Following

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Following - Originaltitel: Following - Regie: Christopher Nolan - Drehbuch: Christopher Nolan - Kamera: Christopher Nolan - Schnitt: Christopher Nolan, Gareth Heal - Musik: David Julyan - Darsteller: Jeremy Theobald, Alex Haw, Lucy Russell, John Nolan, Dick Bradsell, Gillian El-Kadi, Jennifer Angel, Nicolas Carlotti, Darren Ormandy, Guy Greenway, Tassos Stevens, Tristan Martin, Rebecca James, Paul Mason, David Bovill u.a. - 1998; 70 Minuten

Inhaltsangabe

Bill ist einsam, arbeitslos und verwahrlost. Auf der Straße folgt er fremden Personen und macht sich dabei vor, Material für Romanfiguren zu sammeln. Ein von ihm beobachteter Fremder stellt ihn zur Rede: Cobb ist Einbrecher, aber das Diebesgut interessiert ihn nur nebenbei; faszinierender findet er es, sich in der Privatsphäre fremder Leute zu bewegen. Bill ahmt Cobb nach, doch als er sich bei der "Arbeit" anhand von Fotos in die Bewohnerin eines Apartments verliebt, verstößt er gegen alle Regeln ...
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Kritik

Christopher Nolan erzählt die kafkaeske Geschichte aus der Sicht des Protagonisten. "Following" ist ein beklemmender Thriller, der durch die Ökonomie seiner Bildersprache und die ungewöhnliche Erzählstruktur besticht.
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Bill (Jeremy Theobald) ist einsam, arbeitslos und verwahrlost. In seiner schäbigen Wohnung steht eine alte Schreibmaschine, denn er möchte Schriftsteller werden. Aus Langeweile folgt er auf der Straße fremden Personen und macht sich dabei vor, Material für Romanfiguren zu sammeln – wobei er übersieht, dass sich Charaktere nicht durch Beobachtung, sondern nur durch Kommunikation erschließen. Bald wird aus der Beschäftigung eine Obsession, denn Bill ist „selbst-los“ und auf der Suche nach einer eigenen Identität.

Eine seine Regeln lautet: Folge nie zweimal derselben Person. Doch als ein gut gekleideter Mann mit einer Tasche seine besondere Neugier erweckt, verstößt er dagegen und folgt dem Fremden in ein Café – wo er von dem Fremden, der die Observierung längst bemerkt hat, zur Rede gestellt wird. Cobb (Alex Haw) ist Einbrecher, aber kein gewöhnlicher, denn das Diebesgut interessiert ihn nur nebenbei; faszinierender findet er es, sich anhand persönlicher Dinge in den Apartments ein Bild von den Bewohnern zu machen und in ihr Leben einzugreifen. Mit Vorliebe durchwühlt er Schachteln mit Fotos, Briefen und anderen Erinnerungsstücken und lässt sie dann offen stehen, damit die Besitzer später feststellen, dass Fremde sich die Sachen angeschaut haben. Und er steckt beispielsweise einen anderswo gestohlenen Damenslip in die Tasche einer herumliegenden Herrenhose und malt sich aus, wie er dadurch die Beziehung eines ihm unbekannten Paares durcheinander bringt.

Cobb nimmt Bill bei seinem nächsten Einbruch mit und erklärt ihm, warum er überzeugt ist, dass hier ein junges intellektuelles Paar wohnt. Als die beiden Einbrecher in der Küche ein Glas Wein trinken, kommt die Bewohnerin nach Hause, aber Cobb durchschaut sofort, dass sie nicht ihren Lebenspartner, sondern einen Liebhaber bei sich hat: Sie wird also keine Anzeige erstatten. Souverän meistert Cobb die Situation und geht mit Bill ruhig zur Tür.

Als Objekt eines zweiten gemeinsamen Einbruchs schlägt Bill sein eigenes Apartment vor, aber Cobb findet in wenigen Minuten heraus, dass hier ein Arbeitsloser wohnt und interessiert sich nicht weiter dafür.

Rasiert, mit frisch geschnittenen Haaren und sauberem Anzug versucht Bill, seinem neuen Vorbild ähnlich zu werden. Sie essen in einem feinen Restaurant, und als die Rechnung kommt, schiebt Cobb Bill eine gestohlene Kreditkarte zu und fordert ihn auf, den Beleg zu unterschreiben.

In der dritten Wohnung, in die Cobb und Bill einbrechen, lebt offenbar eine attraktive Blondine (Lucy Russel), von der mehrere Fotos herumstehen. Bill packt ein paar Wertsachen in eine Tasche und steckt einen Streifen mit vier Automatenfotos der Frau ein.

