Friedrich Ani : M. Ein Tabor Süden Roman
Inhaltsangabe
Kritik
Tabor Süden
Als Tabor Süden 13 Jahre alt war, starb seine Mutter Alma. Drei Jahre später verschwand sein Vater Branko und überließ ihn seiner Schwägerin Lisbeth und deren Ehemann Willebald. Später war Tabor Süden einige Jahre bei der Vermisstenstelle des Münchner Polizeidezernats 11 tätig.
Detektei Liebergesell
Inzwischen arbeitet er für die Detektei Liebergesell am Sendlinger Tor. Die Chefin, Edith Liebergesell, war mit dem Immobilienmakler Robert Schultheis verheiratet, bis vor zehn Jahren ihr damals achtjähriger Sohn Ingmar entführt wurde. Robert Schultheis deponierte zwar eine Million Euro als Lösegeld bei Eschenlohe, aber die Entführer ermordeten den Jungen dennoch. Der Fall blieb unaufgeklärt, und die Ehe der Eltern des Opfers zerbrach darüber.
Zur Detektei Liebergesell gehören außer der Chefin und Tabor Süden die 34-jährige Patrizia Roos und der genau doppelt so alte Witwer Leonard Kreutzer, der früher mit seiner Frau Inge ein Schreibwarengeschäft geführt hatte.
Ein neuer Auftrag
Mia Bischof, die stellvertretende Chefin des Lokalteils des Münchner Tagesanzeigers, wendet sich an die Detektei Liebergesell und beauftragt sie, den verschwundenen Siegfried Denning zu suchen, mit dem sie offenbar ein Verhältnis hatte. Der 54-Jährige fuhr seit drei Jahren für das Taxiunternehmen Jannis Leonidis, aber dort weiß man auch nichts über seinen Verbleib.
Bei seinen Nachforschungen stößt Tabor Süden auf Ralph Welthe, der sich als Siegfried Dennings Freund ausgibt, den der Privatdetektiv jedoch rasch als LKA-Beamten durchschaut. Siegfried Denning, der in Wirklichkeit Michael Grieg heißt, wurde vor drei Jahren vom Staatsschutz angeworben und von Ralph Welthe als V-Mann in der rechtsradikalen Szene eingesetzt. Über ihn hoffte das LKA, an Karl Jost heranzukommen, nach dem gefahndet wird, weil er als Drahtzieher des bei der Grundsteinlegung des Jüdischen Zentrums am 9. November 2003 in München geplanten, aber von der Polizei vereitelten Sprengstoffanschlags verdächtigt wird.
Karl Jost war damals noch mit Mia Bischof verheiratet. Deren Vater Lothar Geiger führt am Starnberger See ein Hotel, das als heimlicher Treffpunkt von Rechtsradikalen gilt. Als Mia fünf Jahre alt war, verließ ihre unverheiratete Mutter Hedwig Bischof ihren damaligen Lebensgefährten und zog mit dem Kind von Starnberg nach München.
Anschläge auf Privatdetektive
Leonard Kreutzer wird überfallen und so schwer misshandelt, dass er einige Tage später im Krankenhaus stirbt.
Patrizia Roos versucht, sich im Hotel Geiger umzuhören, aber sie wird entdeckt und am nächsten Morgen halbtot an der Isar gefunden. Der Taxifahrer Richard Volland brachte sie wohl noch am Vorabend von Starnberg nach München, aber jemand muss ihr K.-o.-Tropfen verabreicht und sie bewusstlos ans Wasser gelegt haben – augenscheinlich in der Absicht, sie ertrinken zu lassen.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Spoiler
Tabor Süden spürt Michael Grieg alias Siegfried Denning in einem Gasthof auf. Der V-Mann, der sich in die Zielperson Mia Bischof verliebt hat, will seine Rolle nicht weiterspielen, zumal er unheilbar an Krebs erkrankt ist. Um sich von seiner Geliebten zu verabschieden, besucht er sie im Beisein des Privatdetektivs. Unerwartet taucht Karl Jost auf und erschießt nicht nur ihn, sondern auch Mia Bischof in dem Augenblick, in dem Hauptkommissar Berthold Franck von der Mordkommission und die Privatdetektivin Edith Liebergesell an die Türe kommen.
In Mia Bischofs Wohnung werden Handschuhe sichergestellt, die Ingmar Schultheis gehörten. Sie und ihr Mann waren Mitglieder einer rechtsradikalen Gruppe. Sie entführten den Jungen nach dem gescheiterten Attentat auf das Jüdische Zentrum, um Geld für einen anderen Anschlag zu erpressen. Obwohl er damit gegen den Plan verstieß, ermordete Karl Jost das Kind. Mia Bischof war es auch, die Patrizia Roos im Hotel ihres Vaters unbemerkt K.-o.-Tropfen in ein Getränk mischte und sie später in München zum Isar-Ufer schleppte.
Tabor Süden wundert sich darüber, dass Lothar Geiger nicht festgenommen wird und vermutet, dass der Hotelier möglicherweise ein weiterer V-Mann des Staatsschutzes ist, der seinen früheren Schwiegersohn nach München lockte und verriet.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)In seinem „Tabor Süden Roman“ „M“ beschäftigt sich Friedrich Ani mit Aktivitäten rechtsradikaler Kreise in München. Bei der Grundsteinlegung für das Jüdische Zentrum am Sankt-Jakobs-Platz in München am 9. November 2003 sollte tatsächlich ein Sprengstoffanschlag stattfinden, der jedoch von der Polizei vereitelt wurde. Der Rest ist Fiktion. Allerdings erinnern die Ignoranz und die gegenseitige Behinderung von Polizei und Staatsschutz in „M“ an Presseberichte beispielsweise im Zusammenhang mit der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Friedrich Ani lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er Neonazis verabscheut.
Friedrich Ani schreibt ruhig und lakonisch. Die Atmosphäre ist melancholisch. Die Figuren wirken allesamt einsam und illusionslos.
Den Kriminalroman hat Friedrich Ani mit heißer Nadel gestrickt: Die Handlung ist hanebüchen, und am Ende löst Tabor Süden nicht nur mehr oder weniger zufällig den aktuellen Fall, sondern auch gleich noch einen zehn Jahre alten. Mit Raffinesse oder Einfallsreichtum hat das nichts zu tun.
Den Tabor Süden Roman „M“ von Friedrich Ani gibt es in einer gekürzten Fassung auch als Hörbuch, gelesen von Hans Jürgen Stockerl (Lesefassung: Tamara Mascia; Regie: Iris Seyband und Tamara Mascia).
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2018
Friedrich Ani (Kurzbiografie / Bibliografie)
Friedrich Ani: Süden und der Straßenbahntrinker
Friedrich Ani: Hinter blinden Fenstern (Verfilmung)
Friedrich Ani: Idylle der Hyänen (Verfilmung)
Friedrich Ani: Kommissar Süden und der Luftgitarrist (Drehbuch)
Friedrich Ani und Ina Jung: Das unsichtbare Mädchen (Drehbuch)
Friedrich Ani: Der namenlose Tag (Verfilmung
Friedrich Ani: Ermordung des Glücks
Friedrich Ani: All die unbewohnten Zimmer
Friedrich Ani: Bullauge