Der Mandant

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Der Mandant

Der Mandant – Originaltitel: The Lincoln Lawyer – Regie: Brad Furman – Drehbuch: John Romano, nach dem Roman "Der Mandant" von Michael Connelly – Kamera: Lukas Ettlin – Schnitt: Jeff McEvoy – Musik: Cliff Martinez – Darsteller: Matthew McConaughey, Marisa Tomei, Ryan Phillippe, William H. Macy, Josh Lucas, John Leguizamo, Michael Peña, Bob Gunton, Frances Fisher, Bryan Cranston, Trace Adkins, Laurence Mason, Margarita Levieva, Pell James, Shea Whigham, Katherine Moennig u.a. – 2011; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Rechtsanwalt Mick Haller übernimmt die Verteidigung des festgenommenen 32 Jahre alten Immobilienmaklers Louis Roulet, der eine Prostituierte vergewaltigt und krankenhausreif geschlagen haben soll. Mick erreicht, dass der Beschuldigte bis zur Verhandlung gegen Kaution freigelassen wird. Roulet beteuert seine Unschuld, aber es dauert nicht lang, bis Mick Parallelen zu einem Mordfall bemerkt, für den sein damaliger Mandant Jesus Martinez verurteilt wurde ...
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Kritik

In dem spannenden Justizthriller "Der Mandant", der Verfilmung eines Romans von Michael Connelly durch Brad Furman, geht es um einen desillusionierten amerikanischen Anwalt, der sich vom aalglatten Winkeladvokaten zum Vorkämpfer für Gerechtigkeit wandelt.
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Weil der aalglatte Rechtsanwalt Mick Haller (Matthew McConaughey) sich ständig in Los Angeles von seinem schwarzen Chauffeur Earl (Laurence Mason) mit einer Lincoln-Limousine herumfahren lässt, nennt man ihn „Lincoln Lawyer“. Der Wagen ersetzt ihm die Kanzlei, und seine Assistentin Lorna (Pell James) arbeitet von zu Hause aus. Weil Mick weiß, dass die Kriminalpolizei Beweise fälscht, um Verdächtige vor Gericht zu zerren, zögert er nicht, alle sich bietenden Möglichkeiten zu nutzen, um seine angeklagten Mandanten freizubekommen oder sie wenigstens vor der Hinrichtung zu bewahren. Belastend wäre es für ihn nur, wenn er einem Unschuldigen nicht glauben und ihn deshalb nicht optimal verteidigen würde.

Als ihn ein Bekannter namens Val Valenzuela (John Leguizamo) drängt, die Verteidigung des in Inglewood festgenommenen 32 Jahre alten Immobilienmaklers Louis Roulet (Ryan Phillippe) zu übernehmen, lässt Mick seinen anstehenden Gerichtstermin von einem bestochenen Gerichtsangestellten vorziehen und beantragt dann im Fall Harold Casey (David Castro) unter einem Vorwand eine Vertagung. Auf diese Weise ist es ihm möglich, rechtzeitig zu der richterlichen Anhörung in Inglewood zu kommen. Louis Roulet, der beim Tod seines Vaters erst zwei Jahre alt war, wird beschuldigt, Virginia („Reggie“) Campo (Margarita Levieva) vergewaltigt und krankenhausreif geschlagen haben. Mick beantragt seine Freilassung bis zur Verhandlung. Der Richter setzt eine Million Dollar als Kaution fest und ordnet an, Roulet eine Fußfessel anzulegen.

Der beteuert seine Unschuld. Eine Unbekannte habe ihn in der Association Bar angemacht und ihm eine Serviette mit ihrem Namen und ihrer Adresse zugesteckt. Er sollte nach 22 Uhr zu ihr kommen. Bis dahin wollte sie zu Hause sein und ihren Begleiter loswerden. Nach dem Betreten des Apartments wurde Roulet von hinten niedergeschlagen, und als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Boden und wurde von einem schwulen Paar aus der Nachbarwohnung festgehalten, bis ihn die Polizei verhaftete.

Roulets Mutter Mary Windsor (Frances Fisher) und Cecil Dobbs (Bob Gunton), ihr langjähriger Anwalt, sorgen dafür, dass die Kaution hinterlegt wird.

Mick setzt den mit ihm befreundeten früheren Polizisten Frank Levin (William H. Macy) auf den Fall an. Es gilt die Frage zu klären, ob Reggie Campo sich selbst verletzte oder sich von einem Komplizen verletzen ließ, um dem Millionenerben über eine Zivilklage Geld abzuknöpfen.

