Foxcatcher

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Foxcatcher – Originaltitel: Foxcatcher – Regie: Bennett Miller – Drehbuch: E. Max Frye, Dan Futterman, nach dem Buch "Foxcatcher. The True Story of My Brother's Murder, John du Pont's Madness, and the Quest for Olympic Gold" von Mark Schultz – Kamera: Greig Fraser – Schnitt: Jay Cassidy, Stuart Levy– Musik: Rob Simonsen – Darsteller: Steve Carell, Channing Tatum, Mark Ruffalo, Sienna Miller, Vanessa Redgrave, Anthony Michael Hall, Guy Boyd, Brett Rice u.a. – 2014; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Der von seiner Mutter verachtete Milliardär John du Pont, der von sich selbst als Ornithologe, Philatelist, Patriot und Philanthrop spricht, glaubt die entbehrte Anerkennung kaufen zu können, indem er auf dem Landgut seiner Mutter in Pennsylvania das Team Foxcatcher gründet und Goldmedaillen-Gewinner wie die Ringer Mark und David Schultz unter Vertrag nimmt. Die Brüder sind grundverschieden, lehnen sich aber beide allmählich gegen die Launen ihres exzentrischen Mäzens auf ...
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Kritik

"Foxcatcher" ist eine Tragödie von Bennett Miller über das Bedürfnis nach Anerkennung, den Gegensatz zwischen Arm und Reich, die Macht des Geldes und den amerikanischen Traum. Steve Carell und Channing Tatum erweisen sich als hervor­ragende Charakterdarsteller.
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Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles gewinnen die Brüder Mark und David Schultz (Channing Tatum, Mark Ruffalo) Goldmedaillen im Ringen. David ist verheiratet. Er und seine Frau Nancy (Sienna Miller) haben zwei Kinder: Danielle und Alexander (Samara Lee, Jackson Frazer). Sein ein Jahr jüngerer Bruder Mark ist dagegen Junggeselle und ein Einzelgänger, den außer Ringen kaum etwas zu interessieren scheint. Er wird von seinem geistig sehr viel beweglicheren Bruder trainiert.

Im Frühsommer 1987 erhält der 27-jährige Mark Schultz einen Anruf: John E. du Pont (Steve Carell) wolle ihn kennenlernen, und zwar auf dem Landsitz Liseter Hall seiner Mutter in Newtown Square/Pennsylvania. Man werde einen Erster-Klasse-Flug buchen, heißt es. Mark Schultz, der noch nie etwas von der Familiendynastie du Pont gehört hat, weiß nicht, dass es sich bei John Eleuthère du Pont um einen 49-jährigen exzentrischen Milliardär handelt, einen Ornithologen und Philatelisten, der beabsichtigt, auf Liseter Hall ein Trainingszentrum für Ringer aufzubauen, das „Team Foxcatcher“.

Mark Schultz nimmt das gut dotierte Angebot an, Mitglied des Teams zu werden. Sein Bruder lässt sich jedoch nicht von ihm dazu überreden, weil er seiner Familie den Umzug ersparen möchte.

Nachdem Mark Schultz bei den Ringer-Weltmeisterschaften im August 1987 in Clermont-Ferrand eine weitere Goldmedaille gewonnen hat, strebt John du Pont mit ihm eine dritte bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul an. Er lässt sich von ihm beim Vornamen nennen und vertraut ihm an, dass sich seine Eltern trennten, als er zwei Jahre alt war. Er wuchs bei seiner Mutter Jean Liseter du Pont (Vanessa Redgrave) auf, einer inzwischen alten Dame, die auf dem Landsitz Rennpferde züchtet. Als Kind hatte er den Sohn des Chauffeurs seiner Mutter für seinen einzigen Freund gehalten, aber später fand er heraus, dass der Junge von seiner Mutter dafür bezahlt worden war, die Rolle des Freundes zu spielen. John du Pont sagt von sich selbst, er sei Ornithologe, Philatelist, Patriot und Philanthrop. Wenn er davon träumt, Amerika durch sportliche Erfolge des Teams Foxcatcher wieder Hoffnung geben zu können, blickt ihn seine Mutter verächtlich an. Im Grunde sucht er ebenso wie Mark Schultz nach Anerkennung, und weil er selbst zu unsportlich ist, um Goldmedaillen zu gewinnen, bezahlt er andere dafür, es für ihn zu tun.

John du Pont schnupft Kokain und verführt Mark Schultz dazu, es ebenfalls zu tun.

Allmählich beginnt Mark, sich den Launen seines Mäzens zu widersetzen, der sich als Coach aufspielt, obwohl er dafür gar nicht qualifiziert ist. Als John du Pont sich darüber ärgert, dass Mark nicht genau das tut, was er von ihm verlangt, ohrfeigt er ihn vor den anderen Männern des Teams Foxcatcher, beschimpft ihn als undankbaren Affen und kündigt an, ihn als Trainer durch seinen Bruder David zu ersetzen. Der Milliardär lässt David Schultz mit Frau und Kindern einfliegen und bietet so viel Geld, dass die Familie einwilligt, nach Pennsylvania zu ziehen. Mark sondert sich daraufhin nicht nur von John du Pont und dem Team Foxcatcher ab, sondern auch von seinem Bruder, der ihn voller Sorge beobachtet.

