Der Schakal

Der Schakal

Der Schakal

Der Schakal - Originaltitel: The Day of the Jackal - Regie: Fred Zinnemann - Drehbuch: Kenneth Roth, nach dem Roman "Der Schakal" von Frederick Forsyth - Kamera: Jean Tournier - Schnitt: Ralph Kemplen - Musik: Georges Delerue - Darsteller: Edward Fox, Terence Alexander, Michel Auclair, Alan Badel, Michel Lonsdale, Eric Porter, Cyril Cusack, Delphine Seyrig, Tony Britton, Denis Carey, Donald Sinden, Timothy West u.a. - 1973; 140 Minuten

Inhaltsangabe

Nach dem Scheitern eines Attentats setzt die OAS 1963 unter strengster Geheimhaltung einen britischen Auftragskiller mit dem Decknamen "Schakal" auf den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle an. Während der eiskalte, selbstsichere und einzelgängerische Profi den Anschlag präzise vorbereitet, kommt ihm Kommissar Claude Lebel, der die Fahndung leitet, Schritt für Schritt näher ...


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Kritik

Fred Zinnemanns Verfilmung des Politthrillers "Der Schakal" von Frederick Forsyth ist ausgesprochen spannend, obwohl es sich um eine nüchterne, kühle und unspektakuläre Inszenierung handelt. Die Faszination beruht auf der minuziösen Darstellung der Vorbereitungen des Anschlags durch den "Schakal" auf der einen und der Polizeifahndung auf der anderen Seite.
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Am 11. März 1963 wird der OAS-Führer Bastien-Thiry (Jean Sorel) wegen eines am 22. August 1962 versuchten Anschlags auf den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle (Adrien Cayla-Legrand) füsiliert. Sein Nachfolger an der Spitze der OAS ist Colonel Marc Rodin (Eric Porter). Der einigt sich mit seinen drei Vertrauten Wolenski (Jean Martin), Montclair (David Swift) und Casson (Denis Carey) darauf, einen ausländischen Auftragskiller auf Charles de Gaulle anzusetzen. Unter strengster Geheimhaltung auch gegenüber anderen OAS-Mitgliedern treffen die vier OAS-Führer sich am 14. Juni 1963 in der Pension „Kleist“ in Wien mit einem Briten, der den Decknamen „Schakal“ trägt (Edward Fox) und bereit ist, die gefährliche Aufgabe gegen ein Honorar von einer halben Million Dollar zu übernehmen. Das Geld besorgt die OAS durch Banküberfälle. Denise (Olga Georges-Picot), die Geliebte eines getöteten OAS-Mitglieds, erhält die Aufgabe, sich an einen hohen Beamten im Elysée-Palast heranzumachen, ihn nach dem Stand der Ermittlungen gegen die OAS auszuhorchen und einem anonymen Mittelsmann darüber zu berichten, der dem Schakal mit Telefonauskünften zur Verfügung steht. Weder Denise noch der Mittelsmann werden in den Plan eingeweiht.

Der Schakal lässt den Schlüssel einer für das geplante Attentat geeigneten Wohnung in Paris nachmachen und fährt dann nach Genua, wo er falsche Papiere auf den Namen Paul Oliver Duggan bestellt und dem Waffenschmied Gozzi (Cyril Cusack) erklärt, wie dieser ein aus Aluminiumrohren zusammenschraubbares Präzisionsgewehr mit Zielfernrohr und Schalldämpfer konstruieren soll.

Der französische Geheimdienst findet heraus, dass sich die OAS-Führer Rodin, Wolenski, Montclair und Casson seit 18. Juni im Hotel „Garibaldi“ in Rom aufhalten. Nur Victor Wolenski verlässt regelmäßig das Hotel, um Post aufzugeben und von einem Schließfach zu holen. Bei einem dieser Botengänge wird er von Mitarbeitern des französischen Geheimdienstes überwältigt und ohne Einschaltung italienischer Behörden nach Paris entführt. Unter der Folter sagt Wolenski kurz vor seinem Tod nur ein Wort, das wie „Schakal“ klingt. Colonel Rolland (Michael Auclair) vermutet, dass die OAS einen ausländischen Berufskiller mit dem Decknamen Schakal auf den Staatspräsidenten angesetzt hat. Unverzüglich schickt er ein geheimes Warnschreiben an die Regierung, aber Charles de Gaulle will keine Termine in der Öffentlichkeit absagen und besteht darauf, die Fahndung nach dem Schakal streng geheim durchzuführen. Kommissar Claude Lebel (Michel Lonsdale) wird spätabends ins Ministerium bestellt und beauftragt, den Schakal aufzuspüren.

Zunächst lässt Lebel alle in der letzten drei Monaten abgegebenen Anträge auf die Ausstellung eines französischen Passes durchforsten und stößt dabei auf einen Antrag vom 14. Juli: Auffällig ist, dass der Antragsteller den Namen eines am 8. November 1931 verstorbenen zweieinhalbjährigen Kindes verwendete: Paul Oliver Duggan.