Sie selbst sagt aus, dass Mick sie mit einem Messer angegriffen habe, sobald sie ihm die Türe öffnete. Es sei zu einem heftigen Kampf gekommen. In Notwehr habe sie ihn schließlich mit einer Wodkaflasche niedergeschlagen.

Zu dem Messer, das in den von der Staatsanwaltschaft für die Verteidigung kopierten Ermittlungsakten abgebildet ist, sagt Roulet, es sei nicht seines.

Levin findet heraus, dass die Staatsanwaltschaft die Abbildung des Messers absichtlich vertauschte, um die Verteidigung in die Irre zu führen. Roulet sagte streng genommen die Wahrheit über das abgebildete Messer, aber er verschwieg, dass er immer ein Messer bei sich hat, seit seine Mutter vor vier Jahren, am 9. Juni 2007, vergewaltigt wurde. Außerdem ermittelt Levin, dass es sich bei Reggie Campo um eine Prostituierte handelt. Roulet muss zugeben, dass auf der Serviette nicht nur Name und Adresse standen, sondern auch der Preis: 400 Dollar.

Nach einiger Zeit fällt Mick eine Parallele zu einem alten Fall auf. Auch damals wurde der Prostituierten Donna Renteria (Yari Deleon) die linke Gesichtshälfte zerschlagen. Anders als Reggie kam sie dabei ums Leben, denn der Mörder stach 52-mal mit einem Messer auf sie ein. Dafür wurde Micks Mandant Jesus Martinez (Michael Peña) zu lebenslanger Haft verurteilt. Mick besucht den Mann, der nach wie vor seine Unschuld beteuert, in St. Quentin und befragt ihn nochmals zu den Vorgängen. Bisher hielt Mick Martinez für schuldig, aber jetzt zweifelt er daran. Könnte es sein, dass Roulet aus krankhaftem Hass Prostituierte misshandelt und auch damals der Mörder war? Mick nimmt sich vor, die Frage zu klären und gegebenenfalls alles für die Rehabilitation Martinez‘ zu tun.

Roulet, der ein Telefongespräch Micks abgehört hat und deshalb weiß, dass der Anwalt eine Verbindung zwischen den beiden Fällen hergestellt hat, gibt die Ermordung von Donna Renteria unter vier Augen ohne Weiteres zu. Allerdings droht er zugleich damit, Micks bei seiner geschiedenen Ehefrau Maggie McPherson (Marisa Tomei) lebenden Tochter Hayley (Mackenzie Aladjem) etwas anzutun, falls ihn der Anwalt nicht mit allen Mitteln vor Gericht verteidigen würde.

Als kurz darauf Frank Levin in seiner Wohnung erschossen wird, verdächtigt Mick seinen Mandanten als Täter. Auf seinem Anrufbeantworter findet Mick eine Nachricht, die Levin kurz vor seinem Tod aufsprach: Er scheint etwas herausgefunden zu haben, was Martinez entlastet und beweist, dass Roulet damals am Tatort war.

Mick wendet sich an seine Mandantin Gloria (Katherine Moennig), eine Prostituierte, die eine Haftstrafe verbüßt, weil sie zum wiederholten Mal mit einer größeren Menge Kokain erwischt wurde. Wie von ihm erbeten, überredet sie ihren Mithäftling D J Corliss (Shea Whigham), in dessen Gefängnistrakt sie putzt, sich dem Staatsanwalt Ted Minton (Josh Lucas) im Prozess gegen Louis Roulet als Belastungszeuge anzudienen.


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Im Zeugenstand sagt Corliss aus, Roulet habe ihm vor seiner Freilassung auf Kaution nicht nur den Mordversuch an Reggie Campo gestanden, sondern auch den Mord an einer Tänzerin mit Schlangen-Tattoo. Mick weiß, dass es sich bei der so beschriebenen Frau um Donna Renteria handelte. Als er den Staatsanwalt bei der Befragung des Zeugen ablöst, weist er nach, dass ein Frederick Bentley zu Unrecht verurteilt wurde, weil Corliss vor Gericht behauptet hatte, der Angeklagte habe ihm die Tat gestanden. Erst nachdem Bentley einen Teil der Strafe verbüßt hatte, wurde er rehabilitiert. Corliss muss zugeben, dass er bereits zum vierten Mal gegen einen Angeklagten aussagt.

Der Richter (Reggie Baker), der entsetzt darüber ist, dass der Staatsanwalt einen notorischen Lügner als Belastungszeugen bestellte, vertagt die Verhandlung.

