This Is Love

This Is Love

This Is Love

This is Love – Originaltitel: This Is Love – Regie: Matthias Glasner – Drehbuch: Matthias Glasner – Kamera: Sonja Rom – Schnitt: Mona Bräuer, Heike Gnida – Musik: Christoph Kaiser, Julian Maas – Darsteller: Corinna Harfouch, Jens Albinus, Duyen Pham alias Lisa Nguyen, Jürgen Vogel, Devid Striesow, Ernst Stötzner, Valerie Koch, Tatja Seibt, Jesper Christensen u.a. – 2009; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Die Polizistin Maggie wurde durch das Verschwinden ihres Ehemanns und einen Vertrauensbruch ihrer Tochter aus der Bahn geworfen. Chris, den sie u.a. wegen eines Tötungsdelikts vernimmt, leidet dagegen an einem inneren Konflikt, am Widerspruch zwischen seiner verdrängten pädophilen Neigung und seinen väterlichen Gefühlen für eine Vietnamesin, die er aus einem Kinderbordell in Saigon befreite ...
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Kritik

Matthias Glasner erzählt die trostlosen Geschichten parallel in Rückblenden. Besonders elegant ist das nicht, zumal die Darstellung ungeachtet der exzellenten Darsteller und der durchdachten Optik eher spröd wirkt.
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Nach dem Fall der Berliner Mauer zog Maggie (Corinna Harfouch) mit ihrem Ehemann Dominik (Herbert Knaup) und der achtjährigen Tochter Nina (Valerie Koch) von Ost- nach Westberlin. Kurz darauf verschwand Dominik unvermittelt und ohne ein Wort.

Das war vor 16 Jahren.

Sieben Jahre nach Dominiks Verschwinden sah Maggie ihn zufällig in einem anderen Stadtteil mit Nina auf der Straße. Ohne ihr Wissen standen die beiden noch miteinander in Verbindung. Zornig warf Maggie ihre Tochter aus der Wohnung. Und sie trank eine Flasche Cognac. Seither vergeht kaum ein Tag, an dem sie sich nicht betrinkt. Ihr Liebhaber Jörg (Ernst Stötzner) versucht allenfalls zaghaft, sie davon abzuhalten. Auch als Nina ihrer Mutter Sven (Hannes Wegener) vorstellt, den sie nach fünfjähriger Beziehung in Kürze heiraten möchte, ist Maggie so betrunken, dass sie beim Ablegen des Mantels versehentlich ihre Strickjacke aufreißt und ihre Brüste entblößt.

Trotz ihrer Alkoholkrankheit ist Maggie als Kriminalkommissarin tätig. In dieser Funktion wird sie mit dem in Berlin lebenden Dänen Chris (Jens Albinus) konfrontiert, der sein Auto in suizidaler Absicht in einen Lastwagen lenkte, aber die Karambolage leicht verletzt überlebte.

Maggie und Chris haben sich schon einmal gesehen. Damals wollte er eine Vermisstenanzeige für ein vietnamesisches Mädchen namens Jenjira (Duyen Pham alias Lisa Nguyen) aufgeben. Maggie begegnete ihm auf dem Korridor des Polizeireviers. Sie weinte, denn ihr Kollege Roland (Devid Striesow) hatte ihr gerade im Auto auf dem Parkplatz erzählt, dass ihr Mann am Tag seines Verschwindens mit ihm gesprochen habe. Dominik war dahintergekommen, dass Maggie und Roland eine Affäre hatten. Deshalb trennte er sich von seiner Frau. Unmittelbar danach beendete Maggie das Verhältnis, aber Roland, dem ihr Mann eigens seine Telefonnummer aufgeschrieben hatte, rief Dominik nicht an, weil ihn das in seiner Eitelkeit verletzt hätte.

