Die kleine Diebin

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Die kleine Diebin

Die kleine Diebin – Originaltitel: La petite voleuse – Regie: Claude Miller – Drehbuch: François Truffaut, Claude de Givray, Luc Béraud, Annie Miller – Kamera: Dominique Chapuis – Schnitt: Albert Jurgenson – Musik: Alain Jomy – Darsteller: Charlotte Gainsbourg, Didier Bezace, Simon de La Brosse, Clotilde de Bayser, Raoul Billerey, Chantal Banlier, Nathalie Cardone, Renée Faure, Catherine Arditi, Gilbert Bahon, Clothilde Baudon, Joëlle Bruyas, Denise Chiabaut, Philippe Deplanche, Erick Deshors, Florent Gibassier, Marion Grimault, Claude Guymont u.a. – 1988; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Die bei Pflegeeltern aufgewachsene 16-jährige Janine findet romantische Gefühle nur im Kino, und die fehlende Liebe kompensiert sie durch sinnlose Ladendiebstähle. Trotzig bringt sie einen 43-Jährigen dazu, sie zu deflorieren und mit ihr eine Liebesaffäre anzufangen. Dann gewinnt sie einen Kleinkriminellen als Liebhaber, doch ihr Glück ist von kurzer Dauer, denn Janine wird in ein Erziehungsheim gesperrt ...
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Kritik

Sensibel und differenziert wird in "Die kleine Diebin" das Coming of Age der von Charlotte Gainsbourg nuanciert, eindrucksvoll und überzeugend gespielten Jugendlichen dargestellt.
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In einer französischen Kleinstadt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg: Die jetzt sechzehnjährige Janine (Charlotte Gainsbourg) wuchs bei Pflegeeltern auf, die sie „Tante Léa“ und „Onkel André“ (Chantal Banlier, Raoul Billerey) nennt. Ihren Vater kennt sie nicht, und ihre Mutter, die sich irgendwo in Süditalien herumtreibt, ließ seit Jahren nichts von sich hören. Romantische Gefühle gibt es für Janine nur im Kino, und die fehlende Liebe kompensiert sie durch sinnlose Ladendiebstähle, bis der Inhaber einer Modeboutique bei ihren Pflegeeltern auftaucht und der ahnungslose „Onkel“ das gehortete Diebsgut unter ihrem Bett entdeckt. Daraufhin bricht Janine die Schule ab und hilft André Rouleau vorübergehend auf seinem Marktstand.

Um eigenes Geld zu verdienen, fängt Janine in der nächsten Großstadt bei Séverine und Jacques Longuet (Clotilde de Bayser, Philippe Deplanche), einem jungen Paar, als Dienstmädchen an und bezieht eine Kammer in der großbürgerlichen Wohnung. Séverine, die sich auf das Kind freut, das sie erwartet, behandelt Janine verständnisvoll und großzügig.

Im Kino macht Janine sich an einen erwachsenen Mann heran. Er heißt Michel Davenne (Didier Bezace), arbeitet auf dem Katasteramt und leitet in seiner Freizeit einen Chor. Von ihm möchte Janine defloriert werden, aber der Dreiundvierzigjährige, der verheiratet ist und Kinder hat, will nicht ihr Erster sein. Da gibt Janine sich kurzerhand einem jungen Handwerker hin, der in der Wohnung ihrer Herrschaft zu tun hat. Nachdem das Hindernis beseitigt ist, beginnt Michel eine Affäre mit ihr. Er weiht sie nicht nur in die Erotik ein, sondern auch in die Welt der Musik und der Literatur. Außerdem motiviert er sie zur Teilnahme an einem Schreibmaschinenkurs.

Eines Tages überrascht sie im Büro der Institutsleiterin einen jungen Dachdecker, der hereingeklettert war, um Geld zu stehlen. Statt ihn zu verraten, trifft sich Janine mit ihm und findet in dem Kleinkriminellen einen Liebhaber, der wie sie eine unglückliche Kindheit hatte und seinen Weg erst noch sucht. Raoul (Simon de La Brosse) träumt davon, an Motorrad-Rennen teilzunehmen, aber eine geeignete Maschine kann er sich nicht leisten.

Um Raoul das Geld zu beschaffen, bestiehlt Janine bei einer Abendgesellschaft ihrer Herrschaft die Gäste und flieht dann durch ein Fenster.

Raoul und sie fahren ans Meer. Eine mit ihrer Kuhherde vorbeikommende Bäuerin sieht, wie sich die beiden nackt in den Dünen lieben. Entrüstet geht sie weiter, doch als Janine eine Handgranate im Sand findet und Raoul sie in der Nähe ihrer Kühe detonieren lässt, zeigt sie das Paar bei der Polizei an. Als die Gendarmen kommen, ist Raoul gerade mit dem Motorrad unterwegs und entgeht der Verhaftung. Von weitem beobachtet er, wie sich Janine vergeblich gegen die Festnahme wehrt.

Man sperrt sie in ein von strengen Klosterschwestern geleitetes Erziehungsheim. Dort befreundet Janine sich mit Mauricette (Nathalie Cardone), die von ihrem Freund Raymond (Erick Deshors) einen Fotoapparat geschenkt bekam, den dieser seinem Vater gestohlen hatte. Mauricette zeigt Janine, wie Abzüge hergestellt werden.

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Raymond verhilft den beiden Mädchen zur Flucht. Zum Abschied schenkt Mauricette Janine den Fotoapparat.

Janine spürt, dass sie schwanger ist. Sie kehrt zu ihren Pflegeeltern zurück, aber die verbitterte Léa weigert sich, ihr etwas zum Essen zu geben, geschweige denn sie wieder aufzunehmen.

Im Kino sieht Janine, wie Freiwillige an Bord eines Schiffes gehen, das sie nach Indochina bringen wird, wo sie für Frankreich kämpfen wollen [Indochina-Krieg]. Unter den jungen Männern glaubt sie Raoul zu sehen, von dem sie nichts mehr gehört hat.

Sie sucht eine Engelmacherin auf, und weil Janine kein Geld hat, muss sie ihre Kamera dalassen. Am nächsten Tag soll die Abtreibung vorgenommen werden. Doch in der Nacht bricht Janine bei der Engelmacherin ein und holt sich die Kamera zurück. Sie hat sich für ihr Kind entschieden und fährt am nächsten Morgen mit einem Bus in eine ungewisse Zukunft.

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In „Die kleine Diebin“ geht es um das Coming of Age einer rebellischen Sechzehnjährigen, die lieblos aufwuchs, sich nach Liebe sehnt und nach ihrer Identität sucht. Sensibel und differenziert wird die Entwicklung der von Charlotte Gainsbourg (* 1971) nuanciert, eindrucksvoll und überzeugend gespielten Jugendlichen dargestellt.

„Die kleine Diebin“ entstand nach dem letzten von François Truffaut hinterlassenen Drehbuch. Regie führte Claude Miller, der von 1968 bis 1975 mit François Truffaut (1932 – 1984) zusammengearbeitet hatte.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008

Claude Miller (kurze Biografie / Filmografie)

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.