Sleepers

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Sleepers

Sleepers – Originaltitel: Sleepers – Regie: Barry Levinson – Drehbuch: Barry Levinson, nach dem Roman "Sleepers" von Lorenzo Carcaterra– Kamera: Michael Ballhaus – Schnitt: Stu Linder – Musik: John Williams – Darsteller: Kevin Bacon, Eugene Byrd, Billy Crudup, Robert De Niro, Ron Eldard, Minnie Driver, Vittorio Gassman, Dustin Hoffman, Terry Kinney, Bruno Kirby, Frank Medrano, Jason Patric, Joe Perrino, Brad Pitt, Brad Renfro, Jonathan Tucker, Geoffrey Wigdor u.a. – 1996; 140 Minuten

Inhaltsangabe

Vier eng befreundete, im New Yorker Stadtteil Hell's Kitchen aufgewachsene Jugendliche, spielen einem Straßen-verkäufer einen Streich. Weil dabei unbeabsichtigt ein Passant verletzt wird, müssen sie für ein Jahr ins Erziehungsheim. Dort werden sie von Aufsehern schikaniert, gedemütigt, geschlagen und vergewaltigt. Aus Scham schweigen sie auch nach ihrer Entlassung über die Vorgänge, aber als zwei von ihnen 13 Jahre später zufällig dem schlimmsten der Peiniger begegnen, erschießen sie ihn ...
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Kritik

"Sleepers", die Verfilmung eines Romans von Lorenzo Carcaterra, setzt sich aus drei Teilen zusammen: Der Film beginnt als Milieustudie und endet als Gerichtsdrama. Im Mittelteil werden Übergriffe in Erziehungsheimen angeprangert.
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Die Geschichte beginnt im Sommer 1966 im New Yorker Stadtteil Hell’s Kitchen. Hier leben die vier eng miteinander befreundeten Jugendlichen Lorenzo Carcaterra (Joe Perrino), Michael Sullivan (Brad Renfro), John Reilly (Geoffrey Wigdor) und Thomas („Tommy“) Marcano (Jonathan Tucker). Weil Lorenzo Bücher liest, trägt er den von William Shakespeare abgeleiteten Spitznamen „Shakes“. Als einziger der vier Jungen hat Michael eine Freundin. Sie heißt Carol Martinez (Monica Polito). Pater Robert („Bobby“) Carillo (Robert De Niro) spielt mit ihnen Ball und beschäftigt sie als Messdiener, aber sie überbringen auch korrupten Polizisten Schmiergelder des örtlichen Mafia-Bosses King Benny (Vittorio Gassman). Darin sehen sie keinen Widerspruch.

Immer wieder denken sich die vier Freunde Streiche aus. Im Sommer 1967 wählen sie einen aus Griechenland stammenden Hot Dog-Straßenverkäufer (George Georgiadis) als Opfer. Shakes geht hin und lässt sich einen Hot Dog geben. Dann rennt er davon, ohne zu bezahlen. Wie erwartet, verfolgt der Bestohlene den Dieb, und das nutzen die drei anderen Jungen aus, um sich am verwaisten Hot Dog-Stand zu bedienen. Als sie genügend gegessen und getrunken haben, schieben sie den fahrbahren Stand weg, damit der Verkäufer ihn nach seiner Rückkehr erst einmal suchen muss. Im Übermut bringen sie den Wagen zu einer U-Bahn-Station. Dort können sie ihn nicht mehr festhalten, er rattert über die Stufen hinunter und quetscht einen Passanten gegen die Wand. James Caldwell (Don Hewitt), so heißt er, wird schwer verletzt.

Dafür werden Shakes, Michael, John und Tommy zu einem mindestens zwölf Monate, längstens achtzehn Monate langen Zwangsaufenthalt im Wilkinson Home for Boys verurteilt.

Im Erziehungsheim treffen die Jungen auf Aufseher wie Sean Nokes (Kevin Bacon), Ralph Ferguson (Terry Kinney), Adam Styler (Lennie Loftin) und Henry Addison (Jeffrey Donovan), die sie nicht nur zwingen, vom Boden zu essen, sondern auch mit Knüppeln schlagen und vergewaltigen. Bei einem Footballspiel einer Häftlings-Mannschaft gegen die Aufseher kämpfen die Jugendlichen mit allen Mitteln um den Sieg und nutzen die Gelegenheit, ihren Peinigern Schmerzen zuzufügen. Aber danach verprügeln die Männer die Jugendlichen dermaßen, dass der stärkste Spieler, der Afroamerikaner Rizzo (Eugene Byrd), an den Folgen stirbt. Auch am Abend der Entlassung der vier Freunde im Sommer 1968 organisiert Sean Nokes noch einmal eine Vergewaltigungsorgie.

Aus Scham schweigen Shakes, Michael, John und Tommy darüber. Nicht einmal Pater Bobby vertrauen sie sich an. Sie bleiben in Kontakt miteinander, reden aber auch nicht über die traumatischen Erlebnisse, wenn sie unter sich sind.

