Margaret und Walter Keane


Margaret Keane wurde am 15. September 1927 in Nashville/Tennessee als Peggy Doris Hawkins geboren. Schon als Kind begann sie zu malen, beispielsweise Engel mit großen Augen. Ihre ersten Ölgemälde von Kindern, die mit ihren übergroßen Augen wie Puppen aussehen, schuf sie im Alter von zehn Jahren. Margaret Keane studierte dann auch Kunst am Watkins Art Institute in Nashville und an der Traphagen School Of Design in New York.

Ihre Tochter stammt aus der ersten Ehe mit Frank Richard Ulbrich (1926 – 2002). Nach dem Scheitern dieser Beziehung lernte sie bei einer Kunstmesse in San Francisco Walter Keane kennen.

Walter Stanley Keane wurde am 7. Oktober 1915 in Lincoln/Nebraska geboren. Seine Vorfahren stammten väterlicherseits aus Irland, mütterlicherseits aus Dänemark. Er wuchs mit neun Geschwistern auf. Anfang der Dreißigerjahre zog die Familie nach Los Angeles, wo Walter Keane das City College besuchte. 1941 heiratete er Barbara Ingham (1918 – 2013), richtete sich mit ihr in Berkeley/Kalifornien ein und begann nach dem Beispiel seiner Frau als Immobilienmakler zu arbeiten. Das erste Kind starb kurz nach der Geburt. 1947 wurde die Tochter Susan Hale Keane geboren. Nach einem gemeinsamen Europa-Aufenthalt im Jahr darauf gründeten Barbara und Walter Keane eine Manufaktur für Puppen mit eingebauten Tonband-Geräten für den spielerischen Französisch-Unterricht von Kindern („Susie Keane’s Puppeteens“). Während Barbara Keane an der University of California in Berkeley Karriere machte, versuchte Walter Keane sich als Maler. 1952 ließen sie sich scheiden.

Walter Keane und Margaret Ulbrich heirateten 1955.

1957 präsentierte Walter Keane von ihm und seiner Frau gemalte Bilder im Rahmen einer Freilicht-Ausstellung auf dem Washington Square in New York. Um die eigenen Gemälde und die seiner Frau zu vermarkten, stellte Walter Keane sie in dem Beatnik Club „The Hungry i“ in San Francisco aus. 1958 geriet er mit Enrico Banducci, dem Besitzer des Klubs, in Streit, und es kam zu Handgreiflichkeiten. Daraufhin wurde Walter Keane wegen Trunkenheit vorübergehend festgenommen. Aber das dadurch erreichte Aufsehen nutzte ihm bei seinen Bemühungen, Bilder zu verkaufen. Als er merkte, dass sich mehr Leute für die Gemälde seiner Frau als für seine Pariser Straßenszenen interessierten, gab er sich als Urheber aus und log, der Anblick hungriger Kinder 1946 in Berlin habe ihn auf die Idee gebracht, sie mit großen Augen darzustellen. Margaret Keane war schockiert, als sie davon erfuhr.

„He had me sitting in a corner“, she [Margaret Keane] tells me, „and he was over there, talking, selling paintings, when somebody walked over to me and said: ‚Do you paint too?‘ And I suddenly thought – just horrible shock – ‚Is he taking credit for my paintings?'“ (Jon Ronson, „The Guardian“, 26. Oktober 2014)

Sie fand dann auch heraus, dass er bei Gemälden von Pariser Gassen die Signatur übermalt hatte. Aber sie ließ sich von Walter Keane überreden, bei dem immerhin lukrativen Schwindel mitzumachen, der es ihnen schließlich ermöglichte, eine teure Villa mit Pool zu kaufen. Mitte der Sechzigerjahre wurden die Bilder von „Life“ als „the most popular art now being produced in the free world“ bezeichnet. Bis zu 16 Stunden täglich malte Margaret Keane, um ihren Mann mit Nachschub zu versorgen. Weder die Tochter noch die Hausangestellten durften sie dabei sehen.

1961 erwarb „The Prescolite Manufacturing Corporation“ das Gemälde „Our Children“ für die Vereinten Nationen. Kopien der Kinderbilder wurden millionenfach als Poster und Postkarten verkauft.

