Jürgen Trimborn : Hildegard Knef
Inhaltsangabe
Kritik
Hildegard Knef (tabellarische Biografie)
Jürgen Trimborn beschreibt in seiner Biografie „Hildegard Knef“ das Auf und Ab in der Karriere des Weltstars und lässt erkennen, dass er von der Persönlichkeit Hildegard Knefs fasziniert ist.
Was mich […] an Hildegard Knef interessiert und fasziniert hat, war zudem die Art und Weise, wie sich in ihrem Leben und ihrer Karriere die komplette Nachkriegszeit widerspiegelt, wie viele abstrakte Vorgänge der zurückliegenden Jahrzehnte anhand dessen, was sie erlebt und auch wie sie es geschildert hat, greifbar und lebendig werden. (Seite 23)
Hildegard Knef war ein Mensch, der sich immer wieder neu erfunden hat. Immer dann, wenn Journalisten sie totsagten, überraschte eine völlig neue Knef. (Seite 13)
Jürgen Trimborn bewundert die außerordentlichen Erfolge der Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin, setzt sich jedoch auch kritisch mit ihrer Selbstdarstellung auseinander.
Aber nicht nur künstlerisch war die Knef ihrer Zeit voraus, auch die Art und Weise, wie sie sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren und wie sie mit der Presse umzugehen wusste, war für ihre Zeit innovativ. (Seite 15)
Knefs Begabung für Selbstdarstellung war enorm. Ähnlich wie ihr Vorbild Marlene Dietrich war auch sie eine Meisterin der Selbstinszenierung. (Seite 18)
Besonders eingehend befasst sich Jürgen Trimborn mit den angeblichen Erlebnissen Hildegard Knefs in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass sie einiges schlichtweg erfunden habe, zum Beispiel die Verwicklung in Kämpfe des Volkssturms.
Es spricht vieles dafür, dass es zu diesem Vorfall nie gekommen ist, nichts hingegen dafür, dass Knef und Demandowsky zu irgendeinem Zeitpunkt tatsächlich aktiv in die Kampfhandlungen involviert gewesen sind. (Seite 92)
Er bezweifelt auch, dass sie ihren nationalsozialistischen Liebhaber Ewald von Demandowsky im Mai 1945 in einem sowjetischen Gefangenenlager in Biesenthal bei Eberswalde zurückließ und danach nie wieder etwas von ihm hörte. Jürgen Trimborn nimmt hingegen an, dass beide unbeschadet aus Friesack nach Berlin zurückkehrt seien und Ewald von Demandowsky sich dann noch monatelang im Keller seiner zerbombten Villa in Berlin-Dahlem versteckt habe. Seinen Recherchen zufolge wurde Ewald von Demandowsky dort am 7. November 1945 von der amerikanischen Militärpolizei verhaftet.
Jürgen Trimborn unterstellt Hildegard Knef, dass sie angebliche Erlebnisse mit schriftstellerischer Freiheit erfunden oder zumindest zurechtgebogen habe.
Zu so dramatischen Szenen passt natürlich keine unspektakuläre Freilassung – im Geschenkten Gaul behauptet sie, dem Lager durch eine abenteuerliche ‚Flucht‘ entkommen zu sein. All dies sind, wie schon Knefs eigene Schilderungen aus den Fünfzigerjahren belegen, freie Erfindungen, Ausschmückungen einer Geschichte, die sich völlig anders zugetragen hat, sich aber derart spektakulär aufbereitet natürlich besser verkaufen lässt und für größeres Aufsehen sorgt. Zudem geht es Knef auch darum, ein bestimmtes Bild von sich zu vermitteln. Auffällig ist, dass die Schriftstellerin Hildegard Knef der Neunzehnjährigen hier all die Eigenschaften zuschreibt, die zum späteren Knef-Image gehören: Trotz, Wut, Tapferkeit, Furchtlosigkeit, Unerschrockenheit, Durchsetzungsvermögen. (Seite 95)
Die Rolle der kämpferischen, starken Frau, die sie hier spielte, war die größte und beste, die Hildegard Knef je in ihrem Leben gespielt hat – nie war sie als Schauspielerin so überzeugend wie als Hauptdarstellerin ihrer eigenen Lebenslegende. (Seite 19)
Jürgen Trimborn hat viel Material über Hildegard Knef gesammelt und auch Gespräche mit Zeitzeugen geführt, so zum Beispiel mit Paul von Schell (18. August 2004, 13. Mai 2005), David Cameron (12. Januar 2005, 27. April 2005), Fritz Molden (12. Januar 2005), René Koch (27. Januar 2005), Prof. Dr. Günther Reiffenstuhl (29. März 2005), Dr. Marion Pongracz (19. April 2005), Franz Schrapfeneder (27. April 2005), Johannes Mario Simmel (30. April 2005), Uwe Heldt (21. Mai 2005).
