Das Haus in der Carroll Street
Das Haus in der Carroll Street
Inhaltsangabe
Kritik
Zu Beginn der Fünfzigerjahre initiiert der republikanische Senator Joseph R. McCarthy in den USA eine Hexenjagd gegen Kommunisten und deren Sympathisanten. Auch die New Yorker Journalistin Emily Crane (Kelly McGillis) wird 1951 von einem Senatsausschuss vorgeladen. Sie will eine Erklärung abgeben, aber Ray Salwen (Mandy Patinkin) lässt sie nicht zu Wort kommen und verlangt von ihr, dass sie nur seine Fragen beantwortet. Weil sie dazu nicht bereit ist, wird Anklage gegen sie erhoben. Infolgedessen verliert sie ihren Job. Außerdem wird sie von den FBI-Agenten Cochran und Hackett (Jeff Daniels, Kenneth Welsh) observiert.
Um etwas Geld zu verdienen, bewirbt Emily sich erfolgreich als Vorleserin bei Miss Venable (Jessica Tandy), einer älteren Dame.
Während einer Pause sieht Emily durch ein Fenster des Nachbarhauses in der Carroll Street und bemerkt Senator Salwen, der mit zwei Männern spricht. Einer von ihnen ist Stefan (Christopher Buchholz alias Rhode), ein scheuer junger Ausländer, von dem Emily sich den Weg zum Haus von Miss Venable erklären ließ. Er scheint als Dolmetscher zwischen Salwen und dem anderen Mann zu fungieren.
Emily folgt Stefan und beobachtet, dass er auf einem jüdischen Friedhof Namen von Grabsteinen abschreibt. Er merkt, dass sie ihn verfolgt und stellt sie zur Rede. Sie habe den Eindruck, er habe Angst, erklärt Emily, und sie könne ihm vielleicht helfen, wenn er sich illegal in den USA aufhalte. Stefan lässt sich ihre Telefonnummer notieren, doch dann erschrickt er über einen Mann, der zu ihnen herüberblickt und läuft davon.
Als Stefan sie anruft, verabredet Emily sich mit ihm in einem Antiquariat. Dort werden sie von zwei Männern gestellt, die angeblich von der Einwanderungsbehörde sind. Emily und Stefan laufen davon und mischen sich unter die Besucher eines Theaters, können aber die Verfolger nicht abschütteln. An einem Hinterausgang wird Stefan erstochen.
Die Polizei findet bei dem Toten keinerlei Anhaltspunkte über seine Identität, nur einen Zettel mit vier Namen: Hörwitz, Sackadorf, Bistrong und Teperson.
Zu Hause nimmt Emily ein Bad. Da hört sie ein Geräusch. Plötzlich steht Senator Salwen in der Badezimmertüre und fordert sie auf, sich aus Dingen herauszuhalten, die sie nichts angehen.
Emily lässt sich jedoch nicht einschüchtern und bricht in das unbewohnt aussehende Haus in der Carroll Street ein, um sich im Inneren umzusehen. Eine Ausgabe der Zeitung „Neues Deutschland“ fällt ihr auf. Plötzlich hört sie Schritte auf der Treppe. Sie will zur anderen Seite fliehen und reißt eine Türe auf. Dahinter lauerte ein Mann, der sie nun packt und erstechen will. Doch bevor er ausholen kann, stürmt Cochran auf ihn zu, schlägt ihm das Messer aus der Hand und kämpft mit ihm. Der Unbekannte schlägt ihn nieder und läuft davon.
Bevor sie das Haus verlässt, nimmt Emily ein herumliegendes Buch mit Werken von Edgar Allan Poe mit. Vorne hat jemand „Laura Moulton 1851“ hineingeschrieben. Das Buch wurde erst nach 1851 gedruckt; es kann also kein Exlibris sein. Cochran und Hackett überlegen, ob es sich bei der Jahreszahl um ein Datum handeln könnte, etwa den 1. August 1951. Das wäre der folgende Tag.