1964 gab Walter Keane seiner Frau einen Monat Zeit für ein besonders aufwendiges Werk. Es erhielt den Titel „Tomorrow Forever“ und zeigte hundert wie Puppen aussehende Kinder mit Kulleraugen. Mit seinem Verkaufstalent erreichte Walter Keane, dass sein angebliches Meisterwerk im Pavillion of Education der Weltausstellung 1964 in New York City ausgestellt wurde. Aber der Kunstkritiker John Canaday schrieb in „The New York Times“: „This tasteless hack work contains about 100 children and hence it is about 100 times as bad as the average Keane.“ Daraufhin wurde das Bild abgehängt.

Noch im selben Jahr (1. November 1964) verließ Margaret Keane ihren Mann, und im März 1965 erfolgte die Scheidung.

Die Künstlerin zog nach Hawaii, wo sie 1970 den Sportreporter Dan McGuire heiratete.

Im Oktober 1970 erklärte sie in einer Radio-Sendung, dass die ihrem Ex-Mann zugeschriebenen Bilder der Kinder mit großen Augen von ihr stammten. Der Reporter Bill Flang vom „San Francisco Examiner“ schlug den beiden vor, in der Öffentlichkeit auf dem San Francisco’s Union Square ihr Können zu demonstrieren. Margaret Keane wollte sich der Herausforderung stellen, aber Walter Keane kam nicht.

1986 zeigte Margaret Keane sowohl ihren Ex-Mann als auch die Zeitschrift „USA Today“ wegen eines Artikels an, in dem Walter Keane als Urheber genannt wurde. Im Gerichtssaal in Honolulu forderte der Richter die Klägerin und den Beklagten auf, je ein Kinderbild zu malen. Margaret Keane benötigte dafür weniger als eine Stunde, aber Walter Keane versuchte sich mit Rückenschmerzen herauszureden. Das Gericht verurteilte ihn daraufhin zur Zahlung von vier Millionen Dollar an die Geschädigte. Allerdings erhielt Margaret Keane nichts davon. 1990 bestätigte ein Bundesgericht zwar Margaret Keane als Urheberin ihrer Bilder, hob allerdings das Urteil bezüglich der Schadenersatz-Zahlung auf.


Die Kinderbilder, die Margaret Keane auf Hawaii malte, wirken weniger traurig als die früheren. Außerdem hatte sie 1959 angefangen, einen von Amedeo Modigliani inspirierten neuen Stil für die Darstellung erwachsener Frauen zu entwickeln. Viele Stars ließen sich von ihr porträtieren, darunter Natalie Wood, Kim Novak, Joan Crawford, Liberace, Zsa Zsa Gabor, Dean Martin, Jerry Lewis, Helena Bonham Carter.

1991 kehrte sie nach Kalifornien zurück.

Das Laguna Art Museum in Laguna Beach widmete ihr 2000 eine Einzelausstellung.

Auch Walter Keane heiratete ein drittes Mal. Mit Joan Mervin, seiner dritten Ehefrau, und den beiden Kindern aus dieser Verbindung, lebte er bis zur erneuten Scheidung in London. Er starb am 27. Dezember 2000 in Encinitas/Kalifornien.

Bis zuletzt hatte er die Urheberschaft der Bilder beansprucht.

In der Komödie „Der Schläfer“ (1973) von Woody Allen wird Margaret Keane ironisch als eine der bedeutendsten Künstlerinnen in der amerikanischen Geschichte bezeichnet.

Ein Ölgemälde von Margaret Keane ziert die Plattenhülle des Albums „In Reverse“ (1999) von Matthew Sweet.

Tim Burton drehte über Margaret und Walter Keane den Film „Big Eyes“.

© Dieter Wunderlich 2015

Tim Burton: Big Eyes

Andreas Franz - Spiel der Teufel
Andreas Franz schreibt routiniert, aber besonders intelligent, originell oder fantasievoll ist "Spiel der Teufel" nicht. Empfehlenswert ist das Buch für alle, die einen spannenden, nicht allzu kniffligen Krimi suchen, der sich zum Beispiel am Strand leicht und rasch lesen lässt.
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