Das wilde Leben

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Das wilde Leben

Das wilde Leben – Regie: Achim Bornhak – Drehbuch: Olaf Kraemer, Dagmar Benke, Achim Bornhak, Claus Peter Hant, nach der Autobiografie "High Times. Mein wildes Leben" von Uschi Obermaier und Olaf Kraemer – Kamera: Benjamin Dernbecher – Schnitt: Peter Przygodda, Sebastian Schultz – Musik: Alexander Hacke – Darsteller: Natalia Avelon, Matthias Schweighöfer, Alexander Scheer, David Scheller, Victor Norén, Valerie Lasserre, Milan Peschel, Georg Friedrich u.a. – 2007; 115 Minuten

Inhaltsangabe

In "Das wilde Leben" geht es um eine junge, lebensgierige Frau, die aus der Spießigkeit ihrer Umgebung ausbricht und selbstbewusst ihren eigenen Weg geht. Uschi Obermaier entwickelt sich zur Galionsfigur der sexuellen Revolution. Obwohl sie sich weder für Politik im Allgemeinen noch für die APO im Besonderen interessiert, wird sie zugleich zur Ikone der Achtundsechziger-Bewegung ...
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Kritik

Die Darstellung ist anfangs ein wenig langatmig und undramatisch. Dem zwischen Satire und Love Story wechselnden Biopic "Das wilde Leben" fehlt es an Tiefgang; es wirkt harmlos. Die Hauptrolle ist allerdings hervorragend besetzt.
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Die zweiundzwanzigjährige Uschi Obermaier (Natalia Avelon), die noch bei ihren Eltern in München-Sendling wohnt, während sie sich in einem Fotostudio zur Retuscheurin ausbilden lässt, wird in einem Schwabinger Nachtlokal von einem Fotografen entdeckt. Als ihre Mutter (Petra Berndt) Fotos findet, auf denen ihre Tochter mit nacktem Oberkörper abgebildet ist, ohrfeigt sie Uschi aufgebracht und beschimpft sie als Schlampe. Da reicht es Uschi. Sie packt ihre Sachen, und obwohl die Mutter sie anfleht, es nicht zu tun, verlässt Uschi 1968 das spießige Elternhaus. Mit ihrer Freundin Sabine (Friederike Kempter) stellt sie sich als Anhalterin an den Straßenrand. Eine Gruppe Hippies, die in einem bunt bemalten VW-Bus auf dem Weg zur Kommune 1 in Berlin ist, nimmt sie mit. Uschi und Sabine ist es völlig gleichgültig, wohin die Reise geht; sie wollen einfach nur weg und sich ins Leben stürzen.

Die von Dieter Kunzelmann (Milan Peschel) gegründete Kommune 1 hat sich in einer leer stehenden Fabrik in Moabit eingerichtet. Als die Insassen des VW-Busses ankommen, stehen die Kommunarden gerade mit gespreizten Beinen nebeneinander und stützen sich mit erhobenen Händen gegen eine Zimmerwand – wie bei einer polizeilichen Durchsuchung, splitternackt. So posieren sie vor Pressefotografen. Ohne auch nur eine Unterhose anzuziehen, beantwortet Rainer Langhans (Matthias Schweighöfer) anschließend die Fragen der Journalisten. Dabei fällt sein Blick auf Uschi Obermaier, und sie verliebt sich auf der Stelle in ihn.

Der Verzicht auf eine Privatsphäre, persönliches Eigentum, eine hierarchische Ordnung und exklusive Paarbeziehungen gehören zu den Grundsätzen der Kommune. Rainer und Uschi werden argwöhnisch beäugt, denn die Kommunarden wissen alle, dass sich die schöne Münchnerin nicht aus politischen Gründen, sondern nur wegen Rainer Langhans der Gruppe angeschlossen hat. Uschi vermisst allerdings ihre Privatsphäre und findet es unerträglich, wenn Rainer vor ihren Augen mit einer anderen Frau kopuliert.

Bei einem Besuch in London freundet Uschi Obermaier sich mit Mick Jagger (Victor Norén) und Keith Richards (Alexander Scheer) von den „Rolling Stones“ an. Darüber kommt es zum Streit mit Rainer Langhans, der doch nicht ganz frei von Eifersucht ist. Sie trennen sich. Uschi taucht nur noch einmal in der Kommune 1 in Berlin auf, um ihre Sachen zu holen.

1973 besuchen Mick Jagger und Keith Richards Uschi Obermaier in München. Während ihrer Anwesenheit ruft der Hamburger „Kiezkönig“ Dieter Bockhorn (David Scheller) an, der ein Foto des halbnackten Models auf dem Titelblatt einer Illustrierten entdeckt hat und Uschi unbedingt kennenlernen möchte. Sie fährt zu ihm nach Hamburg, und die beiden werden ein Paar.

Kurz darauf lädt Carlo Ponti Uschi Obermaier und ihre Agentin (Inga Busch) nach Rom ein. Der berühmte italienische Filmproduzent bietet dem Model einen Zehnjahresvertrag an, aber Uschi schreckt davor zurück, sich auf eine so lange Zeit festzulegen.

