Camille Claudel


Camille Claudel setzte sich in den Kopf, Bildhauerin zu werden, obwohl man Frauen zu ihrer Zeit die Eignung für diesen Beruf absprach. Mit achtzehn begegnete sie dem vierundzwanzig Jahre älteren Bildhauer Auguste Rodin. Er verliebte sich in sie, mochte sich aber nicht zwischen ihr und seiner Lebensgefährtin entscheiden. Nach zwölf Jahren brach Camille Claudel die skandalöse Liebesbeziehung ab und versuchte, als Künstlerin aus seinem Schatten herauszutreten – doch sie zerbrach daran und wurde von ihrer Familie zwangsweise in eine Irrenanstalt eingewiesen, in der sie die letzten dreißig Jahre ihres Lebens verbrachte.


Camille Claudel:
Skandal

Leseprobe aus
Dieter Wunderlich: WageMutige Frauen. 16 Porträts aus drei Jahrhunderten
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2004 / Piper Taschenbuch, München 2008 (5. Auflage: 2011)

Anlässlich der Pariser Kunstausstellung im Frühjahr 1888 zeichnet die Jury Camille Claudel für ihre realistische Tonfigurengruppe »Sakuntala« mit einer »mention honorable« aus. Daraufhin wird ihre Arbeit auch in allen wichtigen Kunstzeitschriften gelobt. Wegen des Erfolgs möchte die Dreiundzwanzigjährige ihre Skulptur in Carraramarmor hauen. Die Anstrengung scheut sie ebenso wenig wie die handwerkliche Herausforderung. Einen Block in den dafür erforderlichen Ausmaßen kann sie sich zwar nicht leisten, aber sie hofft, einen staatlichen Auftrag für die Ausführung der Figurengruppe zu bekommen.

Rodin mietet ein neues Atelier und schlägt seiner Geliebten vor, es mitzubenutzen. Camille geht darauf ein und verlässt das Atelier in der Rue Notre-Dame-des-Champs, das sie seit 1881 mit anderen Künstlerinnen teilte. In der Nähe der neuen Werkstatt mietet Rodin 1889 eine hundertfünfundzwanzig Jahre alte Villa, die Folie-Neufbourg im Parc du Clos-Payen.

Dieter Wunderlich: WageMutige Frauen © Piper Verlag 2008

Wo vor fünfundfünfzig Jahren George Sand und Alfred de Musset sich liebten, haben jetzt Auguste Rodin und Camille Claudel ihre gemeinsame Wohnung. Die junge Frau hofft wohl noch immer, dass Auguste seine Zusagen eines Tages einhalten wird.

Ihre Eltern und Geschwister wissen nichts von ihrem bereits sieben Jahre dauernden Verhältnis. Sie nehmen vielmehr an, dass Rose Beuret die Ehefrau des Bildhauers ist und laden die beiden 1889 zusammen mit Camille nach Villeneuve-sur-Fère ein, wo sie im Sommer zu wohnen pflegen. Da auch Rose noch immer nichts von der Beziehung ihres Lebensgefährten zu seiner Schülerin gemerkt hat, ist die Situation an der Kaffeetafel einer großbürgerlichen, auf Sitte und Anstand bedachten Familie recht bizarr.
Bald darauf fahren Rodin und Camille Claudel in die Pyrenäen. Sie lügt ihren Eltern in Briefen vor, mit einer englischen Familie unterwegs zu ein. Aber die Claudels erfahren durch Zufall nicht nur, mit wem ihre ältere Tochter reist, sondern sie durchschauen jetzt auch, dass sie seit langem die Geliebte Rodins ist. Erzürnt über die Schande wollen sie nichts mehr mit ihr zu tun haben. Der Skandal bleibt auch Rose Beuret nicht verborgen, und Rodin kann sie nur mit viel Mühe besänftigen.

Quelle: Dieter Wunderlich, WageMutige Frauen. 16 Porträts aus drei Jahrhunderten
© Pustet Verlag, Regensburg 2004
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Bruno Nuytten: Camille Claudel (Kinofilm)

Mirjam Pressler - "Grüße und Küsse an alle"
"'Grüße und Küsse an alle'. Die Geschichte der Familie von Anne Frank" ist eine exemplarische Familienchronik, aber keine Gesellschaftsanalyse, und Mirjam Pressler geht auch nicht näher auf den Holocaust ein.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.