Irena Sendler


Irena Krzystanowska – so hieß Irena Sendler (polnisch: Sendlerowa) mit Mädchennamen – wurde am 15. Februar 1910 in der ostpolnischen Stadt Otwock als Tochter eines katholischen Arztes geboren, der auch mittellose Patienten behandelte, darunter viele jüdische, denn dreiviertel der Bewohner von Otwock waren Juden. Nach dem Jura- und Pädagogik-Studium fing Irena Sendler beim Sozialamt in Warschau an und kümmerte sich vorwiegend um uneheliche Kinder.

1939 wurde Polen vom Deutschen Reich überfallen. Als im Juli 1942 damit begonnen wurde, die Juden aus dem Warschauer Ghetto in Vernichtungslager zu deportieren, stellte sich Irena Sendler der jüdischen Untergrundorganisation

„Zegota“ zur Verfügung. Unter dem Vorwand, wegen der Seuchengefahr Kontrollen durchführen zu müssen, verschaffte sich die Sozialarbeiterin Zugang zum Ghetto. Mit Unterstützung der polnischen Exilregierung in London besorgte sie falsche Papiere und schmuggelte zusammen mit zehn Helfern insgesamt 2500 jüdische Kinder aus dem Ghetto, durch Abwasserkanäle, betäubt in Kisten und Säcken, im Müll oder sogar im Sarg. Dabei erlebte Irena Sendler grausame Szenen: Mitunter stimmte der Vater der Rettung eines Kindes zu, aber die Mutter, die wusste, dass sie es nie wieder sehen würde, klammerte sich schluchzend an das Kind und ließ nicht zu, dass man es ihr fortnahm.

Die geretteten Kinder wurden mit falschen Identitäten bei Pflegeeltern, in Klöstern und in Waisenhäusern untergebracht. Viele der Eltern überlebten den Holocaust nicht.

Aufgrund eines Verrats wurde Irena Sendler im Oktober 1943 verhaftet. Obwohl sie gefoltert wurde – man brach ihr beide Arme –, verriet sie die Klarnamen der geretteten Kinder nicht, und die Gestapo fand auch nicht die verschlüsselten Namenslisten, die sie in Einmachgläsern unter einem Apfelbaum im Garten einer Freundin versteckt hatte, um eine spätere Zusammenführung von Kindern und Eltern zu ermöglichen. Man verurteilte sie zum Tod. Irena Sendler entging der Erschießung nur, weil „Zegota“ einen SS-Offizier bestach. Offiziell hieß es, man habe sie hingerichtet. Unter falschem Namen hielt sie sich bis zum Ende des Krieges versteckt. Das bedeutete auch, dass sie nicht zur Beerdigung ihrer Mutter gehen konnte, denn sie wusste, dass die Gestapo bei dieser Gelegenheit nach ihr Ausschau halten würde.

Das kommunistische Regime in Polen ignorierte Irena Sendler.

Die Gedenkstätte Yad Vashem ehrte sie 1965 mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“. Und am 10. November 2003 erhielt Irena Sendler den „Weißen Adler“, die höchste Auszeichnung Polens. 2007 schlug das Jüdisch-Polnische Forum sie für den Friedensnobelpreis vor.

Am 12. Mai 2008 starb Irena Sendler im Alter von 98 Jahren in Warschau.

Anna Mieszkowska schrieb das Buch: „Die Mutter der Holocaust-Kinder. Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto“ (Übersetzung: Urszula Usakowska-Wolff und Manfred Wolff, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2006, ISBN-13 9783421059123, 318 Seiten, 22.90 €).

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