Hilary und Jackie

Hilary und Jackie

Hilary und Jackie

Hilary und Jackie – Originaltitel: Hilary and Jackie – Regie: Anand Tucker – Drehbuch: Frank Cottrell Boyce nach dem Buch "Hilary und Jackie" von Hilary du Pré und Piers du Pré – Kamera: David Johnson – Schnitt: Martin Walsh – Musik: Barrington Pheloung – Darsteller: Emily Watson, Rachel Griffiths, James Frain, David Morrissey, Charles Dance, Celia Imrie, Rupert Penry-Jones, Bill Paterson, Auriol Evans, Keylee Jade Flanders, Grace Chatto, Nyree Dawn Porter, Maggie McCarthy, Vernon Dobtcheff u.a. – 1998; 120 Minuten

Inhaltsangabe

"Hilary und Jackie" dreht sich um die ebenso enge wie konfliktreiche Beziehung von zwei Schwestern, die sich lieben und zugleich gegenseitig beneiden. Schon als Kinder zeigen sie ihre außergewöhnliche musikalische Begabung. Zunächst steht Jackie im Schatten ihrer Schwester, die mit ihrer Querflöte einen Wettbewerb nach dem anderen gewinnt, aber im Lauf der Zeit entwickelt Jackie sich zu einer weltberühmten Cellistin, während Hilary es vorzieht, mit Mann und Kindern auf dem Land zu leben ...
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Kritik

Anand Tuckers Debütfilm "Hilary und Jackie" basiert auf einer Romanbiografie, die Hilary und Piers du Pré über ihre Schwester Jacqueline du Pré geschrieben haben. Die tragische Handlung wird zunächst aus Hilarys, dann aus Jackies Perspektive entwickelt.
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Die Schwestern Hilary und Jackie du Pré (Keylee Jade Flanders und Auriol Evans / Ariana Daykin und Kate Hetherington / Rachel Griffiths und Emily Watson) zeigen schon als Kinder eine außergewöhnliche musikalische Begabung. Ihre Mutter Iris (Celia Imrie), die selbst Konzertpianistin und Dirigentin ist, fördert dieses Talent nach Kräften, und Derek (Charles Dance), der Vater, unterstützt sie dabei. Hilary spielt Querflöte und gewinnt einen Musikwettbewerb nach dem anderen. Jackie, die Violoncello spielt, steht im Schatten ihrer gefeierten Schwester. Sie fühlt sich zurückgesetzt und strengt sich umso mehr an, bis sie Hilary überflügelt hat.

Trotz des heimlichen Wetteifers sind Hilary und Jackie auch als Heranwachsende und junge Frauen unzertrennlich. Während Jackie alles ihrer Karriere als Cellistin unterordnet und sich deshalb auch nur auf unverbindliche Affären mit Männern einlässt, gibt Hilary ihre musikalischen Ambitionen schließlich auf, nimmt den Heiratsantrag eines ungestümen, unkonventionellen Draufgängers an und wird die Ehefrau des Dirigenten Christopher („Kiffer“) Finzi (David Morrissey). Die beiden ziehen aufs Land und bekommen Kinder.

Sechs Jahre später heiratet auch Jackie. Sie tritt zum Judentum über und lässt sich in Jerusalem mit dem Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim (James Frain) trauen.

Jackie du Pré und Daniel Barenboim geben allein und gemeinsam Konzerte und spielen Platten ein. Weil sie von Termin zu Termin reisen, kommt es Jackie so vor, als seien sie beide „trainierte Idioten“. Sie beneidet ihre Schwester, die so lebt, wie sie und ihr Mann es sich wünschen. Nach einem Streit mit Daniel überrascht Jackie ihre Schwester und deren Familie mit einem Besuch.

Daniel Barenboim kommt ihr nach und erklärt seinem Schwager, Jackie sei einfach verschwunden und habe alle ihre Termine abgesagt. Während er nach kurzer Zeit wieder weiter muss, bleibt Jackie bei Hilary und Kiffer.

Eines Abends flüstert sie ihrer Schwester zu, dass sie gern mit Kiffer schlafen würde. Hilary nimmt den ausgefallenen Wunsch zunächst nicht ernst, aber bald darauf entdeckt sie Jackie splitternackt im Wald. Sie zweifle an der Liebe ihrer Schwester, kreischt sie. Daraufhin überredet Hilary ihren Mann, mit seiner Schwägerin ins Bett zu gehen. Als er schließlich auch wieder mit seiner Frau schlafen will, verhindert Jackie es, indem sie nebenan hysterisch Cello spielt, bis Hilary zu ihr kommt. Kiffer kritisiert Hilary; er meint, sie müsse endlich auch einmal „nein“ zu ihrer Schwester sagen und sich nicht ständig selbst verleugnen.