In Chris‘ Wohnung in einem Plattenbau wird ein Toter gefunden, und der Inhaftierte gesteht, den Mann umgebracht zu haben. Wo das vietnamesische Mädchen ist, das er als seine Tochter ausgab, verrät er hingegen nicht.

Chris und sein Berliner Freund Holger (Jürgen Vogel) holten fünf Kinderprostituierte nacheinander aus Saigon und verkauften sie hier illegal an adoptionswillige Eltern. Vor ein paar Monaten brachten sie die acht- oder neunjährige Vietnamesin Jenjira mit, aber die Interessenten hatten es sich inzwischen anders überlegt: Statt eines asiatischen Kindes wollten sie nun ein schwarzafrikanisches. Deshalb konnten Chris und Holger der vietnamesischen Mafia in Berlin nicht den vereinbarten Kaufpreis bezahlen.

Chris fuhr deshalb mit Jenjira zu seiner Mutter Emma (Tatja Seibt) nach Dänemark und suchte seinen getrennt von seiner Frau lebenden Vater (Jesper Christensen) auf, aber der Unternehmer behauptete, ihm das benötigte Geld nicht vorstrecken zu können. Ein Asiate (Ill-Young Kim) bedrohte Chris in der Tiefgarage eines Supermarkts, und kurz darauf wurden die Fensterscheiben von Emmas Haus eingeworfen. Daraufhin kehrte Chris mit dem Mädchen nach Berlin zurück. Jenjira, die befürchtete, dass er sie ihren Landsleuten übergeben wolle, riss nach der Ankunft im Bahnhof aus.

Einige Zeit später fanden Chris und Holger sie wieder. Sie saß mit einer älteren Dame (Marie-Anne Fliegel) in einem Café.

Endlich konnte Holger ein interessiertes Ehepaar dazu überreden, sich die kleine Vietnamesin anzuschauen. Zu diesem Zweck trafen sich Chris, Holger und Jenjira mit Frauke und Johann Teichmann (Knut Berger, Margarita Broich) in einem Wochendhaus an einem See. Chris waren die Yuppies auf Anhieb unsympathisch. Ihnen wollte er Jenjira auf keinen Fall anvertrauen. Holger warf ihm vor, das Mädchen für sich behalten zu wollen. Es kam zum Streit zwischen den beiden Männern, und die Teichmanns fuhren weg, ohne sich auch nur zu verabschieden.

Aufgrund ihrer Erfahrungen im Bordell konnte Jenjira ihre Zuneigung nicht anders zeigen als durch den Versuch, Chris zu verführen. Aber er widerstand der Versuchung trotz seiner pädophilen Veranlagung, gegen die er ankämpfte.

Bei einem weiteren Aufenthalt im Wochenendhaus brachte Holger Jenjira dazu, ihn oral zu befriedigen, während Chris im See schwamm. Als Chris dann sah, dass Holger den Reißverschluss seiner Hose zuzog und Jenjira sich den Mund ausspülte, wusste er, was geschehen war und prügelte sich mit Holger. Dann ging er. Jenjira rannte ihm nach und zeigte ihm das Geld, das sie von Holger für die Fellatio bekommen hatte. Sie glaubte, stolz darauf sein zu können, dass sie für ihre sexuellen Dienste bezahlt wurde und drückte Chris den Geldschein in die Hand. Angewidert knüllte er ihn zusammen und warf ihn weg.

Als Chris mit Jenjira in den Plattenbau zurückkam, sagte der Hausmeister (Felix Vörtler), jemand vom Jugendamt sei zum wiederholten Mal da gewesen und habe nach ihm und seiner angeblichen Tochter gefragt. Für sein Schweigen versuchte der Mann monatlich 120 Euro von Chris zu erpressen, aber der ließ sich nicht darauf ein.

