Sling Blade

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Sling Blade

Sling Blade. Auf Messers Schneide – Originaltitel: Sling Blade – Regie: Billy Bob Thornton – Drehbuch: Billy Bob Thornton, nach seinem Theaterstück "Sling Blade" – Kamera: Barry Markowitz – Schnitt: Hughes Winborne – Musik: Daniel Lanois – Darsteller: Billy Bob Thornton, Dwight Yoakam, J. T. Walsh, John Ritter, Lucas Black, Natalie Canerday, James Hampton, Robert Duvall, Rick Dial, Brent Briscoe, Christine Renee Ward, Sarah Boss, Kathy Sue Brown u.a. – 1996; 135 Minuten

Inhaltsangabe

Weil der geistig zurückgebliebene Karl Childers als Zwölfjähriger seine Mutter und deren Liebhaber ermordete, verbringt er 25 Jahre in einer psychiatrischen Anstalt. Nach seiner Entlassung bewährt er sich als Arbeiter in einer Werkstatt und freundet sich mit einem Zwölfjährigen an. Franks verwitwete Mutter arbeitet in einem Supermarkt, dessen Besitzer mit ihr befreundet ist. Anders als der gutmütige Schwule ist Lindas Lebensgefährte gemein und gewalttätig. Karl will Frank und Linda vor ihm schützen ...
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Kritik

In einem gut zwei Stunden langen Film entwickelt Billy Bob Thornton das eindrucksvolle Psychogramm eines kindlich und integer gebliebenen Doppelmörders, den er auch selbst überzeugend verkörpert.
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Weil Karl Childers geistig behindert ist, wollte ihn sein Vater nicht im Haus haben und er musste in einem Schuppen schlafen. Dorthin brachte ihm die Mutter auch das Essen. Als er zwölf Jahre alt war, ertappte er sie in flagranti mit Jesse Dixon, dem arroganten Sohn des Sägewerkbesitzers, für den sein Vater arbeitete. Karl zerrte den jungen Mann von seiner nackten Mutter herunter und schlug ihm eine Sichel tief in den Hals. Weil ihn daraufhin seine Mutter böse anschrie, tötete er auch sie. Aufgrund eines Gutachtens, das ihm eine geistige Behinderung attestierte, wurde er nicht zu einer Haftstrafe verurteilt, sondern in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingewiesen.

25 Jahre später wird Karl Childers (Billy Bob Thornton) aus dem Arkansas State Hospital entlassen, obwohl er kein Zuhause hat. Jerry Woolridge (James Hampton), einer der Angestellten, nimmt ihn für die erste Nacht in seiner Wohnung auf. Am nächsten Morgen bringt er Karl in die Stadt, in der dieser geboren wurde und vermittelt ihm einen Job in Bill Cox‘ (Rick Dial) Werkstatt. In der Anstalt hat Karl lesen gelernt, und es zeigt sich, dass er beim Reparieren kaputter Rasenmäher und anderer Geräte geschickter ist als Scooter Hodges (Brent Briscoe), der ebenfalls für Bill Cox arbeitet.

Bill Cox stellt Karl einen Lagerraum als Unterkunft zur Verfügung, aber nach ein paar Tagen zieht Karl in die Garage der Wheatleys. Er freundete sich nämlich inzwischen mit dem zwölfjährigen Frank Wheatley (Lucas Black) an, und dessen verwitwete Mutter Linda (Natalie Canerday) schlug ihm vor, sich in der leer stehenden Garage einzurichten. Franks Vater hatte sich erschossen, als er arbeitslos geworden war. Linda arbeitet in einem Supermarkt, mit dessen Besitzer sie befreundet ist. Vaughan Cunningham (John Ritter) ist jedoch schwul und eignet sich nicht als Lebensgefährte für sie. Frank mag Vaughan, aber Doyle Hargraves (Dwight Yoakam), den trunksüchtigen und gemeinen Liebhaber seiner Mutter, kann er nicht ausstehen.

Gegen Lindas Willen lädt Doyle die Mitglieder seiner Band ein, trinkt mit ihnen und fängt dann wie befürchtet Streit an. Er wirft seine Freunde hinaus und wird am Ende von Linda selbst vor die Tür gesetzt.

Noch am selben Abend vertraut Karl ihr an, warum er 25 Jahre lang in der Psychiatrie war. Linda hat keine Angst vor ihm, und er beteuert, dass er ihr und dem Jungen nie etwas antun werde.

Lindas Kollegin Melinda (Christine Renee Ward) gehört aufgrund ihrer Körperfülle und ihrer geistigen Beschränktheit ebenfalls zu den Außenseitern. In der Absicht, sie mit Karl zu verkuppeln, laden Linda und Vaughan die beiden und Vaughans Lebensgefährten Albert (Tim Holder) zum Essen ein. Anschließend macht Melinda mit Karl einen Spaziergang, und am nächsten Tag bringt sie ihm einen Blumenstrauß in die Werkstatt.

