Janne Mommsen : Die kleine Inselbuchhandlung

Die kleine Inselbuchhandlung
Die kleine Inselbuchhandlung Originalausgabe Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2018 ISBN 978-3-499-29154-8, 286 Seiten ISBN 978-3-644-40223-2 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Die 40-jährige Flugbegleiterin Greta Wohlert will sich nach einer Panikattacke nur kurz bei ihrer Tante auf Föhr erholen, aber in den Dünen beschließt sie, nicht nach Frankfurt zurückzukehren, sondern auf der Insel zu bleiben. Sie kündigt bei der Lufthansa und eröffnet "Die kleine Inselbuchhandlung" ...
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Kritik

Bei der Handlung kommt es Janne Mommsen nicht auf Realismus an, die Figuren bleiben flach, und auch sonst gibt es keinen Tiefgang. Der Roman "Die kleine Inselbuchhandlung" ist Wohlfühl- bzw. leichte Urlaubslektüre.
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Panikattacke

Die 40-jährige Flugbegleiterin Greta Wohlert bereitet sich und die Passagiere in einem Lufthansa-Airbus auf den planmäßigen Flug von Frankfurt nach Shanghai vor. Unversehens rast ihr Puls. Sie ringt nach Luft, verliert das Bewusstsein. Eine der Türen wird noch einmal geöffnet, und Sanitäter holen Greta mit einer Hebebühne aus der Maschine. Auf der Krankenstation des Flughafens erholt sie sich rasch wieder. Die Ursache der Panikattacke bleibt unklar, und nachdem der Arzt Greta vorsichtshalber für drei Tage krankgeschrieben hat, fährt sie mit dem Zug nach Norden, um ihre über 70 Jahre alte Tante Hille auf der Insel Föhr zu besuchen. Das werde ihr guttun, glaubt sie.

Gretas Eltern Nane und Hauke Wohlert stammten von dort, zogen aber kurz vor der Geburt ihrer Tochter nach Frankfurt am Main. Die Mutter starb, als Greta noch ein Säugling war. Der Vater, ein Bauingenieur, folgte ihr letztes Jahr ins Grab. Er wurde 84 Jahre alt. Seine Schwester Hille lebt seit 30 Jahren mit ihrer Lebensgefährtin Karen in dem von ihrem Vater gebauten Haus am Strand von Föhr. Gretas Großvater Friedrich („Fritz“) Wohlert amtierte als Schulleiter und Bürgermeister der Inselhauptstadt.

An einer windgeschützten Stelle in den Dünen liest Greta am nächsten Tag „Momo“. Das Buch stammt aus den riesigen Buchbeständen des Großvaters, die Tante Hille nun durch einen Flohmarkt wenigstens verkleinern möchte.

Greta beobachtet einen Kite-Surfer. Es ist Claas, den sie seit der Kindheit kennt, denn ihr verwitweter Vater war im Sommer oft mit ihr auf Föhr. Claas träumt von einer eigenen Surfschule auf Hawaii, verdient aber gerade als Geschäftsführer der Pension „Dünenwind“ noch etwas fürs Startkapital. Greta und Claas freuen sich über das Wiedersehen.

Am nächsten Tag muss Greta wieder zurück nach Frankfurt, denn sie ist erneut für einen Flug nach Shanghai eingeteilt. Auf der Fähre erleidet sie eine weitere Panikattacke. Im letzten Augenblick geht sie von Bord und sucht den Arzt Dr. Sörensen auf, der sie für zwei Wochen krankschreibt.

Greta, die in ihrer Lufthansa-Uniform und mit einem Handkoffer auf die Insel gekommen ist, kauft im Laden von Wiebke Lorenzen zusätzliche Unterwäsche und Kleidung zum Wechseln.

Flohmarkt

Um sich abzulenken, baut sie den von Hille geplanten Flohmarkt auf. Eine ihrer ersten Kundinnen ist Carola Schmidt, die Pastorin des Friesendoms St. Johannis. Sie holt sich erotische Literatur.

In mehreren Büchern entdeckt Greta handschriftliche Widmungen von „Papillon“. Hatte ihr Großvater eine Geliebte? Nein, der Adressat war eher ihr Vater. Und wer verbarg sich hinter dem Schmetterling?

