Erika Mann


Die bis dahin unpolitische Schauspielerin Erika Mann gründete Anfang 1933 in München das legendäre Kabarett »Die Pfeffermühle«. Kurz darauf emigrierte sie in die Schweiz und führte es dort unter demselben Namen weiter. Von 1936 bis 1952 lebte sie in den USA, arbeitete als Kriegsberichterstatterin und unternahm Vortragsreisen. Glücklich war Erika Mann selten. Ihren über alles geliebten Bruder Klaus konnte sie nicht vom Selbstmord abhalten, und in keiner ihrer bisexuellen Beziehungen scheint sie Erfüllung gefunden zu haben.

Tabellarische Biografie: Erika Mann


Erika Mann: »Es wird an uns sein, die Köpfe und Herzen der Deutschen mit neuen Ideen, Hoffnungen zu füllen«

Leseprobe aus
Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts
Piper Verlag, München 2009 (3. Auflage: 2011)

Dass am 10. April 1934 eine Ausbürgerungsakte über sie angelegt wurde, erfuhr Erika wohl nicht, aber sie rechnete damit, dass ihr die Nationalsozialisten die deutsche Staatsangehörigkeit aberkennen wollten. Beirren ließ sie sich davon nicht: Nach einer Tournee in Holland und einem Gastspiel im Teatro San Materno auf dem Monte Verità in Ascona begann die »Pfeffermühle« am 3. Oktober 1934 in Basel mit ihrem dritten Schweizer Programm. Joseph Roth schrieb Erika: »Sie machen zehn Mal mehr gegen die Barbarei als wir alle Schriftsteller zusammen.« Bei der Vorstellung am 16. November im Zürcher Kursaal kam es erstmals zu Krawallen, und die Polizei nahm vierundzwanzig Randalierer fest. Erika Mann, die vier Tage später bei der Polizei aussagte, verdächtigte Renée Schwarzenbach-Wille, die mit den Rechtsradikalen sympathisierende Mutter ihrer Freundin Miro, als Drahtzieherin.

Wie befürchtet, wurde Erika am 11. Juni 1935 ausgebürgert. Als Staatenlose drohte ihr die Abschiebung aus der Schweiz. Aber sie war darauf vorbereitet und fuhr bereits am nächsten Tag nach England, um sich einen britischen Pass zu beschaffen. Der homosexuelle englische Lyriker Wystan H. Auden hatte sich bereit erklärt, mit ihr eine Scheinehe zu schließen, ohne sie jemals gesehen zu haben. Über die erste Begegnung des Brautpaars gibt es verschiedene Versionen. Sybille Bedford zitiert einen angeblichen Augenzeugen: »Ein halbes Dutzend junger Engländer wartete […] auf dem Bahnsteig. Erika rief ihnen entgegen: ›Wer von euch ist es?‹ Der Bräutigam trat vor. Worauf sie sich bei ihm einhakte und fröhlich rief: ›Fein, dann wollen wir mal heiraten.‹« –

Dieter Wunderlich: AußerOrdentliche Frauen. © Piper Verlag 2009

Jedenfalls ließen sich die beiden am 15. Juni in Ledbury, Worcestershire, trauen. Erika reiste zwar am nächsten Tag wieder ab, aber sie und Auden wurden Freunde und nutzten jede Gelegenheit, sich zu sehen.

Bis zur Gründung der »Pfeffermühle« hatte sich Erika nicht weiter für Politik interessiert. Das war inzwischen anders. Ihr Zorn auf die Faschisten entlud sich nicht nur in Kabarettnummern, sondern richtete sich sogar gegen ihren Vater, wenn sie der Meinung war, er grenze sich nicht ausreichend vom NS-Regime ab: Nachdem in der Exilzeitschrift »Das Neue Tage-Buch«, behauptet worden war, Gottfried Bermann Fischer beabsichtige, mit dem Reichspropagandaministerium zusammenzuarbeiten, veröffentlichten Thomas Mann, Hermann Hesse und Annette Kolb am 18. Januar 1936 in der »Neuen Zürcher Zeitung« eine Erklärung, in der sie ihrem Verleger das Vertrauen aussprachen. Erika protestierte in einem geharnischten Brief gegen diesen Schritt ihres Vaters, und es kam zu einem ernsten Streit zwischen ihnen. Erst als sich Thomas Mann am 3. Februar in einem offenen Brief unmissverständlich vom »Dritten Reich« distanzierte, versöhnte sich Erika mit ihm.

Seit die »Pfeffermühle« in der Schweiz auf Polizeischutz angewiesen war, gastierte sie häufiger in der Tschechoslowakei, in Holland, Belgien und Luxemburg. Die tausendste Vorstellung der »Pfeffermühle« fand am 26. April 1936 in Amsterdam statt. Aber das NS-Regime warf immer längere Schatten, und aus Furcht vor den neuen Machthabern in Berlin wurden die Texte der Sketche immer stärker zensiert, so beispielsweise in Prag. In dieser Atmosphäre hatte das politische Kabarett keine Zukunft. Kein Geringerer als Max Reinhardt inszenierte am 14. August auf Schloss Leopoldskron in Salzburg vor sechzehn geladenen Gästen – darunter Marlene Dietrich – die Abschiedsvorstellung der »Pfeffermühle«.

Quelle: Dieter Wunderlich, AußerOrdentliche Frauen. 18 Porträts
© Piper Verlag, München 2009
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Fußnoten wurden in der Leseprobe weggelassen. Zitate:
Erika Mann: Briefe und Antworten 1922 – 1950 (Hg.: Anna Zanco Prsestel), 1984, S. 66
Sybille Bedford: Treibsand. Erinnerungen einer Europäerin, 2008, S. 329

Erika Mann (tabellarische Biografie)

Sebastian Fitzek und Micky Beisenherz - Schreib oder stirb
Die Metaebene gehört ebenso wie die zahlreichen Cliffhanger und die immer neuen Plot Twists zu den Besonderheiten, die "Schreib oder stirb" zu einem spannenden Lesespaß machen. Missglückt ist jedoch das Zusammenwirken eines Thriller-Autors (Sebastian Fitzek) und eines Gag-Schreibers (Micky Beisenherz). Thriller trifft Klamauk. Da wäre weniger mehr gewesen.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.