Trotz seiner Akribie sind ihm einige Fehler unterlaufen, zum Beispiel:
Seite 76: In dem Film „Träumerei“ führte Harald Braun Regie, nicht Harald Paulsen.
Seite 203f: Jürgen Trimborn schreibt, „Bild“ habe pünktlich zur Deutschlandpremiere des Films „Schnee am Kilimandscharo“ Gerüchte über eine Affäre der Hauptdarsteller Hildegard Knef und Gregory Peck aufgebracht. Hildegard Knef sei deshalb von Darryl F. Zanuck fallengelassen worden und habe dann „Alraune“ und „Auf den Straßen von Paris“ gedreht. – Die Deutschlandpremiere von „Schnee am Kilimandscharo“ war am 13. März 1953, Hildegard Knefs Gegendarstellung in der „Bild“-Zeitung erschien am 6. März 1953. Die Dreharbeiten für „Alraune“ und „Auf den Straßen von Paris“ fanden aber bereits 1952 statt.
Seite 265: Hildegard Knef war nicht in der Fernsehshow „Hildegard Knef. Portrait in Musik“ am 9. November 1963 erstmals als Sängerin im Fernsehen. Bereits am 16. Mai 1963 hatte sie im ZDF ihre erste Allein-Sendung: „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“.
Seite 322: In der Dick Cavett Show vom 11. Juli 1971 war Hildegard Knef nicht der einzige Gast. James Michener und Joe Raposo saßen ebenfalls in der Sendung.
Seite 411: Zu den Endnoten 99 und 100 fehlen die Angaben im Anhang.
Seite 422: Die Taschenbuch-Ausgabe der Autobiografie von Marlene Dietrich – „Nehmt nur mein Leben Reflexionen“ – erschien nicht 1990, sondern 1981 im Goldmann Verlag.
Die Deutsche Verlags-Anstalt veröffentlichte die Biografie von Jürgen Trimborn 2005 unter dem Titel „Hildegard Knef. Das Glück kennt nur Minuten. Die Biografie“, nahm das Buch dann aber vom Markt, weil der Witwer Paul von Schell wegen einer Reihe von angeblichen Fehlern mit rechtlichen Schritten gedroht hatte. Jürgen Trimborn sagte dazu:
Wenn Sie sich die Mühe machen, die Erstausgabe mit der jetzigen Taschenbuchausgabe zu vergleichen, werden Sie feststellen, dass keine einzige grundlegende Aussage meines Ursprungstextes verändert worden ist. (Jürgen Trimborn im Interview mit Ulrich Faure, „BuchMarkt“, 7. März 2007)
Eine vom Autor überarbeitete Version – auf die sich dieser Buchtipp bezieht – erschien zwei Jahre später als Goldmann-Taschenbuch: „Hildegard Knef. Die Biographie“.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013
Textauszüge: © Deutsche Verlags-Anstalt
Hildegard Knef (tabellarische Biografie)
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Petra Roek: Fragt nicht warum. Hildegard Knef. Die Biografie
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