Interstellar

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Interstellar

Interstellar – Originaltitel: Interstellar – Regie: Christopher Nolan – Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan – Kamera: Hoyte van Hoytema – Schnitt: Lee Smith – Musik: Hans Zimmer – Darsteller: Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Mackenzie Foy, Jessica Chastain, Matt Damon, Michael Caine, David Gyasi, Wes Bentley, Casey Affleck, Timothée Chalamet, John Lithgow, Topher Grace, Ellen Burstyn u.a. – 2014; 165 Minuten

Inhaltsangabe

Auf der wegen der Klimakatastrophe nahezu unbewohnbaren Erde bewirtschaftet der frühere Astronaut Cooper eine Farm. Eines Tages stößt er auf eine geheime Einrichtung der offiziell längst abgeschafften NASA. Der Leiter, Prof. Brand, schickte auf der Suche nach kolonisierbaren Planeten zwölf Astronauten aus und plant nun eine Mission zu drei Orten im All, von denen hoffnungsvolle Signale zurückkamen. Er überredet Cooper, das Kommando zu übernehmen ...
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Kritik

Der SF-Film "Interstellar" von Christopher Nolan gibt sich tiefgründig, und es ist viel von astrophysikalischen Phänomenen die Rede, aber mit Wissenschaft hat das nichts zu tun; es handelt sich um unrealistisches Unterhaltungskino in bombastischen Bildern.
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Weil die Klimakatastrophe nicht verhindert wurde, ist die Erde in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts nahezu unbewohnbar geworden. Um zu überleben, konzentriert sich die bereits dezimierte Menschheit auf die Landwirtschaft, zumal die Industrie die Apokalypse nur noch beschleunigen würde. Allerdings erschweren Schädlinge und Sandstürme den Anbau von Lebensmitteln.

Auch der durch einen Absturz traumatisierte frühere NASA-Astronaut Cooper (Matthew McConaughey) bewirtschaftet eine Farm. Dort lebt er mit seinem verwitweten Schwiegervater Donald (John Lithgow), dem 15-jährigen Sohn Tom (Timothée Chalamet) und der fünf Jahre jüngeren Tochter Murph (Mackenzie Foy). Seine Ehefrau starb durch eine von den Ärzten übersehene Zyste im Gehirn.

Obwohl Tom gute Noten nach Hause bringt, erklären der Schulleiter (David Oyelowo) und die Lehrerin (Collette Wolfe) seinem Vater, dass er kaum Aussicht auf einen der wenigen Studienplätze an den aus Kostengründen stark verkleinerten Universitäten haben werde und sich besser auf die Übernahme der Farm vorbereite. Von der Ingenieursausbildung, die Tom anstrebt, rät die Lehrerin sowieso ab. Das habe keine Zukunft, meint sie. Die Lehrerin hält es für richtig, dass die NASA längst abgeschafft wurde, denn sie glaubt der Darstellung in den Schulbüchern, das Apollo-Programm sei von den USA nur vorgetäuscht worden, um die UdSSR in den Ruin zu treiben.

Murph fällt auf, dass Bücher ohne erkennbare Ursache aus dem Regal fallen. Sie glaubt, dass ein Geist versuche, ihr auf diese Weise eine Botschaft zu morsen. Als sich während eines Sandsturms Strukturen auf dem Fußboden bilden, erkennt Cooper darin einen Binärcode und entschlüsselt die Nachricht als Koordinaten eines Ortes. Er fährt los. Weil er nicht weiß, was ihn erwartet, wollte er allein sein, aber Murph hat sich unbemerkt ins Auto geschmuggelt. An der gesuchten Stelle stoßen sie auf einen Metallzaun und ein verschlossenes Tor. Plötzlich leuchten Scheinwerfer auf. Cooper und Murph werden festgenommen.

