Stierkampf


Bis ins 16. Jahrhundert veranstaltete der spanische Adel bei bestimmten Festen und zur körperlichen Ertüchtigung Stierkämpfe. Dabei hatte ein berittener cabaliero den Stier mit einer Lanze zu töten. Von 1600 an wurden unberittene Stierkämpfe üblich. Francisco Romero stellte zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Ronda die im Wesentlichen heute noch gültigen Regeln auf.

Ein Stierkampf (corrida de toros) beginnt mit einem feierlichen Einzug (el paseillo) der Stierkampftruppen (cuadrilla) in den traditionellen Kostümen des 17. Jahrhunderts. Gewöhnlich besteht eine corrida aus sechs Kämpfen, die von drei matadores abwechselnd in der Stierkampfarena (plaza de toros) durchgeführt werden und jeweils etwa zwanzig Minuten dauern.

Den in die Arena stürmenden Stier (toro) reizen die capeadores mit ihren Tüchern in gelb und rosa (capa). Handelt es sich um einen ausgewachsenen Stier, reiten zwei picadores herein, die ihn mit ihren Lanzen (puya) dreimal in die Nackenmuskeln stoßen.

Ein blechernes Hornsignal kündigt das nächste terzio des Kampfes an: Drei banderilleros reizen den Stier nacheinander zum Angriff, laufen ihm dann entgegen und setzen ihm dabei jeweils ein Paar banderillas in den blutenden Nacken.

In der letzten Phase des Stierkampfes, der suerte supreme, dirigiert der matador das Tier so mit der muleta, dass er den Angriffen durch die traditionell festgelegten Bewegungsfiguren möglichst elegant ausweichen kann. Zum Schluss bringt er den etwa 500 Kilogramm schweren Kampfstier dazu,
den Kopf zu senken, damit er ihm einen neunzig Zentimeter langen Degen (estoque) zwischen die Schulterblätter stoßen kann. Das häufig erst nach mehreren Degenstößen zusammengebrochene Tier wird von einem punterillo mit einem Stilettstich ins Genick getötet und mit einem Ochsengespann aus der Arena geschleift.

Gelang der Todesstoß (estocada) beim ersten Versuch, erhält der matador in der Regel ein abgeschnittes Ohr des Stiers. Ist das Publikum begeistert, kann ihm als besondere Auszeichnung auch der Schwanz zuerkannt werden. Einen matador, der in einer corrida zwei Ohren bekommt, tragen die aficionados auf ihren Schultern aus der Arena.

Stierkämpfe zu Pferd (rejoneo) finden seltener statt. Der Ablauf ist ähnlich. Der Stierkämpfer heißt allerdings nicht matador, sondern rejoneador. Er reitet keinen alten,

mit einer schweren Decke vor den Hornstößen des Kampfstiers notdürftig geschützten Ackergaul, sondern ein edles Tier ohne jeglichen Schutz. Durch dessen Bewegung bringt er den Stier zum Angriff und allein durch die Reitkunst des rejoneador und die Gewandtheit des Pferdes entgehen sie den Stierhörnern – oft nur um wenige Zentimeter. Capa bzw. muleta kommen nicht zum Einsatz. Bereits die banderillas werden vom Pferderücken aus gesetzt. Getötet wird der Kampfstier mit einer Lanze (rejón de muerte). Während eines zwanzigminütigen Stierkampfes wechselt der rejoneador zwei- bis dreimal das Pferd.

Nachtrag 2013:
Anfang 2012 verbot Katalonien Stierkämpfe. Daraufhin erklärt das spanische Parlament den Stierkampf im November 2013 mit den Stimmen der konservativen Volkspartei zum immateriellen Kulturgut Spaniens und stellte ihn unter besonderen Schutz. Auf das Verbot in Katalonien hat das allerdings keinen Einfluss. Die Zahl der Corridas halbierte sich in den letzten fünf Jahren.

Literatur über den Stierkampf

  • Alison Louise Kennedy: Stierkampf (1993; Übersetzung: Ingo Herzke)
  • Rolf Neuhaus: Der Stierkampf. Eine kleine Kulturgeschichte (2007)

© Dieter Wunderlich 2005 / 2013

Cristina Sanchez (Kurzbiografie der ersten offiziellen matadora)

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Alberto Moravia hat seinen Debüt­roman "Die Gleichgültigen" beinahe wie ein Theaterstück konzipiert. Die Szenerie wird ausführlich beschrie­ben, und das Geschehen erschließt sich vor allem aus Dialogen. Die Faschisten verboten den Roman, als sie die Kritik begriffen.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.