Sin City
Sin City
Inhaltsangabe
Kritik
Auf einer Dachterrasse in Basin City begegnen sich eine attraktive junge Frau (Marley Shelton) und ein charmanter junger Mann (Josh Hartnett). Sie ist auf der Flucht, fühlt sich einsam und küsst den Fremden in der Hoffnung, nicht länger allein zu sein. Er nimmt sie in die Arme und redet liebevoll mit ihr. Ohne dass sie es merkt, hält er ihr von hinten eine Pistole mit Schalldämpfer an den Kopf und drückt ab. Vorsichtig lässt er die Sterbende zu Boden gleiten. – Der Profikiller hat einen Auftrag erledigt.
John Hartigan (Bruce Willis), der in Basin City als Cop arbeitet, ist Ende fünfzig, und wegen seines kranken Herzens hat ihm der Arzt geraten, sich pensionieren zu lassen. Aber er weiß, dass die elfjährige Nancy Callahan (Makenzie Vega) in der Gewalt eines Kinderschänders ist, und bevor er sich zur Ruhe setzt, hält er es für seine Pflicht, das Mädchen zu retten. Weil es sich bei dem Verbrecher um den Sohn (Nick Stahl) des Senators Roark (Powers Boothe) handelt, will Hartigans korrupter Kollege Bob (Michael Madsen) nichts mit dem Fall zu tun haben, aber Hartigan gelingt es, Roark jr. aufzuspüren und Nancy zu befreien. Dem Verbrecher zerschießt er „beide Waffen“: die rechte Hand und das Gemächt. Doch im nächsten Augenblick streckt Bob seinen Kollegen aus Angst vor der Rache des Senators mit mehreren Schüssen nieder.
Der hünenhafte Straßenkämpfer Marv (Mickey Rourke) weiß, dass er wegen seines verunstalteten Gesichts nicht einmal eine Nutte ins Bett bekommt. Um so verblüffter ist er, als die attraktive Prostituierte Goldie (Jaime King) bereit ist, mit ihm zu schlafen. (Er ahnt nicht, dass sie Angst vor einem Mörder hat und deshalb den Schutz eines starken Mannes sucht.) Mitten in der Nacht erwacht Marv und merkt, dass Goldie tot neben ihm im Bett liegt: Der Mörder muss sich lautlos ins Zimmer geschlichen haben. Nach der Tat alarmierte er offenbar die Polizei, denn Marv hört bereits die Sirenen der Streifenwagen. Man hält ihn für den Mörder! Marv entkommt den Polizisten und sucht zunächst Zuflucht bei seiner lesbischen Bewährungshelferin Lucille (Carla Gugino).
Wütend darüber, dass er Goldie nicht besser beschützen konnte, sucht er nach dem Mörder. Die Spur führt zu der abgelegenen Farm des perversen Einzelgängers Kevin (Elijah Wood). Während Marv das Anwesen beobachtet, schleicht Kevin sich unhörbar von hinten an ihn heran, überwältigt den Hünen mit blitzschnellen Bewegungen und sperrt ihn ein. An den Wänden hängen die Köpfe der von Kevin ermordeten Prostituierten wie Jagdtrophäen. Und Lucille, die Kevin ebenfalls auf seine Farm verschleppte und der er bereits einen Unterarm abgebissen hat, berichtet Marv, dass Kevin die Frauen bei lebendigem Leib aufisst und die Knochen seinem Wolf zum Fraß vorwirft.
Polizei umstellt das Gebäude. Um zu verhindern, dass Marv sich ein Gefecht mit den Polizisten liefert, geht Lucille ihnen mit erhoben Armen entgegen. Aber sie wird kurzerhand erschossen.
In Old Town, dem Rotlichtviertel von Basin City, trifft Marv auf Wendy (Jaime King), die ihn für den Mörder ihrer Zwillingsschwester Goldie hält und zu töten versucht. Gerade noch rechtzeitig lässt sie sich davon überzeugen, dass er Goldie nichts getan hat. Gemeinsam bringen sie Kevin in ihre Gewalt. Wendy will den abartigen Verbrecher erschießen, aber Marv hindert sie daran, indem er sie niederschlägt: Statt Kevin rasch zu töten, schneidet er ihm die Beine ab und lässt ihn von seinem eigenen Wolf zerfleischen.
Mit Kevins abgetrennten Kopf in der Hand sucht Marv den Protegé des Serienmörders auf, den Kardinal Patrick Henry Roark (Rutger Hauer), einen Bruder des Senators. Der gesteht Marv, Kevins Taten hätten ihn so fasziniert, dass er am Ende selbst zum Kannibalen wurde. Marv bringt den Kardinal um.
