Ein perfekter Ehemann

Ein perfekter Ehemann

Ein perfekter Ehemann

Ein perfekter Ehemann - Originaltitel: An Ideal Husband - Regie: Oliver Parker - Drehbuch: Oliver Parker, nach dem Bühnenstück "Ein idealer Gatte" von Oscar Wilde - Kamera: David Johnson - Schnitt: Guy Bensley - Musik: Charlie Mole - Darsteller: Cate Blanchett, Julianne Moore, Rupert Everett, Jeremy Northam, Minnie Driver, John Wood, Lindsay Duncan, Peter Vaughan, Jeroen Krabbé u.a. - 1999; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Eine Intrigantin versucht 1895, einen aufstrebenden englischen Politiker zu erpressen. Sie weiß, dass Sir Roberts Karriere vor 18 Jahren mit einem Insidergeschäft begann und droht, mit ihrem Wissen zur Presse zu gehen. Als sie das Geheimnis seiner Ehefrau verrät, bricht für die Lady eine Welt zusammen. Ein Freund versucht, Robert zu helfen, aber dadurch kommt es zunächst erst einmal zu neuen Verwicklungen ...
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Kritik

Mit hervorragenden Schauspielern machte Oliver Parker aus Oscar Wildes Theaterstück "An Ideal Husband" einen amüsanten Kostümfilm, in dem die geschliffenen Dialoge, der Esprit und die witzigen Wendungen erhalten blieben: "Ein perfekter Ehemann".
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Lora Cheveley (Julianne Moore), die inzwischen in Wien wohnt, kommt 1895 zu Besuch nach London.

Bei einer Gesellschaft im Haus des aufstrebenden jungen Unterstaatssekretärs im Auswärtigen Amt, Sir Robert Chiltern (Jeremy Northam), bittet sie den Gastgeber um eine Unterredung. Sie besitzt ein großes Aktienpaket der Argentinischen Kanal-Gesellschaft und weiß, dass Sir Robert in wenigen Tagen eine Bewertung dieses Projekts im Unterhaus abgeben wird. Es handelt sich um einen groß angelegten Börsenschwindel, und Sir Robert hat vor, dies auch deutlich vorzutragen. Genau das möchte Mrs Cheveley verhindern; sie bittet ihn darum, sich anerkennend über die Bedeutung des Kanalprojekts zu äußern. Sir Robert glaubt zunächst an einen Scherz, aber Mrs Cheveley erpresst ihn: „Ich kenne den tatsächlichen Ursprung Ihres Wohlstands und Ihrer Karriere, und ich habe auch Ihren Brief.“ Sir Robert erbleicht: Vor 18 Jahren wusste er als Lord Radleys Sekretär von den Plänen der englischen Regierung, Suezkanal-Aktien zu kaufen. In einem Brief riet er Baron Arnheim (Jeroen Krabbé) zum sofortigen Kauf – drei Tage, bevor die Regierung ihre Absicht ankündigte und die Kurse stiegen. Baron Arnheim verdiente dadurch viel Geld und revanchierte sich, indem er seinem Informanten einen Anteil des Gewinns überließ und ihm einen Sitz im Unterhaus verschaffte. Wenn Mrs Cheveley ihre Drohung wahr macht und mit ihrem Wissen und dem Beweisstück zur Presse geht, ist Sir Roberts aussichtsreiche Karriere beendet.

Als Lora noch ein mittelloses Mädchen war, verliebte Arthur Viscount Goring (Rupert Everett) sich in sie, und sie verlobten sich. Lora lernte dann allerdings einen noch reicheren Mann kennen und trennte sich deshalb von Arthur. Durch Baron Arnheim kam sie in den Besitz des Geheimnisses von Sir Robert und des Briefes, den er dem Baron geschrieben hatte.

Lady Chiltern (Cate Blanchett) ist entsetzt, als ihr Mann behauptet, er habe seine Meinung geändert und werde im Parlament als Fürsprecher des argentinischen Kanalprojekts auftreten. Natürlich ist ihr nicht entgangen, dass Robert eine längere Unterredung mit Mrs Cheveley hatte. Sie ging zusammen mit ihr zur Schule. Schon damals fiel Lora durch hinterhältige Machenschaften auf. Steckt sie hinter dem plötzlichen Meinungsumschwung Roberts? Hat sie etwas gegen ihn in der Hand? Gertrude Chiltern fragt ihren Mann geradeheraus, ob er ihr etwas verschwiegen habe. Robert beteuert, da sei nichts gewesen, was sie nicht längst wisse.

