Stadt in Angst

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Stadt in Angst

Stadt in Angst – Originaltitel: Bad Day at Black Rock – Regie: John Sturges – Drehbuch: Millard Kaufmann, Don McGuire, nach der Erzählung "Bad Day at Hondo" von Howard Breslin – Kamera: William C. Mellor – Schnitt: Newell P. Kimlin – Musik: André Previn – Darsteller: Spencer Tracy, Robert Ryan, Anne Francis, Dean Jagger, Walter Brennan, John Ericson, Lee Marvin, Ernest Borgnine, Russell Collins, Walter Sande u.a. – 1955; 80 Minuten

Inhaltsangabe

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hält erstmals seit vier Jahren wieder ein Schnellzug in Black Rock. Ein einarmiger Fremder steigt aus, der sich Macreedy nennt. Er stößt auf feindseliges Misstrauen, das sich noch verstärkt, als er den Grund seines Besuches nennt: Er will dem Vater eines in Italien gefallenen Soldaten dessen Tapferkeitsorden überbringen. Doch von der Farm des japanischen Immigranten gibt es nur noch verkohlte Trümmer.
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Kritik

"Stadt in Angst" gilt längst als Klassiker. Es handelt sich um ein spannendes, eindrucksvolles und stilistisch hervorragendes Plädoyer von John Sturges gegen Fremdenhass und Konformitätszwang.
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Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs staunen die Bewohner von Black Rock, weil ein Schnellzug der „Southern Pacific“ in ihrer abgelegenen Stadt hält. Das ist seit vier Jahren nicht mehr geschehen. Argwöhnisch beobachten sie den einarmigen Reisenden (Spencer Tracy), der aussteigt. Was sucht der hier? Der Fremde bleibt trotz der Feindseligkeit der Männer gelassen und lässt sich nicht daran hindern, ein Hotelzimmer zu nehmen. „John J. Macreedy aus Los Angeles“, schreibt er ins Anmeldebuch, das ihm Pete Wirth (John Ericson) unwillig hinschiebt.

Nachdem Macreedy gebadet hat, zieht er seinen schwarzen Anzug wieder an und geht die Straße hinauf zu Sheriff Tim Horn (Dean Jagger). Der schläft auf einer Pritsche in einer leeren Gefängniszelle und hat von der Ankunft des Fremden noch gar nichts mitbekommen. Macreedy weckt ihn auf und fragt ihn nach einem japanischen Einwanderer namens Komoko, der sich hier in der Nähe, in Adobe Flat, Anfang 1941 als Farmer niederließ. Der Sheriff behauptet, der Japaner sei bei Kriegsbeginn interniert worden und seither nicht mehr aufgetaucht.

Vor vier Jahren unterließ Sheriff Horn es bewusst, ein Verbrechen aufzuklären. Seither ertränkt er seinen Abscheu vor sich selbst im Alkohol. Das Sagen überlässt er dem Farmer Reno Smith (Robert Ryan). Der versucht herauszubekommen, was der Fremde vorhat, aber Macreedy schweigt sich über seine Absichten aus.

An der einzigen Tankstelle von Black Rock leiht Macreedy sich von Petes Schwester Liz Wirth (Anne Francis) einen Jeep und fährt nach Adobe Flat. Von der Farm des Japaners findet er nur noch einige verkohlte Reste, und an einer Stelle vermutet er aufgrund des Bewuchses ein Grab.

Auf der Rückfahrt wird Macreedy absichtlich von Coley Trimble (Ernest Borgnine) gerammt und von der Straße abgedrängt, aber er bringt den Jeep rechtzeitig zum Stehen und kehrt unverletzt nach Black Rock zurück.

Inzwischen hat Smith seiner Geliebten Liz untersagt, Macreedy noch einmal ein Fahrzeug zu überlassen, aber der Veterinär und Leichenbestatter Doc T. R. Velie (Walter Brennan) ist bereit, Macreedy seinen Wagen zu leihen. Bevor Macreedy losfahren kann, taucht allerdings Smith auf und reißt die Zündkabel heraus.

Weil die Telefonleitungen blockiert sind, gibt Macreedy am Bahnhof ein Telegramm an die Bundespolizei auf, aber statt es durchzugeben, bringt Hastings (Russell Collins) den Zettel mit dem Text zu Smith. Macreedy fordert daraufhin den Sheriff zum Eingreifen auf, doch Smith reißt Tim Horn den Stern ab und steckt ihn sich selbst an.