Nachdem Jackie ihre Karriere wieder aufgenommen hat, kommt es vor, dass ihr auf der Bühne der Bogen aus der Hand fällt. Während der Konzerte schwitzt sie übermäßig, und einmal erschrickt sie vor einem Auftritt in ihrer Garderobe, weil sie unkontrolliert Urin verliert. Nach einem Konzert kann sie ohne die Hilfe ihres Mannes nicht mehr aufstehen. Im Krankenhaus wird Multiple Sklerose diagnostiziert.

Hilary eilt zu ihr und schlägt vor, dass sie wieder aufs Land zieht, aber Jackie bevorzugt das Angebot der Primaballerina Dame Margot Fonteyn (Nyree Dawn Porter), die bereit ist, sie in ihrer Wohnung im Londoner Stadtteil Kensington aufzunehmen.

Trotz der Krankheit seiner Frau übernimmt Daniel Barenboim die musikalische Leitung des Orchestre de Paris. In der Regel verbringt er nur noch die Wochenende mit Jackie in London. Und manchmal hat er angeblich auch dann in Paris zu tun, wobei Jackie allerdings argwöhnt, dass er sie mit einer anderen Frau betrügt.

Nach einem Besuch bei ihrer schwerkranken Schwester erfahren Hilary und ihr jüngerer Bruder Piers (Rupert Penry-Jones) während der Rückfahrt im Auto aus Nachrichten, dass Jackie gestorben ist.

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Hilary und Piers du Pré veröffentlichten im Oktober 1997 ein Buch über ihre berühmte Schwester Jacqueline du Pré: „A Genius in the Family. An Intimate Memoir of Jacqueline du Pré“ („Jacqueline du Pré. Ein Genie in der Familie“, Übersetzung: Christine Röhmeier, Propyläen Verlag, Berlin 1999, 416 Seiten, ISBN 3-549-05319-3; Neuausgabe: „Hilary und Jackie“, Ullstein Verlag, Berlin 1999, 393 Seiten, ISBN 3-548-24644-3). Hilary und Piers du Pré betonten zwar, dass es sich bei „A Genius in the Family“ nicht um eine Biografie, sondern um einen Roman mit biografischen Zügen handele, aber sie wurden heftig kritisiert, vor allem wegen der Passage, in der die Cellistin mit ihrem Schwager schläft. Hilary du Pré wurde vorgeworfen, ihre Schwester um den Erfolg beneidet und sie deshalb eher negativ dargestellt zu haben.

Anand Tucker (Regie) verfilmte „A Genius in the Family“ unter dem Titel „Hilary und Jackie“. Der tragische Film dreht sich um die ebenso enge wie konfliktreiche Beziehung von zwei Schwestern, die sich lieben und zugleich gegenseitig beneiden.

Frank Cottrell Boyce (Drehbuch) und Anand Tucker beginnen ihre bewegende Geschichte aus einer neutralen Position. Im Hauptteil schildern die das Geschehen zunächst aus Hilarys und danach aus Jackies Sicht. Einmal wird das „Genie in der Familie“ als Belastung für die Angehörigen gezeigt, im anderen Teil rückt Jackies Leid in den Mittelpunkt. Der Perspektivenwechsel soll wohl auch die Subjektivität der Darstellung unterstreichen und darauf hinweisen, dass wir es nicht mit einer Biografie zu tun haben.

Bei dem Gehöft, in dem Hilary und Kiffer leben, handelt es sich in Wirklichkeit um Brithdir Mawr in Pembrokeshire/Wales. Die Innenaufnahmen entstanden in den Shepperton Studios in Surrey. Die meisten Locations befanden sich in Liverpool (Blue Coat School, County Sessions House, George’s Dock, St. George’s Hall, Walker Art Gallery). Gedreht wurde aber auch in der Wigmore Hall und in der Royal Academy of Music in London.

In „Hilary und Jackie“ werden Musikstücke von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Antonin Dvorak, Edward Elgar, César Franck, Georg Friedrich Händel, Joseph Haydn, Matthias Georg Monn und Robert Schumann angespielt. Die britische Cellistin Caroline Dale (* 1965) ist zu hören, wenn wir Emily Watson spielen sehen.

Beide Schauspielerinnen wurden für einen „Oscar“ nominiert, Emily Watson in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin, Rachel Griffiths in der Kategorie Beste Nebendarstellerin.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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