Dr. Sörensen bittet Greta, einen Roman für die an einer Lungenentzündung erkrankte und deshalb depressive 68-jährige Inselgärtnerin Antje Blum zu empfehlen. Greta bringt ihr „Der Fänger im Roggen“, und die Lektüre verbessert tatsächlich Antjes Befinden.

Dem Krabbenfischer Jan Rostrup empfiehlt Greta „Das Frühstück bei Tiffany“. Am nächsten Morgen kommt er aufgeregt zurück. Er hat das Buch in einem Rutsch gelesen und möchte es nun der Polizistin Ellen schenken. Weil er sich dafür zu unsicher fühlt, bittet er Greta, es für ihn zu tun. Bald darauf tuscheln die Insulaner über das verliebte Paar.

Die kleine Inselbuchhandlung

Der Lufthansa-Kapitän Florian, mit dem Greta in Shanghai privat verabredet war, überrascht sie mit einem Besuch auf Föhr und übernachtet in der Pension „Dünenwind“. Florian wohnt in Frankfurt, ist seit einiger Zeit geschieden, und Greta weiß noch nicht, ob es eine gemeinsame Zukunft für sie beide geben wird.

Sie schläft zum ersten Mal mit Florian, aber gleich darauf denkt sie, dass es keine Wiederholung geben werde, denn sie möchte auf der Insel bleiben und kann sich nicht vorstellen, dass der Lufthansa-Kapitän bereit wäre, aus Frankfurt wegzuziehen. Traurig verabschiedet sie sich von ihm.

Claas schlägt Greta vor, statt des Flohmarkts eine Buchhandlung zu eröffnen. Dafür würden sich der Wintergarten und das von Tante Hille längst aufgegebene Textilgeschäft unterhalb der Wohnräume eignen.

Greta braucht Zeit, um darüber nachzudenken, aber Dr. Sörensen schreibt sie nicht weiter krank.

Ihre Tochter Jane studiert in Helsinki Biochemie. Der Vater hat zwar die Hälfte der Kosten übernommen, Jane ist jedoch darauf angewiesen, dass auch die Mutter ihren Teil dazu beiträgt. Greta ist sich der Verantwortung bewusst, aber sie kündigt bei der Lufthansa, um auf der Insel bleiben zu können.

Tante Hille ist nicht nur bereit, ihrer Nichte die für die Buchhandlung benötigten Räume mietfrei zur Verfügung zu stellen, sondern bietet ihr auch an, mit ihrer Erfahrung beim Aufbau eines Warenwirtschaftssystems zu helfen. Eine Buchhandlung gibt es zwar bisher noch nicht auf Föhr, aber in der Altstadt bietet Hinnerk in seinem Zeitungskiosk auch Bücher an. Greta spricht mit ihm, und er bestärkt sie in ihrem Vorhaben, weil er über 80 Jahre alt ist und das Geschäft ohnehin aufgeben will. Der ehrenamtlich als Bürgermeister amtierende Fischer Godbersen erteilt Greta eine vorläufige Genehmigung und meint, dass die erforderliche Zustimmung des Inselrats eine Formsache sei.

Verlagsvertreterinnen wie Laura Gercke aus Hamburg und Josefine Allenstein aus München besuchen Greta auf Föhr. Jeden Tag treffen nun Buchpakete ein. Handwerker stellen Regale auf und bringen Lampen an.

Nachts wirft jemand mit einem faustgroßen Stein eine Scheibe ein. Ein dummer Jungenstreich? Oder hat jemand etwas gegen die Eröffnung einer Buchhandlung?

Florian schickt einen Blumenstrauß für die Eröffnungsfeier der kleinen Inselbuchhandlung. Jana kommt trotz einer für den nächsten Tag angesetzten Prüfung überraschend für ein paar Stunden, um daran teilzunehmen. Tante Hille hat ihr den Flug bezahlt. Der Bürgermeister Godbersen hält eine kurze Rede. Seine Frau Tine steht neben ihm. Auch der oppositionelle Ratsherr Ede Carstens und dessen Frau Pauline sind unter den Gästen.

Bald nach der Eröffnung fragt Godbersen die neue Buchhändlerin, welchen Roman er Ede Carstens schenken könnte, und sie drückt ihm „Er ist wieder da“ in die Hand.


