Mansfield Park

Mansfield Park

Mansfield Park

Mansfield Park – Originaltitel: Mansfield Park – Regie: Patricia Rozema – Drehbuch: Patricia Rozema, nach dem Roman "Mansfield Park" von Jane Austen – Kamera: Michael Coulter – Schnitt: Martin Walsh – Musik: Lesley Barber – Darsteller: Frances O'Connor, Embeth Davidtz, Alessandro Nivola, Johnny Lee Miller, Harold Pinter, Sheila Gish, Lindsay Duncan, Hannah Taylor-Gordon, Victoria Hamilton, Justine Waddell, Hugh Bonneville u.a. – 1999; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Fanny Price wächst in einer armen, kinderreichen Familie auf. Im Alter von zehn Jahren wird sie nach Mansfield Park gebracht, wo die beiden Schwestern ihrer Mutter leben. Von ihren eitlen Cousinen Maria und Julia wird Fanny behandelt, als sei sie Aschenputtel. Nur der Cousin Edmund erkennt ihre Stärke. Als einige Jahre später Henry Crawford abwechselnd Maria, Julia und Fanny umwirbt und seine Schwester Edmund schöne Augen macht, gerät das Leben in Mansfield Park durcheinander ...
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Kritik

Patricia Rozema adaptierte den 1814 von Jane Austen veröffentlichten Gesellschaftsroman "Mansfield Park" fürs Kino. Dabei übermalte sie die Romanfigur Fanny Price mit Charakterzügen und Ansichten der Schriftstellerin.
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Fanny (Hannah Taylor Gordon) wächst in der armen, kinderreichen Familie des arbeitslosen Marineoffiziers Price (Hilton McRae) in Portsmouth auf. Als das aufgeweckte Kind, das der Schwester Susan (Talya Gordon) gern Geschichten erzählt, zehn Jahre alt ist, wird es nach Mansfield Park geholt.

Dort leben die beiden Schwestern ihrer Mutter Frances (Lindsay Duncan): Lady Bertram (Lindsay Duncan, Doppelrolle) und Mrs Norris (Sheila Gish). Lady Bertram ist mit Sir Thomas Bertram (Harold Pinter) verheiratet, dem Besitzer von Mansfield Park. Das Ehepaar hat vier Kinder: Tom, Edmund, Maria und Julia (James Purefoy, Philip Sarson, Elizabeth Eaton, Elizabeth Earl). Die alkoholkranke und opiumsüchtige Lady Bertram sitzt zumeist mit ihrem Mops auf dem Schoß schlafend in einem Sessel. Ihre älteste Schwester ist die kinderlose Ehefrau eines mit Sir Thomas befreundeten Pfarrers, mit dem sie im Pfarrhaus von Mansfield Park wohnt.

Fanny wird von Mrs Norris wie ein Dienstmädchen schikaniert und von den reichen Verwandten geringschätzig behandelt. Nur ihr Cousin Edmund erkennt ihren starken Charakter, den scharfen Intellekt, die Wissensbegierde und das literarische Talent. Er ermutigt Fanny zur Verwirklichung ihres Vorhabens, eine Geschichte Englands aus der Perspektive der Frauen zu schreiben. Die beiden verstehen sich und verbringen viel Zeit miteinander.

Sir Thomas verdankt seinen Reichtum Plantagen auf Antigua. Weil die Sklaven dort aufmüpfig geworden sind und die Abschaffung der Sklaverei von immer mehr Menschen gefordert wird, reist er mit seinem ältesten Sohn Tom nach Übersee, um nach dem Rechten zu sehen. Nur widerwillig folgt Tom der Anweisung seines Vaters, denn er missbilligt die Ausbeutung der Sklaven. Aus Opposition gegenüber dem Vater wurde er zum depressiven, trunksüchtigen und ausschweifend lebenden Taugenichts.

Während Sir Thomas‘ Abwesenheit stirbt der Pfarrer, aber die gefühlsarme Witwe scheint nicht sonderlich um ihn zu trauern.

Henry und Mary Crawford (Alessandro Nivola, Embeth Davidtz) besuchen ihre Schwester, Mrs Grant, die Ehefrau des neuen Pfarrers von Mansfield Park, und freunden sich mit Edmund, Maria und Julia an (ab jetzt: Jonny Lee Miller, Victoria Hamilton, Justine Waddell). Von Henry wird eigentlich erwartet, dass er Julia den Hof macht, aber den reichen Lebemann reizt es mehr, deren mit Mr Rushworth (Hugh Bonneville) verlobte ältere Schwester Maria zu verführen.

