Verbotene Spiele

Verbotene Spiele

Verbotene Spiele

Verbotene Spiele – Originaltitel: Jeux interdits – Regie: René Clément – Drehbuch: Jean Aurenche, Pierre Bost, Pierre Bost, François Boyer nach dem Roman "Verbotene Spiele" von François Boyer – Kamera: Robert Juillard – Schnitt: Roger Dwyre – Musik: Narciso Yepes – Darsteller: Georges Poujouly, Brigitte Fossey, Amédée, Laurence Badie, Suzanne Courtal, Lucien Hubert, Jacques Marin, Pierre Merovée, André Wasley, Louis Saintève u.a. – 1952; 85 Minuten

Inhaltsangabe

Die fünfjährige Paulette überlebt im Juni 1940 einen deutschen Luftangriff, aber vor ihren Augen werden ihre Eltern und ihr Hund getötet. Auch ein Sohn der Bauernfamilie, die das Waisenmädchen aufnimmt, stirbt. Nach dem Vorbild der Erwachsenen begräbt Paulette ihren toten Hund, und damit er nicht allein in der Erde ruhen muss, legt der elfjährige Bauernsohn Michel mir ihr zusammen bei einer stillgelegten Mühle einen Tierfriedhof an. Die Grabkreuze stiehlt er auf dem Friedhof der Gemeinde ...
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Kritik

"Verbotene Spiele", die Verfilmung eines Romans von François Boyer durch René Clément, ist eine ebenso schlichte wie ergreifende Geschichte über zwei Kinder, die mit der Erwachsenen-Welt und dem Tod konfrontiert werden.
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Im Juni 1940 wird ein Flüchtlingskonvoi in Frankreich von einem deutschen Tiefflieger angegriffen. Weil danach das Auto einer jungen Familie nicht mehr anspringt und die schmale Straße blockiert, schieben ein paar Männer es mitleidlos in den Straßengraben. Die fünfjährige Paulette (Brigitte Fossey) holt ihren kleinen Hund aus dem kaputten Wagen. Kurz darauf reißt das Tier auf einer Brücke aus. Paulette rennt ihm nach, und die besorgten Eltern folgen dem Kind. Ein Geschwader deutscher Flugzeuge lässt Bomben fallen, und ein weiterer Tiefflieger beschießt die Flüchtlinge. Paulette überlebt den Angriff, aber ihre Eltern und der Hund kommen dabei um.

Ein anderes Flüchtlingspaar setzt Paulette auf den Handkarren, den der Mann zieht, aber seine Frau nimmt dem Kind den Kadaver ab und wirft ihn achtlos von der Brücke in den Fluss. Daraufhin springt Paulette von dem Karren und läuft am Ufer entlang, bis sie ihren Hund aus dem seichten Wasser bergen kann.

Mit dem toten Tier auf dem Arm irrt sie weiter, bis sie auf den elfjährigen Bauernsohn Michel Dollé (Georges Poujouly) trifft, der dabei ist, eine ausgerissene Kuh einzufangen. Er bringt sie dazu, den Hund liegen zu lassen und nimmt sie mit nach Hause. Sein Vater (Lucien Hubert) will zunächst keine weitere Esserin auf dem Hof, aber Michel weist ihn darauf hin, dass die Waise bei den verhassten Nachbarn Zuflucht suchen und Gouard (André Wasley) dann vielleicht eine zweite Rettungsmedaille bekommen könnte. Um das zu verhindern, nimmt Dollé das Kind auf.

Nachdem Paulette gehört hat, dass ihre Eltern mit 16 weiteren auf der Brücke getöteten Flüchtlingen in einem Massengrab bestattet wurden, beerdigt sie mit Michels Hilfe ihren toten Hund im Innenhof einer stillgelegten Mühle und spricht ein auswendig gelerntes Gebet. Und damit der Hund nicht allein in der Erde ruhen muss, nimmt Michel einem Uhu einen toten Maulwurf weg und legt ein zweites Grab an. Später raubt er zwei Küken der Gouards und tötet sie, um den kleinen Tierfriedhof erweitern zu können.

Georges (Jacques Marin), der älteste der drei Dollé-Söhne, wurde von einem durchgegangenen Pferd der Flüchtlinge verletzt und liegt im Sterben.

Der Nachbarsohn Francis Gouard (Amédée, bürgerlich: Philippe de Cherisey) kehrt als Deserteur aus dem Krieg zurück. Trotz der Feindschaft der beiden Familien sind er und Berthe Dollé (Laurence Badie) heimlich ein Liebespaar.

Weil die selbst gebastelten Grabkreuze nicht schön genug sind, bricht Michel die Kreuze von dem für Georges hergerichteten Leichenwagen ab, und als sein Vater ihr Fehlen während der Totenmesse bemerkt, lenkt Michel den Verdacht auf die Nachbarn, bis Dollé überzeugt ist, dass Gouard die Kreuze aus Bosheit gestohlen hat.