Kurz darauf zieht die Staatsanwaltschaft die Anklage zurück, und Louis Roulet wird freigelassen. Mary Windsor und Cecil Dobbs beglückwünschen Mick zu dem Erfolg.

Doch schon auf dem Korridor des Gerichtsgebäudes wird Roulet von Detective Lankford (Bryan Cranston) erneut verhaftet, diesmal wegen Mordes. Man legt ihm zu Last, Donna Renteria erstochen und Frank Levin erschossen zu haben. Weil sein Wagen damals im Parkverbot gestanden hatte, war er aufgeschrieben worden. Das war es, was Frank Levin herausfand.

Als Mick erfährt, dass Roulet wieder auf freiem Fuß ist, warnt er Maggie, Hayley nicht aus den Augen zu lassen. Das Mädchen hält sich gerade bei einer Tante auf. Als Roulet dort auftaucht, sitzt Mick auf der Veranda und hält ihn mit einer Pistole in der Hand davon ab, sich dem Haus zu nähern. Mitglieder einer Rockerbande schlagen Roulet zusammen. Angeführt werden die Biker von Eddie Vogel (Trace Adkins), der Mick schon des Öfteren als Anwalt engagierte, beispielsweise für die Verteidigung seines Kumpels Harold Casey.

In seinem Haus wird Mick von Mary Windsor erwartet. Sie klärt ihn darüber auf, dass nicht ihr Sohn, sondern sie Frank Levin ermordete. Dann schießt sie ihn nieder. Bereits am Boden liegend, tötet Mick sie mit einem Schuss aus seiner Waffe. Mit letzter Kraft tippt er auf seinem Handy die Nummer des Notrufs ein.

Als Mick einige Zeit später von Earl aus dem Krankenhaus abgeholt wird, weiß er bereits, dass Jesus Martinez rehabilitiert wurde und die Staatsanwaltschaft gegen Louis Roulet die Todesstrafe beantragt hat.

Unterwegs werden Earl und Mick von Eddie Vogel und seiner Gang angehalten. Eddie benötigt wieder einmal einen guten Anwalt. Diesmal geht es um seinen Sohn, der mit Drogen erwischt wurde. Während Mick bisher stets versuchte, seine Honorare in die Höhe zu treiben, erklärt er sich diesmal bereit, das Mandat unentgeltlich zu übernehmen.

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Brad Furman verfilmte den 2005 von Michael Connelly veröffentlichten Justizthriller „The Lincoln Lawyer“ („Der Mandant“, Übersetzung: Sepp Leeb, München 2007).

Im Mittelpunkt steht nicht, wie der deutsche Titel glauben machen könnte, der Mandant, sondern der Anwalt. Der desillusionierte Protagonist, der vom Justizsystem der USA nicht viel hält, entwickelt sich von einem skrupellosen, nur auf seinen Vorteil bedachten Winkeladvokaten zu einem Vorkämpfer für Gerechtigkeit. Darum geht es in „Der Mandant“. Die Aufklärung von Verbrechen ist nur Mittel zum Zweck. John Romano (Drehbuch) und Brad Furman (Regie) setzen denn auch nicht auf effektvolle Verfolgungsjagden und dergleichen, sondern auf die Ausleuchtung der von Matthew McConaughey dargestellten Hauptfigur. Für die anderen Charaktere und deren Motive interessieren sie sich allerdings weniger. Deshalb haben hervorragende Schauspieler wie Marisa Tomei und William H. Macy kaum eine Möglichkeit, ihr Können zu zeigen.

Auch wenn nicht alle Zusammenhänge plausibel sind und es beispielsweise nicht glaubwürdig ist, dass ein Staatsanwalt auf einen von der Verteidigung lancierten Belastungszeugen hereinfällt, handelt es sich bei „Der Mandant“ um einen spannenden Justizthriller mit überraschenden Wendungen.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012

Albert Camus - Die Pest
In "Die Pest" setzt sich Albert Camus am Beispiel einer Epidemie mit der Absurdität der Existenz auseinander. Aber man kann statt an die Pest auch an Krieg, Faschismus, Widerstand (Résistance), Holocaust, Atombomben, Stalinismus denken.
Albert Camus inszeniert nur wenig; er schreibt aus der distanzierten Perspektive eines angeblichen Chronisten. Viel Raum gibt er gedankenschweren Dialogen. Er ist mehr Philosoph als Schriftsteller.
Die Pest