James Cook
James Cook wurde am 27. Oktober 1728 in Marton bei Middlesbrough als eines von fünf Kindern des Landarbeiters James Cook sen. und dessen Ehefrau Grace geboren. Thomas Skottowe, ein Dienstherr seines Vaters, sorgte dafür, dass er die Dorfschule in Great Ayton besuchen konnte, und im Alter von siebzehn Jahren fing James Cook jr. als Gehilfe in einem Krämerladen zu arbeiten an.
Mit achtzehn heuerte James Cook auf Kohletransportschiffen an, die zwischen London und Newcastle upon Tyne verkehrten. 1754 meldete er sich als Matrose zur Royal Navy. Bei der Erkundung und Vermessung u. a. des Sankt-Lorenz-Stroms und der Ostküste Kanadas während des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) bewies James Cook ein besonderes Talent als Kartograf.
1762 vermählte er sich mit Elisabeth Batts. Das Paar bekam sechs Kinder.
Die Royal Society beabsichtigte 1768, Wissenschaftler wie den Astronomen Charles Green (1735 – 1771) nach Tahiti zu schicken, damit sie dort den Durchgang der Venus vor der Sonne am 3. Juni 1769 beobachten konnten. Als Kapitän der Expedition wurde James Cook engagiert. Die Admiralität stellte ihm dafür den umgebauten Kohletransporter „Earl of Pembroke“ zur Verfügung, der nun den Namen „Endeavour“ trug. James Cook sollte nicht nur nach Tahiti segeln, sondern zugleich überprüfen, ob es den von Claudius Ptolemäus (100 – 175) postulierten Südkontinent gab (Terra Australis incognita). Außerdem nahm der englische Botaniker Joseph Banks (1744 – 1820) auf eigene Kosten mit zehn Helfern an der Südsee-Expedition teil.
Die „Endeavour“ umsegelte Kap Hoorn und traf Mitte April 1769 in der Matavai-Bucht von Tahiti ein.
Mitte Juli ließ James Cook den Anker wieder lichten.
Anfang Oktober 1769 erreichte die „Endeavour“ Neuseeland, und James Cook entdeckte die später nach ihm benannte Meerenge zwischen den beiden neuseeländischen Hauptinseln (Cookstraße, Cook Strait). Am 28. April 1770 betraten Besatzungsmitglieder der „Endeavour“ als erste Europäer die Ostküste Australiens. In der Nacht vom 10./11. Juni lief die „Endeavour“ am Cape Tribulation auf das Great Barrier Reef auf. Die Reparaturen dauerten fünf Wochen. Am 14. August entdeckte James Cook eine Passage durch das Great Barrier Reef (Cook’s Passage) und segelte weiter nach Norden.
Die Heimreise erfolgte um das Kap der Guten Hoffnung herum. Die „Endeavour“ legte am 16. Juli 1771 in Woolwich an.
John Montagu, Earl of Sandwich (1718 – 1792), der Erste Lord der Admiralität (Marineminister) stellte James Cook am 14. August 1771 König Georg III. (1738 – 1820) vor, der den Kapitän zum Commander ernannte.
Bereits im Jahr darauf bereitete sich James Cook auf die nächste Südsee-Expedition vor. Die beiden umgebauten Frachter, die dafür vorgesehen waren, wurden auf die Namen „Resolution“ und „Adventure“ getauft. Statt Joseph Banks, der wegen der von ihm verlangten Aufbauten zurückgewiesen wurde, sollten der deutsche Naturforscher Johann Reinhold Forster (1729 – 1798) und dessen Sohn Georg Forster (1754 – 1794) die Reise mitmachen. Als Expeditionsmaler wurde William Hodges (1744 – 1797) engagiert.
Von Plymouth aus stachen die beiden Schiffe am 13. Juli 1772 in See. James Cook befand sich an Bord der „Resolution“. Diesmal umsegelte er zuerst das Kap der Guten Hoffnung. Den südlichen Polarkreis überquerten die „Resolution“ und die „Adventure“ am 17. Januar 1773. Auf den Tag genau sieben Monate später traf James Cook zum zweiten Mal in Tahiti ein.