Macreedy weiß, dass er kaum eine Chance hat, noch so lang zu leben, dass er Black Rock mit dem Zug am nächsten Morgen verlassen kann, aber einschüchtern lässt er sich nicht.

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Sein Vorhaben ist undurchführbar: Der Kriegsveteran wollte Komoko die Tapferkeitsmedaille seines in Italien gefallenen Sohnes bringen, der ihm das Leben gerettet hatte. Inzwischen ahnt er, dass Komoko tot ist. Pete und der Doktor berichten ihm, was vor vier Jahren, nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor, geschah: Smith hatte dem japanischen Immigranten das Land bei Adobe Flat verkauft, das er für wertlos hielt, weil es dort kein Wasser gab. Komoko grub jedoch einen tiefen Brunnen und stieß auf Wasser. Darüber war Smith so wütend, dass er den Japaner an dem Tag, als er sich freiwillig für den Kriegseinsatz meldete und nicht genommen wurde, erschoss. Anschließend begrub er zusammen mit Coley Trimble, Hector David (Lee Marvin) und anderen Zeugen die Leiche und zündete die Farm an.

Pete ruft seine Schwester Liz an und bittet sie, Macreedy nach Einbruch der Dunkelheit mit dem Jeep aus der Stadt zu bringen. Aus Liebe verrät Liz den Plan und fährt Macreedy zu einem einsamen Ort, wo Smith bereits wartet. Während Macreedy hinter dem Fahrzeug in Deckung geht, läuft Liz auf ihren Geliebten zu. Der erschießt sie kaltblütig, weil er vorhat, den Jeep mit beiden Insassen von einem Kliff zu stürzen und einen tödlichen Unfall vorzutäuschen. Macreedy zapft etwas Benzin in eine leere Flasche ab, stopft seine Krawatte als Docht hinein und bewirft seinen bewaffneten Gegner mit dem Molotow-Cocktail. Smith verbrennt bei lebendigem Leib.

Allein kehrt Macreedy nach Black Rock zurück und steigt am nächsten Morgen in den Schnellzug, der erneut in dem kleinen Bahnhof hält.

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Der Klassiker „Stadt in Angst“ („Bad Day at Black Rock“) basiert auf der Erzählung „Bad Time at Hondo“ von Howard Breslin. Der gegen Ende der McCarthy-Ära entstandene Film ist ein eindrucksvolles Plädoyer gegen Fremdenhass und Konformitätszwang. Zugleich zeigt John Sturges, welche thematischen Möglichkeiten im Western-Genre liegen.

Nicht nur die Bewohner von Black Rock rätseln, was der Fremde vorhat; die Kinobesucher wissen es zunächst ebensowenig und fragen sich zudem, welches düstere Geheimnis die in Black Rock lebenden Menschen zu bewahren versuchen. Dadurch entsteht Spannung. Das Tempo des Films entspricht der Ruhe des Protagonisten John J. Macreedy. Reißerische Szenen gibt es kaum; die Konflikte werden vorwiegend verbal ausgetragen. Die Inszenierung ist stringent und – bis auf die damals übliche dramatische Musikuntermalung – minimalistisch. William C. Mellor hat jede Einstellung sorgfältig komponiert und beispielsweise den durchs Land rasenden Schnellzug mit großem Aufwand gefilmt. Obwohl es John Sturges darauf ankam, eine beklemmende Atmosphäre zu evozieren, ließ er sich darauf ein, mit „Stadt in Angst“ den ersten MGM-Streifen in Cinemascope zu drehen. Das Breitwandformat verstärkt normalerweise den Eindruck der Weite des Landes, die wiederum Freiheit symbolisiert. In „Stadt in Angst“ kontrastiert diese Grenzenlosigkeit dagegen mit der Engstirnigkeit und Xenophobie der Bewohner von Black Rock.

Für einen „Oscar“ nominiert wurden Spencer Tracy (männliche Hauptrolle), Millard Kaufman (Drehbuch) und John Sturges (Regie).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

Fuminori Nakamura - Der Revolver
Fuminori Nakamura erzählt die einfache, ausgefallene und atemraubende Geschichte chronologisch und ohne stilistischen Schnickschnack. "Der Revolver" fesselt vor allem durch eine dichte kafkaeske Atmosphäre. Das ist Literatur auf hohem Niveau.
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