Kurze Zeit später klingelte der Hausmeister mit der Frau vom Jugendamt (Marita Breuer) bei Chris an der Tür. Während Chris Kaffee machte, um Zeit zu gewinnen, gerieten Jenjira und der Hausmeister in Streit. Da rastete Chris aus. Er schüttete dem Mann das kochende Wasser ins Gesicht und schlug ihn so lange mit dem Kopf gegen den Heizkörper, bis er tot war.

Nach tagelanger Vernehmung bricht Chris mit einer Nierenkolik zusammen und wird ins Krankenhaus gebracht. Maggie, die um das Leben des vietnamesischen Mädchens fürchtet, will endlich wissen, wo das Kind ist, bevor es verdurstet oder verhungert. Kurzerhand reißt sie dem Patienten die Versorgungsschläuche ab und zerrt ihn zu ihrem Auto. Mit letzter Kraft lotst er sie zu dem Wochendhaus am See.

Nach dem Tötungsdelikt versteckte er sich dort mit Jenjira. Er werde sich der Polizei stellen und dann ins Gefängnis müssen, sagte er. Daraufhin öffnete Jenjira ihm die Hose, und dieses eine Mal ließ er es zu.

In dem Wochendhaus liegt Jenjira bewusstlos am Boden. Maggie trägt sie zum Auto und legt sie auf die Rücksitzbank. Während der Rückfahrt kommt Jenjira wieder zu sich. Sie berührt Chris, der vor ihr sitzt, an der Schulter, und er greift nach ihrer Hand.

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Maggie wird aus der Bahn geworfen, als sie eine kurze Affäre hat, ihr Mann deshalb kommentarlos verschwindet und sie einige Jahre später durch Zufall merkt, dass ihre Tochter sich noch heimlich mit ihm trifft. Chris leidet dagegen an einem inneren Konflikt, am Widerspruch zwischen seiner verdrängten pädophilen Neigung und seinen väterlichen Gefühlen für die acht- oder neunjährige Vietnamesin, die er aus einem Kinderbordell in Saigon geholt hat und die ihre Zuneigung nur durch sexuelle Willigkeit zeigen kann, weil sie es nicht anders kennt. Jede der innerlich zerbrochenen Figuren in „This Is Love“ wird von ihren Gefühlen gequält. „This Is Love“ lautet der Titel des Films, aber Matthias Glasner zeigt genau das Gegenteil: Was Maggie, Chris und Roland für Liebe halten, ist in Verzweiflung und Selbstmitleid umgeschlagen.

Matthias Glasner erzählt in „This Is Love“ von fehlgeleiteter Liebe und Einsamkeit, thematisiert aber auch Menschenhandel und Kindesmissbrauch.

Es ist bemerkenswert, dass er neben der alkoholkranken Kriminalkommissarin einen Pädophilen zur Identifikationsfigur macht, einen Mann, der gegen seine sexualpathologischen Neigung ankämpft und in der Überzeugung, damit Gutes zu tun, Kinderprostituierte an adoptionswillige Eltern verschachert.

Matthias Glasner erzählt die trostlosen Geschichten der beiden Hauptfiguren in zahlreichen, zum Teil mehrfach verschachtelten Rückblenden parallel. Verknüpft sind sie durch die Vernehmungsszenen. Besonders elegant ist das nicht, zumal die Darstellung ungeachtet der exzellenten Darsteller und der durchdachten Optik eher spröd wirkt. Der Inhalt irritiert sowieso.

Dass eine seit Jahren alkoholkranke Kriminalkommissarin polizeiliche Vernehmungen über ein Tötungsdelikt und ein vermisstes Kind im volltrunkenen Zustand durchführt und einen Patienten fast gewaltsam, jedenfalls ohne Rücksprache mit den Ärzten aus einem Krankenhaus holt, entspricht (hoffentlich) nicht der Realität. „This Is Love“ wirkt konstruiert und wie ein Lehrstück, allerdings eines ohne erhobenen Zeigefinger, denn Matthias Glasner urteilt nicht über die kaputten Charaktere. Er zeigt sie nur.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

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