In einem Sturm ging am 30. September der Kontakt zwischen der „Resolution“ und der „Adventure“ verloren. (Die „Adventure“ kehrte um Kap Hoorn herum im Juli 1774 nach England zurück.)
Weil James Cook auch am südlichsten Punkt der Reise (71° 10′ S, 106° 54′ W), den er am 30. Januar 1774 erreichte, kein Land entdeckte, hielt er es für bewiesen, dass es die Terra Australis incognita nicht gibt.
Am 22. April kam er zum dritten Mal nach Tahiti. Auch für die Rückreise wählte er den Weg um das Kap der Guten Hoffnung herum. Am 30. Juli 1775 traf James Cook wieder in England ein.
Obwohl er für seine Verdienste einen gut bezahlten Posten im Greenwich Hospital der Royal Navy bekam, meldete er sich bereits im Februar 1776 für die nächste Expedition. Diesmal ging es um die Suche nach einer Nordwestpassage zwischen Pazifik und Atlantik. Außerdem sollte der „edle Wilde“ Omai, den Tobias Furneaux (1735 – 1781), der Kapitän der „Adventure“, von Cooks zweiter Südsee-Reise aus Tahiti nach London mitgenommen hatte, in seine Heimat zurückgebracht werden. Als Expeditionsmaler wurde John Webber unter Vertrag genommen.
James Cook brach am 12. Juli 1776 in Plymouth mit dem Dreimaster „Resolution“ auf und segelte nach Kapstadt. Dort schloss sich ihm Charles Clerke (1741 – 1779) an, der bereits an den beiden ersten Expeditionen Cooks teilgenommen hatte und diesmal Kapitän des zweiten Schiffes war, der „Discovery“.
Omai wurde im Oktober 1777 auf der Insel Huahine abgesetzt, und James Cook ließ von seinen Männern ein Haus für ihn bauen. (Es heißt, dass der junge Polynesier sich nach dem Aufenthalt in London nicht mehr in seiner Heimat zurechtfand und nach seiner Rückkehr nur noch zweieinhalb Jahre lang lebte.)
Im Januar 1778 entdeckte James Cook Hawaii. Von der Insel Kauai segelten die „Resolution“ und die „Discovery“ nach Nordosten; Cook erforschte die Küste Nordamerikas und Alaskas, stieß in die Beringstraße vor und erreichte schließlich Kap Deschnjow, den nordöstlichsten Punkt Sibiriens bzw. Asiens. Vor dem Wintereinbruch nahm er wieder Kurs nach Süden und legte am 16. Januar 1779 in der Kealakekua-Bucht im Westen der Insel Hawaii an.
Möglicherweise hielten die Bewohner Captain James Cook für einen Gott. Als jedoch der siebenundvierzigjährige Matrose William Watman starb und auf Hawaii bestattet wurde, schwand der Respekt der Insulaner vor den Europäern. Am 4. Februar 1779 gab James Cook den Befehl zum Aufbruch, aber die Schiffe gerieten in einen Sturm und mussten umkehren, weil ein Mast der „Resolution“ beschädigt worden war. Am 11. Februar gingen sie erneut in der Kealakekua-Bucht vor Anker. Nach einer Reihe von Diebstählen wollte James Cook am 14. Februar König Kaleiopuu als Geisel nehmen, um die Rückgabe eines gestohlenen Beibootes der „Discovery“ zu erzwingen. Am Strand rottete sich eine größere Anzahl von Hawaiianern um den Kapitän und seine Begleiter zusammen. James Cook erschoss einen der Männer, die sie bedrängten – und wurde im nächsten Augenblick von hinten erstochen. Die vier Marineinfanteristen James Thomas, Theophil Hinks, John Allen und Thomas Fatchett kamen ebenfalls ums Leben.
