Attentat auf Richard Nixon

Attentat auf Richard Nixon

Attentat auf Richard Nixon

Attentat auf Richard Nixon – Originaltitel: The Assassination of Richard Nixon – Regie: Niels Mueller – Drehbuch: Niels Mueller, Kevin Kennedy – Kamera: Emmanuel Lubezki – Schnitt: Jay Cassidy – Musik: Steven M. Stern – Darsteller: Sean Penn, Naomi Watts, Don Cheadle, Jack Thompson, Brad Henke, Nick Searcy, Michael Wincott, Mykelti Williamson, April Grace u.a. – 2004; 90 Minuten

Inhaltsangabe

Samuel Bicke erlebt die Gesellschaft als verlogen und ungerecht. Weil der Idealist nicht bereit ist, sich anzupassen, verliert er nicht nur einen Job nach dem anderen, sondern auch seine Frau und seine Kinder. Frustriert nimmt Sam sich vor, ein Fanal zur Weltverbesserung zu setzen. Sein Zorn richtet sich gegen den im Fernsehen allgegenwärtigen Präsidenten Richard Nixon, den er für ein Symbol des verdorbenen Systems hält ...
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Kritik

Bei "Attentat auf Richard Nixon" handelt es sich um die beklemmende Charakterstudie eines Idealisten, den Sean Penn sehr überzeugend darstellt.
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Seit fast zwei Jahren lebt Samuel Bicke (Sean Penn) von seiner Frau Marie (Naomi Watts) und seinen drei Kindern Sammy, Ellen, Julie (Jared Dorrance, Jenna Milton, Mariah Massa) getrennt. Marie hatte es nicht mehr mit dem Idealisten ausgehalten, der jeden Job verlor, weil er nicht bereit war, andere zu täuschen. Nicht einmal bei seinem Bruder Julius Bike (Michael Wincott), einem Reifenhändler, wollte er bleiben, weil dieser den Kunden allenfalls 15 Prozent Rabatt gewährte und ihnen verschwieg, dass seine Handelsspanne 30 Prozent betrug.

Nach längerer Arbeitslosigkeit fängt der Sechsundvierzigjährige 1973 als Verkäufer im Büromöbelgeschäft von Jack Jones (Jack Thompson) und dessen Sohn Martin (Brad William Henke) an. Endlich kann er wieder seine Rechnungen begleichen, seinem Bruder Schulden zurückzahlen und Marie Geld für die Reparatur des Hausdachs zustecken. Martin Jones gibt Sam Bücher und Tonbänder mit Anleitungen für gute Verkäufer, und Jack Jones traktiert ihn mit Weisheiten zu diesem Thema. Alles läuft wieder darauf hinaus, dass der Kunde angelogen wird und man zum Beispiel einen Plastiksessel nur verkaufen kann, wenn man dem Interessenten vorgaukelt, es handele sich um einen mit Kunstleder beschichteten Ledersessel. Jack Jones fordert Sam auf, sich an Präsident Richard Nixon zu orientieren: Der sei 1968 gewählt worden, weil er ein Ende des Vietnam-Kriegs versprochen habe. Während seiner ersten Amtszeit verstärkte er stattdessen die US-Truppen in Vietnam. Trotzdem verkaufte er den Leuten 1972 erneut die Zusage, den Krieg zu beenden und wurde wiedergewählt.

Immer wieder versucht Sam, seine Frau zurückzugewinnen, die als Kellnerin arbeitet. Marie steckt zwar sein Geld ein, hat aber längst einen Verehrer mit Cadillac und will nichts mehr von ihm wissen. Ohne Ankündigung lässt sie ihm die Scheidungsklage zustellen.

Nach einigen Monaten kündigt Sam seinen Job, denn er erträgt weder die Schikanen und Belehrungen noch die Lügen einen Tag länger.

