Chocolat

Chocolat

Chocolat

Chocolat. Ein kleiner Biss genügt - Originaltitel: Chocolat - Regie: Lasse Hallström - Drehbuch: Robert Nelson Jacobs, nach einem Buch von Joanne Harris - Kamera: Roger Pratt - Schnitt: Andrew Mondshein - Musik: Rachel Portman - Darsteller: Juliette Binoche, Johnny Depp, Judi Dench, Alfred Molina, Lena Olin, Carrie-Anne Moss, John Wood, Leslie Caron, Victoire Thivisol, Hugh O'Conor, Peter Stormare u.a. - 2000; 115 Minuten

Inhaltsangabe

1959, zu Beginn der Fastenzeit, gerät Vianne mit ihrer unehelichen Tochter Anouk in die verschlafene südfranzösische Kleinstadt Lansquenet-sous-Tannes und eröffnet dort die Chocolaterie "Maya". Während der Fastenzeit! Und sie folgt auch nicht der Aufforderung des bigotten Bürgermeisters, am Sonntag zur Messe zu kommen ...

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Kritik

"Chocolat" ist ein bezauberndes Märchen und romantische Komödie über den Widerstreit zwischen der Verlockung und der Unterdrückung der Sinnlichkeit. Unterhaltsames Plädoyer für Toleranz, Lebensfreude und Menschenwürde.
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Viannes (Juliette Binoche) Großvater Georges war Apotheker in einer französischen Kleinstadt. 1927 ergriff er die Gelegenheit, sich an einer Forschungsreise nach Südamerika zu beteiligen. Dort lernte er Kakao mit Chilipfeffer nach einem von den Mayas überlieferten Rezept zu genießen. Und er verliebte sich in eine Einheimische. Obwohl ihn die Stammesfürsten warnten, weil es sich um eine Nomadin handelte, brachte er sie mit nach Frankreich und gründete mit ihr eine Familie. Doch eines Nachts verschwand sie mit ihrer Tochter Vianne und begann ruhelos herumzureisen.

Mit der Urne ihrer Mutter im Gepäck zieht auch Vianne mit ihrer unehelichen Tochter Anouk (Victoire Thivisol) von Ort zu Ort. Zuletzt waren sie in Pavia, Wien und Andalusien. Nirgendwo fühlen sie sich heimisch, denn überall werden sie von den Einheimischen argwöhnisch beobachtet. 1959, zu Beginn der Fastenzeit, geraten sie in die verschlafene südfranzösische Kleinstadt Lansquenet-sous-Tannes. „Tranquillité“ lautet hier das Motto. Jeder weiß, was man zu tun und zu lassen hat. Und wenn es einer mal vergisst, ist immer jemand zur Stelle, der ihn daran erinnert.

Von Armande Voizin (Judi Dench) mietet Vianne eine leer stehende Patisserie gegenüber der Kirche und die Wohnung darüber. In dem Laden eröffnet sie die Chocolaterie „Maya“. Während der Fastenzeit! Und sie folgt auch nicht der Aufforderung des bigotten Bürgermeisters Paul Comte De Reynaud (Alfred Molina), am Sonntag zur Messe zu kommen. „Wenn die Glocken geläutet werden, singen Anouk und ich“, gesteht sie treuherzig. Da ermahnt sie der Bürgermeister: „Die Glocken dienen aber nicht zur Unterhaltung!“

Caroline Clairmont (Carrie-Anne Moss), die Tochter der Vermieterin, erledigt für den Bürgermeister Schreibarbeiten. Er beschäftigt sich intensiv mit Geschichte. Obwohl er so tut, als befinde sich seine Frau auf einer Urlaubsreise in Venedig, wissen doch alle, dass sie ihn verlassen hat. Als Caroline vor der Chocolaterie „Maya“ vom Reifen eines spielenden Kindes getroffen wird, fragt Vianne besorgt, ob sie verletzt sei, bittet sie und ihren Sohn Luc herein und reicht ihnen Konfekt. Entrüstet lehnt Caroline ab. Es sei schließlich Fastenzeit.

