Aus einem deutschen Leben

Aus einem deutschen Leben

Aus einem deutschen Leben

Originaltitel: Aus einem deutschen Leben - Regie: Theodor Kotulla - Drehbuch: Theodor Kotulla, nach dem Roman "Der Tod ist mein Beruf" von Robert Merle - Kamera: Dieter Naujeck - Schnitt: Wolfgang Richter - Musik: Eberhard Weber - Darsteller: Götz George, Elisabeth Schwarz, Hans Korte, Kurt Hübner, Kai Taschner, Siegurd Fitzek, Peter Franke, Wilfried Este, Walter Czaschke u.a. - 1977; 140 Minuten

Inhaltsangabe

Die Biografie der Roman- bzw. Filmfigur deckt sich weitgehend mit der des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß (1900 - 1947), der nach dem Krieg als Bootsmaat "Franz Lang" mit falschen Papieren bei der Marine untergetaucht war.

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Kritik

Dokumentarisch wirkendes Porträt in 14 durch Zwischentitel deutlich getrennten Episoden. Der Protagonist ist weder ein Sadist noch ein Psychopath, sondern ein pflichtbewusster Schreibtischmörder, der Befehlen blind gehorcht und sich keine eigene Meinung zugesteht.
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Franz Lang (Kai Taschner) wurde 1900 geboren. Im Alter von 15 bzw. 16 Jahren versucht er dreimal, an die Front zu kommen. Vergeblich: Man schickt ihn zurück, weil er zu jung fürs Heer ist. Er meldet sich für den Pflegedienst in einem Lazarett. Dort lernt er den verwundeten Hauptmann Günther (Siegurd Fitzek) kennen, der ihm einschärft, dass es nur eine einzige Sünde gebe: Kein guter Deutscher zu sein. „Meine Kirche heißt ‚Deutschland'“, erklärt der Offizier.

Nach seiner Genesung nimmt Hauptmann Günther den Jugendlichen in seine Einheit auf. Aufgrund eines heldenhaften Kommando-Einsatzes wird Franz Lang 1917 zum Unteroffizier befördert.

Der Kriegskamerad Schrader (Peter Franke) hilft ihm 1919, einen Arbeitsplatz in einer Fabrik zu finden. (Ab jetzt wird Franz Lang von Götz George gespielt.) Karl, der Kollege, der die von Franz Lang vorbereiteten Teile weiter bearbeiten muss, kommt mit dessen Tempo nicht mit und bittet ihn deshalb, ein wenig langsamer zu arbeiten. Er sei Familienvater und habe fünf Kinder zu ernähren, dürfe also seinen Arbeitsplatz nicht verlieren. Franz Lang hält es dagegen für seine Pflicht, so hart wie möglich zu arbeiten und erklärt dies auch Erich, einem Vertreter des Arbeiterrates, der ihn zur Rede stellt. Auf Druck der Belegschaft werden Lang und Schrader entlassen.

Sie melden sich 1920 zum Freikorps Roßbach. In einem Trupp gefangener Kommunisten und Sozialisten erkennt Franz Lang einen ehemaligen Kameraden von der Front und weist seinen Vorgesetzten darauf hin, dass der Mann an der Front war. Der sagt, da lasse sich nichts machen, und Franz Lang findet sich damit ab. Als der Gefangene zu fliehen versucht, erschießt er ihn.

Nachdem die Freikorps aufgelöst wurden, arbeitet Franz Lang auf dem Bau. Als er merkt, dass er der körperlichen Anstrengung nicht gewachsen ist, will er sich erschießen. Doch ein Kollege, der sich wunderte, warum Lang seine Schulden auf einen Schlag zurückzahlte, hält ihn davon ab und erinnert ihn an seine Pflicht Deutschland gegenüber. „Der Krieg geht weiter. Auch in Zivil!“ Da lässt Franz Lang sich 1922 in die SA aufnehmen.

Im Jahr darauf werben Großgrundbesitzer ehemalige Freikorpsmänner – darunter Franz Lang – als Schutz an. Bei einem Kneipenabend findet Franz Lang in der Brieftasche eines Betrunkenen einen Mitgliedsausweis der KPD. Zusammen mit ein paar Gleichgesinnten bringt er den Kommunisten in ein Waldstück; sie schlagen ihn zusammen, und Franz Lang erschießt ihn.

Einer der Mittäter zeigt den Fememord an, und Franz Lang wird 1924 zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt.

Aufgrund einer Amnestie kommt er 1928 frei. Die NSDAP verschafft ihm eine Anstellung auf dem Gut von Oberst Baron von Jeseritz (Kurt Hübner). Nachdem dieser sich von Langs Pflichtbewusstsein und Arbeitseifer vergewissert hat, überlässt er ihm einen heruntergekommenen Bauernhof und sorgt dafür, dass er heiratet, denn es gehöre sich für einen Deutschen, eine Familie zu gründen und Kinder zu zeugen. Die geeignete Frau hat der Gutsherr bereits ausgesucht: die blonde Else (Elisabeth Schwarz).

