Wenn der Postmann zweimal klingelt

Wenn der Postmann zweimal klingelt

Wenn der Postmann zweimal klingelt

Originaltitel: The Postman Always Rings Twice - Regie: Bob Rafelson - Buch: David Mamet, nach dem Roman "Wenn der Postmann zweimal klingelt" von James M. Cain - Kamera: Sven Nykvist - Musik: Michael Small - Darsteller: Jack Nicholson, Jessica Lange, John Colicos, Michael Lerner, John P. Ryan, Anjelica Huston u.a. - 1980; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Beim Versuch, sich satt zu essen und mit einem Trick die Zeche zu prellen, gelangt der vielfach vorbestrafte Vagabund Frank zufällig an einen gutmütigen griechischen Wirt, der ihm einen Job anbietet. Daran ist Frank zwar nicht interessiert, doch als er die attraktive junge Ehefrau des älteren Mannes erblickt, willigt er ein ...
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Kritik

In dieser Filmversion des Romans "Wenn der Postmann zweimal klingelt" liegt der Akzent auf der obsessiven Liebesbeziehung von zwei Menschen, die, von ihrer unerfüllten Sehnsucht getrieben, zum Opfer ihrer Gier werden.
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Irgendwo im Süden Kaliforniens in den Dreißigerjahren. Der Vagabund Frank Chambers (Jack Nicholson) überredet den Autofahrer, der ihn als Anhalter mitgenommen hat, in der zu einer Tankstelle gehörenden Taverne „Twin Oaks“ eine kurze Pause einzulegen. Obwohl der andere in Eile ist und wegen seiner Magenschmerzen nichts essen mag, bestellt Frank sich reichlich. Dann wartet er in der Toilette, bis der Autofahrer ohne ihn losfährt. Als er wieder an die Theke kommt, tut er so, als sei er wütend darüber, dass man ihn sitzengelassen hat. Er beginnt zu essen, greift dann in seine Reisetasche und behauptet, der andere habe seine Brieftasche gestohlen und nun könne er nicht einmal mehr sein Essen bezahlen.

Der gutmütige griechische Wirt Nick Papadakis (John Colicos) bietet Frank daraufhin einen Job als Automechaniker an. Frank war eigentlich auf dem Weg nach Los Angeles, er zögert, aber beim Anblick der Ehefrau des älteren Besitzers beschließt er, zu bleiben.

Als Nick in die Stadt fährt, um Ersatzteile zu kaufen, sperrt Frank die Eingangstür der Raststätte ab und nähert sich Cora (Jessica Lange), die in der Küche arbeitet. Anfangs wehrt sich die attraktive junge Frau heftig, aber dann kann sie der Versuchung nicht widerstehen, endlich einmal wieder Sex mit einem starken Mann zu haben und sie lässt sich auf dem Küchentisch von ihm nehmen.

Frank überredet Cora, ihren Mann zu verlassen und mit ihm nach Chicago zu fahren. Am Busbahnhof gerät er in eine Gruppe Würfelspieler und glaubt, rasch Geld machen zu können. Verärgert weigert Cora sich, ihm Geld zu geben. Da tauscht er die Fahrkarten für die kürzere Fahrt nach San Francisco um und setzt die 37 Dollar, die er herausbekommt, im Spiel ein. Er gewinnt ein Bündel Banknoten. Aber Cora ist inzwischen wieder nach Hause gefahren.

Trotz des Vorfalls will sie nicht auf Frank verzichten und sagt zu ihm: „Wenn nur wir beide auf der Welt wären …“ Frank versteht, was sie damit meint, und warnt sie: „Dafür kann man aufgehängt werden!“ Sie überlegen, wie sie Nick umbringen können. Während er duscht, schleicht Cora sich näher und schlägt ihm einen mit Metallkugeln gefüllten Sack über den Hinterkopf. Im selben Augenblick gehen die Lichter aus. Ein Kurzschluss.

Im Krankenhaus erholt Nick sich wider Erwarten von dem Schlag. Er glaubt, im Dunkeln gestürzt zu sein und ahnt nicht, was wirklich geschehen ist.