Mit ihrer Mutter redet Caroline nicht mehr, und Luc darf seine Großmutter nicht besuchen, weil Armande liest, was ihr gefällt und sich weigert, in ein Altenheim in Toulouse zu ziehen. Bei einer Tasse Schokolade mit Chilipfeffer in der Chocolaterie wird die griesgrämige alte Frau gesprächig und erinnert sich kichernd an eine Nacht in ihrer Jugend, in der sie heimlich aufstand, um nackt zu baden. Vianne richtet es so ein, dass sich Luc und Armande in der Chocolaterie treffen können. Als Luc zögert, während der Fastenzeit ein Stück Kuchen zu essen, fordert ihn seine Großmutter auf, weniger darüber nachzudenken, was man nicht tun soll. Da hört der Junge auf, gequälte Märtyrer und tote Tauben zu zeichnen und beginnt stattdessen mit einem Porträt seiner Großmutter.

Eines Nachts hämmert Josephine Muscat (Lena Olin) an die Tür der Chocolaterie. Vianne holt sie herein und bemerkt den großen Bluterguss an ihrer Stirn. Einige Tage zuvor hat ihr die verhärmte Frau des Wirts verraten, ihr Mann sei häufig betrunken und verprügele sie dann. Jetzt hat sie es endlich fertiggebracht, sich von ihm zu trennen. Sie zieht bei Vianne und ihrer Tochter ein und lernt, wie Pralinen gemacht werden. Serge Muscat (Peter Stormare) alarmiert den Bürgermeister.

Der fürchtet um seinen Einfluss in der Kleinstadt. Um die Kontrolle wiederzulangen, stachelt er die Bewohner gegen die „Atheistin“ auf, stößt Serge persönlich in den Beichtstuhl und bringt ihm bei, wie man sich anständig kleidet und benimmt. Vianne stellt den Bürgermeister zur Rede und versichert ihm, sie werde nicht klein beigeben und lasse sich nicht vertreiben. Comte De Reynaud weist sie darauf hin, dass seine Vorfahren sogar die Hugenotten vertrieben. Da sei es doch ein Leichtes für ihn, einen Bankrott der anstößigen Chocolaterie spätestens an Ostern zu bewirken!

Die Menschen fühlen sich hin- und hergerissen zwischen der öffentlichen Moral und der Versuchung, die in der Chocolaterie angebotenen Köstlichkeiten zu naschen, zumal Vianne ein Gespür für die Vorlieben ihrer Kunden hat.

Ordentlich gekleidet klopft Serge an Viannes Tür, überreicht Josephine einen Strauß Blumen, bittet sie um Verzeihung — und will sie abholen. Aber sie bleibt. Da betrinkt Serge sich erneut. In der Nacht zertrümmert er die Tür der Chocolaterie, dringt in Viannes Wohnung vor und prügelt auf die beiden Frauen ein — bis Josephine ihn mit einer Bratpfanne auf den Kopf schlägt. Vor dem Kirchgang am anderen Morgen findet der Bürgermeister den seinen Rausch ausschlafenden Wirt in der Gosse.

Zigeuner machen mit ihren Hausbooten am Flussufer vor der Stadt fest. Als einer von ihnen mit einem kleinen Mädchen in eine Bar kommt und ein Mineralwasser bestellt, weist ihm der Wirt die Tür. Der Bürgermeister hat dazu aufgerufen, den Vagabunden nichts zu verkaufen. Nur Vianne ruft Roux (Johnny Depp) und das Mädchen in ihren Laden und bietet ihnen Konfekt an.

Der Bürgermeister lässt einen Aufruf zum Widerstand gegen die Unmoral drucken. Caroline sagt einen Friseurtermin ab, um die Zettel zu plakatieren. Dabei überrascht sie ihren Sohn mit der Großmutter in der Chocolaterie. Zornig weist sie Vianne darauf hin, dass Armande keine Süßigkeiten essen darf, weil sie zuckerkrank ist.

Armande besteht auf einer Party zu ihrem 70. Geburtstag. Vianne und Josephine bereiten sie vor. Luc schleicht sich aus seinem Zimmer, um dabei sein zu können. Auch Roux folgt der Einladung, und nach dem Essen begleitet ihn die Geburtstagsgesellschaft zum Fluss. Als Caroline merkt, dass ihr Sohn nicht in seinem Zimmer ist, sucht sie ihn. In der Chocolaterie und in der Wohnung seiner Großmutter ist er nicht. Schließlich entdeckt sie ihn auf dem Fest. Sie läuft zurück, um den Bürgermeister zu alarmieren, der gerade dabei ist, die Kleider seiner Frau verzweifelt zu zerschneiden. Serge führt ihn zum Fluss und zeigt ihm, wie seine Frau tanzt. „Da muss etwas geschehen“, murmelt Comte de Reynaud.

