Das Tribunal

Das Tribunal

Das Tribunal

Das Tribunal - Originaltitel: Hart's War - Regie: Gregory Hoblit - Drehbuch: Billy Ray, Terry George, nach dem Roman "Das Tribunal" von John Katzenbach - Kamera: Alar Kivilo - Schnitt: David Rosenbloom - Musik: Rachel Portman - Darsteller: Bruce Willis, Colin Farrell, Terrence D. Howard, Cole Hauser, Marcel Iures, Linus Roache, Vicellous Reon Shannon, Maury Sterling, Sam Jaeger, Rory Cochrane u.a. - 2002; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Winter 1944/45 in einem deutschen Kriegsgefangenenlager. Der amerikanische Colonel McNamara behauptet, in seinem Land mache man keine Unterschiede zwischen den Menschen, doch als kurz darauf zwei gefangene schwarze Fliegeroffiziere ins Lager kommen, wollen die weißen Amerikaner nichts mit ihnen zu tun haben. Nach der Ermordnung des lautesten Rassenhassers muss sich einer der beiden Schwarzen vor einem Tribunal verantworten ...
mehr erfahren

Kritik

"Das Tribunal" ist eine Mischung aus Kriegsfilm, Thriller und Gerichtsdrama. Gregory Hoblit setzte dabei v. a. auf differenzierte Charaktere und unerwartete Wendungen. In den letzten Minuten wird der Film pathetisch und verliert dadurch an Glaubwürdigkeit.
mehr erfahren

Als zwei amerikanische Offiziere im Dezember 1944 mit ihrem Jeep in den Ardennen unterwegs sind, geraten sie in einem Waldstück in eine Falle: Zwei als GIs verkleidete deutsche Soldaten halten sie an. Als dem Captain auf dem Beifahrersitz die deutschen Waffen auffallen und er zu seiner eigenen Pistole greift, wird er in den Kopf geschossen. Der Lieutenant, der hinter dem Steuer sitzt, gibt Gas. Entlang der Straße springen weitere deutsche Soldaten hervor und eröffnen das Feuer auf ihn. Er wird zwar nicht getroffen, aber aus dem Jeep geschleudert, als er die Kontrolle über das Fahrzeug verliert. Er merkt noch, dass er zwischen zahlreiche halb zugeschneite Leichen gestürzt ist, dann verliert er das Bewusstsein.

Als er wieder zu sich kommt, befindet er sich in deutscher Kriegsgefangenschaft. Bei dem jungen Lieutenant handelt es sich um Thomas Hart (Colin Farrell), den Sohn eines amerikanischen Senators. Die Deutschen wollen von ihm wissen, wo die Alliierten ihre Treibstofflager angelegt haben. Er wird geschlagen, tagelang nackt in eine feuchte, ungeheizte Zelle gesperrt und immer wieder verhört.

Schließlich transportiert man ihn zusammen mit anderen Kriegsgefangenen in einem Viehwaggon ab. Zwei amerikanische Piloten, die den zugeschneiten Schriftzug „POW“ (Prisoners of War) auf dem Dach nicht sehen können, nehmen den Zug unter Beschuss, bis es den Gefangenen gelingt, ins Freie zu kommen und sich in Form der drei Buchstaben aufzustellen.

Nach sechs Tagen Bahntransport müssen die Gefangenen noch sechs Tage marschieren, bis sie in einem Kriegsgefangenenlager bei Augsburg eintreffen. Als Erstes werden sie Zeugen einer Hinrichtung: Drei russische Gefangene, die angeblich zu fliehen versucht hatten, sterben am Galgen. Colonel William McNamara (Bruce Willis), der ranghöchste Offizier unter den amerikanischen Gefangenen, salutiert vor den Toten. Darüber mokiert sich der Lagerkommandant Oberst Werner Visser (Marcel Iures): „Wieso salutieren Sie vor Untermenschen?“ McNamara erwidert ruhig: „In meinem Land machen wir keine Unterschiede zwischen den Menschen.“

McNamara verhört die Neuzugänge. Hart beteuert, er habe in den drei Tagen, an denen der verhört wurde, nichts außer seinem Namen, dem Dienstgrad und der Einheit verraten. Der Colonel schweigt, aber er weiß, dass die deutschen Vernehmungsoffiziere nicht nach drei Tagen aufgeben und Hart lügt. Weil in der Offiziersbaracke kein Bett mehr ist, weist er den Lieutenant in eine Mannschaftsbaracke ein.

