Gilda

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Gilda

Originaltitel: Gilda - Regie: Charles Vidor - Drehbuch: Marion Parsonnet, nach einer Erzählung von E. A. Ellington - Kamera: Rudolph Maté - Schnitt: Charles Nelson - Musik: Morris W. Stoloff - Darsteller: Glenn Ford, Rita Hayworth, George Macready, Steven Geray, Joseph Calleia u.a. - 1945; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Der verbrecherische Casinobesitzer Ballin Mundson kommt verheiratet von einer Reise zurück. Er ahnt bald, dass Gilda und sein Geschäftsführer Johnny Farrell früher ein Paar waren. Johnny hält es für seine Pflicht, Gilda von Seitensprüngen abzuhalten. Seine Eifersucht gesteht er sich nicht ein ...

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Kritik

Die nackten Schultern von den Locken ihres üppigen blonden Haares umspielt: so wurde Rita Hayworth zur Legende. "Gilda" ist nicht nur ein sehenswerter Klassiker der Filmgeschichte, sondern vor allem auch ein Kultfilm des amerikanischen "Film noir".
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Als der aus den USA stammende Falschspieler Johnny Farrell (Glenn Ford) an einer Straßenecke in einer argentinischen Stadt seinen Gewinn zählt, drückt ihm ein Räuber einen Revolver in den Rücken. Durch Zufall kommt Ballin Mundson (George Macready) vorbei und rettet ihn mit Hilfe seines „kleinen Freundes“, eines Spazierstocks, der sich durch einen Knopfdruck in eine Stichwaffe verwandeln lässt. Zum Abschied überreicht er Johnny eine Einladungskarte für den illegalen Spielsaal im Casino, aber er warnt ihn davor, dort seine gezinkten Würfel einzusetzen.

Johnny kann der Versuchung nicht widerstehen und gewinnt in dem Casino eine Menge Geld, indem er beim Mischen der Karten mogelt. Als er den Saal verlassen will, stellen sich ihm zwei Leibwächter in den Weg und führen ihn nach oben in das Büro des Casinobesitzers: Ballin Mundson. Gerade weil Mundson weiß, dass Johnny den Croupier geschickt hereingelegt haben muss, lässt er sich von ihm überreden und stellt ihn ein.

In kurzer Zeit avanciert Johnny zum Geschäftsführer.

Von einer Geschäftsreise kehrt Ballin Mundson mit einer Frau zurück. Er hat sie am ersten Tag seiner Reise kennen gelernt und am nächsten Tag geheiratet: die US-Amerikanerin Gilda (Rita Hayworth). Mundson stellt ihr seinen Geschäftsführer vor und spürt gleich bei der ersten Begegnung, dass sich die beiden kennen, obwohl sie es zu verbergen versuchen.

Johnny und Gilda waren früher ein Paar. Seit sie sich zerstritten haben, glauben sie sich inbrünstig zu hassen – tatsächlich aber ist ihre Liebe ebenso heftig wie ihr Hass.

Gilda: „Würde es dich interessieren, wie sehr ich dich hasse, Johnny? Mein Hass ist so stark, dass ich mich selbst zerstören würde, um dich zu demütigen.“

Natürlich durchschaut Johnny sofort, dass Gilda ihren Mann nur wegen des Geldes geheiratet hat. Damit sein Chef nicht merkt, dass Gilda ihn betrügt, versucht er, ihre Seitensprünge zu verhindern, und wenn ihm das nicht gelingt, hilft er ihr, sie zu vertuschen. Dabei hat er nur seine Pflichterfüllung im Auge – und gesteht sich seine Eifersucht nicht ein. Gilda, die daran gewöhnt ist, dass ihr die Männer zu Füßen liegen, fühlt sich durch Johnnys Standhaftigkeit herausgefordert, spürt seine Eifersucht und stachelt sie bewusst auf.

Das Casino betreibt Ballin Mundson nur zur Tarnung. Tatsächlich geht es ihm um sehr viel mehr: um das Weltmonopol für Wolfram. Johnny erfährt es, nachdem sich ein bestochener Mitwisser im Casino erschossen hat.

Bevor ihn die Polizei verhaften kann, täuscht Mundson vor, er sei bei seiner Flucht mit dem Flugzeug über dem Meer abgestürzt. Für den Fall seines Todes hat er Johnny den Geheimcode des Safes mit Unterlagen über das Wolframmonopol anvertraut und ihn zu seinem Testamentsvollstrecker ernannt. Das verleiht Johnny genügend Macht, um das Casino unangefochten weiterführen und Mundsons Rolle in dem Kartell übernehmen zu können.