Als der Schakal bei Ventimiglia die italienisch-französische Grenze überquert und sich mit einem Pass auf den Namen Paul Oliver Duggan ausweist, gibt der Grenzposten Kommissar Lebel durch, mit welchem Auto der Schakal unterwegs ist. Lebel hofft, den Gesuchten in einem Hotel an der Riviera stellen zu können und kann es deshalb kaum erwarten, bis die Hotelanmeldungen eingesammelt und durchgesehen sind.

Von seinem Mittelsmann in Paris erfährt der Schakal, dass Victor Wolenski vor seinem Tod seinen Decknamen genannt hat. Aufgrund der Abmachung bräuchte er nach der Verhaftung eines der vier eingeweihten OAS-Führer nicht weiterzumachen, aber er setzt seinen Weg fort und nimmt sich in der Nähe von Grasse ein Hotelzimmer. Im Salon macht er sich an Colette de Montpellier (Delphine Seyrig) heran und verbringt dann auch die Nacht mit ihr.

Sobald Lebel erfährt, dass ein Paul Oliver Duggan in einem Hotel bei Grasse abgestiegen ist, fliegt er an die Riviera. Fünf Stunden vor Lebels Ankunft reiste der Schakal ab. Immerhin erfährt Lebel von den anwesenden Gästen und Hotelangestellten, dass der Gesuchte mit einer Dame namens Colette de Montpellier zusammen war. Die hat das Hotel zwar inzwischen ebenfalls verlassen, da sie jedoch ihre Adresse angegeben hat, kann Lebel sie in ihrem Landhaus aufsuchen und über den Schakal befragen. Sie weiß allerdings so gut wie nichts über den Mann.

Der Schakal, der inzwischen die Nummernschilder gewechselt, seinen weißen Sportwagen mit blauer Farbe umgespritzt und nach einem Verkehrsunfall eine Limousine gestohlen hat, besucht überraschend Colette de Montpellier, deren Ehemann verreist ist. Im Bett teilt sie ihm mit, dass die Polizei da war und nach ihm fragte. Sie hält ihn für einen Autodieb und verspricht, ihn nicht zu verraten, aber der Schakal geht kein Risiko ein und erwürgt sie. Aus dem Futter seines Koffers holt er einen dänischen Pass auf den Namen Peer Lundquist, färbt sich die strohblonden Haare dunkel und fährt mit Colettes Auto zum nächsten Bahnhof. Dort löst er eine Fahrkarte nach Paris und gibt sich gegenüber dem am Bahnsteig kontrollierenden Gendarm als dänischer Lehrer aus.

Eine Hausangestellte findet am nächsten Morgen Colette de Montpelliers Leiche. Rasch findet die Polizei das Auto der Toten. In den Zug nach Paris sind nur zwei Einheimische und ein angeblicher dänischer Lehrer eingestiegen. Lebel erhält die Nachricht fünf Minuten bevor der Zug in der Gare d’Austerlitz einfährt. Mit Blaulicht rast er zum Bahnhof, kommt jedoch um ein paar Sekunden zu spät: der Schakal ist bereits mit einem Taxi unterwegs zu einem türkischen Bad.

Die Polizei, die inzwischen herausgefunden hat, dass dem dänischen Lehrer Peer Lundquist am Flughafen in London der Pass gestohlen wurde, überprüft alle 687 Männer, die an diesem Tag mit einem dänischen Pass in einem der Hotels in Paris eingecheckt haben, aber der Schakal ist nicht dabei, denn er ließ sich in dem türkischen Bad von einem Schwulen namens Jules Bernard (Anton Rodgers) in dessen Wohnung einladen.

Als am 23. August im Fernsehen berichtet wird, dass ein Peer Lundquist als mutmaßlicher Mörder von Colette de Montpellier gesucht wird, bringt der Schakal auch Jules Bernard um, damit dieser ihn nicht verraten kann.

Am 25. August 1944 war General Charles de Gaulle feierlich in die von den Deutschen verlassene französische Hauptstadt eingezogen. Den Befreiungstag feiern die Franzosen auch 1963 mit einem Gottesdienst in Notre Dame, einer Zeremonie unter dem Arc de Triomphe und einer großen Parade auf den Champs Elysées. Claude Lebel ahnt, dass der Schakal sich diese Gelegenheit für seinen Anschlag ausgesucht hat.