Shakes (ab jetzt: Jason Patric) wird Zeitungsreporter, und Michael (Brad Pitt) avanciert zum stellvertretenden Staatsanwalt von New York. John (Ron Eldard) und Tommy (Billy Crudup) geraten auf die schiefe Bahn: Sie werden alkohol- und drogenabhängig, schließen sich der kriminellen Bande der West Side Boys an und geraten unter Mordverdacht.

Im Herbst 1981 entdecken John und Tommy in einer Kneipe zufällig Sean Nokes, den Schlimmsten ihrer Peiniger im Wilkinson Home for Boys. Sie geben sich zu erkennen und erschießen ihn im Lokal. Kurz darauf werden sie festgenommen.

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überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Michael Sullivan gelingt es, die Anklage zu übernehmen. Er will dafür sorgen, dass John und Tommy freigesprochen und zugleich die Zustände im Wilkinson Home for Boys angeprangert werden. Dafür opfert er seine Karriere. Damit die Angeklagten sich nicht verraten, weiht Michael sie nicht in seinen Plan ein. Stattdessen bittet er Shakes und Carol (Minnie Driver) um Unterstützung. Carol Martinez, die sich als Sozialarbeiterin engagiert, ist inzwischen Johns Freundin.

King Benny engagiert den alkoholkranken, heruntergekommenen Rechtsanwalt Danny Snyder (Dustin Hoffman) als Verteidiger. Michael schreibt seinem scheinbaren Gegenspieler auf, welche Fragen er den Zeugen stellen soll. Durch das heimliche Zusammenspiel von Anklage und Verteidigung wird die Glaubwürdigkeit der Augenzeugin Salinas (Aida Turturro) erschüttert, und Ralph Ferguson legt im Zeugenstand unter Eid ein Geständnis ab.

Um John und Tommy freizubekommen, benötigt Michael einen vertrauenswürdigen Zeugen, der ihnen für die Tatzeit ein Alibi gibt. Shakes sucht deshalb Pater Bobby auf, berichtet ihm von den traumatischen Vorgängen im Wilkinson Home for Boys und bittet ihn um eine entsprechende Falschaussage vor Gericht. Der Geistliche ringt mit sich, zumal er weiß, dass John und Tommy ihren Peiniger tatsächlich ermordeten. Im letzten Augenblick erscheint er im Gerichtssaal und sagt unter Eid aus, er sei zur Tatzeit mit John und Tommy bei einem Baseballspiel gewesen.

Einen Monat nach dem Freispruch treffen sich Shakes, Michael, John, Tommy und Carol ein letztes Mal.

Carol bleibt Sozialarbeiterin und wird Mutter eines Jungen, den sie Shakes nennt. Michael beendet seine Tätigkeit als Staatsanwalt und geht nach England, wo er als Teilzeit-Tischler arbeitet. John stirbt am 16. März 1984, zwei Wochen nach seinem 29. Geburtstag, an einer Alkoholvergiftung. Der zwei Jahre jüngere Tommy wird am 26. Juli 1986 erschossen. Shakes schreibt weiter für die New York Times. Er ist es, der die Geschichte erzählt.

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1995 veröffentlichte Lorenzo Carcaterra (* 1954) den angeblich autobiografischen Roman „Sleepers“ („Sleepers. Die Unzertrennlichen“, Übersetzung: Kristian Lutze, Goldmann, München 1996, 381 Seiten, ISBN 3-442-43360-6). Auch die Verfilmung von Barry Levinson lässt uns glauben, dass die Handlung auf Tatsachen basiert. Im Nachspann wird allerdings darauf hingewiesen, dass die Strafverfolgungsbehörden von New York die Authentizität bezweifeln und erklären, den gezeigten Mordprozess habe es nie gegeben.

Barry Levinson hält sich eng an die Buchvorlage. „Sleepers“ besteht aus drei Teilen: Sie spielen in (1) Hell’s Kitchen, (2) im Erziehungsheim und (3) im Gerichtssaal. Den ersten Teil kann man als Milieustudie sehen, der mittlere prangert Übergriffe in Jugendheimen an und im letzten Drittel wird „Sleepers“ zum Rache- und Gerichtsdrama. Entsprechend wechselt Michael Ballhaus den Stil der Bilder. Es geht um Freundschaft, Missbrauch von Jugendlichen, Traumatisierung und Rache bzw. Vergeltung. Ob Barry Levinson Selbstjustiz für gerechtfertigt hält oder nicht, bleibt offen.

Auf ein paar Figuren und Nebenhandlungen hätte Barry Levinson besser verzichtet, denn sie tragen kaum etwas zum Thema bei, lenken ab und halten auf.

Erzählt wird die Geschichte von Lorenzo („Shakes“) Carcaterra in der Ich-Form.

Zum Titel: Als „Sleepers“ werden in der amerikanischen Gossensprache Menschen bezeichnet, die in einer Erziehungs- oder Jugendstrafanstalt waren.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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