Tom kehrt vor seinem Vater aus Antigua zurück und bringt seinen früheren Kommilitonen Yates (Charles Edwards) aus London mit. Der bringt die jungen Leute in Mansfield Park auf die Idee, ihre Langeweile mit der Aufführung eines Theaterstücks zu bekämpfen. Während Edmund und Fanny sich zurückhalten, stürzt sich vor allem Mary begeistert in die Vorbereitungen.

Als Sir Thomas nach zwei Jahren heimkommt, ist er entsetzt über das Treiben. Auf der Stelle lässt er die Kulissen abbauen und verbietet die geplante Theateraufführung. Aufgebracht verlässt Tom daraufhin mit Yates Mansfield Park.

Dass Fanny (ab jetzt: Frances O’Connor) sich zu einer hübschen jungen Frau mit guter Figur entwickelt hat, fällt Sir Thomas beim ersten Anblick auf. Er will sie deshalb auf einem Ball in die Gesellschaft einführen. Fanny, die weiß, dass der Zweck einer solchen Veranstaltung darin besteht, einen Bräutigam für sie zu finden, missfällt die Vorstellung, wie auf einem Sklavenmarkt angeboten zu werden.

Über den einfältigen, charakterschwachen Bräutigam seiner Tochter Maria wundert sich Sir Thomas. Er schlägt Maria vor, die Verbindung zu lösen. Aber davon will sie nichts hören. Stattdessen drängt sie auf eine schnellstmögliche Hochzeit. Sie ist frustriert, weil Henry sich inzwischen von ihr abgewandt hat und nun Julia umwirbt. Zwar verachtet sie Mr Rushworth, aber sie will sich durch ihn von ihrer verhassten Familie befreien und beabsichtigt, sich mit seinem Vermögen ein schönes Leben zu machen.

Fanny beobachtet besorgt, wie ihr Vertrauter Edmund für Mary schwärmt, denn sie bezweifelt, dass es sich um die richtige Frau für ihn handelt. Sir Thomas sähe Mary Crawford dagegen gern als Schwiegertochter. Edmund zögert eine Entscheidung hinaus und beschließt, Pfarrer zu werden.

Auf dem von Sir Thomas für seine Nichte veranstalteten Ball verliebt Henry sich in Fanny. Er fragt Sir Thomas, ob er das Pfarrhaus mieten könne und erklärt Fanny unter vier Augen, dass er das vorhabe, um in ihrer Nähe bleiben zu können. Fanny, der seine Flirts mit Maria und Julia nicht entgingen, hält seine Gefühle jedoch nicht für tragfähig und weist ihn zurück. Unbeirrt hält Henry bei Sir Thomas um ihre Hand an. Der Gutsbesitzer beglückwünscht Fanny zu dieser guten Partie, aber sie lehnt den Antrag ab. Henry liebe sie nicht, meint sie, sondern wolle nur von ihr geliebt werden. Er sei von der Bewunderung anderer abhängig, und seinen Gefühlen sei nicht zu trauen. Sir Thomas ist anderer Meinung. Er hält Fanny für halsstarrig und schickt sie erzürnt zu ihrer Familie zurück. Das soll sie lehren, den Wert eines reichen Verehrers zu begreifen.

Portsmouth, 1806. Eltern und Geschwister bestaunen die elegant gekleidete Fanny.

Mary teilt Fanny in einem Brief mit, dass Marias Gesichtszüge entgleist seien, als sie von Henrys Heiratsantrag an Fanny erfahren habe.

Eines Morgens pocht ein unbekannter Junge (Danny Worters) an die Tür. Jemand gab ihm den Auftrag, für Fanny ein Feuerwerk zu veranstalten und weiße Tauben fliegen zu lassen.

Kurz darauf passt Henry die Familie Price nach dem Kirchgang ab. Bei einem Spaziergang sagt er Fanny, er wisse, dass sie nicht ihn, sondern Edmund liebe, aber ihr Cousin werde Mary heiraten. Er schwört, dass er sich zum Guten entwickelt habe und auf Fanny warten wolle.

Während eines Besuchs stellt er der Familie Price eine großzügige, von ihm finanzierte Wohnung in Aussicht. Daraufhin rät Frances Price ihrer Tochter Fanny, den Bewerber zu akzeptieren, auch wenn sie ihn nicht liebe. Sie selbst habe aus Liebe geheiratet, sagt sie und deutet dabei auf die armselige Einrichtung.