Er wagt es nicht, Gertrude zu gestehen, dass er ein Kabinettsgeheimnis verriet, weil er fürchtet, dadurch ihre Liebe zu verlieren. Aber er bittet den Viscount Goring, mit dem er und seine Frau befreundet sind, es ihr schonend beizubringen.

Verwundert beobachtet Gertrude, dass der stadtbekannte Dandy nicht, wie gewohnt, zynische Bonmots von sich gibt („Die Liebe zu sich selbst ist der Beginn einer lebenslangen Romanze“), sondern ernsthaft mit ihr spricht. Offenbar möchte ihr Arthur etwas sagen, aber er scheut sich, es zu tun und beschränkt sich darauf, ihr zu versichern, er sei immer für sie da.

Robert besinnt sich, bleibt standhaft und schickt Mrs Cheveley eine entsprechende Nachricht ins Claridge’s. Daraufhin sucht sie Gertrude Chiltern auf, und als diese ihrer ehemaligen Mitschülerin die Tür weist, weil sie nie und nimmer mit betrügerischen Menschen zu tun haben wolle, weist die intrigante Besucherin die vornehme Lady darauf hin, dass ihr Haus, das Vermögen und die Stellung ihres Ehemanns auf einen Betrug zurückgehen und sie Sir Robert deshalb in der Hand hat. Der kommt in diesem Augenblick nach Hause. Gertrude fordert ihn auf, die Beschuldigung zurückzuweisen. Stattdessen will Robert ihr die Zusammenhänge erklären, aber sie möchte nichts weiter hören. Für sie bricht eine Welt zusammen, denn sie bewunderte ihren Mann, hielt ihn für lauter und über jeden Zweifel erhaben.

Verzweifelt sucht Sir Robert seinen Freund Arthur auf. Der hat gerade auch Besuch von seinem Vater, dem Earl of Caversham (John Wood), der dringend etwas mit ihm besprechen möchte. Gleich darauf bringt ein Bote ein Briefchen von Lady Chiltern: „Nachdem Sie heute nachmittag gegangen waren, ist mein Leben zerbrochen.“ Sie kündigt ihren Besuch an. Bevor Arthur sich zu dem Gespräch mit seinem Vater zurückzieht, beauftragt er seinen Diener Phipps (Peter Vaughan), die Dame, die gleich kommen werde, ins Ankleidezimmer zu führen. Es sei sehr wichtig, schärft er ihm ein. Alle weiteren Besucher solle er ausnahmslos abweisen. Als wenig später Mrs Cheveley in der Tür steht, nimmt Phipps an, es handele sich um die erwartete Dame und bittet sie herein. Zu Lady Chiltern, die eine Minute später schellt, sagt er dagegen, der Lord sei nicht zu Hause.

Inzwischen hat Lora Cheveley das auf einem Tisch liegende Briefchen von Lady Chiltern gefunden und eingesteckt.

Nach der Unterredung mit seinem Vater geht Arthur zu seinem Freund hinüber und öffnet die Tür zum Ankleidezimmer einen Spalt. Das Gespräch lenkt er zunächst so, dass Gertrude Chiltern, die er als Zuhörerin nebenan vermutet, von der Liebe ihres Mannes neu überzeugt sein müsste. Robert hört ein Geräusch im Nebenzimmer, sieht nach und entdeckt – Mrs Cheveley. Arthur ist verwirrt. Robert nimmt an, es handele sich um ein Komplott gegen ihn, zumal er weiß, dass die beiden früher verlobt waren. Wütend stürzt er aus dem Haus.

Lora verspricht Arthur, ihm den belastenden Brief auszuhändigen – wenn er bereit sei, sie zu heiraten. „Ich gebe Ihnen Gelegenheit zur Selbstaufopferung.“ Arthur lehnt ab. Daraufhin schlägt sie ihm eine Wette vor: Falls Robert im Unterhaus seine Überzeugung vertritt und gegen das Kanalprojekt argumentiert, übergibt sie Arthur den Brief. Andernfalls müsse Arthur sie heiraten. Der ist sich der Integrität seines Freundes so sicher, dass er auf die Wette eingeht.

