Die Stunde der Komödianten

Die Stunde der Komödianten

Die Stunde der Komödianten

Die Stunde der Komödianten - Originaltitel: The Comedians - Regie: Peter Glenville - Drehbuch: Graham Greene, nach seinem Roman "Die Stunde der Komödianten" - Kamera: Henri Decaë - Schnitt: - Musik: Laurence Rosenthal - Darsteller: Richard Burton, Elizabeth Taylor, Alec Guinness, Peter Ustinov u.a. - 1967; 140 Minuten

Inhaltsangabe

Brown ist ein scheinbar zynischer Engländer, der seit Jahren in Haiti lebt, wo er ein geerbtes Hotel besitzt und ein Verhältnis mit der Ehefrau eines Botschafters hat. Weil sich seit der Errichtung des Terrorregimes von François Duvalier im Jahr 1957 kaum noch Touristen nach Haiti wagen, steht das Hotel leer; verkaufen lässt es sich jedoch auch nicht.
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Kritik

Peter Glenville machte aus Graham Greenes Roman "Die Stunde der Komödianten" einen spröden Politthriller. Graham Greene, der selbst das Drehbuch schrieb, verzichtete im Film auf die Vorgeschichte und änderte den Schluss, doch ansonsten hielt er sich eng an seine Romanvorlage.
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Brown (Richard Burton) ist Engländer. Er lebt seit Jahren auf Haiti, wo er von seiner Mutter das Hotel Trianon geerbt hat. Weil unter dem Terrorregime von François Duvalier („Papa Doc“) die Hotelgäste ausbleiben, reist Brown nach New York und versucht, das Trianon zu verkaufen. Erfolglos kehrt er drei Monate später nach Port-au-Prince zurück. Von Bord gehen hier auch der englische „Major“ Jones (Alec Guinness), der ständig mit militärischen Heldentaten in Burma prahlt, und ein älteres Ehepaar aus den USA. Smith (Paul Ford) hatte bei den Präsidentschaftswahlen 1948 gegen Harry S. Truman kandidiert. Er und seine Frau (Lillian Gish) sind überzeugt, dass die Menschen friedlicher wären, wenn sie vegetarisch essen würden, und sie wollen in Port-au-Prince ein Zentrum für Vegetarismus gründen.

Das Ehepaar Smith steigt im Hotel Trianon ab. Jones wollte das auch tun, aber er bleibt aus. Zuallererst muss Brown dafür sorgen, dass seine Gäste nicht die Leiche Dr. Philipots im trockenen Pool entdecken. Der Wohlfahrtsminister schnitt sich die Arterien an den Handgelenken und am Hals auf, rücksichtsvollerweise unter dem Einlaufrohr, sodass man nur das Wasser aufzudrehen braucht, um das verkrustete Blut wegzuspülen. Brown schickt seinen Diener Joseph (Douta Seck) zu Dr. Magiot (James Earl Jones), der ihm hilft, die Leiche fortzuschaffen. Der Minister hatte zu viel getrunken und sich über die medizinischen Kenntnisse des Präsidenten lustig gemacht. Deshalb war er von Duvaliers Privatmiliz, den Tontons Macoute, gesucht worden. Offenbar nahm er sich lieber selbst das Leben, als ihnen in die Hände zu fallen.

Ausgerechnet an Dr. Philipot ist das Empfehlungsschreiben adressiert, das Mr Smith dabei hat. Er wollte mit dem Wohlfahrtsminister über die Einrichtung seines vegetarischen Zentrums verhandeln.

Sobald Smith von dem eifrigen Journalisten Petit Pierre (Roscoe Lee Browne) erfährt, dass man Major Jones nach der Ankunft verhaftete, weil er von einem inzwischen in Ungnade gefallenen und ebenfalls eingesperrten Offizier nach Haiti eingeladen worden war, lässt er sich von Brown zum neuen Wohlfahrtsminister begleiten und überredet diesen, ihnen eine Besuchserlaubnis im Gefängnis zu verschaffen. Als der Minister erfährt, dass Smith eine halbe Million Dollar investieren will, fährt er persönlich mit ihm und Brown nach Duvalierville, wo das vegetarische Zentrum eingerichtet werden soll. Die Musterstadt wurde von ihren ersten zwangsweise dort angesiedelten Bewohnern verwüstet und verlassen, aber der Minister versichert, die Regierung werde alles wieder aufbauen. Brutal stößt er einen Bettler zurück, der sich dem offenen Wagen genähert hatte.

Smith und Brown besuchen Major Jones in seiner Gefängniszelle. Er gibt ihnen eine kurze Nachricht mit, die an den persönlichen Sekretär des Präsidenten gerichtet ist.