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Widerstand

Greta beobachtet die Landung eines Wasserflugzeugs mit zwei Propellern. Es ist Florian. Er habe ebenfalls bei der Lufthansa aufgehört, erklärt er, seine Eigentumswohnung in Frankfurt verkauft und dafür das Flugzeug angeschafft, mit dem er zukünftig als Post- und Kurierflieger auf den Nordfriesischen Inseln tätig sein werde.

Aber die Freude wird durch einen nachts unter der Tür der kleinen Inselbuchhandlung hindurch geschobenen Zettel getrübt: „Weg hier von der Insel!“

Claas glaubt, die Schrift zu kennen. Es ist die seiner Mutter Rita, der Wirtin der Dorfkneipe. Sie will Greta nicht auf der Insel haben und tut alles, damit auf der bevorstehenden Ratssitzung die Schließung der Buchhandlung beschlossen wird.

Zum Glück sorgt Claas mit einem Kompromissvorschlag dafür, dass der Rat die kleine Inselbuchhandlung unter Auflagen genehmigt.

Rita war Hauke Wohlerts „Papillon“, während er mit seiner kleinen Tochter auf der Insel Urlaub machte. Neun Monate später wurde Claas geboren. Dr. Sörensen hilft dabei, einen DNA-Vergleich durchführen zu lassen, aber Claas und Greta sind schon vor der Antwort des Labors in Husum überzeugt, dass sie Halbgeschwister sind und freuen sich darüber. Tante Hille gibt nun endlich zu, dass sie Bescheid wusste und Rita damals mit 40.000 D-Mark geholfen hatte, die Kneipe zu eröffnen, weil ihr Bruder Hauke sich weigerte, die Vaterschaft für den Sohn der alleinerziehenden Mutter anzuerkennen.

Das Ergebnis des DNA-Vergleichs ist anders als  erwartet: Claas und Greta sind nicht verwandt! Nun stellt sich heraus, dass Rita damals log, um an Hilles Geld zu kommen und die Kneipe eröffnen zu können, mit der sie den Lebensunterhalt für sich und das Kind finanzieren wollte.

Rita schämt sich und fährt mit einem Boot aufs Meer hinaus. Florian und Greta suchen sie mit dem Wasserflugzeug, und als sie Rita entdeckt haben, teilen sie Claas die Position mit.

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Eine Langstreckenflüge gewohnte Flugbegleiterin ändert ihr Leben, verlässt die Großstadt Frankfurt und eröffnet auf Föhr „Die kleine Inselbuchhandlung“. Janne Mommsen nennt zwar den Namen der Nordfriesischen Insel nicht, erwähnt jedoch den Leuchtturm Olhörn, und der befindet sich im Südosten der Marschinsel Föhr.

„Die kleine Inselbuchhandlung“, das ist Wohlfühl- bzw. leichte Urlaubslektüre. Es gibt zwar eine Person, die Greta nicht auf der Insel haben will, aber das ist der einzige Konflikt in dem Roman. Wo kleine Probleme auftauchen, lassen sie sich leicht lösen. Dass eine 40-jährige alleinerziehende Mutter, auf deren finanzielle Unterstützung ihre in Helsinki studierende Tochter angewiesen ist, nach kurzer Überlegung ihre Anstellung bei Lufthansa hinwirft und fristlos (!) kündigt, ist ebenso unrealistisch wie einige andere Entwicklungen in „Die kleine Inselbuchhandlung“.

Die Romanfiguren bleiben flach, und auch sonst gibt es keinen Tiefgang. Positive Thinking macht „Die kleine Inselbuchhandlung“ zu einem aufheiternden Trivialroman.

Übrigens: Gretas Großvater Friedrich Wohlert starb auf Seite 26 bereits vor ihrer Geburt, auf Seite 71 dagegen erst, als sie ein Jahr alt war.

Aufgrund des Verkaufserfolgs von „Die kleine Inselbuchhandlung“ hat Volkmar Nebe (*1960) unter dem Pseudonym Janne Mommsen zwei Fortsetzungen geschrieben: „Die Bücherinsel“ (2019) und „Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung“ (2020).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2020

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Nach jahrelangen Recherchen begründete Truman Capote mit dem Tatsachenroman "Kaltblütig" ein neues Genre. Er lieferte eine präzise und differenzierte Analyse eines vierfachen Mordes, zugleich aber auch ein trotz der Sachlichkeit packendes literarisches Meisterwerk.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.