In der Parlamentssitzung spricht Sir Robert sich gegen das Projekt aus.

Danach begegnet er Arthur und Mrs Cheveley auf dem Flur, gerade als sie ihm den Brief überreicht, weil sie die Wette verloren hat. Sir Robert begegnet auch seiner Frau auf dem Korridor, die froh ist, dass er standhaft blieb. Aber er meint nur bitter, sie könne ihm bestimmt nicht verzeihen und eilt weiter.

Am nächsten Morgen erhält er in seinem Büro das Briefchen, mit dem seine Frau ihren Besuch bei Arthur ankündigte. Natürlich nimmt er an, Gertrude habe ihn mit dem leichtlebigen Frauenhelden betrogen, und er eilt nach Hause, um sie zur Rede zu stellen. Arthur hat erfahren, dass Mrs Cheveley Gertrudes Briefchen an Sir Robert schickte, und er sucht Lady Chiltern auf, um mit ihr zu beratschlagen, was zu tun ist. Da treffen alle drei zusammen. Sir Roberts jüngere Schwester Mabel (Minnie Driver ), die ebenfalls hinzukommt, rettet die Situation, indem sie behauptet, der Brief sei für Robert bestimmt gewesen, sei ihm jedoch wegen seines überstürzten Aufbruchs in Arthurs Haus nicht mehr ausgehändigt worden und sie habe ihn deshalb heute Morgen in sein Büro gebracht.

Sir Robert glaubt die Lüge und erhält auch noch von seinem Freund den Brief, den er damals Baron Arnheim geschrieben hatte.

In diesem Augenblickt überbringt der Earl of Caversham die Nachricht von Sir Roberts Berufung ins Kabinett und streicht bei dieser Gelegenheit die Integrität des Politikers heraus, die seinem Sohn Arthur völlig fehle. Sir Robert lehnt jedoch die ehrenvolle Beförderung ab und kündigt seine Absicht an, sich aus der Politik zurückzuziehen. Der Earl of Caversham kann sich das nur durch eine Geisteskrankheit erklären, wundert sich aber, weil Sir Roberts Familie doch noch gar nicht so alt ist.

Arthur redet auf Gertrude ein, ihren Mann vor einer Fehlentscheidung zu bewahren, und sie zerreißt den Absagebrief an den Premierminister, den Robert gerade in einem Nebenzimmer verfasste.

Währenddessen gesteht Arthur sich endlich ein, dass er und Mabel verliebt sind, und er bittet sie, seine Frau zu werden. Doch Robert verweigert als Vormund seiner Schwester die Einwilligung, weil er am Vorabend Mrs Cheveley im Haus des Dandys überraschte und ihn deshalb trotz seiner Dankbarkeit und Freundschaft nicht für einen seriösen Bewerber hält. Da gesteht Gertrude, dass ihr Brief doch nicht für Robert, sondern für Arthur bestimmt war und klärt die Verwechslungen und Missverständnisse auf.

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Oscar Wildes Theaterstück „An Ideal Husband“ („Ein idealer Gatte“) wurde am 3. Januar 1895 im Theatre Royal in London uraufgeführt. Oliver Parker machte daraus mit hervorragenden Schauspielern einen amüsanten Kostümfilm, in dem die geschliffenen Dialoge, der Esprit und die witzigen Wendungen erhalten blieben: „Ein perfekter Ehemann“.

Lord Caversham: „Keine Frau, ob schön oder hässlich, verfügt über gesunden Menschenverstand. Der gesunde Menschenverstand ist ein Privileg der Männer.“
Lord Goring: „Und die sind so selbstlos, ihn nicht zu benutzen.“

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003

Oscar Wilde: Ein idealer Gatte
Oliver Parker: Ernst sein ist alles

Andrea Maria Schenkel - Finsterau
Ohne die Charaktere tiefer auszuleuchten, erzählt Andrea Maria Schenkel eine archaisch-einfache Geschichte. Wie sie das aufs Wesentliche verknappt, multiperspektivisch und im Wechsel zwischen zwei Zeitebenen tut, ist das Besondere an "Finsterau".
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