Mord in Louisiana

Mord in Louisiana

Mord in Louisiana

Mord in Louisiana – Originaltitel: In the Electric Mist – Regie: Bertrand Tavernier – Drehbuch: Jerzy Kromolowski und Mary Olson-Kromolowski nach dem Roman "Im Schatten der Mangroven" von James Lee Burke – Kamera: Bruno de Keyzer – Schnitt: Thierry Derocles, Larry Madaras, Roberto Silvi – Musik: Marco Beltrami – Darsteller: Tommy Lee Jones, John Goodman, Peter Sarsgaard, Mary Steenburgen, Kelly Macdonald, Justina Machado, Ned Beatty, James Gammon, Pruitt Taylor Vince, Levon Helm, Buddy Guy u.a. – 2009; 115 Minuten

Inhaltsangabe

Der desillusionierte Detective Dave Robicheaux wird während der Ermittlungen gegen einen Serienmörder mit einem Lynchmord an einem schwarzen Häftling vor 40 Jahren konfrontiert, den er als Kind selbst beobachtete. Offenbar fühlt sich jemand durch seine Nachforschungen gestört, denn es werden mehrere Anschläge auf ihn verübt. Die Spuren führen zu einem ehemaligen Polizisten, der mit einem Fabrikanten als Geschäftspartner ein Sicherheitsunternehmen betreibt ...
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Kritik

"In the Electric Mist. Mord in Louisiana", die Verfilmung des Romans "Im Schatten der Mangroven" von James Lee Burke, ist kein Thriller, sondern ein atmosphärisch dichter elegischer Bilderreigen.
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In Louisiana wird eine neunzehnjährige weiße Prostituierte vergewaltigt und ermordet. Detective Dave Robicheaux (Tommy Lee Jones), ein desillusionierter trockener Alkoholiker, leitet die Ermittlungen.

Auf der Rückfahrt vom Fundort der Leiche hält Dave einen Raser an. Am Steuer des Cabriolets sitzt der offensichtlich betrunkene Filmschauspieler Elrod Sykes (Peter Sarsgaard). Er und seine Begleiterin Kelly Drummond (Kelly Macdonald) sind für Dreharbeiten in die Gegend gekommen. Sykes behauptet, in den Atchafalaya-Sümpfen die verweste Leiche eines Afroamerikaners gesehen zu haben. Der Tote habe weder Gürtel noch Schnürsenkel getragen, sagt Sykes, sei dafür aber mit Ketten gefesselt gewesen.

Da erinnert sich Dave, 1965, vor vierzig Jahren als Kind den Lynchmord an einem Schwarzen beobachtet zu haben.

Kurz darauf werden die Reste einer zerstückelten Frauenleiche in einer Mülltonne gefunden. Auch bei dieser Toten handelt es sich um eine Prostituierte.

Am Busbahnhof beobachtet Dave, wie Adonis Brown (Tony Molina jr.) zwei junge Frauen anspricht. Offenbar versucht er sie für die Prostitution zu gewinnen. Dave prügelt in der Toilette auf ihn ein. Adonis gibt zu, für einen einflussreichen Weißen zu arbeiten, nennt aber keinen Namen. Nachdem Dave von Adonis abgelassen hat, gibt er den Mädchen die Adresse eines Frauenhauses und das ganze Geld aus seinem Portemonnaie.

Er verdächtigt den zur Mafia gehörenden Filmproduzenten Julie („Baby Feet“) Balboni (John Goodman) als Drahtzieher der Prostituierten-Anwerbung und vermutet, dass der schmierige Dicke auch mit den Morden zu tun hat.

Rosie Gomez (Justina Machado), eine Spezialagentin des FBI, reist an, um mit Dave zusammen den Prostituierten-Mörder zu stellen. Sie kennt siebzehn Mordfälle, die auf ein und denselben Serienkiller hinweisen.

Auf einer Party wird Dave ein alkoholfreier Drink angeboten. Während der Heimfahrt verliert er die Kontrolle über seinen Wagen, stürzt in einen Sumpf und kommt im Krankenhaus wieder zu sich. In seinem Blut finden sich Spuren von LSD.

Einige Zeit später verfangen sich Elrod Sykes und Kelly Drummond mit ihrem Motorboot in einem Fischernetz. Dave kommt ihnen zu Hilfe. Wegen des strömenden Regens hängt er Kelly seine Jacke um und zieht ihr die Kapuze über den Kopf. Minuten später wird Kelly erschossen. Der Mörder muss sie mit Dave verwechselt haben.

Eine Prostituierte namens Amber Martinez verabredet sich mit Dave im Club Leon. Sie will ihm verraten, wer ihre Kolleginnen ermordete. Weil Dave befürchtet, dass es sich um eine Falle handeln könnte, nimmt er seinen Kollegen Lou Girard (Pruitt Taylor Vince) mit. Während dieser im Freien aufpasst, wartet Dave in der Bar auf Amber. Sie kommt jedoch nicht. Gegen Mitternacht verlässt Dave das Lokal. Als er aus der Tür tritt, knallen zwei Schüsse und er sieht in einem geparkten Auto Mündungsfeuer aufblitzen. Dave schießt mehrmals auf das Auto. Danach bleibt es ruhig. In dem Fahrzeug finden Dave und Lou eine Tote: Amber Martinez. Nach einer Schusswaffe suchen sie vergeblich. Wegen des Verdachts, eine unbewaffnete Frau getötet zu haben, wird Dave vom Dienst suspendiert.