Tatsächlich läuft am nächsten Morgen ein Schiff mit dem Namen „Laura Moulton“ mit Einwanderern aus Europa ein. Emily und Cochran sehen sich die Leute an, die von Bord gehen und folgen einer Gruppe von drei Männern, die von einem Regierungsvertreter abgeholt und zu einer jüdischen Hochzeit gebracht werden. Sie mischen sich unter die Gäste. Emily spricht die drei Neuankömmlinge an und stellt fest, dass sie sich Hörwitz, Sackadorf und Bistrong nennen (Boris Leskin, Alexis Yulin, Marat Yusim). Sie haben also die Namen von toten Juden angenommen. Der Mann, den sie in dem Haus in der Carroll Street zusammen mit Salwen und Stefan sah, kommt hinzu. Er nennt sich Teperson (Bill Moor). Emily hört, wie jemand sagt, das Haus in der Carroll Street könne nicht mehr genutzt werden; die Männer müssten deshalb am nächsten Morgen mit dem Zug nach Chicago weiterreisen.
Plötzlich wird Emily in ein Auto gezerrt und fortgebracht. Cochran läuft zu seinem Wagen. Darin sitzt Salwen, der drohend sagt: „Sie überschreiten Ihre Befugnisse!“
Man fährt Emily zu einem Restaurant, in dem Salwen auf sie wartet. Er lädt sie zum Essen ein und bietet ihr die volle Rehabilitierung an. Als Gegenleistung will er wissen, wer alles über die Immigranten Bescheid weiß. Auf die Gegenfrage, wer Stefan ermordet habe, gibt er Emily die Schuld an dessen Tod: Wenn sie sich nicht eingemischt hätte, wäre er noch am Leben.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
In ihrem Apartment findet Emily Cochran vor. Er ist eingedrungen, weil er einen Anschlag auf sie befürchtete. Tatsächlich hat jemand an ihrem Gasherd eine Bombe angebracht. Cochran versucht, sie zu entschärfen, aber es gelingt ihm nicht. Deshalb flüchtet er mit Emily aus dem Fenster. Als sie auf der Feuerleiter sind, explodiert der Sprengsatz: Cochran hat Emily zum zweiten Mal das Leben gerettet.
Er nimmt sie mit in eine konspirative Wohnung und schläft dort mit ihr.
In einem Bildarchiv stößt Cochran auf ein Foto mit dem Mann, der sich jetzt Teperson nennt: Es handelt sich um einen nationalsozialistischen KZ-Arzt, der Gefangene für qualvolle, tödliche Menschenversuche missbrauchte.
Emily folgt der Immigrantengruppe zur Grand Central Station. Dort wird sie entdeckt und verfolgt. Cochran und Hackett kommen ihr zu Hilfe. Sie flüchtet in den Dachstuhl der riesigen Bahnhofshalle – und trifft dort auf Senator Salwen. Der versucht, sie zu packen, bricht jedoch durch die morsche Konstruktion und stürzt in die Tiefe.
Im zur Abfahrt bereit stehenden Zug nach Chicago verhaftet Cochran die vier Männer, die zur Tarnung jüdische Namen angenommen haben. Es handelt sich um Kriegsverbrecher aus Deutschland, die ihr Wissen der amerikanischen Rüstungsindustrie zur Verfügung stellen wollten. Deshalb wurde die Aktion von hochrangigen Politikern gedeckt.
Statt eine Auszeichnung zu bekommen, wird Cochran nach Montana versetzt.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Walter Bernstein (Drehbuch) und Peter Yates (Regie) haben sich bei dem Politthriller „Das Haus in der Carroll Street“ inhaltlich und stilistisch unverkennbar an den Filmen von Alfred Hitchock orientiert. Wie der Altmeister nehmen sie sich viel Zeit, um die Spannung aufzubauen. Unaufgeregt und unspektakulär entwickeln sie die Geschichte, die allerdings nicht sonderlich glaubhaft ist. Überzeugend wirkt dagegen die Inszenierung: Wenn man es nicht besser wüsste, nähme man an, „Das Haus in der Carroll Street“ sei in den Fünfzigerjahren gedreht worden. Das liegt vor allem auch an der Ausstattung und der Kameraführung von Michael Ballhaus.
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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2009