Karl erzählt Frank, dass seine Eltern einen zweiten Sohn bekamen, als er sechs oder acht Jahre alt war. Der Vater drückte ihm dann das in ein Handtuch gewickelte, noch lebende Frühgeborene in die Hand und forderte ihn auf, es in den Müll zu werfen. Stattdessen legte Karl es in einen Schuhkarton und beerdigte es.

Nach einiger Zeit besucht Karl seinen Vater (Robert Duvall) und hält ihm vor, dass es nicht richtig gewesen sei, seinen Bruder zu töten. Der Vater erklärt mehrmals, er habe keinen Sohn und fordert Karl auf, das Haus zu verlassen.

Doyle kommt zurück, entschuldigt sich für sein Verhalten und wird erneut von Linda aufgenommen. Frank ist entsetzt. Mitten in der Nacht taucht Karl mit einem Hammer in der Hand bei Linda und Doyle im Schlafzimmer auf. Er wolle getauft werden, sagt er.

Linda kümmert sich darum, dass dies an einem der nächsten Tage geschieht.

Als sie, Frank und Karl von der Taufe zurückkommen, gibt Doyle seiner Lebensgefährtin Geld und fordert sie auf, Essen zu besorgen. Sobald sie fort ist, wendet er sich an Frank und schärft ihm ein, dass er zu gehorchen habe. Dann stellt er klar, dass er einen Schwachsinnigen wie Karl nicht länger auf dem Anwesen dulden werde.

Karl verlässt gerade das Haus, als Linda zurückkommt. Er bedankt sich bei ihr und geht. Im Wald findet er Frank. Ihm schenkt er die Bücher, die er aus dem Arkansas State Hospital mitgebracht hat und versichert ihm, dass er sein Freund sei. Zum Abschied legt er ihm den Arm um die Schulter. Zwischen den Büchern entdeckt Frank ein Lesezeichen, auf das Karl geschrieben hat: „You’ll be happy.“


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Als Nächstes sucht Karl Vaughan auf und nimmt ihm das Versprechen ab, am Abend Linda und Frank zu holen und in seinem Haus übernachten zu lassen. Das Geld, das er in der Werkstatt verdiente, gibt er Vaughan für Linda, und der gutmütige Ladenbesitzer muss ihm versprechen, sich um Linda und Frank zu kümmern.

Ruhig und sorgfältig schärft Karl in der Werkstatt eine Rasenmäherklinge (sling blade). Damit geht er zu Lindas Haus. Wie erwartet, ist Doyle allein. Nachdem Karl sich bei ihm nach der Notrufnummer erkundigt hat, tötet er ihn mit zwei Hieben. Dann geht er zum Telefon, ruft die Polizei an, meldet den Mord und gibt die Adresse durch. Während er auf das Eintreffen der Polizisten wartet, isst er noch ein mit Senf bestrichenes Brötchen.

Karl wird erneut in die psychiatrische Anstalt eingewiesen. Obwohl er nun wieder eingesperrt ist, wirkt er wie befreit. Und einen aufdringlichen Mitpatienten, der ihn schon während des früheren Aufenthalts mit seinem Geschwätz belästigte, weist er nun zurecht. Karl wird sich nichts mehr gefallen lassen.

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Billy Bob Thornton lässt sich viel Zeit, das Psychogramm eines kindlich und rechtschaffen gebliebenen Doppelmörders zu entwickeln. Karl Childers ist eine außergewöhnliche Filmfigur wie zum Beispiel Forrest Gump, Raymond Babbit oder Lennie. Billy Bob Thornton verkörpert diesen eindrucksvollen Charakter sehr überzeugend. „Sling Blade. Auf Messers Schneide“ zeigt einen integeren Mörder in einer moralisch verkommenen Gesellschaft, in der Außenseiter und Gutmütige Opfer gewalttätiger Rüpel werden, die ihren Platz in der Hackordnung verbessern wollen.

Aus dem Plot machte Billy Bob Thornton 1985 ein Ein-Mann-Theaterstück, in dem er selbst auf der Bühne stand. 1994 wurde daraus ein 25 Minuten langer, von George Hickenlooper inszenierter Film: „Some Folks Call It a Sling Blade“ (Drehbuch: Billy Bob Thornton; Kamera: Kent Wakeford; Schnitt: Henny Bouwmeester, George Hickenlooper; Musik: Bill Boll; Darsteller: Billy Bob Thornton, Molly Ringwald, J. T. Walsh, Jefferson Mays, Suzanne Cryer u.a.). Schließlich adaptierte Billy Bob Thornton das Bühnenstück für einen mehr als zwei Stunden langen Kinofilm. Dabei übernahm er auch die Regie und die Hauptrolle.

„Sling Blade. Auf Messers Schneide“ war 1997 in zwei Kategorien für einen „Oscar“ nominiert: Bestes adaptiertes Drehbuch, Bester Hauptdarsteller.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014

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