Als sie nach Hamburg zurückkommt, kann Bockhorns österreichischer Freund „Lurchi“ (Georg Friedrich) nicht verhindern, dass sie ihren Partner mit „Angel“ (Valerie Lasserre) bei Fellatio ertappt. Wütend verlässt Uschi ihn und begleitet Keith Richards auf einer Tournee durch die USA. Es dauert allerdings nicht lang, bis Uschi das Leben zwischen Konzerthallen und Hotels langweilt. Sie kehrt zu Bockhorn zurück und stellt überrascht fest, dass er inzwischen sein Vorhaben, einen Bus für eine Weltreise umzurüsten, verwirklicht hat.

Dieter Bockhorn hat gute Gründe, Hamburg zu verlassen: Wegen seiner Schulden wird er einmal sogar zusammengeschlagen.

1974 durchqueren Dieter Bockhorn und Uschi Obermaier Pakistan in ihrem Bus. Dort zerreißt Uschi den Vertragsentwurf, den sie von Carlo Ponti bekam. In Indien feiert das Paar 1975 eine prunkvolle Hochzeit. Uschi wird schwanger, erleidet jedoch eine Fehlgeburt.

1983 sind die beiden in Mexiko. Dort trifft Uschi Keith Richards wieder. Dieter Bockhorn reagiert eifersüchtig, obwohl der Musiker ihm versichert, er werde Uschi nicht anfassen.

Er kauft eine Ziege, schächtet sie, hängt sich den Kadaver über die Schulter und rast mit seinem Motorrad los – frontal gegen einen entgegenkommenden Lastwagen [Suizid].

Seine Leiche wird auf ein Floß gelegt und angezündet. Uschi Obermaier steht am Strand und blickt dem brennenden Floß traurig nach, das von der Strömung aufs Meer hinausgetrieben wird.

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Das Biopic „Das wilde Leben“ basiert zwar auf der Autobiografie „High Times. Mein wildes Leben“, die Olaf Kraemer anhand von Interviews mit Uschi Obermaier schrieb, weicht jedoch an etlichen Stellen von der Vorlage ab, obwohl der Buchautor am Drehbuch mitarbeitete.

Erzählt wird die Geschichte in einer Rückblende, die in eine Rahmenhandlung eingebettet ist: Zu Beginn und am Ende sehen wir, wie Uschi Obermaier Ende 1983 in Mexiko am Strand steht und einem von der Strömung ins Meer hinausgetriebenen Floß nachblickt, auf dem die Leiche Dieter Bockhorns verbrennt. Dabei erinnert sie sich an ihre Erlebnisse seit 1968.

Es geht um eine junge, lebensgierige Frau, die aus der Spießigkeit ihrer Umgebung ausbricht und selbstbewusst ihren eigenen Weg geht. Uschi Obermaier entwickelt sich zur Galionsfigur der sexuellen Revolution. Obwohl sie sich weder für Politik im Allgemeinen noch für die APO im Besonderen interessiert, wird sie zugleich zur Ikone der Achtundsechziger-Bewegung. Der erste Teil des Films nimmt die Kommune 1 in Berlin satirisch aufs Korn. Dann mutiert „Das wilde Leben“ zu einer am Ende nicht ganz kitschfreien Love Story.

Die Darstellung ist zumindest in der ersten halben Stunde ein wenig langatmig und undramatisch. Dem Film „Das wilde Leben“ fehlt es an Tiefgang; er wirkt bieder und harmlos. Zwar laufen die Protagonistin und die Kommunarden hin und wieder nackt durchs Bild, und man sieht auch mal jemand beim Kokain-Schnupfen, aber von einem wilden Leben kann nicht die Rede sein.

Während Matthias Schweighöfer mit Rainer Langhans nur die Haarmähne gemeinsam hat und die Rolle in keiner Weise überzeugend verkörpert, sind die Figuren Dieter Bockhorn, Keith Richard und Mick Jagger mit David Scheller, Alexander Scheer und Victor Norén hervorragend besetzt. Natalia Avelon sieht Uschi Obermaier nicht nur verblüffend ähnlich, sondern sie spielt auch eindrucksvoll, wobei sie zwischen Freiheitsdrang und Lebensgier, Naivität und Unbedarftheit, Mut und Selbstbewusstsein changiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

Uschi Obermaier (Kurzbiografie)
Uschi Obermaier und Olaf Kraemer: High Times. Mein wildes Leben

Giovanni Verga - Die Malavoglia
Zum vermeintlichen Wohl der Familie, die dem konservativen Fischer Padron Ntoni das Wichtigste ist, lässt er sich vom Geist des kapitalistischen Geschäftemachens verführen. Aber das Risiko, das er eingeht, ist für ihn zu hoch; so etwas könnten sich nur reichere Leute leisten, die von einem Verlust nicht ruiniert werden. Giovanni Verga kommentiert das Geschehen nicht, und er enthält sich jeder expliziten Wertung. Es geht ihm darum, die Wirklichkeit unverfälscht und vor allem ungeschönt darzustellen. "Die Malavoglia" gilt als Hauptwerk des Verismo.
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