Einige Zeit später machen alle drei einen Ausflug. An einer Tankstelle halten sie. Der Tankwart sagt später aus, Cora habe den Wagen gesteuert, ihr Mann sei mit einer geöffneten Flasche Wein singend auf dem Beifahrersitz gesessen und Frank volltrunken im Fond. Tatsächlich ist Frank hellwach. Während der Weiterfahrt erschlägt er Nick von hinten mit einem Schraubenschlüssel. Zusammen mit Cora schiebt er das Auto über den Straßenrand, bis es die Böschung hinunterrollt.

Die Polizei glaubt die Version von einem Verkehrsunfall nicht, zumal Franks Vorstrafenregister lang ist. Ein Kriminalbeamter bringt ihn dazu, eine vorbereitete Aussage zu unterschreiben, die Cora belastet. Als das Schriftstück vor Gericht verlesen wird, gerät Cora in Wut über die vermeintliche Untreue Franks. Die Verhandlung wird unterbrochen. In der Pause gesteht sie den gemeinsam ausgeheckten und durchgeführten Mord – ohne zu wissen, dass ihr Gegenüber, der die Aussage protokolliert, ein Assistent des Rechtsanwalts ist, der sie und Frank verteidigt. Der Anwalt, der das Papier dem Gericht natürlich nicht vorlegt, bekommt seine Mandanten frei.

Einige Zeit später fährt Cora zu ihrer im Sterben liegenden Mutter. Während ihrer Abwesenheit sperrt Frank die Raststätte zu und lässt sich von einem Lkw-Fahrer mitnehmen. In San Francisco lernt er die Raubtierdompteuse Madge (Anjelica Huston) kennen, die sich auf eine Affäre mit ihm einlässt.

Nach ihrer Rückkehr von der Bestattung ihrer Mutter eröffnet Cora ihrem Liebhaber, dass sie schwanger ist.

Eines Tages taucht der frühere Assistent ihres Verteidigers bei ihnen auf, der inzwischen arbeitslos ist und nun glaubt, das Paar mit Coras damaligem Geständnis erpressen zu können. Frank überwältigt den Mann und zwingt ihn, mit ihm zur Bank zu fahren, wo das Papier im Schließfach liegt. Als er damit zurückkommt, erfährt er, dass Madge da war und nach ihm fragte. Cora, die auf diese Weise von seiner Untreue erfuhr, ist wütend. Doch als Frank ihr einen Heiratsantrag macht, willigt sie ein. Ihr Glück ist nicht von langer Dauer. Bei der Rückfahrt von einem Picknick küsst Cora ihren Mann. Der verliert die Kontrolle über den Wagen. Die Schwangere wird hinausgeschleudert und bleibt tot am Straßenrand liegen.

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Mit dem 1934 veröffentlichten Roman „The Postman Always Rings Twice“ (deutsch: „Die Rechnung ohne den Wirt“, 1950; später: „Wenn der Postmann zweimal klingelt“) porträtierte James M. Cain (1892 – 1977) eine Gesellschaft, die längst aus dem „amerikanischen Traum“ erwacht war, sich nach der Weltwirtschaftskrise in einer wirtschaftlichen Depression wiederfand und kaum noch Hoffnungen hatte.

„Wenn der Postmann zweimal klingelt“ wurde bereits 1939 von Pierre Chenal („Le dernier tournant“), 1942 von Luchino Visconti („Ossessione“) und 1946 von Tay Garnett verfilmt („The Postman Always Rings Twice“, deutsch: „Im Netz der Leidenschaft“).

Bob Rafelson und sein Drehbuchautor David Mamet hielten sich in ihrer Filmversion nur locker an die Romanvorlage und verlagerten den Akzent auf die obsessive Liebesbeziehung von Cora und Frank, zwei Menschen, die, von ihrer unerfüllten Sehnsucht getrieben, zum Opfer ihrer Gier werden.

Jack Nicholson stand damals am Anfang seiner Weltkarriere; Jessica Lange kannte man bis dahin nur als die Blondine in John Guillermins Filmversion der Edgar-Wallace-Erzählung „King Kong“ aus dem Jahr 1977. Beide erwiesen sich als Idealbesetzung. Auch privat sollen sie sich bei den Dreharbeiten für „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ näher gekommen sein, und das heizte die von Gerüchten genährte Sensationsberichterstattung über die damals skandalöse – und dadurch berühmt gewordene – Sexszene auf dem Küchentisch an.

2008 variierte Christian Petzold den Plot in seinem Film „Jerichow“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

Luchino Visconti: Besessenheit
Christian Petzold: Jerichow

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