Eines Tages ist Heinrich Himmler (Hans Korte) bei Oberst von Jeseritz zu Besuch, und der stellt ihm seinen Pächter Franz Lang vor. Himmler beauftragt den jungen Mann, eine Reiterstaffel aufzubauen, die später von der SS übernommen werden kann.

1934 befiehlt Heinrich Himmler den Unterscharführer Franz Lang zu sich nach Berlin und bietet ihm an, das im Vorjahr eingerichtete Konzentrationslager Dachau als Kommandant zu übernehmen. Mit seiner Frau zusammen überlegt Franz Lang, ob er den Posten annehmen soll oder nicht. Eigentlich arbeiten beide viel lieber auf dem Bauernhof, doch Franz Lang meint schließlich pflichtbewusst: „Wenn der Reichsführer meint, dass ich der Partei in einem KZ am nützlichsten bin …“

Sechs Jahre später übernimmt Franz Lang das Konzentrationslager Auschwitz. Heinrich Himmler ruft ihn 1941 zu sich. Nachdem der Sturmbannführer geschworen hat, die Unterredung geheim zu halten, erklärt ihm der RFSS, dass Hitler die Vernichtung der Juden befohlen habe. Es gebe bereits drei Vernichtungslager in Polen, aber die arbeiteten unbefriedigend. Auschwitz liege verkehrsgünstig und habe einen besonders gewissenhaften Kommandanten mit außergewöhnlichem Organisationstalent. Deshalb wolle er ihn mit der Ausrottung der Juden beauftragen.

Obersturmbannführer Adolf Eichmann (Walter Czaschke) unterrichtet Franz Lang über die verlangten Kapazitäten der Vernichtungsanlagen.

1942 kommt Heinrich Himmler nach Auschwitz, um sich von dem Kommandanten zeigen zu lassen, wie Juden mit Zyklon-B vergast werden. Kurz darauf wird Franz Lang zum Obersturmbannführer befördert.

Durch einen geschwätzigen Besucher erfährt Else Lang von der Judenvernichtung. Sie ist entsetzt, aber ihr Mann erklärt ihr, er führe nur Befehle aus und trage keine Verantwortung dafür. „Ich habe zu gehorchen.“ Else mutmaßt, er werde sogar seine vier Kinder töten, wenn er den Befehl dazu erhalte. Der SS-Offizier widerspricht nicht.

Die Alliierten nehmen Franz Lang im Frühjahr 1946 auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein fest. Als ihn ein Offizier fragt, ob er die Ausrottung der Juden für richtig gehalten habe, entgegnet er: „Was ich glaube, ist unwesentlich. Ich habe nur gehorcht.“

Die Briten übergeben den Gefangenen den Polen. 1947 wird er vom polnischen Obersten Volksgericht zum Tod verurteilt und in Auschwitz gehenkt.

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Auf der Grundlage des 1952 veröffentlichten Romans „Der Tod ist mein Beruf“ von Robert Merle porträtiert Theodor Kotulla den fiktiven Auschwitz-Kommandanten Franz Lang in 14 durch Zwischentitel deutlich getrennten und beinahe dokumentarisch wirkenden Episoden. Dabei wird deutlich: Der Protagonist ist weder ein Sadist noch ein Psychopath, sondern ein pflichtbewusster Schreibtischmörder, der Befehlen blind gehorcht und sich keine eigene Meinung zugesteht.

Die Biografie der Roman- bzw. Filmfigur deckt sich weitgehend mit der des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß (1900 – 1947), der nach dem Krieg als Bootsmaat „Franz Lang“ mit falschen Papieren bei der Marine untergetaucht war.

Über ihn schreibt der Historiker Martin Broszat: „Am Falle Höß wird in aller Eindringlichkeit klar, dass Massenmord nicht mit persönlicher Grausamkeit, mit teuflischem Sadismus, brutaler Roheit und sogenannter ‚Vertiertheit‘ gepaart zu werden braucht, welche man sich naiverweise als Attribut eines Mörders ausdenkt. Höߒ Aufzeichnungen widerlegen diese allzu einfachen Vorstellungen radikal und offenbaren stattdessen als Porträt des Mannes, bei dem die Regie täglicher Judenvernichtung lag, einen Menschen, der alles in allem recht durchschnittlich geartet, keineswegs bösartig, sondern im Gegenteil ordnungsliebend, pflichtbewusst, tierliebend und naturverbunden, ja auf seine Weise ‚innerlich‘ veranlagt und sogar ausgesprochen ‚moralisch‘ ist.“

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