Bei der streng geheimen Einrichtung handelt es sich um eine Nachfolgeeinrichtung der offiziell nicht mehr existierenden NASA. Geleitet wird sie von Prof. Brand (Michael Caine), der den früheren Astronauten Cooper kennt und ihn in sein Vorhaben einweiht: Die Forscher entdeckten vor 48 Jahren ein Wurmloch in der Nähe des Planeten Saturn, eine Abkürzung zu einem Schwarzen Loch mit einem Planetensystem. Vor zehn Jahren wurden im Rahmen eines Programms mit dem Namen „Lazarus“ zwölf Astronauten durch das Wurmloch geschickt, die für Menschen bewohnbare Planeten suchen sollten. Von Miller, Dr. Mann und Edmunds wurden später Bruchstücke von Signalen empfangen, die hoffen lassen, dass sie für die Kolonialisierung geeignete Planeten gefunden haben.

Prof. Brand, der sein Leben lang daran gearbeitet hat, die Relativitätstheorie und die Quantenphysik zu einer Theorie zu vereinen, erläutert seine Vorstellung, einer möglichst großen Anzahl von Menschen einen neuen Lebensraum zu verschaffen. Für den Fall, dass dieser Plan A nicht realisiert werden kann, soll das Raumschiff Endurance zumindest einen Behälter mit tiefgefrorenen befruchteten Eizellen im Weltall aussetzen, damit in einer Kolonie eine neue menschliche Population entstehen kann. Brand plant also eine weitere Mission zu den von Miller, Mann und Edmunds gefundenen Orten. Er überredet Cooper, sie zu leiten. Auch Dr. Amelia Brand (Anne Hathaway), die Tochter des Professors, wird mit an Bord der Endurance sein.

Während Tom auf seinen heldenhaften Vater stolz ist, versucht Murph vergeblich, ihn zurückzuhalten.

Cooper und Amelia Brand machen sich mit den Astronauten Romilly und Doyle (David Gyasi, Wes Bentley) sowie den Robotern TARS und CASE auf den Weg. Bis zum Mars benötigen sie acht Monate, und nach weiteren 14 Monaten erreichen sie das kugelförmige Wurmloch in der Nähe des Saturns. Nach der Durchquerung des Wurmlochs finden sie den Ort, von dem Millers Signal kam. Während Romilly und TARS in der Endurance zurückbleiben, landen die anderen mit einer Sonde auf dem mit einer knietiefen Wasserschicht bedeckten Planeten. Dort entspricht eine Stunde sieben Erdjahren. Außer einem Transmitter finden sie allerdings nur Wrackteile. Während Doyle von einer Monsterwelle mitgerissen wird, rettet CASE Amelia Brand. Als sie nach kurzer Zeit mit der Sonde zur Endurance zurückkommen, sind für Romilly mehr als 23 Jahre vergangen.

Durch eine Nachricht von Tom (ab jetzt: Casey Affleck) erfährt Cooper, dass sein Schwiegervater gestorben ist. Murph (ab jetzt: Jessica Chastain), die sich bisher weigerte, sich an den Videobotschaften für ihren Vater zu beteiligen, spricht erstmals zu ihm. Inzwischen ist sie so alt, wie ihr Vater beim Verlassen der Erde war.

In einer weiteren Videobotschaft benachrichtigt Murph, die seit einiger Zeit für Prof. Brand arbeitete, Amelia vom Tod ihres Vaters. Bevor er starb, beichtete er Murph, dass er bereits vor dem Beginn der Mission von der Unrealisierbarkeit des Plans A überzeugt gewesen sei. Er verschwieg es, um wenigstens die Verwirklichung des Plans B – also die Aussetzung befruchteter menschlicher Eier – anstoßen zu können.

Cooper weiß, dass Amelia Brand den möglicherweise bereits toten Astronauten Edmunds liebt. Aber er hält es für aussichtsreicher, den von Dr. Mann entdeckten Planeten anzusteuern. Dort stößt die Crew auf eine lebensfeindliche Eiswüste – und weckt Dr. Mann (Matt Damon) aus dem Kälteschlaf.

