 201)

Prosorski ist überzeugt, dass Anna ein Verhältnis mit Dmitri hat.

Als sie kurz darauf nach Hause kommt, überfällt er sie mit Vorwürfen. Gleich werde ihm das Herz zerspringen, er ertrage ihr Verhalten nicht mehr. Sie schildert ihm den Ablauf des Abends, und auf seine Behauptung, sie sei in Bechmetew verliebt, sagt sie errötend: „Ich liebe Dmitri Alexejewitsch sehr, und …“. Er reise am nächsten Tag ab, fährt sie fort, und es täte ihr sehr leid. Der Fürst unterbricht sie und wirft ihr vor, Dmitris Geliebte zu sein. Anna erschrickt, weil sich ihr Mann immer mehr in Rage redet. Um ihn zu beruhigen, greift sie nach seiner Hand. Doch diese Berührung bringt ihn endgültig aus der Fassung. Er packt einen marmornen Briefbeschwerer und droht, sie umzubringen. Um ihn zu beschwichtigen, geht sie hinter der Schreibtisch, um ihn abermals an der Hand zu fassen, aber da schleudert er den Briefbeschwerer über den Tisch. Anna wird mit voller Wucht an der Schläfe getroffen und geht zu Boden. Aus der Schläfe rinnt ein dünner Blutfaden. Der Fürst versucht sie hochzuheben, aber wegen seiner Behinderung am Bein gelingt ihm das nicht. Er ruft das Personal zu Hilfe und lässt den Arzt holen. Solange er wartet, redet er sich ein, dass sie sicherlich bald aus der Ohnmacht aufwachen wird.

Nach Mitternacht, als endlich der Arzt eintrifft, ist sie immer noch nicht bei sich. Auf die Frage des Arztes, was passiert sei, antwortet er: „Dieser Briefbeschwerer hier ist nach ihr geworfen worden.“ Und hebt den Gegenstand, den bisher niemand bemerkte, vom Boden auf. Ein treffsicherer Wurf, bemerkt der Doktor. Puls und Herz sind schwach; die ärztlichen Bemühungen wecken Anna nicht aus der Ohnmacht. Erst gegen zehn Uhr morgens regt sich die Verletzte und verlangt, ihren Mann zu sehen. Sie versucht, ihm zu sagen, dass ihn keine Schuld treffe, er möge ihr verzeihen. Falls sie sterben müsse, solle er wissen, dass sie ihm niemals untreu gewesen sei und ihn geliebt habe, „so sehr sie konnte“. Sie verabschiedet sich noch von den Kindern und dämmert dann wieder weg. Anna kommt nicht mehr zu sich.

Der Fürst ist verzweifelt. Er rennt gegen Wände, bittet darum, ihn ins Gefängnis zu sperren oder ihn zu töten. Er isst und trinkt nichts und schläft nicht.

Freunde und Verwandte wagen wegen seiner beängstigenden Verfassung nicht zu fragen, wie es zu Annas Tod kam. Alle sagen, sie sei gestürzt und habe sich fürchterlich verletzt.

Nach der Beerdigung begreift Prosorski, dass er sie nicht erst mit dem Briefbeschwerer umbrachte, „sondern schon lange vorher, weil er sie nicht gekannt und nicht zu schätzen“ (Seite 213) wusste.

Einen Monat nach Annas Tod kommt die Nachricht, dass Bechmetew im Ausland gestorben ist.

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Sofja Tolstaja erzählt in ihrem Roman „Eine Frage der Schuld“ im Grunde genommen die gleiche Geschichte, wie Leo Tolstoi in der „Kreutzersonate“. Tolstois Protagonist erachtet die körperliche Liebe als Voraussetzung für eine gute Beziehung zwischen den Eheleuten und sieht die Frau, die durch ihre Sinnlichkeit zur „Sünde der Fleischlichkeit“ verführt, als Gefahr für den nach Sittlichkeit strebenden Mann. Sofja Tolstaja hingegen will diese „Schuld“ nicht der Frau aufgebürdet wissen. Die junge Ehefrau (Anna) leidet darunter, lediglich als Objekt der sexuellen Befriedigung wahrgenommen zu werden. Als Leitgedanke könnte der Satz gelten, den die Schriftstellerin im Roman Anna in den Mund legt.

„Sollte denn nur darin unsere weibliche Berufung bestehen, […] vom körperlichen Dienst für den Säugling zum körperlichen Dienst für den Mann überzugehen? Und das abwechselnd – immerfort! Wo bleibt denn mein Leben? Wo bleibe ich? Ich, die einmal nach Höherem gestrebt hat, dem Dienst an Gott und den Idealen. Müde und zerquält, verlösche ich. Ein eigenes Leben gibt es für mich nicht, weder ein irdisches noch ein geistiges.“ (Seite 90)

Diese Einsicht entspringt wahrscheinlich Sofja Tolstajas eigener Erfahrung. Es gibt viele Parallelen zum Leben der Autorin: Frühe Heirat mit einem viel älteren Mann, Ernüchterung in den Flitterwochen, Desinteresse an der Geburt des ersten Kindes und des Familienlebens insgesamt, das ständige Heischen nach Anerkennung bei ihrem prominenten Mann.