Michel beichtet den Diebstahl, und der Pfarrer (Louis Saintève) gibt ihm ein halbes Dutzend „Vater unser“ als Buße auf. Während Michel die Gebete in einer Kirchenbank herunterleiert, betritt seine Schwester Berthe den Beichtstuhl, damit ihr zum wiederholten Mal die Sünde der Unkeuschheit mit Francis vergeben wird. Michel will die Gelegenheit nutzen, um das große Altarkreuz zu rauben, aber der Pfarrer ertappt ihn bei dem misslungenen Versuch.

Daraufhin holt Michel mit einer Schubkarre 14 Grabkreuze vom Friedhof der Gemeinde.

Am ersten Sonntag nach Georges‘ Beerdigung machen sich die Dollés auf den Weg zum Friedhof, und als Gouard das sieht, geht er mit seiner Familie demonstrativ zum Grab seiner verstorbenen Frau.

Das Kreuz an Georges‘ Grab fehlt. Für Dollé gibt es keinen Zweifel, dass es von Gouard gestohlen wurde. Deshalb reißt er das Kreuz am Grab der verstorbenen Nachbarin aus dem Boden und zertrümmert es. Gouard sieht das, als er den Friedhof erreicht. Die beiden Männer raufen miteinander, bis der Pfarrer angerannt kommt und Michel als Dieb verrät.

Der Elfjährige rennt davon und versteckt sich.

Inzwischen hat er bei der alten Mühle einen hübschen Tierfriedhof mit mehr als einem Dutzend blumengeschmückten Gräbern angelegt. Bevor er ihn Paulette zeigen kann, tauchen zwei Gendarme auf dem Bauernhof auf. Sie suchen allerdings nicht den Dieb der Kreuze, sondern wollen Paulette in ein Waisenhaus bringen. Zur gleichen Zeit wird Michel von seinem Vater gefunden. Als Gegenleistung für das Versprechen seines Vaters, Paulette nicht wegzugeben, verrät Michel, wohin er die Kreuze gebracht hat. Dollé hält sich jedoch nicht an die Abmachung, sondern fügt sich den Behörden.

In seinem Zorn zerstört Michel den Tierfriedhof und wirft alle Kreuze in den Fluss.

Paulette wird am Bahnhof von einer Rot-Kreuz-Schwester für den Abtransport ins Waisenhaus vorbereitet. Als sie eine Frau „Michel“ rufen hört, springt sie auf und verschwindet auf der Suche nach ihrem Freund in der Menge.

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François Georges Boyer (1920 – 2003) hatte den Plot zunächst als Drehbuch bearbeitet, aber keinen Abnehmer gefunden und deshalb einen Roman daraus gemacht, der 1947 veröffentlicht wurde: „Jeux interdits“ / „Verbotene Spiele“. 1952 verfilmte René Clément die literarische Vorlage, und François Boyer schrieb am Drehbuch mit.

In dem Drama „Verbotene Spiele“ prallen die Vorstellungen von zwei Kindern mit der Erwachsenen-Welt zusammen. Vor den Augen der fünfjährigen Paulette werden ihre Eltern und ihr Hund von einem Tiefflieger getötet, und in der Bauernfamilie, die das verwaiste Mädchen aufnimmt, liegt der älteste Sohn im Sterben. Paulette wird mit dem Tod konfrontiert, aber auch mit dem Landleben, das ihr als Stadtkind fremd ist. Paulette und ihr neuer, elfjähriger Freund Michel verarbeiten die schockierenden Erlebnisse mit einem makabren Spiel, das durch die verbotene Liebesbeziehung von Michels älterer Schwester und dem Sohn der verhassten Nachbarfamilie gespiegelt wird. Nebenbei reißen François Boyer und René Clément in „Verbotene Spiele“ auch die religiöse Fassade des Lebens auf dem Land ein.

Die ergreifende Geschichte wird ohne Sentimentalität erzählt, und zwar vorwiegend aus der Sicht Paulettes, die von Brigitte Fossey (* 1946) mit erstaunlichem Facettenreichtum eindrucksvoll gespielt wird. Bei den Darstellern von Paulettes Eltern handelt es sich übrigens um Brigitte Fosseys Eltern. Überzeugend ist nicht nur die Hauptdarstellerin, sondern auch die übrige Besetzung.

Die Musikuntermalung von „Verbotene Spiele“ wurde von dem spanischen Gitarristen Narciso Yepes (1927 – 1997) eingespielt. Als Hauptthema arrangierte er die vermutlich aus dem späten 19. Jahrhundert stammende „Romance Anónimo“. Obwohl die schlichte Etude bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Repertoire klassischer Gitarristen zählte, beanspruchte er die Urheberrechte.

„Verbotene Spiele“ wurde 1952 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit einem „Goldenen Löwen“ ausgezeichnet und im Jahr darauf in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ für einen „Oscar“ nominiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.