Anstelle des toten Kapitäns übernahm Charles Clerke das Kommando und ließ sich von Leutnant John Gore (1729 – 1780) als Kapitän der „Discovery“ ablösen.
Erst am 20. Februar lieferten die Einheimischen die sterblichen Überreste Cooks aus: Man hatte die Leiche zerstückelt, zum Teil verbrannt und vielleicht auch einige Fleischstücke verspeist. Tags darauf erfolgte eine Seebestattung, und am 22. Februar setzten die Schiffe wieder Segel.
Kapitän Charles Clerke, der bei der Übernahme des Kommandos bereits schwer krank gewesen war, starb am 22. August 1779 vor der Halbinsel Kamtschatka. John Gore brachte die „Resolution“ und die „Discovery“ nach London zurück, wo sie am 6. Oktober 1780 eintrafen.
Obwohl James Cook es den Besatzungen der Schiffe streng verboten hatte, Notizen zu machen und es den Teilnehmern der Expedition von der britischen Admiralität untersagt worden war, etwas darüber zu veröffentlichen, erschien 1781 in Deutschland ein Reisebericht des Matrosen Heinrich Zimmermann (1741 – 1805): „Reise um die Welt mit Capitain Cook“.
Cooks Witwe, die von der Admiralität eine Pension bekam, starb 1835 im Alter von 93 Jahren.
James Cook hatte sich nicht nur mit Entdeckungsreisen einen Namen gemacht, sondern er war auch erfolgreich in der Bekämpfung der von Seeleuten gefürchteten Mangelerkrankung Skorbut. Weil die Besatzungen britischer Kriegs- und Handelsschiffe seinem Rat folgten und Vitamin C enthaltende Nahrungsmittel mit an Bord hatten, kamen zunächst für die britischen Seeleute und dann auch für alle anderen Briten die Bezeichnungen „Zitronenfresser“ bzw. „Limey“ auf.
Literatur über Captain James Cook:
- Die Suche nach dem Südland. James Cook. Nach Aufzeichnungen von Georg Forster bearbeitet von Hans Damm (Norderstedt 2007)
- Peter Aughton: Dem Wind ausgeliefert. James Cook und die abenteuerliche Suche nach Australien (München / Zürich 2001)
- Otto Emersleben: James Cook (Reinbek 1998)
- Anna Enquist: Letzte Reise (Roman, Übersetzung: Hanni Ehlers, München 2006)
- A. Grebfell Price (Hg.): James Cook. Entdeckungsfahrten im Pacific. Die Logbücher der Reisen 1768 – 1779 (Übersetzung: Reinhard Wagner und Bernhard Willms, Tübingen / Basel 1971)
- Lukas Hartmann: Bis ans Ende der Meere (Zürich 2009)
- Brigitta Hauser-Schäublin, Gundolf Krüger (Hg.): James Cook. Gaben und Schätze aus der Südsee (München 1998)
- Sabine te Heesen: Der Blick in die kannibalische Welt. Anthropophagie in Daniel Defoes Robinson Crusoe, den Reisebeschreibungen zu James Cooks Weltumsegelungen und bei Marquis de Sade (Freiburg i. B. / Berlin / Wien 2008)
- Tony Horwitz: Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers (Hamburg 2004)
- Christian Graf von Krockow: Der große Traum von Bildung. Auf den Spuren der großen Entdeckungsreisenden James Cook und Georg Forster (München 2003)
- Tamara McKinley: Träume jenseits des Meeres (Roman, Übersetzung: Marion Balkenhol, Augsburg 2008)
- Marshall Sahlins: Der Tod des Kapitän Cook. Geschichte als Metapher und Mythos als Wirklichkeit in der Frühgeschichte des Königreichs Hawaii (Berlin 1986)
- Nicole C. Vosseler: Südwinde (Roman, Augsburg 2008)
- Heinrich Zimmermann: Reise um die Welt mit Capitain Cook (Düsseldorf 2001)
© Dieter Wunderlich 2009
Lukas Hartmann: Bis ans Ende der Meere