Konzentrationslager Buchenwald


Theodor Eicke, der Generalinspekteur der Konzentrationslager und Führer der SS-Totenkopfverbände, teilte Fritz Sauckel (1894 – 1946), dem Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz, am 3. Juni 1936 mit, dass der Reichsführer-SS Heinrich Himmler einer Verlegung des KZs bei Lichtenburg in Preußen nach Thüringen zugestimmt habe und man deshalb jetzt auf der Suche nach einem für die Errichtung eines Lagers für 3000 Häftlinge geeigneten Gelände sei. Die Wahl fiel schließlich auf ein 150 Hektar großes Terrain auf dem dicht bewaldeten Ettersberg bei Weimar. Mitte Juli 1937 begann eine erste Gruppe von dreihundert Häftlingen, die nur notdürftig untergebracht werden konnte, unter dem Kommando des SS-Obersturmbannführers Koch, das Gelände zu roden und für die Errichtung der Kasernen, Baracken und Zäune vorzubereiten. In der Nachbarschaft ließ die SS die Häftlinge 1938 bis 1940 einen „Falkenhof“ bauen und einen Tierpark einrichten.

Schätzungsweise 240 000 Menschen wurden in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. 56 500 von ihnen kamen dort ums Leben.

Während sich die Alliierten von Osten und Westen näherten, trafen am 5. April 1945 12 000 Häftlinge, die den 50 Kilometer langen Gewaltmarsch vom KZ Ohrdruf südlich von Gotha nach Weimar überlebt hatten, im Konzentrationslager Buchenwald ein, wo sich nun 47 000 Menschen in den Baracken drängten, denn inzwischen hatte die SS auch die meisten Außenkommandos ins Lager zurückgeholt. Am Tag darauf mussten 3000 Juden das Lager zu Fuß verlassen. Dann sollte das gesamte Konzentrationslager geräumt werden. Weil jedoch die illegale Führung der Kommunisten die Evakuierungsmaßnahmen der SS sabotierte, wurden am 9. und 10. April nur 14 000 Häftlinge in Marsch gesetzt.

Nachdem sich am 11. April um die Mittagszeit die letzten Wachmannschaften aus Buchenwald abgesetzt hatten, hissten die verbliebenen Häftlinge eine weiße Fahne und bejubelten die ersten amerikanischen Panzer.

21 000 Überlebende traten am 12. April 1945 freiwillig zum Appell an.

Einige Tage später zwangen die Amerikaner 1200 Weimarer Bürger, das befreite Konzentrationslager auf dem Ettersberg zu besichtigen.

Am 14. September 1958 wurde in Buchenwald eine Mahn- und Gedenkstätte eingeweiht. Seit 1997 kann man sich in Buchenwald nicht nur über das frühere Konzentrationslager informieren, sondern auch über das „Speziallager“, das die Sowjets von 1945 bis 1950 dort unterhielten, wobei etwa 13 000 der 32 000 Internierten ums Leben kamen.

Eugen Kogon (1903 – 1987), der selbst von 1939 bis 1945 im Konzentrationslager Buchenwald gewesen war, veröffentlichte 1946 sein Buch „Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager“.

Dieser erste Versuch einer umfassenden Darstellung des Alltags der Häftlinge, ihrer Lebensbedingungen und der Organisation in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager galt rasch als Standardwerk. Inzwischen befassen sich weltweit 20 000 Bücher mit nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Beispielsweise geben Wolfgang Benz und Barbara Distel unter dem Titel „Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager“ eine auf neun Bände angelegte Buchreihe heraus (Verlag C. H. Beck).

© Dieter Wunderlich 2004/2007

Eugen Kogon: Der SS-Staat

Stefan Jerzy Zweig (Kurzbiografie)
Jorge Semprún (Kurzbiografie)

Frank Beyer: Nackt unter Wölfen
Imre Kertész: Roman eines Schicksallosen
Jorge Semprún: Was für ein schöner Sonntag!

Hansjörg Schneider - Hunkeler und die Augen des Ödipus
In dem Regionalroman "Hunkeler und die Augen des Ödipus" erzählt Hansjörg Schneider zwar bedächtig und unaufdringlich von der Aufklärung eines Verbrechens, aber v. a. vom Alltag eines gelassenen älteren Mannes.
Hunkeler und die Augen des Ödipus

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.