Dr. Philipots Witwe (Gloria Foster) und ihr zwölfjähriger Sohn, Brown und das Ehepaar Smith geben dem toten Wohlfahrtsminister das letzte Geleit. Die Wagenkolonne wird jedoch an einer Straßensperre angehalten. Die Fahrer flüchten. Es dauert nicht lang, dann nähert sich ein Auto mit vier Tontons Macoute unter dem Kommando von Hauptmann Concasseur (Raymond St. Jacques). Wie alle Tontons Macoute tragen sie schwarze Brillen. Einer von ihnen schlägt mit dem Gewehrkolben eine Scheibe des Leichenwagens ein. Sie holen den Sarg heraus, verkeilen ihn im Kofferraum ihres Wagens und fahren damit weg.

Brown folgt einer Einladung des US-Botschafters Manuel Pineda (Peter Ustinov), mit dessen aus Deutschland stammender Ehefrau Martha (Elizabeth Taylor) er ein Verhältnis hat. Die meisten der Eingeladenen bleiben aus, weil sie sich im Dunkeln nicht aus dem Haus wagen. Nur Brown, Dr. Magiot und Henri Philipot (Georg Stanford Brown), ein Neffe des toten Ministers, der aus seiner oppositionellen Haltung gegenüber dem Regime kein Hehl macht, sind gekommen. Unter dem Vorwand, Brown zu ihrem fünfjährigen Sohn Angel zu bringen, begleitet Martha ihn ins oberere Stockwerk. Sie geraten in Streit. Brown verabschiedet sich und fährt wütend zum Bordell von Mère Catherine, wo er seit zwei Jahren nicht mehr war. Selbst von dem Jeep vor der Tür und Mère Catherines geflüsterter Warnung lässt er sich nicht abschrecken: Er verlangt Cola mit Rum. In der Gaststube wartet Hauptmann Concasseur auf eine „wichtige ausländische Persönlichkeit“, die sich im Nebenraum mit der Prostituierten Tin Tin vergnügt. Als der Freier hereinkommt, kann Brown es kaum glauben: Es handelt sich um Jones! Dessen Briefchen hat offenbar gewirkt.

Trotz seiner Abneigung gegen den Wodu-Aberglauben fährt Brown zu einer nächtlichen Wodu-Zeremonie. Um vier Uhr morgens kehrt er allein ins Hotel zurück. Zwei Stunden später taucht Hauptmann Concasseur mit anderen Tontons Macoute auf. Sie fragen nach Joseph und Henri Philipot und bezichtigen Brown, in der Nacht an einem Rebellentreffen teilgenommen zu haben. Um vier Uhr wurde ein Polizeikommissariat angegriffen. Ein Polizist kam dabei ums Leben. Die Tontons Macoute verprügeln Brown. Da taucht plötzlich Mrs Smith auf und beschimpft zornig die Tontons Macoute. Concasseur weicht vor der aufgebrachten Frau zurück und verlässt mit seinen Männern das Hotel.

Als die Smiths einer singenden Kinderprozession begegnen, schließen sie sich an, in dem Glauben, es gehe zu einem Gottesdienst. Entsetzt stellen sie fest, dass das Ziel des Zuges ein Platz ist, auf dem eine öffentliche Hinrichtung stattfindet. Aufgrund ihrer Erlebnisse sehen sie keinen Sinn mehr darin, in Haiti ein vegetarisches Zentrum einzurichten. Sie verlassen das Land und fliegen nach Santo Domingo.

Einige Nächte später taucht Major Jones völlig durchnässt im Hotel Trianon auf und bittet Brown um Hilfe. Er hatte mit den haitischen Militärs ein Waffengeschäft vereinbart, aber sein Geschäftspartner in Miami war mit dem Geld und den Waffen verschwunden, und Hauptmann Concasseur hat das jetzt herausgefunden. Jones fürchtet um sein Leben. Brown schmuggelt ihn – verkleidet und geschminkt – als Köchin an den Tontons Macoute vorbei in die US-Botschaft.

Es dauert nicht lang, bis der haitische Geheimdienst durch Hausangestellte davon erfährt. Hauptmann Concasseur versucht deshalb, Brown für eine Zusammenarbeit zu gewinnen: Man will Jones freies Geleit zum Flughafen anbieten, und Jones soll seinen Landsmann überreden, darauf einzugehen. Dann wäre auch Mrs Pinedas Bett wieder frei, fügt Concasseur sarkastisch hinzu.

Dr. Magiot sorgt sich um Henri Philipot, der nichts vom Kämpfen versteht, sich mit ein paar ebenso unerfahrenen Männern – darunter Browns Diener Joseph – im Norden versteckt hält und einen Guerillakrieg gegen das Regime von François Duvalier vorbereitet. Die Rebellen bräuchten dringend einen erprobten Offizier wie Major Jones als Kommandanten. Brown bezweifelt, ob Jones bereit wäre, die sichere Botschaft zu verlassen, zumal er sich dort offenbar mit der Familie Pineda angefreundet hat. Aber bei einem Besuch in der Botschaft bringen die beiden ihn dazu, in Marthas Beisein wieder einmal mit seinen militärischen Erfahrungen zu prahlen und darüber zu schwadronieren, wie schwer es ihm falle, hier passiv sitzen zu müssen, statt den Widerstandskämpfern helfen zu können. Da schnappt die Falle zu: Dr. Magiot weiß, wie er unbemerkt die Botschaft verlassen und zu den Aufständischen gelangen kann. Jones bleibt nichts anderes übrig, als dem Plan scheinbar freudig zuzustimmen.