Es stellt sich heraus, dass Amber bereits tot war, als sie ins Auto gesetzt wurde. Und im Wagen liegen Reste von Platzpatronen.

Lou wird tot aufgefunden. Er scheint sich das Leben genommen zu haben. Dave weiß, dass Lou schwer darunter litt, dass ihn seine bisexuelle Ehefrau mit Frauen betrog.

Zwischendurch glaubt Dave, mit John Bell Hood (Levon Helm) zu reden, einem General des konföderierten Heeres im Sezessionskrieg, der 1879 im Alter von achtundvierzig Jahren gestorben war. Bevor General Hood verschwindet, lässt er sich mit Dave und einer Gruppe seiner Offiziere fotografieren.

Bei den Nichtweißen Sam („Hogman“) Patin (Buddy Guy) und Ben Hebert (James Gammon) erkundigt sich Dave nach dem vor vierzig Jahren ermordeten Afroamerikaner. Der Mann hieß David Pritchett. Er arbeitete als LKW-Fahrer für den weißen Besitzer der einzigen Zuckerfabrik in der Gegend.

Die Fabrik gehört dem reichen Unternehmer Twinky LeMoyne (Ned Beatty), der zusammen mit dem ehemaligen Polizisten Murphy Doucet (Bernard Hocke) auch ein Sicherheitsunternehmen betreibt.

Nachts bricht Dave in Doucets Büro ein und nimmt ein Taschenmesser mit. Am nächsten Tag führen er und Rosie eine polizeiliche Durchsuchung durch. Dabei tut Dave so, als habe er das Messer gerade aufgehoben, um es als Beweismittel mitnehmen zu können. Damit will er ihn als Serienmörder überführen.

Ein paar Stunden später ruft Doucet den Detective an: Er habe Alafair (Alana Locke) in seiner Gewalt, sagt er und verlangt von Dave, das Messer verschwinden zu lassen. Bei Alafair handelt es sich um die Adoptivtochter von Dave und seiner Ehefrau Bootsie Robicheaux (Mary Steenburgen). Dave hatte das Kind aus einem abgestürzten Flugzeug gerettet.

Dave fährt mit Rosie zu Balboni. Dave schlägt den Filmproduzenten zusammen und droht, ihn zu erschießen, bis Balboni verrät, dass Doucet eine abgelegene Hütte besitzt, in der er möglicherweise das Mädchen festhält.

Beim Anschleichen lösen Dave und Rosie vor der Hütte einen Alarm aus. Daraufhin springen zwei Männer aus einer Tür. Doucet legt auf Dave an, wird aber von ihm in Notwehr erschossen. Rosie tötet den anderen Mann und stellt dann erst fest, dass er unbewaffnet war. Um ihr Schwierigkeiten zu ersparen, drückt Dave dem Toten eine Pistole in die Hand. Dann befreit er seine Adoptivtochter.

Anschließend sucht er Twinky LeMoyne auf und beschuldigt ihn, vor vierzig Jahren mit Murphy Doucet zusammen den afroamerikanischen Häftling David Pritchett gelyncht zu haben. Er sei in der Nähe gewesen und habe den Mord beobachtet. Dave vermutet, dass Doucet den Unternehmer seither erpresste. Statt ihn zu verhaften, überlässt Dave ihn seinen Gewissensnöten.

Zuletzt sehen Dave und Bootsie Robicheaux lächelnd zu, wie Alafair in einem Bilderbuch blättert und ein Foto betrachtet, das Dave mit General Hood und einer Gruppe von Offizieren aus dem Sezessionskrieg zeigt.

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Der Film „In the Electric Mist. Mord in Louisiana“ von Bertrand Tavernier basiert auf dem 1993 von James Lee Burke veröffentlichten Roman „In the Electric Mist with Confederate Dead“ („Im Schatten der Mangroven“, Übersetzung: Oliver und Brigitte Huzly, Goldmann Verlag, München 1996, 414 Seiten).

Wer einen spannenden, rasant erzählten und mit Action-Szenen gespickten Thriller erwartet, wird von „In the Electric Mist. Mord in Louisiana“ enttäuscht sein, denn Bertrand Tavernier (Regie), Jerzy Kromolowski und Mary Olson-Kromolowski (Drehbuch) haben die Handlung in einen elegischen Bilderreigen aufgelöst. Mehr als auf den Plot und die Aufklärung der Morde achten sie auf die Atmosphäre eines schwülen Sommers in den Südstaaten. „In the Electric Mist. Mord in Louisiana“ ist denn auch eher eine Charakterstudie als ein Thriller. Im Zentrum steht Detective Dave Robicheaux, der Ich-Erzähler der literarischen Vorlage, der das Geschehen im Film hin und wieder aus dem Off kommentiert.

Surreal sind die Szenen mit General John Bell Hood (1831 – 1879).

Deutsche Synchronsprecher in „In the Electric Mist. Mord in Louisiana“ (Buch und Regie: Michael Erdmann):
Ronald Nitschke (Dave Robicheaux), Klaus Sonnenschein (Julie Balboni), Timmo Niesner (Elrod Sykes), Cornelia Meinhardt (Bootsie Robicheaux), Kaya Möller (Kelly Drummond), Iris Artajo (Rosie Gomez), Hans Teuscher (Twinky LeMoyne), Hasso Zorn (General John Bell Hood) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011

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