Danach wird er verhaftet. Während der Verhöre schlagen ihn die Polizisten beinahe tot, aber im Krankenhaus stellen ihn die Ärzte wieder her, damit gegen ihn verhandelt werden kann. Ein Gericht verurteilt ihn zum Tod, und er wird auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.
Die Kellnerin Shellie (Brittany Murphy) ist mit ihrem neuen Liebhaber Dwight McCarthy (Clive Owen) zusammen in ihrem Apartment, als ihr betrunkener Ex-Freund Jack („Jackie Boy“) Rafferty (Benicio Del Toro) mit vier Kumpanen vor ihrer Tür zu randalieren beginnt, bis Shellie ihnen öffnet. Als Jackie Boy ins Bad geht und uriniert, überwältigt ihn Dwight, ein Mörder, der sich das Gesicht operieren ließ, und ertränkt ihn mit den Worten „es war ein Fehler, nicht zu spülen“ beinahe in der Kloschüssel. Gedemütigt zieht Jackie Boy mit seinen Begleitern ab.
Dwight folgt ihnen. Sie fahren nach Old Town, wo Jackie Boy das Straßenmädchen Becky (Alexis Bledel) auffordert, ins Auto einzusteigen. Becky will mit den betrunkenen Typen nichts zu tun haben. Dwight schickt sich an, Becky beistehen, aber Gail (Rosario Dawson), die Anführerin der Prostituierten in Old Town, hält ihn zurück: Die Frauen verteidigen sich selbst. Als Dwight mit seiner Pistole auf Becky zielt, wirft die Prostituierte Miho (Devon Aoki) eine rotierende Messerscheibe und trennt ihm den Arm ab. Dann tötet sie alle Insassen des Autos mit einem Schwert.
Beim Durchsuchen der Leichen findet Dwight in Jackie Boys Sachen eine Polizeimarke: Jack Rafferty war ein Cop! Wenn die Polizei herausfindet, wer ihn umgebracht hat, gibt es Krieg. Um das zu verhindern, lässt Dwight die Toten von Miho zerstückeln, bis sie in den Kofferraum eines von den Prostituierten gestohlenen Wagens passen, mit dem er zu einer Teergrube fährt, wo er ihn versenken will.
Inzwischen hat Becky allerdings eine Bande irischer Söldner angerufen, die in Old Town die Herrschaft übernehmen will. Sie nehmen Gail als Geisel, lassen sie aber im Austausch gegen Jack Raffertys Kopf frei. Mit diesem Beweisstück glauben sie die Prostituierten in der Gewalt zu haben. Zu spät begreifen sie, dass Dwight und Miho in dem Kopf eine Bombe versteckt haben. Die Explosion, bei der die meisten Söldner zerfetzt werden, ist das Fanal zum Angriff der Prostituierten. Keiner der Iren überlebt das Gemetzel. Nur die Verräterin Becky entkommt.
Senator Roark sorgt dafür, dass John Hartigan die Schussverletzungen überlebt und bezahlt persönlich die erforderlichen Operationen, denn er will den Cop, der seinen Sohn entmannt hat, hinter Gitter bringen. Ein Gericht verurteilt Hartigan denn auch wegen der Vergewaltigung Nancys zu einer langjährigen Freiheitsstrafe. Niemand hört auf Nancy, die beteuert, noch Jungfrau zu sein.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Obwohl Nancy sich vor Senator Roark und dessen Sohn in Acht nehmen muss, schreibt sie Hartigan jede Woche unter dem falschen Namen Cordelia einen Brief. Als die Briefe nach acht Jahren plötzlich ausbleiben und Hartigan stattdessen einen abgetrennten Zeigefinger in einem blutigen Kuvert erhält, befürchtet er, dass Nancy von den Roarks aufgespürt wurde. Um freizukommen und ihr helfen zu können, fügt er sich endlich Roarks Forderung und gesteht, ein gemeiner Kinderschänder zu sein. Bob holt ihn vom Gefängnis ab und erzählt ihm, dass seine geschiedene Ehefrau Eileen inzwischen wieder verheiratet ist und zwei Kinder hat. Statt sich darüber zu ärgern, freut Hartigan sich für sie.
Verzweifelt sucht er nach Nancy. Endlich findet er die inzwischen Neunzehnjährige (Jessica Alba) auf der Bühne des Nachtklubs „Kadie’s“. Ihr fehlt kein Finger! Hartigan wird klar, dass er auf einen Bluff hereingefallen ist und Roark jr. ungewollt zu Nancy geführt hat. Er dreht sich um und versucht, unbemerkt wegzukommen, aber da entdeckt ihn Nancy, springt von der Bühne und küsst ihn.