Wenige Stunden, bevor Dr. Magiot mit Jones aufbrechen will, dringen drei Tontons Macoute in das Krankenhaus ein, in dem er gerade operiert und schneiden dem Arzt vor den Augen der Krankenschwestern im OP die Kehle durch.

Anstelle von Dr. Magiot fährt Brown zur Botschaft und lenkt die dort postierten Tontons Macoute ab, damit Martha mit dem im Kofferraum versteckten Engländer unbemerkt die Garage verlassen kann. An einer vereinbarten Stelle steigt Jones zu Brown ins Auto. Beim Abschied von Martha will Brown von ihr wissen, ob sie mit Jones geschlafen habe, und sie bejaht verärgert die Frage. Unterwegs kommt Brown immer wieder auf Martha zu sprechen, bis Jones damit prahlt, wie gut sie Bett gewesen sei. In seiner Wut fährt Brown viel zu schnell über die Schlaglöcher der Bergstraße. Drei Kilometer vor dem Ziel bricht die Vorderachse. Zu Fuß gehen sie weiter und übernachten auf einem Friedhof. Jones gesteht Brown, ein notorischer Aufschneider zu sein und weder mit Martha geschlafen noch militärische Erfahrungen gesammelt zu haben. Er zwar zwar während des Kriegs in Asien, aber er gehörte nur zur Truppenbetreuung.

Während Brown am nächsten Morgen zu seinem Auto zurückgehen will, soll Jones sich auf dem Friedhof verstecken und auf Philipot warten. Als Brown sich umsieht, steht plötzlich Hauptmann Concasseur mit gezogener Pistole vor ihm und will wissen, wo Jones ist. Um den Engländer zu warnen, antwortet Brown so laut wie möglich, er habe keine Ahnung. Jones kommt jedoch arglos aus dem Versteck und wird erschossen.

Brown muss in den Jeep der Tontons Macoute klettern. Da krachen zwei Schüsse. Hauptmann Concasseur und sein sadistischer Begleiter Michel (Zakes Mokae) brechen tot zusammen. Philipot und Joseph treten mit ihren Gewehren hinter einer Hütte auf der anderen Straßenseite hervor. Nach der Tötung der Tontons Macoute kann Brown sich nicht mehr zurück nach Porte-au-Prince wagen. Philipot will seine Männer nicht durch die Nachricht über den Tod des englischen Majors entmutigen und fordert Brown auf, dessen Rolle als Kommandeur der Rebellengruppe zu spielen.

Das Ehepaar Pineda verlässt Haiti. Am Flughafen erfahren sie von dem Journalisten Petit Pierre, dass die Rebellen im Norden einen Posten der Tontons Macoute angegriffen haben. Browns Diener Joseph kam dabei ums Leben. Wer der zweite Tote war, kann Petit Pierre nicht sagen.

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Der angesehene haitische Arzt François Duvalier (1907 – 1971) wurde 1957 mit Unterstützung der USA, die in ihm ein Bollwerk gegen den Kommunismus sahen, zum Präsidenten des karibischen Inselstaates gewählt. Auf Militär, Polizei und vor allem seine Privatmiliz – die Tontons Macoute – gestützt, errichtete „Papa Doc“ ein Terrorregime, das 1971 von seinem Sohn Jean-Claude Duvalier („Baby Doc“, *1951) bis zu dessen Sturz im Jahr 1986 fortgeführt wurde. Ohne die politischen Hintergründe abstrakt zu beschreiben, vermittelt „Die Stunde der Komödianten“ einen Eindruck von diesem Menschen verachtenden Terrorregime.

Im Mittelpunkt steht ein in Haiti gestrandeter Engländer, der – wie der Amerikaner Rick Blaine in „Casablanca“ – trotz seiner Desillusionierung im Innersten ein Idealist geblieben ist, auch wenn er sich als Zyniker gibt.

Ungeachtet des Staraufgebots – Richard Burton und Elizabeth Taylor, Alec Guiness und Peter Ustinov – strebte Peter Glenville keinen sentimentalen Hollywood-Ausstattungsfilm an, sondern er inszenierte einen spröden Politthriller. Graham Greene, der selbst das Drehbuch schrieb, verzichtete im Film auf die Vorgeschichte und änderte den Schluss, doch ansonsten hielt er sich eng an seine Romanvorlage.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

Daniel Kehlmann - Tyll
Trotz des Titels ist Tyll in Daniel Kehlmanns Roman nur eine Rand­figur. Die acht auch einzeln lesbaren Ge­schich­ten, in denen sich Fakten und Fiktion verbinden, ver­an­schau­lichen auf schelmische und zu­gleich ernst­hafte Weise Ereignisse und Aus­wir­kungen des Dreißigjährigen Krieges.
Tyll