Er träumt davon, mit seinem afroamerikanischen Freund Bonny (Don Cheadle), der eine Autowerkstatt betreibt, einen fahrenden Reifenhandel aufzumachen. Aber sein Kreditantrag wird abgelehnt. Um seine Idee trotzdem verwirklichen zu können, greift Sam nun selbst zu Lüge und Betrug: Er beauftragt einen Spediteur, 550 Reifen aus dem Lager seines Bruders in Bonnys Werkstatt zu bringen. – Nach dem fehlgeschlagenen Diebstahl erklärt ihm Julius Bicke, er sei nicht mehr sein Bruder.

Um gegen die selbstgerechte, heuchlerische Gesellschaft aufzubegehren, in der sich alles um Geld dreht und die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird, sucht Sam ein Büro der Black Panthers auf, spendet 107 Dollar und schlägt vor, auch Weiße wie ihn in die Bewegung aufzunehmen. Der Leiter Harold Mann (Mykelti Williamson) nimmt zwar das Geld an, hält ihn jedoch für einen Spinner und ist froh, als Sam wieder fort ist.

Frustriert stiehlt Sam den Revolver seines Freundes Bonny und folgt Jack Jones in ein Restaurant, um ihn dort zu erschießen. Aber er bringt es nicht fertig, einen Menschen zu töten. Danach bricht er in das Haus ein, in dem Marie mit den Kindern wohnt und erschießt den Hund, aus Mitleid, wie er glaubt.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Um ein Fanal zur Weltverbesserung zu geben, will Sam Bicke ein Flugzeug ins Weiße Haus lenken und mit Richard Nixon ein Symbol des verlogenen Systems töten. Er bastelt eine Bombe und besorgt sich eine Gehhilfe, um den Revolver mit an Bord schmuggeln zu können. Während der Vorbereitungen bespricht er Tonbänder und schildert seine Motive. Dabei wendet er sich an den von ihm geschätzten Musiker Leonard Bernstein („West Side Story“) und bittet ihn, der Welt das Attentat zu erläutern.

Am 22. Februar 1974 fährt er zum Baltimore Washington International Airport. Dort wirft er die an Leonard Bernstein adressierten Umschläge in einen Briefkasten. In seinem Handkoffer befindet sich die Bombe. Zunächst reiht er sich beim Boarding für einen Flug nach Atlanta in die Schlange der Passagiere ein, dann reißt er den Revolver heraus und stürmt in die Maschine. Er zwingt eine Stewardess, die Türe zu schließen und fordert die beiden Piloten zum Start auf. Als sie ihn hinzuhalten versuchen, schießt er sie nieder. Minuten später schießt ein Polizist durch das Fenster in der Tür auf ihn und trifft ihn zweimal. Am Boden liegend, tötet Sam sich mit einem Kopfschuss.

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Am 22. Februar 1974 scheiterte der vierundvierzigjährige Reifenhändler Samuel Byck mit dem Versuch, am Baltimore Washington International Airport ein Flugzeug nach Atlanta zu entführen und in das Weiße Haus zu lenken, um Richard Nixon zu töten. Auf diesen Vorfall griffen Niels Mueller und Kevin Kennedy in „Attentat auf Richard Nixon“ zurück.

Bei „Attentat auf Richard Nixon“, dem Debütfilm des Regisseurs Niels Mueller, handelt es sich um die beklemmende Charakterstudie eines Einzelgängers, eines sensiblen Idealisten, der die Gesellschaft als verlogen und ungerecht erlebt. Weil er nicht bereit ist, sich anzupassen, verliert er nicht nur einen Job nach dem anderen, sondern auch seine Frau und seine Kinder. Schließlich nimmt er sich vor, mit einem Attentat auf Richard Nixon ein Zeichen zu setzen.

Samuel Bicke bäumt sich gegen die Unmoral in der Gesellschaft auf wie Travis Bickle in „Taxi Driver“. Sean Penn stellt den gescheiterten Weltverbesserer sehr überzeugend dar, aber die Drehbuchautoren hätten besser daran getan, aus dramaturgischen Gründen wenigstens die eine oder andere positive Wendung einzubauen.

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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2008

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