Während einer Erkundungstour gesteht Dr. Mann seinem Begleiter Cooper, er habe irreführende Daten über die angebliche Bewohnbarkeit des Planeten gesendet, um eine weitere Mission zu seiner Rettung anzulocken. Er versucht, Cooper zu ermorden, aber der kann noch einen Hilferuf absetzen und wird daraufhin von Amelia gerettet. Während Dr. Mann eine der Sonden kapert, wird Romilly ins All katapuliert. Weil die automatische Ankoppelung an die Endurance blockiert ist, versucht Dr. Mann, das schwierige Manöver manuell durchzuführen, löst dabei jedoch eine Explosion aus, die ihn tötet und einen Teil des Raumschiffes beschädigt.

Cooper und Amelia kehren ebenfalls zur Endurance zurück, und es gelingt ihnen, das heftig kreiselnde Raumschiff wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Weil die Vorräte nicht mehr für einen Rückflug zur Erde reichen und der Treibstoff auch nicht für einen Anflug des von Edmunds entdeckten Planeten, beschließt Cooper, den Sog des Schwarzen Lochs Gargantua zu nutzen. Allerdings kann die Endurance das mit den beiden noch vorhandenen Sonden nicht schaffen. Ohne sich mit Amelia abzusprechen, sprengt Cooper zunächst die eine Sonde mit TARS an Bord ab, dann die zweite mit CASE und sich selbst. Bevor Amelia sich versieht, ist sie mit der Endurance allein unterwegs zu dem möglicherweise bewohnbaren Planeten und kann hoffen, dort Edmunds lebend vorzufinden.

Cooper gelangt im Inneren des Schwarzen Lochs in einen Tesserakt, der an die Rückwand des Bücherschranks im Zimmer seiner zehnjährigen Tochter Murph grenzt. Er sieht sie. Weil sie ihn jedoch hinter der undurchdringlichen Wand weder sehen noch hören kann, klopft er Bücher aus dem Regal – und begreift, dass er das ist bzw. war, was Murph in ihrer Kindheit für einen Geist hielt. Seinem eigenen früheren Ich auf der Erde übermittelt er die Koordinaten der geheimen NASA-Einrichtung.


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TARS taucht auf und berichtet, er habe die Daten zusammengetragen, die zur Vervollständigung der von Prof. Brand gesuchten, die Relativitätstheorie und die Quantenphysik verschmelzenden Grand Unified Theory (GUT) erforderlich sind. Während die erwachsene Murph sich erneut in ihrem Kinderzimmer aufhält, sendet Cooper ihr Morsezeichen, und zwar über den Sekundenzeiger der Armbanduhr, die er ihr vor dem Verlassen der Erde schenkte. Auch sie erkennt nun, dass sie als Kind ihren Vater für einen Geist hielt, wenn er aus der Zukunft mit ihr zu kommunizieren versuchte.

Cooper kommt in einem Krankenhausbett zu sich und erfährt, dass er sich in einer riesigen, den Saturn umkreisenden Raumstation befindet, die Cooper heißt, aber nicht nach ihm, sondern nach seiner Tochter benannt wurde. Murph ist es nämlich mit den von ihm gemorsten Daten gelungen, die GUT zu vollenden. Dadurch schuf sie die Voraussetzung dafür, dass ein Großteil der Menschen von der Erde auf Raumstationen im All gebracht werden konnte.

Murph (jetzt: Ellen Burstyn) ist 90 Jahre alt und liegt im Kreis ihrer Kinder, Enkel, Stiefsöhne und -töchter auf dem Sterbebett, als Cooper – der auf der Erde 124 Jahre alt wäre, aber noch kaum gealtert ist – sie endlich wiedersieht. Sie stirbt glücklich.

Cooper stiehlt mit Hilfe von TARS ein Raumschiff und fliegt mit dem Roboter zu dem von Edmunds entdeckten Planeten.