Im Januar 1945 sind zwei schwarze amerikanische Fliegeroffiziere unter den Neuzugängen: Lieutenant Lincoln Scott (Terrence Howard) und Lieutenant Lamar T. Archer (Vicellous Shannon). McNamara befiehlt Hart, sie in seiner Baracke unterzubringen. Die weißen Amerikaner wollen mit ihren schwarzen Kameraden nichts zu tun haben, und Sergeant Vic Bedford (Cole Hauser), der vor dem Krieg Polizist war, drückt seinen Rassenhass auch verbal aus.

Bei einer nächtlichen Razzia finden die Deutschen unter Archers Matratze einen langen Zeltnagel aus Stahl, der als Stichwaffe benützt werden könnte. Der Lieutenant wird ins Freie gebracht und erschossen. Scott beschuldigt jedoch Bedford, seinem Kameraden das Stahlteil unbemerkt auf die Pritsche gelegt zu haben.

Am nächsten Tag wird Scott neben Bedfords Leiche angetroffen. Visser will ihn auf der Stelle wegen Mordes hinrichten lassen, aber McNamara verlangt eine Gerichtsverhandlung. Zynisch lächelnd geht der Lagerkommandant darauf ein: Er hat McNamaras Äußerung über die angebliche Gleichheit der US-Bürger nicht vergessen und verspricht sich von dem Tribunal neben ein wenig Unterhaltung eine Demonstration des amerikanischen Rassenhasses. Drei Tage gibt er McNamara Zeit für die Verhandlung. Der Colonel, der selbst den Vorsitz führen will, beauftragt Hart, der angefangen hatte, in Yale Jura zu studieren, mit der Verteidigung Scotts. Die Anklage wird von Captain R. G. Sisk (Sam Jaeger) vertreten.

Zu Beginn des Tribunals sagt Sergeant Carl S. Webb (Rory Cochrane) aus, er habe den Mord beobachtet und Scott klar erkannt. Hart weiß, dass es sich um eine bewusste Falschaussage handelt, aber der unerfahrene Jurastudent kann nichts dagegen machen, sondern nur versuchen, die Tat aufzuklären, und das tut er mit großem Eifer.

In der Nacht vor dem letzten Tag des Verfahrens entdeckt Hart einen Fluchttunnel und findet heraus, dass McNamara mit fünfunddreißig anderen amerikanischen Kriegsgefangenen fliehen will, während die Deutschen als Zuschauer das Tribunal verfolgen. McNamara erklärt Hart, warum Bedford umgebracht wurde: Nachdem er der Lagerleitung, mit der er gute Geschäfte machte, verraten hatte, wo ein selbst gebasteltes Radio seiner Mitgefangenen versteckt war, musste man befürchten, er werde auch den Fluchtplan verraten. Da begreift Hart, dass es sich bei dem Tribunal nur um ein Ablenkungsmanöver handelt und Scott geopfert werden soll, um anderen Gefangenen die Flucht zu ermöglichen.

Hart teilt Scott mit, was er inzwischen weiß und fordert ihn auf, in einer Verhandlungspause mit den anderen zu fliehen, um der Hinrichtung zu entgehen. Scott könnte die Flucht jedoch nicht mit seiner Ehre vereinbaren. Er will bleiben und bittet Hart nur darum, seinem Sohn nach dem Krieg die Wahrheit zu sagen.

Am letzten Prozesstag melden sich fünfunddreißig Gefangene krank. Auch McNamara simuliert Magenkrämpfe, aber er eröffnet die Verhandlung. Nach einiger Zeit tut er so, als halte er es nicht mehr aus und verlässt den Raum – um sich unbemerkt den Fliehenden anzuschließen.