Er heiratet die vermeintliche Witwe, jedoch nur, um sie in ihren Gemächern einsperren zu können. Gilda flieht in ein anderes Land, aber Johnny lässt sie durch Thomas Langford (Donald Douglas) zurücklocken und erwartet sie in ihrem Hotelzimmer.

Unvermittelt taucht sie auf der Bühne des Casinos auf, singt lasziv und beginnt sich auszuziehen. Johnnys Leibwächter zerren sie fort, bevor ihr einer der lüsternen Zuschauer den Reißverschluss des Kleides öffnen kann.

Polizeiinspektor Obregon (Joseph Calleia) fordert Johnny zur Zusammenarbeit auf. Er hat nicht vor, ihn zu verhaften, sondern er möchte durch ihn an die Drahtzieher des illegalen Wolframkartells herankommen: „Ein guter Polizist verhaftet nicht den Taschendieb, wenn er durch ihn an größere Verbrecher herankommen kann.“ Er stellt Johnny unter Hausarrest, um ihn zur Herausgabe der Unterlagen zu zwingen. Nach drei Monaten ist Johnny endlich dazu bereit und verrät ihm die Geheimkombination des Safes.

Obregon: „Sie lieben Gilda wahnsinnig.“
Johnny: „Ich hasse sie!“
Obregon: „Ja, das meine ich.“

Obregon fordert Johnny auf, sich von Gilda zu verabschieden, die in die USA zurückkehren wolle. Die Liebesaffären habe sie alle nur gespielt, um ihn zurückzugewinnen. „Und Sie waren ein fabelhaftes Publikum.“

Johnny findet Gilda mit dem Schuhputzer und Toilettenmann Onkel Pio (Steven Geray) an der Bar. Er nähert sich verlegen: „Ich weiß, dass ich alles falsch gemacht habe. Ich möchte mich verabschieden. – Ich möchte mitkommen. Bitte, nimm mich mit.“ Als er sie in die Arme schließt, beobachtet er eine Bewegung an der Jalousie des Bürofensters; gleich darauf kommt Ballin Mundson die Treppe herunter und verlangt seine Frau zurück. Er legt seinen Spazierstock auf den Tresen. Sein „kleiner Freund“ nütze in diesem Fall nichts, erklärt er, denn er müsse nicht nur Johnny, sondern auch Gilda töten. Mundson zieht einen Revolver aus der Tasche und legt auf die beiden an. In diesem Augenblick sticht ihm Onkel Pio das ausgefahrene Messer des Spazierstocks in den Rücken, und er bricht tot zusammen. Gegenüber Obregon beschuldigen sich sowohl Johnny als auch Pio der Tat. Der Polizeiinspektor fragt, ob sie noch nie etwas von Notwehr gehört hätten. Gilda und Johnny nehmen sich bei der Hand und verlassen den Raum.

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Warum Gilda und Johnny sich so hassen? Wir erfahren es nicht. In diesem Casino-Kosmos spielen psychologische Motive kaum eine Rolle. Die triviale Handlung ist auch nicht immer schlüssig; gleichwohl wurde sie von Charles Vidor und seinem Kameramann Rudolph Maté raffiniert inszeniert. Ein Beispiel: Als Ballin Mundson den Besucher Johnny Farrell in sein Schlafzimmer führt, um ihm stolz die aufregende Blondine zu zeigen, mit der er seit ein paar Tagen verheiratet ist, hören wir zunächst nur jemand singen. Bevor er eintritt, fragt Mundson seine Frau durch einen Türspalt, ob sie angezogen sei. Dann öffnet er die Tür, und wir blicken – auf eine weitere angelehnte Tür. Als Johnny die Sängerin bereits sieht, zeigt die Kamera erst einmal nur sein Gesicht in Großaufnahme, und wir ahnen, dass er die Ehefrau seines Chefs von früher kennt.

Die nackten Schultern von den Locken ihres üppigen blonden Haares umspielt: so wurde Rita Hayworth zur Legende. Schauspielerisch ist Glenn Ford überlegen. „Gilda“ ist nicht nur ein sehenswerter Klassiker der Filmgeschichte, sondern vor allem auch ein Kultfilm des von John Huston mit „Die Spur des Falken“ begründeten amerikanischen „Film noir“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

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