Dort hat Amelia ihren gestorbenen Geliebten begraben und sich eine Behausung gebaut. Da sie sich ohne Helm im Freien bewegt, lässt sich vermuten, dass der Planet für Menschen bewohnbar ist.

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Die Handlung des Science-Fiction-Films „Interstellar“ von Christopher Nolan beginnt, als die Erde durch die von uns verursachte Klimakatastrophe nahezu unbewohnbar geworden ist. Wenn es für die Menschheit noch eine Zukunft gibt, dann irgendwo im All.

Manche halten das für visionär. Christopher Nolan zeigt, wie winzig und unbedeutend wir im Vergleich mit den galaktischen Dimensionen sind. Zugleich weist er auf die Unzulänglichkeit unserer Wahrnehmung hin. Immer wieder hören wir in „Interstellar“ philosophische Überlegungen und Erläuterungen wissenschaftlicher Einzelheiten. Über die zwar relative, aber unumkehrbare Zeit wird ebenso doziert wie über die Widersprüchlichkeit von Relativitätstheorie und Quantenphysik. Die Rede ist außerdem von Gravitation, Wurmlöchern und Schwarzen Löchern.

Der emeritierte Astrophysik-Professor Kip S. Thorne (* 1940), der maßgeblich am Aufbau des LIGO-Projekts zum Nachweis von Gravitationswellen beteiligt war, beriet die Filmcrew und wirkte als Produzent mit. Obwohl er 1997 mit Stephen Hawking gegen John Preskill wettete, dass beim Sturz von Materie in ein Schwarzes Loch fast alle Information verloren geht, gerät Cooper, der Protagonist des Films, in einem Schwarzen Loch in einen Tesserakt, aus dem heraus er seine Tochter sehen kann, und das auch noch in der Vergangenheit. Cooper vermag die Anziehungskraft eines Schwarzen Loch zu nutzen, um ein Raumschiff zu beschleunigen. Die exakten Kursberechnungen liefert der Roboter, und über die Strahlung zerbricht sich niemand den Kopf. Das hat mit Astrophysik nichts zu tun. Der Hinweis auf die wissenschaftliche Beratung erweist sich als bloßer Werbegag. „Interstellar“ gibt sich bedeutungsschwanger und tiefgründig, ist jedoch nichts weiter als unrealistisches Unterhaltungskino in bombastischen Bildern.

Christopher Nolan drehte „Interstellar“ nach einem von ihm selbst überarbeiteten Drehbuch seines Bruders Jonathan Nolan.

Die Dreharbeiten fanden von August bis Dezember 2013 statt. Die Szenen auf dem von Dr. Mann entdeckten Planeten entstanden auf dem Svínafellsjökull, einem Gletscher in Island.

Das Budget für „Interstellar“ soll um die 165 Millionen Dollar betragen haben.

Die von Hans Zimmer komponierte Filmmusik wirkt zu aufdringlich und übertönt mitunter die Dialoge.

Für die visuellen Effekte von „Interstellar“ wurden Paul Franklin, Andrew Lockley, Ian Hunter und Scott Fisher mit einem „Oscar“ ausgezeichnet. Nominiert hatte man den Film auch in den Kategorien Bestes Szenenbild (Nathan Crowley, Gary Fettis), Beste Filmmusik (Hans Zimmer), Bester Ton (Gary Rizzo, Gregg Landaker, Mark Weingarten) und Bester Tonschnitt (Richard King).

Synchronstimmen in der deutschen Fassung von „Interstellar“ (Regie: Tobias Meister): Benjamin Völz (Cooper), Marie Bierstedt (Amelia Brand), Robin Kahnmeyer (Doyle), Manja Doering (erwachsene Murph), Timmo Niesner (Getty), Jürgen Kluckert (Donald), Tim Sander (erwachsener Tom), Jürgen Thormann (Prof. Brand), Reinhard Kuhnert (Williams), Dennis Schmidt-Foß (Romilly), Simon Jäger (Dr. Mann), Torsten Sense (CASE), Frank Röth (TARS) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016

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