Bei der Qualifikation für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Seoul unterliegt Mark Schultz im Eröffnungskampf seinem Gegner. Im Hotelzimmer boxt er sich frustriert ins Gesicht, zerschlägt mit der Stirn einen Wandspiegel und wirft eine Lampe um. Er bestellt Unmengen von Essen und schlingt alles in sich hinein, um das erlaubte Kampfgewicht zu überschreiten. Sein Bruder kommt zu ihm und hilft ihm, den nächsten Kampf siegreich zu bestehen, sich also doch noch für Seoul zu qualifizieren.

John du Pont ist zu diesem Zeitpunkt bereits abgereist, weil seine Mutter starb. Auf dem Landsitz öffnet er die Boxen der wertvollen Rennpferde und treibt die Tiere fort.

Bei den Olympischen Spielen in Seoul gewinnt Mark Schultz keine Medaille. Nach dem Misserfolg verlässt er das Team Foxcatcher und verdingt sich als Catcher, während sein Bruder weiter für John du Pont als Trainer arbeitet.

Der Milliardär wird nach dem Tod seiner Mutter noch schrulliger und lässt einen Dokumentarfilm über sich drehen.

Ohne erkennbaren Anlass fährt er eines Tages zur Familie Schultz hinüber. David arbeitet gerade an seinem Auto. John du Pont lässt die Seitenscheibe herunter und streckt ihn mit einem Schuss aus der Limousine nieder. Nachdem er noch ein paar Mal auf den am Boden Liegenden geschossen hat, kehrt er auf die Farm zurück, wo er bald darauf von einem Polizeiaufgebot festgenommen wird.

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Dem Kinofilm „Foxcatcher“ liegt eine wahre Geschichte zugrunde: Die Ringer Mark und David Schultz gehörten zum Team Foxcatcher in Pennsylvania, mit dem der Milliardär John Eleuthère du Pont als Coach bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul eine Goldmedaille gewinnen wollte. Am 26. Januar 1996 erschoss er David Schultz.

Mark Schultz hat die Ereignisse in einem 2014 veröffentlichten Buch beschrieben („Foxcatcher. The True Story of My Brother’s Murder, John du Pont’s Madness, and the Quest for Olympic Gold“) und beriet das Filmteam bei den Dreharbeiten.

Bennett Miller (Regie), E. Max Frye und Dan Futterman (Drehbuch) weichen in „Foxcatcher“ allerdings bewusst von den Tatsachen ab, um eine dramatische Verdichtung zu erzielen. In Wirklichkeit gründete John du Pont das Team Foxcatcher erst 1989, ein Jahr nach den Olympischen Spielen in Seoul. Und während im Film der Eindruck entsteht, dass er David Schultz bald nach dem Scheitern Mark Schultz‘ erschoss, fielen die tödlichen Schüsse erst acht Jahre danach. Auch bei der Figurenzeichnung halten sich Bennett Miller, E. Max Frye und Dan Futterman nicht an die Vorbilder, denn ihnen geht es nicht um historische Wahrheit, sondern um die Dekonstruktion des amerikanischen Traums in einer pointierten, atmosphärisch dichten Tragödie über das Bedürfnis nach Anerkennung, die Macht des Geldes und den Gegensatz zwischen Arm und Reich.

Die Figur des David Schultz dient als Sympathieträger. Stärker ausgeleuchtet werden die Charaktere der beiden anderen Hauptfiguren: Mark Schultz und John du Pont. Am interessantesten ist dabei der exzentrische Milliardär, der von seiner Mutter verachtet wird und glaubt, sich die entbehrte Anerkennung kaufen zu können. Zum Gelingen dieser Psychogramme tragen die herausragenden schauspielerischen Leistungen von Steve Carell und Channing Tatum entscheidend bei. Die beiden erweisen sich in „Foxcatcher“ als grandiose Charakterdarsteller.

Bennett Miller lässt sich viel Zeit, Spannung und Atmosphäre aufzubauen. Umso intensiver erlebt man die tragische Entwicklung als Zuschauer mit.

Bei den Internationalen Filmfestspielen vom 14. bis 25. Mai 2014 in Cannes erhielt Bennett Miller den Preis für die beste Regie. In fünf Kategorien wurde „Foxcatcher“ für einen „Oscar“ nominiert: Beste Regie (Bennett Miller), Bestes Originaldrehbuch (E. Max Frye, Dan Futterman), Bester Hauptdarsteller (Steve Carell), Bester Nebendarsteller (Mark Ruffalo), Bestes Make-up und Beste Frisuren (Bill Corso, Dennis Liddiard). Leider ging der Film am Ende leer aus.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

John du Pont (kurze Biografie)

Bennett Miller: Capote

James Hamilton-Paterson - JayJay
Ungeachtet einiger langatmiger Passagen ist es James Hamilton-Paterson gelungen, einen elegant komponierten Roman mit einem faszinierenden, unverwechselbaren Klang zu schreiben: "Jayjay".
JayJay