In ihrem Tagebuch prangert Sofja Tolstaja nach vierzigjähriger Ehe das Unvermögen ihres Mannes an, sie als ganzen Menschen wahrzunehmen.

Für ihn ist die Welt nur das, was seinen Genius, sein Schaffen umgibt. Er nimmt von seiner Umgebung nur das, was seinem Talent, seiner Arbeit dienen kann. Alles andere weist er ab. Von mir zum Beispiel nimmt er meine Arbeit des Abschreibens, meine Sorge um sein leibliches Wohl, meinen Körper … Mein ganzes geistiges Leben ist für ihn ohne Interesse, und er hat keine Verwendung dafür – denn er hat sich niemals die Mühe gemacht, es zu verstehen … Es tut mir schrecklich weh – und dennoch verehrt die Welt einen solchen Mann. (zit. nach Ursula Keller: Nachwort zum Roman „Eine Frage der Schuld“, Seite 312)

Als roter Faden zieht sich durch die Handlung die stetige, nicht begründete Eifersucht des Ehemanns, die schließlich sowohl im Roman Sofja Tolstajas als auch bei Leo Tolstoi zu einem fatalen Ende führt. Der Mord wird in beiden Geschichten von der Gesellschaft eher als Unfall abgetan.

Sofja Tolstaja war mit den Standpunkten ihres Mannes in der „Kreutzersonate“ nicht nur nicht einverstanden, ja sie war zudem verletzt, weil sie die Erzählung als gegen sich gerichtet empfand. Ihr Gegenentwurf „Eine Frage der Schuld“ wurde erst hundert Jahre nach der Niederschrift auf Russisch publiziert. (Wörtliche und vollständige Übersetzung des Originaltitels: Wessen Fehl? Die Erzählung einer Frau. Anlässlich der „Kreutzersonate“ Lew Tolstois. Niedergeschrieben von der Gattin Lew Tolstois in den Jahren 1892/1893) Als eine der ersten Schriftstellerinnen Russlands wagte sie es, das Tabuthema Sexualität aufzugreifen und ihren Standpunkt zu verteidigen. Dass könnte ein Grund für die allzu späte Veröffentlichung sein. Vielleicht wollte man auch den großen Schriftsteller nicht mit dem Widerstreit seiner Frau brüskieren.

Sofja Tolstaja und Leo Tolstoi führten während ihrer fünfzig Jahre dauernden Ehe einen intensiven Briefwechsel, der von Ursula Keller (Hg.) und Natalja Sharandak übersetzt und vom Insel Verlag in deutscher Sprache veröffentlicht wurde: „Eine Ehe in Briefen“ (Berlin 2010, 493 Seiten, ISBN 978-3-458-17480-6).

Jay Parini schrieb über das letzte Lebensjahr Tolstois den biografischen Roman „The Last Station. A Novel of Tolstoi’s Last Year“ (1990; „Tolstojs letztes Jahr“, Übersetzung: Barbara Rojahn-Deyk, C. H. Beck, München 2008, 357 Seiten, ISBN 978-3-406-57034-6). Das Buch wurde von Michael Hoffman verfilmt:

Ein russischer Sommer – Originaltitel: The Last Station – Regie: Michael Hoffman – Drehbuch: Michael Hoffman, nach einem Roman von Jay Parini – Kamera: Sebastian Edschmid – Schnitt: Patricia Rommel – Musik: Sergey Yevtushenko – Darsteller: Helen Mirren, Christopher Plummer, Paul Giamatti, James McAvoy, John Sessions, Patrick Kennedy, Kerry Condon, Anne-Marie Duff, Tomas Spencer, Christian Gaul, Wolfgang Häntsch u.a. – 2009; 110 Minuten

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Irene Wunderlich 2010
Textauszüge: © Manesse Verlag

Sofja Tolstaja (Kurzbiografie)
Leo Tolstoi (Kurzbiografie)
Leo Tolstoi: Die Kreutzersonate
Margriet de Moor: Kreutzersonate. Eine Liebesgeschichte

Lucy Foley - Neuschnee
Für Spannung sorgt Lucy Foley in "Neuschnee" durch eine ganze Reihe von Andeutungen. Zwar geschieht ein Mord, aber dieser Thriller ist alles andere als reißerisch. Lucy Foley geht es nicht um Action und Gewalt, sondern um die Gruppendynamik, die sich in diesem Fall aus Spannungen innerhalb einer Clique langjähriger Freunde ergibt.
Neuschnee