Ohne Cobb etwas davon zu sagen, späht er die Blondine aus und spricht sie in einer Bar an. Sie sei früher mit dem Besitzer der Bar zusammen gewesen, warnt sie Bill, und bei dem handele es sich um einen ebenso eifersüchtigen wie gefährlichen Gangster, der sein Geld vor allem mit pornografischen Fotos mache. Einem Widersacher habe er zuerst die Finger einzeln mit einem Hammer zerschlagen und ihm dann den Kopf zertrümmert. Bill lässt sich jedoch nicht abschrecken und beginnt eine Affäre mit der geheimnisvollen Blondine.

Schließlich erzählt sie ihm, sie werde von dem Gangster erpresst und könne nichts dagegen machen, solange er pornografische Aufnahmen von ihr im Tresor habe. Sie kenne zwar die Kombination des Schlosses, aber sie wage sich nicht in sein Büro. Bill ist bereit, die Fotos für sie zu rauben. Nachts dringt er in die Bar ein, öffnet den Safe und findet darin nicht nur einen Umschlag mit Bildern, sondern auch sehr viel Geld. Jemand ertappt ihn, aber Bill schlägt ihn mit einem Hammer nieder. Weil er weder eine Tasche noch einen Beutel findet, zieht er sich bis auf die Unterhose aus, klebt sich die Geldbündel mit Klebeband auf die Haut und versteckt alles unter der Kleidung.

An den harmlosen Fotos merkt Bill, dass er hereingelegt wurde. Sollte er das Geld für die Blondine rauben? Er stellt sie zur Rede. Sie gibt zu, ihn im Zusammenspiel mit Cobb getäuscht zu haben. Cobb sei bei einem Einbruch in einer Wohnung auf eine alte Frau gestoßen, die offenbar gerade erschlagen worden war. Weil er von der Polizei als Mörder verdächtigt wird, suchte er Bill aus und brachte ihn dazu, seine Einbruchsmethoden nachzumachen. In der Bar sollte er geschnappt werden. Das hätte die Polizei zumindest verunsichert.

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überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Am nächsten Tag meldet Bill sich bei der Polizei, erzählt, wie er Cobb kennen lernte und gesteht auch die Einbrüche. Ein Beamter (John Nolan) hört sich die Geschichte ruhig an und klärt Bill dann darüber auf, dass in letzter Zeit keine alte Frau ermordet worden sei und deshalb auch nicht gegen Cobb ermittelt werde. Vor ein paar Stunden habe jedoch ein von einer Reise zurückgekehrter Urlauber in seiner Wohnung die Leiche der Blondine gefunden, von der Bill sprach. Jemand zerschlug ihr die Finger mit einem Hammer und zertrümmerte ihr dann den Schädel. Die Polizei hat inzwischen Schmuck und Unterwäsche der Ermordeten in Bills Apartment gefunden und ermittelt, dass er kürzlich in einem Restaurant mit der Kreditkarte des Urlaubers bezahlte. Aufgrund der Indizien hält die Polizei den Mordfall für aufgeklärt. Bill wird festgenommen.

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Die kafkaeske Geschichte wird von Bill erzählt und ist in eine Rahmenhandlung eingebettet: Bill sitzt vor einem Polizisten und macht eine Aussage darüber, wie er in einem Labyrinth aus Lug und Trug zum Spielball wurde. Wir Zuschauer verfolgen das Geschehen ebenso hilflos, wie es der Protagonist erlebte, denn die Entwicklung verläuft nicht chronologisch, sondern wie in einem Irrgarten aus verschiedenen Zeitebenen. Erst allmählich fügen sich die Puzzleteile zu einem Bild zusammen – und dann kippt noch einmal alles um. Die Spannung und eine beklemmende Atmosphäre bleiben bis zum letzten Bild erhalten.

Der Titel „Following“ bezieht sich zunächst darauf, dass Bill fremden Personen auf der Straße nachgeht und seinem Vorbild Cobb folgt (im Sinne von nachahmen); außerdem spielt Christopher Nolan damit auf die unkonventionelle Erzählstruktur seines Debütfilms an.

„Following“ wurde mit einer Handkamera in Schwarz-Weiß gedreht und besticht nicht zuletzt durch die Ökonomie der Bildersprache.

Christopher Nolan drehte den ungewöhnlichen Film zusammen mit anderen Cineasten, die wie er nur abends und am Wochenende dafür Zeit hatten, weil sie berufstätig waren. Das Geld fürs Filmmaterial brachte er selbst auf, denn ein Budget gab es nicht.

In Deutschland kam „Following“ (1998) erst im Februar 2005 aufgrund des Erfolgs von „Memento“ ins Kino.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.