Carl Zuckmayer


Carl Zuckmayer wurde am 27. Dezember 1896 als zweiter Sohn eines gleichnamigen Flaschenkapsel-Fabrikanten und dessen Ehefrau Amalie in Nackenheim (Rheinhessen) geboren. Als er vier Jahre alt war, zog die Familie nach Mainz. Dort besuchte Carl Zuckmayer das Gymnasium.

Während die Familie die Sommerferien 1914 in Holland verbrachte, brach der Erste Weltkrieg aus. Nach der Rückkehr wurde Carl Zuckmayer von der patriotischen Stimmung in Deutschland mitgerissen und meldete sich als Kriegsfreiwilliger. Durch die Kriegserlebnisse an der Westfront wandelte der junge Leutnant sich zum Pazifisten.

Nach dem Ersten Weltkrieg begann Carl Zuckmayer zuerst in Frankfurt am Main, dann in Heidelberg zu studieren: Jura, Volkswirtschaft, Biologie, Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte. Einen Abschluss machte er in keinem der Fächer. Im Januar 1920 vermählte er sich in Heidelberg mit seiner Jugendliebe Annemarie Ganz, doch bald darauf verliebte er sich in die Schauspielerin Annemarie Seidel (die Nichte des Schriftstellers Heinrich Seidel und spätere Ehefrau des Verlegers Peter Suhrkamp), und seine Ehe zerbrach.

Ein Misserfolg war auch sein Theaterstück „Kreuzweg“, das am 10. Dezember 1920 am Berliner Staatstheater Premiere hatte und bereits nach drei Aufführungen abgesetzt wurde.

Mit Gelegenheitsarbeiten schlug Carl Zuckmayer sich danach in Berlin durch, bis er im Sommer 1922 Dramaturg am Kieler Stadttheater wurde. Im Jahr darauf wurde er bereits wieder entlassen. Carl Zuckmayer und Bert Brecht, die sich 1923 in München befreundet hatten, wurden Anfang 1924 von Max Reinhardt

als Dramaturgen ans Deutsche Theater in Berlin geholt.

Die Uraufführung des Lustspiels „Der fröhliche Weinberg“ von Carl Zuckmayer am 22. Dezember 1925 im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin unter der Regie von Reinhard Bruck wurde zu einem Riesenerfolg. Die Tantiemen ermöglichten es dem Autor, die „Wiesmühl“ in Henndorf am Wallersee bei Salzburg zu kaufen. Dort wohnte er bis 1938 mit seiner zweiten Ehefrau, der österreichischen Schauspielerin Alice Frank (geborene Herdan), die er 1925 am Deutschen Theater kennen gelernt hatte – sofern er nicht in Berlin oder Wien war.

Marlene Dietrich begründete 1930 ihren Weltruhm mit ihrer Rolle in dem von Josef von Sternberg nach einem Drehbuch von Carl Zuckmayer, Karl Vollmüller und Robert Liebmann gedrehten Film „Der blaue Engel“ (nach dem Roman „Professor Unrat“ von Heinrich Mann).

Am 5. März 1931 wurde Carl Zuckmayers Militärgroteske „Der Hauptmann von Köpenick“ im Deutschen Theater in Berlin unter der Regie von Heinz Hilpert uraufgeführt. Dieses mehrmals verfilmte Theaterstück (1931 von Richard Oswald mit Max Adalbert in der Titelrolle, 1956 von Helmut Käutner mit Heinz Rühmann und 1997 von Frank Beyer mit Harald Juhnke) war Carl Zuckmayers größter Erfolg überhaupt.

Die Nationalsozialisten verboten 1933 die Stücke des Halbjuden Carl Zuckmayer. Zwei Tage nach dem Einmarsch der Deutschen in Österreich floh er in die Schweiz. Von 1939 bis 1946 hielt er sich in den USA auf.

Im August 1943 wandte sich die Schweizerin Emmy C. Rado im Auftrag der US-amerikanischen Geheimdienstorganisation Office of Strategic Services an Carl Zuckmayer, und er stellte daraufhin im September eine Liste zusammen, in der er mehr als 300 ihm persönlich bekannte Künstler, Schriftsteller, Schauspieler, Theaterleiter, Journalisten, Verleger in aktive Nationalsozialisten, Mitläufer, Indifferente und Träger des inneren Widerstands klassifizierte und zum Teil auch ausführlicher beschrieb. Die Auswertung des Materials soll bis Sommer 1944 gedauert haben. (Der Bericht blieb bis 2002 unter Verschluss.) Nach dem Krieg erhielt Carl Zuckmayer die amerikanische Staatsbürgerschaft (1946) und reiste er mehrere Monate als Zivilbeauftragter des War Departments durch Deutschland und Österreich.

Bis 1958 lebten er und seine Frau abwechselnd in den USA, in der Schweiz und in der Bundesrepublik Deutschland. Dann ließen sie sich endgültig in Saas Fee im Wallis nieder, und 1966 erhielt Carl Zuckmayer die Schweizer Staatsbürgerschaft.

Am 18. Januar 1977 starb Carl Zuckmayer in Visp im Wallis.

Carl Zuckmayer: Bibliografie (Auswahl)

  • Kreuzweg (Theaterstück, 1920)
  • Pankraz erwacht oder Die Hinterwäldler (Theaterstück 1925)
  • Der fröhliche Weinberg (Theaterstück 1925)
  • Schinderhannes (Theaterstück 1927)
  • Ein Bauer aus dem Taunus und andere Geschichten (Erzählungen 1927)
  • Katharina Knie (Theaterstück 1928)
  • Der blaue Engel (Drehbuch 1930)
  • Der Hauptmann von Köpenick (Theaterstück 1931)
  • Des Teufels General (Theaterstück 1946)
  • Barbara Blomberg (Theaterstück 1949)
  • Der Seelenbräu (Erzählung 1949)
  • Der Gesang aus dem Feuerofen (Theaterstück 1950)
  • Das kalte Licht (Theaterstück 1955)
  • Engele von Loewen (Erzählungen 1955)
  • Als wär’s ein Stück von mir (Autobiografie 1967)
  • Der Rattenfänger (Theaterstück 1975)

© Dieter Wunderlich 2005

Carl Zuckmayer: Geschichte von einer Geburt
Carl Zuckmayer: Die Geschichte eines Bauern aus dem Taunus
Carl Zuckmayer: Der blaue Engel (Drehbuch)
Carl Zuckmayer: Der Hauptmann von Köpenick
Carl Zuckmayer: Engele von Loewen

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