Roark jr., der aufgrund der Medikamente, mit denen seine Verletzungen behandelt wurden, eine gelbe Haut hat („yellow bastard“) und entsetzlich stinkt, verfolgt die beiden und bringt sie in seine Gewalt. Während Roark jr. Nancy auspeitscht, sich an ihrer Angst weidet und darauf wartet, dass sie schreit, kann Hartigan sich befreien. Nachdem er Roark jr. totgeschlagen hat, verabschiedet er sich von Nancy, die ihm ihre Liebe gestanden hat.
Weil Hartigan weiß, dass Senator Roark keine Ruhe geben wird, bevor er sich an ihm gerächt hat und versuchen wird, über Nancy an ihn heranzukommen, erschießt er sich, damit die junge Frau nicht länger gefährdet ist: „Ein alter Mann stirbt; ein junges Mädchen lebt: fairer Tausch.“
Becky begegnet in einem Lift dem charmanten Auftragskiller, und die beiden fahren nach oben …
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)„Sin City“ ist der Titel einer von April 1991 bis Juni 1992 von „Dark Horse Comics“ veröffentlichten dreizehnteiligen Comic-Reihe von Frank Miller (* 1957), der übrigens in dem gleichnamigen Film kurz als Geistlicher im Beichtstuhl zu sehen ist. Deutsche Übersetzungen brachte der Carlsen Verlag ab 1994 heraus; 1999 übernahm der Verlag Schreiber und Leser die Reihe, und der Verlag Cross Cult ließ 2005 eine Neuauflage drucken.
- The Hard Goodbye
- A Dame to Kill For
- The Babe Wore Red and Other Stories
- Silent Night
- The Big Fat Kill
- That Yellow Bastard
- Daddy’s Little Girl
- Lost, Lonely & Lethal
- Sex & Violence
- Just Another Saturday Night
- Family Values
- Hell and Back
- Booze, Broads & Bullets
Mit Frank Miller als Co-Regisseur – und Quentin Tarantino als Gastregisseur der Szene, in der Dwight McCarthy (Clive Owen) mit einem Kofferraum voller Leichenteile zu einer Teergrube fährt – drehte Robert Rodriguez den Film „Sin City“, in dem Handlungen aus den Comics „The Hard Goodbye“, „The Big Fat Kill“ und „That Yellow Bastard“ lose verknüpft sind.
„Sin City“ spielt in der fiktiven amerikanischen Stadt Basin City, die fast ausschließlich von Prostituierten, korrupten Politikern und Polizisten, Gangstern und Perversen bewohnt zu sein scheint. Eine der wenigen Ausnahmen ist der integere, desillusionierte Cop John Hartigan (Bruce Willis), der sich ritterlich für eine junge Frau opfert.
In die düstere Geschichte von Sex and Crime übernahm Robert Rodriguez nicht nur den schwarzen Humor, sondern auch exzessive Gewaltszenen aus den Comics von Frank Miller. Als Äquivalent der Sprechblasen in den Comics lässt er die Gedanken der Figuren John Hartigan, Marv und Dwight McCarthy als voice-over hören. Ähnlich wie „Dick Tracy“ wirkt „Sin City“ wie ein Comic auf der Leinwand. Um das zu erreichen, schlug Robert Rodriguez völlig neue Wege ein: Er drehte zwar mit elektronischen Kameras in Farbe, machte aus den Aufnahmen jedoch mit der Colorkey-Technik einen brillanten Schwarz-Weiß-Film, in dem nur einzelne Farben aufleuchten: ein rotes Kleid, blondes Haar im Gegenlicht, rote Lippen, blaue Augen, die gelbe Haut von Roark jr. und rotes Blut. (Blut wird aber auch weiß dargestellt.) Die kontrastreichen, perfekt ausgeleuchteten Bilder entstanden vielfach mit der Greenscreen-Technik, d. h. man filmte die Personen zunächst vor einem grünen Hintergrund und fügte die Umgebung nachträglich im Computer hinzu. „Frank Miller’s Sin City“ ist ein artifizieller, innovativer und vor allem optisch faszinierender Film.
In Deutschland kam „Sin City“ zwar am 11. August 2005 ins Kino, wurde aber zunächst von großen Ketten boykottiert, weil der Verleiher bereits fürs Weihnachtsgeschäft mit einer DVD herauskommen wollte. In viele Kinos kam der Film deshalb erst mit einer Woche Verspätung.
Es heißt, dass Robert Rodriguez zwei weitere Folgen von „Sin City“ plant, und zwar Verfilmungen der Comics „A Dame to Kill For“ und „Lost, Lonely & Lethal“ oder „Hell and Back“ von Frank Miller.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008
Robert Rodriguez: El Mariachi
Robert Rodriguez: Desperado
Robert Rodriguez: From Dusk Till Dawn
Robert Rodriguez: Irgendwann in Mexiko