In seinem Schlussplädoyer behauptet Hart unvermittelt, nicht Scott, sondern er habe Bedford umgebracht. Daraufhin erklärt Visser das Tribunal für beendet und befiehlt, alle Kriegsgefangenen zur sofortigen Exekution Harts antreten zu lassen. Als sich herausstellt, dass fünfunddreißig Männer fehlen, forschen die Deutschen nach, finden den Fluchttunnel und durchschauen den Zweck des Tribunals. Alle an dem Tribunal Beteiligten sollen deshalb erschossen werden.

Da kehrt McNamara zurück, legt die deutsche Uniform ab, die er während der Flucht zur Tarnung angezogen hatte, tritt vor den Lagerkommandanten hin und erklärt, die anderen Gefangenen hätten nur seine Befehle befolgt. Er selbst habe Bedford umgebracht, um den von ihm befohlenen Ausbruch nicht zu gefährden. Oberst Visser erschießt daraufhin den vor ihm stehenden amerikanischen Colonel. Hart und die anderen Kriegsgefangenen salutieren.

Drei Monate später wird das Lager von amerikanischen Truppen befreit.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Der Kinofilm „Das Tribunal“ beruht auf dem gleichnamigen Roman von John Katzenbach (deutsche Übersetzung: Bernhard Liesen), der darin Erinnerungen seines Vaters Nicholas verarbeitet hatte. Nicholas Katzenbach war im Zweiten Weltkrieg siebenundzwanzig Monate lang Kriegsgefangener in dem deutschen Lager „Stalag Luft III“ am Rand der polnischen Stadt Zagan. In diesem Kriegsgefangenenlager fand ein spektakulärer Ausbruch statt, über den John Sturges den Film „Gesprengte Ketten“ drehte. Nicholas Katzenbach hatte zwar beim Graben des Fluchttunnels geholfen, war aber nicht mit geflohen. Im März 1945 wurde das Lager von der Roten Armee befreit. Nach dem Krieg schloss Nicholas Katzenbach sein Jura-Studium ab, und unter US-Präsident Lyndon B. Johnson wurde er Justizminister.

Gesprengte Ketten – Originaltitel: The Great Escape (1962; 165 Minuten) – Regie: John Sturges – Buch: James Clavell und W. R. Burnett, nach einer Vorlage von Paul Brickhill – Kamera: Daniel L. Fapp – Schnitt: Ferris Webster – Musik: Elmer Bernstein – Darsteller: Steve McQueen, James Garner, Richard Attenborough, James Donald, Charles Bronson, Donald Pleasence, James Coburn, Hannes Messemer, David McCallum, Gordon Jackson, John Leyton, Angus Lennie, Nigel Stock u.a.

„Das Tribunal“ ist eine Mischung aus Kriegsfilm, Thriller und Gerichtsdrama. Gregory Hoblit setzte dabei weniger auf Action, als auf differenzierte Charaktere und unerwartete Wendungen. In den letzten Minuten wird der Film pathetisch, verklärt die amerikanischen Offiziere zu heldenhaften, opferbereiten und auf ihre Ehre bedachten Patrioten und verliert dadurch an Glaubwürdigkeit.

Außer der Filmmusik von Rachel Portman sind in „Das Tribunal“ zu hören:

  • Duke Ellington: „Sophisticated Lady“
  • George Gershwin: „Summertime“ aus „Porgy and Bess“
  • Oliver Wallace: „Das Gesicht des Führers“
  • Horst Wessel: „Die Fahne Hoch!“ („Horst-Wessel-Lied“)
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

Gregory Hoblit: Zwielicht
Gregory Hoblit: Das perfekte Verbrechen

Paul Auster - Stadt aus Glas
Facettenreiches Spiel mit gleichen Personennamen, übereinstimmenden Initialen und verschachtelten Identitäten. Detektiv, Schriftsteller und Leser scheitern gleichermaßen in ihrem Bemühen, sinnvolle Zusammenhänge herzustellen und einen Sinn des Lebens zu erkennen: "Stadt aus Glas".
Stadt aus Glas