Nach der Geburtstagsfeier lässt Armande sich von ihrem Enkel nach Hause begleiten. Während Luc das Geschirr spült, setzt sie sich in einen Lehnstuhl und schläft ein — für immer.

Etwa zur gleichen Zeit legen Josephine und Anouk sich am Flussufer schlafen, und Roux zieht sich mit Vianne auf sein Hausboot zurück. Da kommt Serge mit Benzinkanistern zurück und setzt die Anlage in Brand. Zum Glück wird niemand verletzt. Comte de Reynaud hält das Feuer für „ein Werk Gottes“ — bis Serge ihm gesteht, dass er es gelegt hat. Der Bürgermeister ist entsetzt über die Wirkung seiner unbedachten Worte. Er übergibt Serge nicht der Polizei, verlangt aber von ihm, dass er die Stadt verlässt.

Roux verabschiedet sich von Vianne. Er mag nirgendwo bleiben. „Der Preis ist zu hoch: Sich den Erwartungen der Anderen anzupassen.“

Auch Vianne beginnt wieder zu packen. Am nächsten Morgen will sie mit ihrer Tochter weiterziehen. Doch Anouk wehrt sich. Dabei fällt die Urne mit der Asche ihrer Großmutter zu Boden und zerbricht.

In der Nacht zum Ostersonntag schlägt der Bürgermeister eine Scheibe der Chocolaterie ein und zerstört die Figuren aus Schokolade mit einem Messer. Plötzlich bemerkt er einen Splitter auf seinen Lippen und merkt, wie köstlich das schmeckt. Er stopft sich Pralinen in den Mund und wälzt er sich wie im Rausch in der Auslage. Dort liegt er noch am nächsten Morgen im tiefen Schlaf. Père Henri (Hugh O’Conor) entdeckt ihn und alarmiert Vianne, die den Bürgermeister aufweckt und ihm ein Aspirin anbietet.

Wegen des Exzesses in der Chocolaterie hat der Bürgermeister nicht, wie versprochen, die Predigt für den Ostersonntag überarbeitet.

Père Henri muss improvisieren. Er beginnt mit der Ankündigung, heute weniger über die Göttlichkeit und dafür mehr über die Menschlichkeit zu sprechen. Als die Gemeinde vernimmt, dass es nicht in erster Linie auf den Verzicht ankomme, breitet sich ein neues Gefühl des Lebens aus, und der Ort befreit sich von dem verstaubten Ideal der „tranquillité“. Auch der Bürgermeister fühlt sich wie verzaubert, seine Verbitterung schmilzt wie Viannes Schokolade, aber er braucht noch ein halbes Jahr, bis er es wagt, Caroline zum Essen einzuladen.

Josephine übernimmt die Bar ihres Mannes und nennt sie „Café Armande“. Vianne und Anouk bleiben in Lansquenet-sous-Tannes. Und im Sommer, als der kalte Nordwind von einer leichten Brise aus dem Süden abgelöst wird, kommt auch Roux zurück …

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Lasse Hallströms Film basiert auf dem 1998 veröffentlichten Roman „Chocolat“ von Joanne Harris.

„Chocolat. Ein kleiner Biss genügt“ ist ein bezauberndes Märchen und eine romantische Komödie über den Widerstreit zwischen der Verlockung und der Unterdrückung der Sinnlichkeit. Mit dieser satirischen Darstellung einer von der weltlichen Autorität unter Berufung auf die Kirche niedergehaltenen Gemeinde plädiert Lasse Hallström auf unterhaltsame Weise für Toleranz, Lebensfreude und Menschenwürde.

Die Wirkung des außergewöhnlichen Films basiert nicht zuletzt auf den hervorragenden Darstellern, allen voran Lena Olin, Judy Dench, Johnny Depp und Juliette Binoche.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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