Fanny gibt Henry daraufhin ihr Ja-Wort. Aber als er am nächsten Morgen mit einem Blumenstrauß kommt, erklärt sie ihm, sie habe noch einmal darüber nachgedacht und es sich anders überlegt. Wütend verlässt er Portsmouth.


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Edmund reist nach Portsmouth, um Fanny erneut nach Mansfield Park zu holen, wo sein Bruder Tom todkrank im Bett liegt. Auch Maria und die Geschwister Crawford kommen nach Mansfield Park.

Nachts wird Fanny durch Geräusche wach. Sie glaubt, Tom stöhne vor Schmerzen und will nach dem Kranken schauen. Dabei ertappt sie Henry und Maria in flagranti. Edmund, der ebenfalls aufgestanden ist, sieht die beiden zwar nicht mehr nackt im Bett, kann sich aber vorstellen, was geschehen ist.

Am nächsten Tag taucht Mr Rushworth überraschend mit einem Reporter auf. Die Zeitung berichtet über den Skandal. Die Ehe wird geschieden, und Maria zieht zu ihrer Tante Norris.

Mary wirft Fanny vor, Henry durch ihre Zurückweisung zum Ehebrecher gemacht zu haben. Fanny beschuldigt Mary daraufhin, Toms Tod herbeizuwünschen und Edmund wegen der dann zu erwartenden Erbschaft heiraten zu wollen.

Der Streit der beiden Frauen öffnet Edmund die Augen. Im Beisein seiner Angehörigen und der Besucher erklärt er, dass er Mary niemals heiraten werde.

Sie verlässt daraufhin Mansfield Park und richtet sich mit ihrem Bruder in Westminster ein.

Sir Thomas, der befürchtet, dass sein ältester Sohn stirbt, gibt zu erkennen, dass er ihn respektiert und liebt. Er ist froh, als Tom sich von der schweren Krankheit zunehmend erholt.

Nachdem Sir Thomas seine Plantagen in Übersee aufgegeben hat, verlegt er sich auf den Tabakhandel.

Edmund und Fanny gestehen sich endlich ihre Liebe und heiraten.

Susan Price (Sophia Myles) kommt nach Mansfield Park, um hier gute Umgangsformen zu lernen und sich von ihrer Lieblingsschwester Fanny in englischer Geschichte unterweisen zu lassen.

Edmund findet einen Verleger für seine Ehefrau.

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Die kanadische Regisseurin und Drehbuchautorin Patricia Rozema (* 1958) adaptierte den 1814 von Jane Austen veröffentlichten Gesellschaftsroman „Mansfield Park“ fürs Kino. Dabei übermalte sie die Romanfigur Fanny Price mit Charakterzügen und Ansichten der Schriftstellerin. Während es sich bei Fanny Price in der literarischen Vorlage um eine passive, schüchterne, ängstliche, sich selbst verleugnende junge Frau handelt, deren Selbstvertrauen erst im Verlauf der Handlung zunimmt, bezeichnet sich Fanny Price im Film von Patricia Rozema als „wildes Tier“; sie ist aktiv, zügelt ihre Leidenschaft nur mit Mühe und tritt selbst Sir Thomas beispielsweise in der Frage der Sklaverei oder der Eheschließung offen kritisch gegenüber. Fanny Price lehnt die Sklaverei ab und fügt sich nicht den Rollenerwartungen der patriarchalischen Gesellschaft. Dadurch wird sie zu einer Vorkämpferin der Emanzipation in der Regency-Ära. Die Filmfigur von Patricia Rozema ist allerdings noch ein Stück moderner als die Romanfigur von Jane Austen.

Wer einen opulenten Kostümfilm erwartet, wird von „Mansfield Park“ enttäuscht sein. Patricia Rozema achtet zwar auf eine ästhetische Optik, aber wichtiger ist ihr die psychologische Ausleuchtung der von Frances O’Connor überzeugend dargestellten Protagonistin.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

Salman Rushdie - Shalimar der Narr
In Allegorien und Arabesken, verschachtelten Sätzen und gedanklichen Abschweifungen entfaltet Salman Rushdie seine orientalische Fabulierkunst. "Shalimar der Narr" ist ein sarkastisches Plädoyer für mehr Respekt, Rücksicht und Toleranz im Umgang einzelner Menschen und in der Politik.
Shalimar der Narr