Die Verachtung

Die Verachtung

Die Verachtung

Die Verachtung – Originaltitel: Le Mépris / Contempt – Regie: Jean-Luc Godard – Drehbuch: Jean-Luc Godard, nach der Novelle "Die Verachtung" von Alberto Moravia – Kamera: Raoul Coutard – Schnitt: Agnès Guillemot, Lila Lakshmanan – Musik: Georges Delerue, Piero Piccioni – Darsteller: Brigitte Bardot, Michel Piccoli, Jack Palance, Giorgia Moll, Fritz Lang u.a. – 1963; 100 Minuten

Inhaltsangabe

Weil dem ungehobelten amerikanischen Filmproduzenten Jeremy Prokosh die künstlerisch anspruchsvolle, durchgeistigte Adaptation der Odyssee durch den berühmten deutschen Regisseur Fritz Lang missfällt, soll der erfolglose französische Schriftsteller Paul Javal das Drehbuch überarbeiten. Als Paul seine Frau Camille mehrmals mit Prokosh allein lässt, obwohl dieser ihr nachstellt, glaubt sie, er verrate sie ebenso wie die Kunst – und beginnt ihn zu verachten ...
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Kritik

In "Die Verachtung", der Verfilmung einer Novelle von Alberto Moravia, veranschaulicht Jean-Luc Godard den Konflikt eines Schriftstellers, der sich zwischen Kunst und Kommerz entscheiden muss. Gleichzeitig zeigt er mit dem dialoglastigen, artifiziellen Film seine Verachtung für Hollywood.
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Weil dem ungehobelten amerikanischen Filmproduzenten Jeremy Prokosh (Jack Palance) die künstlerisch anspruchsvolle, durchgeistigte Adaptation der Odyssee durch den berühmten deutschen Regisseur Fritz Lang (Fritz Lang) missfällt, trifft er sich mit dem erfolglosen französischen Krimiautor Paul Javal (Michel Piccoli) in Cinecittà in Rom, um über das Filmprojekt mit ihm zu reden und ihn für eine Überarbeitung des Drehbuchs zu engagieren. Das Honorar beträgt 10 000 Dollar. Damit könnte Paul endlich eine Wohnung für sich und seine Ehefrau Camille (Brigitte Bardot) kaufen, aber er begreift, dass es Prokosh nicht auf Kunst ankommt, sondern nur auf den kommerziellen Erfolg der Ware Film. Obwohl er davon träumt, anspruchsvolle Theaterstücke zu schreiben, opfert er wegen der guten Bezahlung seine Ideale.

Der Produzent lädt den Schriftsteller und Camille, die ihren Mann in die Filmstadt begleitete, zu einem Drink in seine Villa ein. Da Prokosh‘ feuerrotes Cabrio ein Zweisitzer ist, kann er nur eine Person mitnehmen. Camille ärgert sich darüber, dass Paul mit dem Taxi nachkommen will und sie drängt, mit dem Macho vorauszufahren, der ihr unverkennbar nachstellt.

Pauls Ankunft verzögert sich. Das verschärft die Spannung zwischen ihm und Camille, und dass Paul mit Prokosh‘ Assistentin Francesca Vanini (Giorgia Moll) flirtet, verbessert Camilles Laune nicht gerade.

Das Ehepaar folgt schließlich einer Einladung des Produzenten zu den Dreharbeiten der Odyssee-Verfilmung auf Capri. Fritz Lang führt weiter Regie, muss sich aber an Prokosh‘ Vorgaben halten. Paul lässt Camille noch zweimal mit Prokosh allein. Daraus schließt sie, dass er sie dem Produzenten anbietet. Das traut sie ihm zu, denn er hat auch seine künstlerischen Vorstellungen verraten. Sie beginnt Paul zu verachten, ist aber nicht willens oder in Lage, mit ihm darüber zu reden.

Bei einem Spaziergang reden Paul und Fritz Lang über Odysseus und Penelope. Paul meint, Odysseus habe die Freier seiner Frau nicht vertreiben wollen, um keinen Skandal auszulösen und weil er sich Penelopes Treue sicher gewesen sei. Aber Penelope habe ihn deshalb verachtet.

Kurz darauf erklärt Paul dem Produzenten, er werde nicht länger für ihn arbeiten. Er sei kein Drehbuchautor, sondern wolle ein anspruchsvolles Theaterstück schreiben. Damit hofft Paul, Camille zurückzugewinnen, aber sie bleibt während der Auseinandersetzung der beiden Männer teilnahmslos und fragt dann nur, wann das Essen serviert werde.

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Als Prokosh in Rom zu tun hat, beschließt Camille, mitzufahren und sich in Rom ein Hotelzimmer zu nehmen. Paul hinterlässt sie einen Abschiedsbrief.

Weil Prokosh seiner Begleiterin durch seine rasante Fahrweise imponieren möchte, wartet er nach einem Halt an einer Tankstelle die Vorbeifahrt eines Lieferwagens nicht ab, sondern versucht mit einem Kavalierstart schneller zu sein. Dabei gerät er zwischen Zugmaschine und Anhänger eines Tanklastzuges. Er und Camille sind sofort tot.

Fritz Lang setzt die Verfilmung der Odyssee auf Capri fort. Am Set verabschiedet Paul sich von ihm. Er hat vor, nach Rom zu fahren und dort sein Theaterstück zu vollenden.

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Jean-Luc Godard verfilmte die 1954 veröffentlichte Novelle „Die Verachtung“ von Alberto Moravia (1907 – 1990). Der Schriftsteller und seine Ehefrau sind in der Adaptation allerdings Franzosen (Paul und Camille) statt Italiener (Riccardo und Emilia). Die Rolle des deutschen Regisseurs Reingold übertrug Jean-Luc Godard seinem älteren Kollegen Fritz Lang, der sich selbst spielt, und aus dem italienischen Produzenten Battista machte er einen Amerikaner namens Jeremy Prokosh.

In „Die Verachtung“ geht es um die Konflikte, die sich daraus ergeben, dass die Menschen die Welt unterschiedlich wahrnehmen: Der Filmproduzent sieht sie anders als der Regisseur oder der Drehbuchautor, und die Sichtweisen von Mann und Frau stimmen ebenso wenig überein.

Während Camille die Kunst symbolisiert, verschreibt Paul sich vorübergehend dem Mammon. Beim Film ist der Konflikt zwischen Kunst und Kommerz besonders ausgeprägt, weil die Herstellung aufwändig und kostspielig ist. Der Regisseur muss sein Werk vor dem Produzenten schützen und ist gleichzeitig auf die Finanzierung seines Projekts durch den Produzenten angewiesen. Der Produzent wiederum wird nur in einen Film investieren, von dem er sich entsprechende Einspielergebnisse verspricht.

In „Die Verachtung“ zeigt Jean-Luc Godard, was er von der Filmindustrie vor allem in Hollywood hält.

Offenbar konnte er sich aber auch selbst nicht ganz den Zwängen des kommerziellen Erfolgs entziehen, denn er ließ sich von den Produzenten dazu überreden, in den dialoglastigen, artifiziellen Film nachträglich Nacktszenen mit Brigitte Bardot einzubauen.

Das Schwinden der Liebe zwischen Paul und Camille symbolisiert Jean-Luc Godard durch den Wechsel von warmen zu kalten Farben (rot, weiß, blau).

Ein Teil der Dreharbeiten fand übrigens auf dem Anwesen des deutsch-italienischen Schriftstellers Curzio Malaparte (1898 – 1957) am Capo Massullo auf Capri statt. Die berühmte Villa wurde von dem Architekten Adalberto Libera entworfen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

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