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überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Tatsächlich humpelt der Schakal – grau im Gesicht, scheinbar einbeinig und wie ein französischer Kriegsveteran gekleidet – während der Feierlichkeiten auf Krücken zu einer Absperrung und erklärt dem Polizisten, er wohne hier. In dem Mietshaus innerhalb des abgesperrten Gebiets ermordet er die Concierge und geht dann hinauf in die Dachwohnung, deren Schlüssel er sich nachmachen ließ. Der Bewohner ist verreist. Der Schakal zerlegt die Krücken und baut aus den Rohren das Spezialgewehr zusammen. Dann öffnet er das Fenster und die Vorhänge – nur einen Spalt, denn er weiß, dass auf den Dächern Scharfschützen postiert sind. Von hier aus hat er einen direkten Blick auf die Ehrentribüne. In dem Augenblick, in dem Staatspräsident Charles de Gaulle eintrifft, erfährt der unruhig herumstreifende Kommissar Lebel, dass ein Mann durch die Absperrung gelassen wurde und das Haus gegenüber der Ehrentribüne betrat. Der Schakal! In der Dachwohnung steht das Fenster einen Spalt offen. Lebel rennt mit dem Polizisten in das Haus und die Treppe hinauf. Der Schakal legt auf Charles de Gaulle an, doch als er abdrückt, beugt der Staatspräsident sich zufällig nach vorne und die Kugel schlägt auf dem Plaster auf. Niemand merkt es in dem lauten Getümmel, und der Schakal lädt sein Gewehr nach. Da brechen Lebel und der Polizist die Tür auf. Der Schakal reißt seine Waffe herum und tötet den Polizisten, wird jedoch eine Sekunde später von Lebel erschossen.

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Als der französische Staatspräsident Charles de Gaulle immer mehr zu einer Verhandlungslösung in der Algerienfrage neigte, bildeten nationalistische französische Generäle wie Raoul Salan und rechtsextreme Politiker die „Organisation de l’Armée Secrète“ (OAS), aber sie konnten nicht verhindern, dass die französische Regierung am 18. März 1962 in Evian am Genfer See ein Waffenstillstandsabkommen mit Vertretern der algerischen Unabhängigkeitsbewegung FLN (Front de Libération Nationale) und der provisorischen Exilregierung der Algerischen Republik (Gouvernement Provisoire de la République Algérienne, GPRA) schloss. Bei einer Volksabstimmung am 8. April sprachen sich mehr als 90 Prozent der französischen Wähler für de Gaulles Vorschlag aus, die Unabhängigkeit Algeriens anzuerkennen. Die OAS kämpfte gegen diese Entwicklung mit einer neuen Anschlagswelle, aber am 3. Juli 1962 erkannte Staatspräsident de Gaulle die Unabhängigkeit Algeriens feierlich an.

Am 22. August 1962 scheiterte ein Attentat der OAS auf Charles de Gaulle. Hier setzte der englische Schriftsteller Frederick Forsyth (*1938) mit seinem 1971 veröffentlichten Politthriller „The Day of the Jackal“ an („Der Schakal“, Übersetzung: Tom Knoth, Piper Verlag, München 1972). 1973 verfilmte der „Oscar“-Preisträger Fred Zinnemann (1907 – 1997) den Weltbestseller.

Übrigens operierte auch der 1949 in Venezuela geborene Terrorist Iljitsch Ramírez Sánchez nicht nur unter dem Decknamen „Carlos“, sondern er wurde auch „der Schakal“ genannt. (Er wurde am 14. August 1994 im Sudan festgenommen und am folgenden Tag nach Frankreich ausgeliefert.) Aber bei Frederick Forsyths Figur handelt es sich um einen fiktiven britischen Auftragsmörder.

Fred Zinnemanns Film „Der Schakal“ hält zweieinviertel Stunden lang die Spannung aufrecht, obwohl der Zuschauer natürlich weiß, dass der Schakal den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle nicht 1963 erschoss, denn dieser starb am 9. November 1970 in Colombey-les-deux-Églises eines natürlichen Todes. Dass der Film die Zuschauer in Atem hält, ist umso erstaunlicher, als es sich um eine nüchterne, kühle und unspektakuläre Inszenierung handelt. Die Spannung beruht auf der minuziösen Darstellung der Vorbereitungen des Anschlags durch den Schakal auf der einen und der Polizeifahndung auf der anderen Seite. Dass nicht alle Einzelheiten plausibel sind, stört dabei weiter nicht. Perfekt ist die Parallelführung der beiden Handlungsstränge. Während der Schakal, ein eiskalter, selbstsicherer und einzelgängerischer Profi, mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks seine Vorbereitungen trifft und für die Polizei zunächst nur ein gesichts- und namenloses Phantom darstellt, erfährt Kommissar Claude Lebel Schritt für Schritt, um wen es sich handelt und wo er zu finden ist. Bald beträgt der Vorsprung des Schakals nur noch fünf Stunden, an der Gare d’Austerlitz nur noch Sekunden …

Fred Zinnemanns Film „Der Schakal“ ist ein Klassiker.

1997 drehte Michael Caton-Jones ein Remake.

Der Schakal – Originaltitel: The Jackal – Regie: Michael Caton-Jones – Drehbuch: Chuck Pfarrer, nach dem Roman „Der Schakal“ von Frederick Forsyth – Kamera: Karl Walter Lindenlaub – Schnitt: Jim Clark – Musik: Carter Burwell – Darsteller: Bruce Willis, Richard Gere, Sidney Poitier, Diane Venora, Mathilda May u. a. – 1997; 120 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

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